NVIDIA Aktienanalyse: Mega-Wachstum, Mega-Risiken – lohnt sich der Einstieg noch?

30.7.2025 | High-Growth-Investing

NVIDIA Aktienanalyse: Mega-Wachstum, Mega-Risiken – lohnt sich der Einstieg noch?

Der KI-Vorreiter NVIDIA beeindruckt mit rasantem Wachstum, technologischer Marktführerschaft und einer dominanten Stellung im Chip-Sektor. Doch robust ist das Geschäftsmodell in einem zunehmend regulierten und wettbewerbsintensiven Umfeld? Unsere Analyse beleuchtet Chancen, Risiken – und wie ausgewogen die Bewertung der Aktie aktuell einzuschätzen ist.

Inhaltsverzeichnis

Die rasante Entwicklung generativer KI-Anwendungen wie Sprachmodelle und Bildgeneratoren führt zu einer exponentiell steigenden Nachfrage nach spezialisierten Chips und Rechenleistung. Genau in diesem Segment ist niemand anderes als NVIDIA (ISIN: US67066G1040) führend. Das kalifornische Hardware-Unternehmen hat sich in den letzten Jahren sogar zu einem zentralen Treiber der globalen KI-Revolution entwickelt. Starke Quartalszahlen und vielversprechende Zukunftsaussichten spiegeln großes Wachstumspotenzial wider – und kein Ende scheint in Sicht. Entsprechend zog der Aktienkurs an. Über zehn Jahre steht ein Plus von 35.836 Prozent. Über 20 Jahre sind es sogar mehr als doppelt so viel.

Quelle: Entwicklung des NVIDIA Aktienkurses seit 2005

Aber geopolitische Entwicklungen und ein intensiver Wettbewerb bringen Herausforderungen mit sich, die es zu beobachten gilt. Im Kontext einer hohen Bewertung könnte sich hier eine toxische Mischung zusammenbrauen. Ob die Aktie eher Chancen bietet oder doch zu risikoreich sein könnte, das soll die nachfolgende NVIDIA Aktienanalyse herausarbeiten.

💡 Das Wichtigste in Kürze 

  • NVIDIA ist Marktführer bei leistungsstarken Rechenchips und KI-Infrastruktur
  • Ein hohes Wachstum und ein starker Wettbewerbsvorsprung sprechen für die Aktie

  • Aktuell gibt es keine Anzeichen für ein Nachlassen des Booms nach KI-Chips

  • Doch die Aktie könnte angesichts zunehmender Risiken bereits zu teuer sein

Unternehmensprofil – Marktführer bei Grafikprozessoren

NVIDIA gibt es zwar schon seit 1993, doch erst in den vergangenen zehn Jahren hat sich das Momentum stark verändert. Ursprünglich basierte das Geschäftsmodell auf der Entwicklung und Vermarktung leistungsstarker Grafikprozessoren (GPUs) für die Gaming-Branche – eine Nische, in der der Konzern gut wachsen und tiefe Burggräben abseits der Konkurrenz aufbauen konnte. Doch mit der technologischen Weiterentwicklung haben sich auch die Anwendungsfelder, in denen NVIDIA-Chips zum Einsatz kommen, deutlich erweitert. Nvidia ist heute nicht mehr nur ein Hersteller von Grafikkarten, sondern der zentrale Akteur in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI), High-Performance-Computing (HPC) und autonomes Fahren. Auch für das Bitcoin-Mining sind die Kalifornier relevant, wenngleich dieses Thema zuletzt in den Hintergrund gerückt ist. Das Unternehmen gliedert sein Geschäft in die vier Kernsegmente:

  • Data Center
  • Gaming and AI PC
  • Professional Visualization und
  • Automotive and Robotics

