The Trade Desk Aktienanalyse: Einstiegsgelegenheit nach 33 % Kurssturz?

12.3.2025 | High-Growth-Investing

The Trade Desk Aktienanalyse: Einstiegsgelegenheit nach 33 % Kurssturz?

Nach einem deutlichen Kursrückgang steht The Trade Desk im Fokus vieler Anleger. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg, oder drohen weitere Verluste? Diese Analyse beleuchtet die aktuelle Situation der Aktie und mögliche Chancen für Investoren.

 

 

Onlinewerbung brummt und abseits des Marktführers Google hat sich mit The Trade Desk (ISIN: US88339J1051) ein führender Anbieter im Bereich Programmatic Advertising positioniert. Es profitiert von langfristig intakten Megatrends wie Connected TV, Retail Media oder Data Driven Advertising. Als unabhängiger Plattformanbieter bietet das Unternehmen Werbetreibenden eine transparente Alternative zu geschlossenen Plattformen wie Google oder Amazon – das kommt an, wie das starke Wachstum und der stark gestiegene Aktienkurs zeigen. Seit dem Börsengang 2016 hat sich die Aktie mehr als verzwanzigfacht. 

Quelle: Entwicklung des Aktienkurses der The Trade Desk Aktie; aktien.guide

Die Reise könnte dabei noch lange nicht zu Ende sein, blickt man auf das potenzielle Marktpotenzial. Allerdings ist in der hohen Bewertung bereits viel dieser Fantasie eingepreist. Ein Kursrückgang von über 30 Prozent im laufenden Jahr zeigt, wie nervös die Anleger sind. Zum ersten Mal seit 33 Quartalen konnte das Unternehmen seine internen Ziele nicht erreichen. Was hinter diesen Entwicklungen steckt, wo die Stärken und Schwächen der Aktie liegen und ob sich jetzt der Einstieg lohnen könnte, ist Gegenstand der folgenden Aktienanalyse von The Trade Desk.

💡 Das Wichtigste in Kürze 

  • The Trade Desk betreibt eine beliebte alternative digitale Werbeplattform 
  • Der Markt gilt als attraktiv, die Burggräben sind tief. Entsprechend hoch ist das Wachstum
  • Die Aktie ist trotz Kurzsturz nicht günstig und Risiken bleiben

Unternehmensprofil – cloudbasierte Werbeplattform

The Trade Desk betreibt eine cloudbasierte Demand-Side-Plattform (DSP), über die Werbetreibende digitale Werbeflächen automatisiert und in Echtzeit einkaufen können. Das Unternehmen verdient Geld, indem es für die Nutzung seiner Plattform eine Gebühr erhebt, die sich nach dem Volumen der über die Plattform abgewickelten Werbebudgets richtet. Im Gegensatz zu Walled Gardens, wie sie von Google (Tochter von Alphabet) oder Meta betrieben werden – Walled Gardens sind geschlossene digitale Ökosysteme, in denen ein Unternehmen die Kontrolle über Inhalte, Daten und Dienste behält – bietet The Trade Desk eine offene und transparente Lösung. Kunden können hier ihre Daten flexibel nutzen und Werbung über verschiedene Kanäle schalten. Dazu gehören Display-, Video-, Audio-, Connected TV- und Mobile-Werbung. Zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells ist dabei die Nutzung von Daten und künstlicher Intelligenz zur Optimierung von Werbekampagnen. Werbetreibende können Zielgruppen präzise ansprechen, indem sie First-Party- und Third-Party-Daten kombinieren und über die Plattform in Echtzeit Gebote für Werbeplätze abgeben.

Quelle: Funktionsweise des Geschäftsmodells von The Trade Desk; Investor Presentation TTD

The Trade Desk setzt dabei auf eine partnerschaftliche Strategie und arbeitet mit einer Vielzahl von Publishern, Datenanbietern und Technologiepartnern zusammen. Darüber hinaus hat das Unternehmen mit Unified ID 2.0 eine Open-Source-Lösung zur Identifizierung von Nutzern entwickelt, die als Alternative zu Third-Party-Cookies dienen soll. Man tritt mit ihr regulatorischen Risiken entgegen.

Ein Markt mit viel Potenzial

Das Geschäftsmodell von The Trade Desk profitiert von der zunehmenden Verlagerung von Werbebudgets ins Programmatic Advertising, insbesondere in wachstumsstarke Segmente wie Connected TV. Der Markt für digitales Programmatic Advertising wächst daher rasant und wird von mehreren entscheidenden Faktoren geprägt. Ein zentrales Merkmal dieses Marktes ist die zunehmende Automatisierung und datenbasierte Optimierung von Werbeplatzierungen. Statt Werbeplätze manuell zu buchen, setzen Unternehmen auf Real-Time Bidding (RTB), um Werbeplätze zielgerichtet und effizient einzukaufen. Dies führt zu einer höheren Relevanz für die Zielgruppe und einer besseren Ausnutzung der Werbebudgets.

Ein wichtiger Wachstumstreiber ist aber auch die Verschiebung der Werbebudgets hin zu digitalen Kanälen. Traditionelle Medien wie Print oder lineares Fernsehen verlieren stark an Bedeutung. Im Gegenzug dazu gewinnen digitale Werbeformate wie Streaming (Connected TV), Mobile Advertising und digitale Out-of-Home-Werbung logischerweise immer mehr Marktanteile. Insbesondere Connected TV steht im Fokus der Werbetreibenden, da immer mehr Konsumenten Inhalte über Streaming-Plattformen konsumieren und klassische TV-Werbung zunehmend durch digitale, personalisierte Werbung ersetzt wird. Ein weiterer Megatrend ist die zunehmende Bedeutung des Datenschutzes und der Wandel hin zu einer werbefreundlichen, aber nutzerzentrierten Identifizierung. Mit der Abschaffung von Third-Party-Cookies in Browsern wie Chrome gewinnen alternative Lösungen zur Nutzeridentifikation an Relevanz. Technologien aus dem Hause von The Trade Desk – wie Unified ID 2.0 – oder First-Party-Data-Strategien ermöglichen es Werbetreibenden, weiterhin zielgerichtete Werbung zu schalten, ohne die Privatsphäre der Nutzer zu verletzen. Nicht zuletzt spielen auch Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen eine immer wichtigere Rolle bei der Weiterentwicklung des Marktes. Moderne Algorithmen verbessern die Effizienz von Werbekampagnen, indem sie das Nutzerverhalten vorhersagen und in Echtzeit Entscheidungen über die optimale Platzierung von Anzeigen treffen. Eine höhere Effektivität digitaler Werbung dürfte dabei den Anreiz für Werbetreibende erhöhen, in programmatische Werbesysteme zu investieren. Und hier gibt es mehrere Anbieter, wie das nachfolgende Kapitel aufzeigt.

Wettbewerbssituation

Der Markt für programmatische Werbung wird von einigen großen Wettbewerbern dominiert, darunter Unternehmen wie Google (mit Google DV360), Amazon (Amazon DSP), Meta, Xandr (eine Tochtergesellschaft von Microsoft) und kleinere unabhängige DSPs wie MediaMath oder Basis Technologies. Diese Unternehmen bieten auch Lösungen für programmatische Werbung an. Nicht zu vergessen sind Netflix und Roku. Netflix war lange Zeit werbefrei, hat aber mit seinem werbefinanzierten Abo-Modell „Basic with Advertising“ einen Fuß in den digitalen Werbemarkt gesetzt. Hier arbeitet Netflix derzeit mit Microsofts Xandr zusammen, das als DSP fungiert. Sollte Netflix in Zukunft eine eigene Werbetechnologie entwickeln und sein Werbeinventar exklusiv halten, könnte dies zusätzlichen Wettbewerb für unabhängige DSPs wie The Trade Desk bedeuten. Derzeit ist Netflix jedoch eher ein potenzieller Partner als ein direkter Konkurrent, wenn es sich für eine breitere Monetarisierung durch externe Werbetreibende entscheidet. Roku hingegen ist einer der wichtigsten Akteure im Bereich der Streaming- und CTV-Werbung und stellt somit einen größeren Konkurrenten für The Trade Desk dar. Mit seiner Werbeplattform „Roku one View“ bietet Roku eine eigene DSP an, die Werbetreibenden Zugang zu Rokus umfangreichem Streaming-Ökosystem bietet. Da Roku sowohl Hardware (Streaming-Sticks, Smart TVs) als auch ein eigenes Betriebssystem betreibt, hat das Unternehmen direkten Zugang zu wertvollen Nutzerdaten und kann Werbung sehr gezielt ausliefern. The Trade Desk verfügt jedoch über mehrere strategische Vorteile gegenüber der Konkurrenz, die das Unternehmen einzigartig und zugleich wettbewerbsstark machen.