Quelle: Marktführer NVIDIA

Data Center

Das Data-Center-Segment ist derzeit der wichtigste Wachstumstreiber für NVIDIA. Im Mittelpunkt stehen Grafikprozessoren und Systemlösungen für Anwendungen in Rechenzentren. Im letzten Quartal wuchs dieser Bereich im Vergleich zum Vorjahr um 73 Prozent auf 39,1 Milliarden US-Dollar und machte damit fast 89 Prozent der Gesamtumsätze aus. Die Technologien von NVIDIA für Rechenzentren sind besonders im Bereich der Künstlichen Intelligenz gefragt, insbesondere für das Training und die Ausführung großer Sprachmodelle und generativer KI. NVIDIA liefert hierfür nicht nur einzelne GPUs wie die H100 oder A100, sondern auch komplette Plattformen wie die DGX-Systeme, die als KI-Supercomputer genutzt werden können. Daneben spielt die Integration von Hochgeschwindigkeitsnetzwerken wie InfiniBand, welche durch die Übernahme von Mellanox erworben wurden, eine wichtige Rolle. Durch die Entwicklung eigener CPUs wie Grace und hybrider Chips wie dem Grace-Hopper-Superchip positioniert sich NVIDIA zunehmend als Anbieter vollständiger Rechenzentrumsinfrastrukturen.

Gaming and AI PC

Über viele Jahre hinweg war das Gaming-Segment das Fundament von NVIDIAs Erfolg. Heute ist es mit einem Umsatzanteil von 8,6 Prozent deutlich weniger bedeutend. Im letzten Quartal wuchs die Sparte jedoch mit 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal weiterhin auf hohem Niveau. Der Fokus liegt hier auf leistungsstarken Grafikprozessoren für Desktop- und Laptop-PCs, die besonders bei PC-Spielern gefragt sind. Die GeForce-RTX-Serie mit Raytracing- und KI-basierten Funktionen (wie DLSS – Deep Learning Super Sampling) setzt Maßstäbe im Bereich der Echtzeitgrafik. Parallel dazu wächst das Geschäft mit sogenannten „AI PCs“, also mit dedizierten KI-Beschleunigern ausgestatteten Computern. Sie ermöglichen es Anwendern, KI-Anwendungen lokal auf dem Gerät auszuführen – ein Trend, durch den NVIDIA in die Lage versetzt wird, auch den Massenmarkt für KI-Endgeräte zu bedienen.

Automotive and Robotics

Ebenfalls stark fällt das Wachstum im drittgrößten Segment „Automotive and Robotics” aus. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz hier um 72 Prozent. Sein Umsatzanteil liegt jedoch nur bei 1,3 Prozent. Das Segment fokussiert sich auf Technologien für autonomes Fahren, Fahrerassistenzsysteme (ADAS – Advanced Driver Assistance Systems) sowie Robotiklösungen. Mit der NVIDIA-DRIVE-Plattform bietet der Chip-Hersteller sogar eine modulare Lösung für Fahrzeughersteller, die sowohl Hardware (wie die DRIVE-AGX-Boards) als auch Software für die Datenverarbeitung und KI-Modelle umfasst. Zudem wird die Plattform in der Simulation und Validierung autonomer Fahrsysteme eingesetzt. Auch in der Robotik liefert NVIDIA mit Jetson-Modulen KI-fähige Edge-Computing-Lösungen, die in den Bereichen Industrie, Logistik und Medizin zum Einsatz kommen. Langfristig zielt NVIDIA darauf ab, ein zentrales Betriebssystem für autonome Maschinen zu werden.

Professional Visualization

Der Bereich Professional Visualization erreicht einen Umsatzanteil von 1,2 Prozent. Mit diesem Bereich bedient NVIDIA Unternehmen und Kreativschaffende, die auf hochpräzise Grafik- und Simulationsanwendungen angewiesen sind. Das klingt an und für sich langweilig, doch das Wachstum von zuletzt 19 Prozent ist solide. Zu den Anwendungen zählen 3D-Rendering (Bildsynthese), visuelle Effekte, Virtual Reality, Architekturvisualisierung und digitale Zwillinge. Mithilfe der RTX-Workstation-GPUs und der NVIDIA Omniverse-Plattform ist kollaboratives Arbeiten in virtuellen 3D-Welten möglich. Zudem bieten sie eine leistungsfähige Umgebung für die Entwicklung und Simulation industrieller Anwendungen. Ziel ist es, physische Prozesse digital nachzubilden, um Design, Entwicklung und Produktion effizienter zu gestalten.

Der Burggraben von Nvidia

Das Besondere an NVIDIA ist, dass das Unternehmen weit mehr ist als ein klassischer Chiphersteller: Es hat sich im Laufe der Jahre zu einem zentralen Technologieanbieter für die KI-Ära entwickelt – der wohl wichtigsten Epoche der letzten zwanzig Jahre. NVIDIA ist weltweit führend bei der Entwicklung von Grafikprozessoren, die heute nicht mehr nur für Spiele, sondern vor allem für Künstliche Intelligenz, Forschung und Hochleistungsrechnen eingesetzt werden. Mit GPUs wie der H100 und Softwarelösungen wie CUDA hat NVIDIA eine Infrastruktur geschaffen, auf der ein Großteil moderner KI-Modelle, einschließlich großer Sprachmodelle, trainiert wird. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern bietet NVIDIA somit nicht nur leistungsfähige Hardware, sondern kombiniert diese auch mit einem umfangreichen Software-Ökosystem, welches eine riesige Hürde gegenüber der Konkurrenz darstellen kann. Ein gutes Beispiel ist hier die firmeneigene Plattform CUDA, die heute der Industriestandard für GPU-beschleunigtes Rechnen ist. Hinzu kommen spezielle Frameworks für Deep Learning (z. B. TensorRT, Triton), Simulation (Omniverse) und Robotik (Isaac), die Entwickler und Unternehmen stark an NVIDIA binden. Interessant ist auch, dass durch das breite und integrierte Produktportfolio starke Netzwerkeffekte entstehen. Entwickler, die sich auf CUDA spezialisieren, bleiben in der Regel im NVIDIA-Ökosystem. Unternehmen, die einmal NVIDIA-Systeme implementiert haben, profitieren von nahtloser Skalierung. So entsteht eine technologische und wirtschaftliche Lock-in-Wirkung.

Die Entwicklungen zeigen dabei, dass NVIDIA nicht nur ein Lieferant von KI-Infrastruktur ist, sondern auch ein Katalysator für die KI-Revolution. Die leistungsfähigsten Rechenzentren für generative KI basieren heute im Wesentlichen auf NVIDIA-Hardware. Unternehmen wie OpenAI, Meta Platforms, Google oder Microsoft bevorzugen bei der Ausgestaltung ihrer KI-Infrastrukturen NVIDIA-Technologie, da kein anderer Hersteller eine ähnliche Performance bietet. Dadurch profitiert NVIDIA direkt vom Wachstum der Bereiche Cloud-Computing, generative KI, autonome Fahrzeuge und digitale Zwillinge. NVIDIA ist aber auch in vertikalen Märkten aktiv, beispielsweise mit der DRIVE-Plattform im Automotive-Bereich oder mit Omniverse in der Industrie. NVIDIA ist damit nicht nur Zulieferer von Chips, sondern auch Anbieter kompletter Lösungen – von der Hardware bis zur Softwareintegration. Genau dieser Plattformansatz schafft Eintrittsbarrieren für Wettbewerber und sichert hohe Preise und langfristige Kundenbindungen. Besonders ist aber auch, dass NVIDIA aufgrund seiner Marktstellung zunehmend eigene Preismodelle etablieren kann.

Konkurrenz

Der Wettbewerbsvorsprung von NVIDIA wird als außergewöhnlich hoch eingeschätzt – zwischen drei und fünf Jahren, in manchen Bereichen sogar bis zu zehn Jahren –, abhängig vom Marktsegment und der Perspektive. Besonders hoch könnte er im Software-Ökosystem (CUDA, Frameworks) sein, da dieses tief in zahllose KI- und HPC-Anwendungen integriert ist. Auch der Bereich der Data-Center-GPUs, in dem NVIDIA einen Marktanteil von 80 bis 90 Prozent besitzt, gilt als uneinholbar. Der Vorsprung wird hier auf vier bis fünf Jahre geschätzt – dank der Kombination aus leistungsstarker Hardware (z.B. H100, Grace Hopper), Software (CUDA, TensorRT) und kompletten Systemlösungen.

Die größeren Wettbewerber variieren je nach Marktsegment, aber derzeit deckt kein Unternehmen alle Bereiche so umfassend ab wie NVIDIA es tut. AMD könnte jedoch am nächsten dran sein, vor allem im Bereich Gaming-GPUs. Mit der Radeon-Grafikkartenserie tritt AMD direkt gegen NVIDIAs GeForce-Produkte an. Im Rechenzentrumsbereich entwickelt AMD zudem mit der Instinct-Serie (z.B. MI300X) leistungsfähige GPUs für KI-Training und High-Performance-Computing. Auch im Server-Markt wächst AMD dank starker CPUs (EPYC) und kombiniert zunehmend CPU und GPU in eigenen Systemlösungen. Zwar liegt AMD in der Softwareintegration deutlich hinter NVIDIA, doch technologisch holt das Unternehmen auf. 