Der Burggraben von The Trade Desk

Ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil von The Trade Desk ist die Unabhängigkeit von eigenen Medienplattformen. Während Google, Amazon und Meta sogenannte Walled Gardens betreiben und Werbetreibenden oft nur eingeschränkten Zugang zu Daten und Reichweiten außerhalb ihrer Ökosysteme bieten, setzt The Trade Desk auf eine offene und transparente Plattform. Werbetreibende haben hier die Möglichkeit, über verschiedene Kanäle – von Connected TV über Mobile bis hin zu Audio und Digital Out-of-Home – zu werben, ohne auf die Beschränkungen der großen Technologieplattformen angewiesen zu sein.

Ein weiterer Vorteil bzw. Burggraben ist die starke Partnerstrategie. The Trade Desk arbeitet mit einer Vielzahl von Publishern, Datenanbietern und Technologieunternehmen zusammen, um eine breite und qualitativ hochwertige Reichweite zu gewährleisten. Insbesondere im Bereich Connected TV konnte sich The Trade Desk so als führende unabhängige Plattform etablieren. Während Google und Amazon verstärkt in ihr eigenes Werbeinventar investieren, bietet The Trade Desk seinen Kunden Zugang zu einer breiten Palette von Streaming-Diensten und Premium-Content-Anbietern.

Auch technologisch ist The Trade Desk sehr gut aufgestellt. Die eigene Plattform setzt stark auf künstliche Intelligenz und datengetriebene Optimierung, um Werbekampagnen effizient zu steuern und die bestmöglichen Ergebnisse für Werbetreibende zu erzielen. Das proprietäre KI-Framework Kokai hilft beispielsweise Werbetreibenden, Zielgruppen präzise zu analysieren und in Echtzeit die optimalen Gebote für Werbeplätze abzugeben. Ein weiterer strategischer Vorteil ist die Entwicklung von Unified ID 2.0 als Alternative zu Third Party Cookies. Während viele Wettbewerber noch mit den Herausforderungen des Wegfalls des Cookie-Trackings kämpfen, hat The Trade Desk frühzeitig eine offene, datenschutzfreundliche Lösung entwickelt, die bereits von vielen Marktteilnehmern unterstützt wird.

All diese Faktoren verschaffen dem im Sonnenstaat Kalifornien ansässigen Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber großen Plattformbetreibern wie Google und Amazon sowie auch gegenüber kleineren DSPs, die nicht über die gleiche Reichweite und technologische Tiefe verfügen. Und das merkt man besonders gut an den langfristig hohen Wachstumsraten. Sie blieben auch im jüngsten Quartal hoch, wobei es einen kleinen Schönheitsfehler gab.

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Die letzten The Trade Desk Quartalszahlen von Dezember 2024

Zwar konnte The Trade Desk im vierten Quartal 2024 seinen Wachstumskurs fortsetzen und erneut Marktanteile hinzugewinnen, doch dieser erfüllte nicht die internen Erwartungen. Konkret stieg der Umsatz um 22 Prozent auf 741 Millionen US-Dollar und das EBITDA um ein Drittel auf 219 Millionen US-Dollar. Die Umsatzplanung lag bei 756 Millionen US-Dollar.