Auch die großen Tech-Konzerne rüsten immer stärker nach. Sie sehen eine zu große Abhängigkeit von NVIDIA. Ein Beispiel ist Alphabet. Der Google-Mutterkonzern ist zwar kein klassischer Hardwareverkäufer, stellt mit seinen Tensor Processing Units (TPUs) aber eine direkte Konkurrenz zu NVIDIA im Bereich der KI-Beschleunigung dar. Die TPUs kommen vor allem in Google-eigenen Rechenzentren und Cloud-Diensten (Google Cloud AI) zum Einsatz. Google entwickelt hier sowohl spezialisierte Hardware als auch eigene Softwareframeworks (wie TensorFlow), um das Training und die Ausführung von KI-Modellen zu beschleunigen. Auch wenn Google seine TPUs vorwiegend intern nutzt, übt das Unternehmen durch seine Innovationskraft einen nicht unerheblichen Druck auf NVIDIA aus, insbesondere im Cloud-Business. Nicht zu vergessen ist zudem, dass dem Konzern mit Willow erst kürzlich ein Durchbruch in der Quantencomputertechnologie gelungen ist. 

Auch Amazon experimentiert mit eigenen Chips. Inferentia für Inferenz und Trainium für KI-Training sind zwar indirekte, aber strategisch relevante Wettbewerber von NVIDIA. Sie sind speziell für den Einsatz in Amazon Web Services konzipiert. Auch wenn Amazon die Chips bisher nicht separat verkauft, ist der Aufbau einer eigenen Hardware-Infrastruktur ein klarer Versuch, sich von der Abhängigkeit von NVIDIA zu lösen. 

Doch auch andere große Plattformanbieter wie Microsoft und Meta Platforms entwickeln inzwischen eigene KI-Chips, um ihre Cloud- und KI-Anwendungen effizienter zu betreiben. Beide Unternehmen sind ebenfalls große Abnehmer von NVIDIA-GPUs, arbeiten aber daran, durch eigene Prozessoren (z. B. Microsofts Maia- und Cobalt-Chips) langfristig unabhängiger zu werden. Noch erreichen diese Eigenentwicklungen nicht die Leistungsfähigkeit von NVIDIA-Hardware, sie zeigen jedoch, dass selbst die größten Kunden zugleich potenzielle Wettbewerber sind. 

Abgeschlagen im Rennen scheint Intel, der Noch-Marktführer im CPU-Bereich. Mit den Arc-Grafikkarten für Konsumenten sowie Data-Center-GPUs wie „Ponte Vecchio” versucht Intel jedoch, sich als Alternative zu NVIDIA zu etablieren. Besonders relevant ist die Entwicklung der Gaudi-Beschleuniger, die über die Tochterfirma Habana Labs entwickelt werden. Sie sind auf KI-Training und Inferenz ausgelegt. Zwar hinkt Intel NVIDIA noch einige Jahre hinterher, doch aufgrund seiner großen finanziellen Ressourcen und Marktstellung könnte ein Comeback in der Zukunft möglich sein.

Quelle: Entwicklung der Kapitalisierungen großer Halbleiterhersteller

Die Entwicklung zeigt ganz klar, dass Nvidia als absoluter Gewinner hervorgeht. Mit einem Wert von 4 Billionen US-Dollar ist das Unternehmen sogar das wertvollste der Welt. Einzig AMD kann als Hardware-Hersteller noch Schritt halten. Seine Kapitalisierung von einer Viertelbillion US-Dollar ist jedoch meilenweit von dem entfernt, wo NVIDIA heute bereits steht.

Die letzten NVIDIA Quartalszahlen von April 2025

NVIDIA hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2026 mit einem Umsatz von 44,1 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekord erzielt und zugleich die Erwartungen der Analysten und Investoren übertroffen. Der Umsatz stieg dabei prozentual gesehen um 12 Prozent gegenüber dem Vorquartal und sogar um 69 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Quelle: Finanzdaten von NVIDIA zum ersten Quartal 2025

Damit wird einmal mehr die hohe Nachfrage nach NVIDIAs KI-Infrastruktur und Rechenzentrumslösungen unterstrichen, wenngleich geopolitische Entwicklungen das Ergebnis spürbar belasteten. So informierte die US-Regierung NVIDIA am 9. April 2025 darüber, dass für den Export der neuen H20-Chips nach China künftig eine spezielle Lizenz erforderlich sei. Infolge dieser neuen Vorgaben musste das Unternehmen eine einmalige Belastung in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar verbuchen, die durch überschüssige Lagerbestände und vertragliche Verpflichtungen verursacht wurde. 

Noch vor Inkrafttreten der Exportbeschränkung konnte NVIDIA mit H20-Produkten einen Umsatz von 4,6 Milliarden US-Dollar erzielen. Weitere 2,5 Milliarden US-Dollar konnten im Quartal jedoch nicht mehr ausgeliefert werden. Trotz dieser Einmaleffekte blieb die Profitabilität auf hohem Niveau. Die GAAP-Bruttomarge lag bei 61 Prozent. Ohne die Belastung aus dem China-Geschäft hätte die bereinigte Bruttomarge sogar 71,3 Prozent erreicht, wie das Unternehmen mitteilte. Der Nettogewinn lag am Ende des ersten Quartals bei 18,8 Milliarden US-Dollar, was rund ein Viertel mehr war als noch im Vorjahr. 

CEO Jensen Huang zeigte sich trotz Herausforderungen optimistisch. Er verwies auf den neuen Blackwell-NVL72-AI-Supercomputer, der inzwischen in großem Maßstab bei Systemherstellern und Cloud-Anbietern produziert wird. Das System ist speziell für komplexe KI-Anwendungen und Schlussfolgerungen, dem sogenannten Reasoning, konzipiert. Etwas Positives gibt es aber noch: Seit Juli 2025 darf NVIDIA wieder die speziell für den chinesischen Markt entwickelten H20-KI-Chips nach China exportieren, was dem Unternehmen etwas Erleichterung bringen dürfte.

NVIDIA-Aktie Prognose 2026

Für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2026 rechnet NVIDIA mit einem Umsatz von rund 45 Milliarden US-Dollar, wobei die Schwankungsbreite bei plus oder minus 2 Prozent liegen soll. In der Prognose wurde bereits ein erwarteter Umsatzverlust von etwa 8 Milliarden US-Dollar im Zusammenhang mit den Exportbeschränkungen für die H20-Chips nach China berücksichtigt. Aufgrund des Wegfalls dieser Beschränkungen Mitte Juli könnten es daher einige Milliarden mehr sein. Trotz dieser Wachstumsschwierigkeiten geht das Management von NVIDIA tendenziell von guten Geschäften aus. Allein die Höhe der Prognose zeigt, dass die weltweite Nachfrage nach NVIDIA-Technologie in anderen Regionen unverändert hoch bleibt. Nur ein Vergleich: Ohne die Exportrestriktionen würde ein Umsatzplus von über 20 Prozent im Vergleich zum Vorquartal im Raum stehen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sprechen wir hier über einen Zuwachs von 78 Prozent, was auf dieser Umsatzbasis sehr viel ist.

Auch bei der Bruttomarge sieht es gut aus. Sie wird voraussichtlich bei 71,8 Prozent nach GAAP und bei 72 Prozent nach Non-GAAP liegen, jeweils mit einer möglichen Abweichung von 50 Basispunkten. NVIDIA plant, diese Marge im Laufe des Geschäftsjahres weiter zu steigern – bis auf einen Wert im mittleren 70-Prozent-Bereich. Damit würde das Unternehmen seine Position als einer der profitabelsten Halbleiterhersteller der Welt bestätigen. 

Für das Gesamtjahr rechnet NVIDIA hingegen mit einem Anstieg der operativen Kosten im mittleren 30-Prozent-Bereich. Dies ist meiner Meinung nach ein Hinweis auf steigende Investitionen in Forschung, Entwicklung und Infrastruktur, insbesondere im Kontext neuer Produkte wie der Blackwell-Plattform. Sie ist NVIDIAs neueste und leistungsstärkste KI-Architektur und wurde als Nachfolger der Hopper-Generation speziell für das Training und die Inferenz extrem großer KI-Modelle entwickelt. Die Blackwell-Plattform zeichnet sich durch neue Chips wie die B100-GPU und den Grace-Blackwell-Superchip (GB200) sowie hochintegrierte Systeme wie den NVL72-Supercomputer aus. Diese bilden gemeinsam eine vollständig skalierbare Infrastruktur für Rechenzentren und KI-Anwendungen der nächsten Generation.