Quelle: Finanzdaten von The Trade Desk zum Q4/2024; aktien.guide

Dies traf Investoren besonders hart, denn sie hatten mehr erwartet. Aber auch, weil zum ersten Mal seit 33 Quartalen in Folge das Wachstum nicht gehalten werden konnte. Verantwortlich hierfür dürften aber eine Reihe kleinerer operativer Missgeschicke sein und nicht grundsätzliche Probleme oder Markt- und Wettbewerbsschwierigkeiten. Um solche Missgeschicke in Zukunft zu vermeiden, wurde bereits eine interne Reorganisation eingeleitet – eine klarere Rollenverteilung und optimierte Reportingstrukturen.

Auch im Gesamtjahr 2024 erzielte das Unternehmen wieder einmal starke Ergebnisse. Mit einem Werbevolumen von 12 Milliarden und einem um 26 Prozent höheren Umsatz von 2,5 Milliarden US-Dollar bleibt das Wachstumstempo hoch, auch wenn das vierte Quartal hinter den Erwartungen zurückblieb. Gleichzeitig wurden Profitabilität und Cashflow weiter gesteigert.

Quelle: Finanzdaten von The Trade Desk zum  Gesamtjahr 2024; aktien.guide

Nach wie vor genießt das Unternehmen ein hohes Kundenvertrauen, das sich in einer konstant hohen Kundenbindungsrate von über 95 Prozent über das gesamte Jahr hinweg niederschlägt – ein Wert, den das Unternehmen seit nunmehr elf Jahren hält. Um das Desaster des vierten Quartals nicht zu wiederholen und zukünftige Wachstumschancen besser nutzen zu können, hat sich The Trade Desk im Dezember 2024 neu aufgestellt. Der Fokus liegt nun verstärkt auf Connected TV, Retail Media, Identity Solutions, Supply Chain Optimization und Audio. Innovationsprojekte wie die KI-basierte Plattform Kokai und das neue Streaming-TV-Betriebssystem Ventura sollen die Marktposition weiter stärken. Erwähnenswert ist auch die Übernahme von Sincera. Sincera ist ein führendes Unternehmen für die Analyse digitaler Werbedaten und bietet tiefe Einblicke in die Qualität und Leistung des Werbeinventars. Durch die Integration von Sincera in die Plattform von The Trade Desk erhalten Werbetreibende bessere Analysemöglichkeiten, um genau zu verstehen, welche Werbeflächen sie kaufen und welche Daten für ihre Kampagnen am wertvollsten sind. Gleichzeitig profitieren Publisher, da sie erkennen können, welche Signale von Werbetreibenden bevorzugt werden und wie sie ihr Inventar optimieren können. Die Übernahme ist Teil der Strategie von The Trade Desk, die Optimierung der Lieferkette im digitalen Werbeökosystem voranzutreiben. Der Markt für programmatische Werbung ist komplex, mit vielen Zwischenhändlern und wenig transparent. Mit Sincera kann The Trade Desk mehr Klarheit und Effizienz in diesen Prozess bringen, was langfristig zu einer besseren Werbewirkung und höheren Margen für alle Marktteilnehmer führen kann. Die Erfolge dieser Strategie werden wir frühestens bei der Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen sehen. Im Kern dürfte es aber weiter aufwärts gehen, wie die die Prognosen aufzeigen.

Neuer COO bei The Trade Desk soll operative Schwächen beheben

The Trade Desk hat Vivek Kundra als neuen COO ernannt, um die operative Effizienz des stark wachsenden Unternehmens zu verbessern. Trotz hoher Umsatzzuwächse kämpfte The Trade Desk zuletzt mit Herausforderungen in der operativen Umsetzung.
Kundra bringt Erfahrung aus der Skalierung von Softwareunternehmen wie Salesforce mit, wo er als Executive Vice President den Umsatz auf 8,4 Mrd. USD vervierfachte. Zudem war er der erste CIO der US-Regierung und leitete dort große Digitalisierungsprojekte. CEO Jeff Green sieht in Kundra den richtigen Mann, um die Prozesse zu straffen und das Wachstum nachhaltig abzusichern.