Quelle: Umsatz- und Margenprognose von NVIDIA 2026, 2027 bis 2033

Auch die Analysten sind optimistisch gestimmt. Hinsichtlich des Umsatzwachstums könnten in den nächsten Jahren noch deutlich zweistellige Wachstumsraten erreicht werden, wobei das Tempo natürlich aufgrund der schieren Größe nachlassen dürfte. Bis 2033 könnten aber fast 450 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt werden. Das Ergebnis könnte dann bei rund 250 Milliarden US-Dollar liegen. Die Marge würde allerdings nicht mehr außergewöhnlich gesteigert werden und sich unterhalb der 60-Prozent-Marke einpendeln. Für 2026 erwarten Analysten zunächst ein Umsatzwachstum von 56 Prozent auf 204 Milliarden US-Dollar bei einem Nettogewinn von 129 Milliarden US-Dollar.

Wichtige Kennzahlen der NVIDIA-Aktie aus der HGI-Analyse

Der HGI-Score für NVIDIA zeigt, dass das Unternehmen derzeit bei mehreren entscheidenden Wachstums- und Qualitätskriterien sehr gut aufgestellt ist, wenngleich die Bewertung nach wie vor ambitioniert ist.

Quelle: HGI-Score der NVIDIA-Aktie

Mit einem Umsatzwachstum von 86 Prozent auf Basis der letzten zwölf Monate und sogar jeweils über 100 Prozent in den Geschäftsjahren 2024 und 2025 liegt NVIDIA weit über dem, was bei klassischen Tech-Werten üblich ist. Dabei wächst der Chiphersteller äußerst profitabel. 

Der Rule-of-40-Score, der Umsatzwachstum und Profitabilität kombiniert, ist mit 135 Prozent extrem hoch. Positiv hervorzuheben ist auch der sehr niedrige Verschuldungsgrad von 0,1. Auch das PEG-Ratio liegt mit 0,7 auf einem attraktiven Niveau. Es deutet darauf hin, dass das erwartete Gewinnwachstum die Kursentwicklung trotz hoher Bewertung stützen könnte. Dazu aber später mehr im Kapitel Bewertung. Für alle vier Punkte gab es die volle Punktzahl von drei Punkten.

Für die Bruttomarge von über 70 Prozent gab es aufgrund der Strategiekriterien nur zwei Punkte. Die volle Punktzahl hätte es erst ab 75 Prozent gegeben. Aber sie unterstreicht die Effizienz des Geschäftsmodells und steht für eine hohe operative Hebelwirkung, zumal wir hier über einen Hardwarehersteller sprechen und nicht über ein Softwareunternehmen. Deutlich mehr Prozente dürften aber auch in der nahen Zukunft nicht möglich sein, da das Geschäft weiterhin stark hardwarelastig sein wird. 

Der größte Schwachpunkt in der HGI-Analyse ist die aktuelle Bewertung gemessen am Umsatz: Mit einem EV/Sales-Multiple von 28 ist NVIDIA selbst für ein stark profitabel wachsendes Unternehmen hoch bewertet. Hier vergibt das HGI-Modell folgerichtig 0 von 3 Punkten.

Bewertung der NVIDIA-Aktie

Mit einem KGV von 55 erscheint die Bewertung der Nvidia-Aktie zunächst nicht günstig. Diese Bepreisung ist jedoch durch das starke Wachstum gerechtfertigt. Das allein kann man am dynamischen PEG-Ratio ablesen. Es liegt mit 0,7 deutlich unterhalb von eins. Aber auch an der langfristigen Entwicklung des KGVs kann man dies erkennen. So beläuft sich das erwartete KGV aktuell lediglich auf 38. Sollte die Wachstumsdynamik anhalten, könnte es bis 2033 sogar auf 16 fallen.

Quelle: Schätzungen zur EPS und KGV-Entwicklung der NVIDIA

Der Blick auf den freien Cashflow zeigt, dass dieser tendenziell mit dem Gewinn Schritt hält. Zuletzt lag er auf Basis der letzten zwölf Monate bei über 72 Milliarden US-Dollar. Gemessen am durchschnittlichen Multiplikator wird für den EV/FCF derzeit jedoch mehr bezahlt als im historischen Durchschnitt von 39,5.

Quelle: Entwicklung von Free Cashflow, Nettogewinn und EV/FCF

Die Nvidia-Aktie wird also mit einer großen Portion Zukunftsfantasie gehandelt. Es wird Jahre dauern, bis das Unternehmen in seine aktuelle Bewertung hineingewachsen ist. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass das Wachstum hoch bleibt, ist hoch – denn die Nachfrage nach KI-Infrastruktur, Rechenleistung und spezialisierten Chips steigt rasant und ist kein kurzfristiger Trend, sondern Teil einer tiefgreifenden technologischen Umwälzung. Nvidia profitiert dabei nicht nur als Hardwareanbieter, sondern auch als Plattformanbieter, der Hardware, Software und Ökosysteme intelligent miteinander verbindet. Solange dieser strukturelle Rückenwind anhält und Nvidia seine technologische Führungsposition behauptet, erscheint auch eine ambitionierte Bewertung fundamental nachvollziehbar – wenn auch mit entsprechendem Risiko.

Einerseits könnten geopolitische Spannungen wie die jüngsten Exportbeschränkungen gegenüber China den Zugang zu wichtigen Märkten und Kunden einschränken und somit Umsatz, Gewinn und Wachstum bremsen. Andererseits ist der Wettbewerb in der Halbleiter- und KI-Branche intensiv. Große Konzerne wie AMD oder Intel sowie Cloud-Anbieter wie Google entwickeln schon länger eigene Lösungen, die NVIDIA Marktanteile kosten könnten. Außerdem basiert ein großer Teil der Bewertung auf der Annahme, dass NVIDIA seine technologische Führungsposition langfristig halten kann. Diese Annahme kann jedoch durch technologische Durchbrüche der Konkurrenz gefährdet sein.

Fazit zur NVIDIA-Aktie

NVIDIA steht sinnbildlich für den technologischen Wandel, den die Künstliche Intelligenz in nahezu allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen auslöst. Mit seiner führenden Rolle in der KI-Infrastruktur, seinem starken Produktportfolio und seinem tief integrierten Ökosystem hat der Konzern eine strategische Position aufgebaut, die kaum ein anderer Wettbewerber in dieser Breite und Tiefe erreicht. Die aktuellen Geschäftszahlen zeigen dabei eindrucksvoll, wie stark die Nachfrage nach NVIDIAs Lösungen ist. Trotz geopolitischer Hürden wächst der Konzern in einem für die Tech-Branche außergewöhnlichen Tempo.

Allerdings ist die Bewertung der Aktie ambitioniert und ein Großteil des heutigen Börsenwerts basiert auf hohen Zukunftserwartungen. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, muss NVIDIA also nicht nur seine technologische Führungsposition behaupten, sondern auch innovativ bleiben und gleichzeitig globale Risiken wie politische Spannungen und den zunehmenden Wettbewerb im Blick behalten. Das politische Umfeld kann NVIDIA jedoch nicht unbedingt selbst steuern. Es kann jedoch eine Diversifikationsstrategie entwickeln, die vor einer zu großen Abhängigkeit von Einzelkunden und Regionen schützt. Für Anleger bedeutet dies vor allem: Wer in NVIDIA investiert, setzt auf die langfristige Dynamik der künstlichen Intelligenz – mit allen Chancen, aber auch den typischen Risiken eines Unternehmens, das eine disruptive Entwicklung anführt.

Quelle: Analystenmeinungen zur NVIDIA-Aktie

Ein letzter Blick auf die Analystenmeinungen zur Aktie zeigt, dass diese den Chip-Hersteller mit überwältigender Mehrheit von 89 Prozent als Kauf empfehlen. Verkaufsempfehlungen gibt es kaum. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 183,60 US-Dollar und damit rund sechs Prozent über dem aktuellen Kurs. Somit könnte die Aktie ihr Potenzial vorerst nahezu ausgeschöpft haben.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von NVIDIA besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Frank Seehawer

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.