The Trade Desk-Aktie Prognose 2025

Für das erste Quartal 2025 erwartet The Trade Desk einen Umsatz von mindestens 575 Millionen US-Dollar und ein bereinigtes EBITDA von rund 145 Millionen US-Dollar. Insbesondere in den Bereichen Connected TV, Retail Media und Identity Solutions sieht The Trade Desk großes Potenzial. Auch eröffnet die zunehmende Verlagerung von Werbebudgets auf datengetriebene, skalierbare Plattformen neue Chancen, zumal Werbetreibende immer stärker auf Premium-Inhalte statt auf nutzergenerierte Inhalte setzen. Darüber hinaus stärkt das Unternehmen mit der Einführung des Ventura Betriebssystems für Streaming TV, der Weiterentwicklung von Unified ID 2.0 und der Integration von Sincera in die Plattform technologische Basis und Marktposition. Diese Innovationen sollen Werbetreibenden noch präzisere, transparentere und effizientere Werbemöglichkeiten bieten. Aber auch die strategische Neuausrichtung im vierten Quartal soll das Wachstum in zentralen Geschäftsfeldern beschleunigen. Mit dem Fokus auf KI-gestützte Optimierung, bessere Datenanalyse und effizientere Werbeprozesse will The Trade Desk so seine Marktführerschaft im offenen Internet weiter ausbauen.

Langfristig sieht das Unternehmen großes Potenzial in der zunehmenden Automatisierung digitaler Werbung und der verstärkten Nutzung von First-Party-Daten. Mit diesen Trends im Hinterkopf ist The Trade Desk gut aufgestellt, um auch 2025 und darüber hinaus von der Transformation des Werbemarktes zu profitieren.

Quelle: Umsatz- und Margenprognose von The Trade Desk bis 2029

Und das soll laut Analysten mittelfristig deutlich mehr Umsatz und Gewinn bringen. Am Ende des Geschäftsjahres 2029 könnte die Marke von sechs Milliarden US-Dollar Umsatz überschritten sein. Das Wachstumstempo dürfte sich dabei nur langsam verringern. Aber auch nach 2029 könnte es zweistellig bleiben.

Quelle: Erwartete Ergebnisentwicklung und KGV von The Trade Desk bis 2029

Auch hier wird aufgrund der hohen Skalierbarkeit der Plattform eine überproportionale Ergebnisentwicklung erwartet. Entsprechend werden deutlich höhere Wachstumsraten beim EPS, dem Ergebnis je Aktie, erwartet. Sie liegen 2019 noch bei 25 Prozent und damit rund 10 Prozentpunkte über dem Umsatzwachstum. Das derzeit extreme KGV von über 100 würde rasch auf einen Wert von unter 30 fallen.

Wichtige Kennzahlen der The Trade Desk-Aktie aus der HGI-Analyse

Der High-Growth-Investing-Score (HGI-Score) von The Trade Desk zeigt ein insgesamt solides Bild mit vielen Stärken, aber auch Bereichen mit Verbesserungspotenzial. Besonders positiv sticht die Bruttomarge von 81 Prozent hervor. Auch der Rule-of-40-Wert von 52 Prozent unterstreicht die gesunde Balance zwischen Wachstum und Profitabilität, was für Technologieunternehmen im digitalen Werbemarkt keine Selbstverständlichkeit ist. Häufiger dagegen findet man eine gute Verschuldungssituation. Bei The Trade Desk ist sie durch den starken Free Cashflow erklärbar. Der Verschuldungsgrad von 0,11 fällt entsprechend gering aus – ein klarer Vorteil in einem dynamischen Marktumfeld, der dem Unternehmen Flexibilität für Investitionen und Innovationen bietet. Auch das PEG-Ratio von 0,7 zeigt, dass das aktuelle Wachstum des Unternehmens im Verhältnis zur Bewertung attraktiv erscheint. In allen vier Kategorien wurde die Höchstpunktzahl von drei Punkten erreicht.

Bei der Bewertung fällt allerdings der EV/Sales-Multiplikator mit 12,5 etwas hoch aus und kann für ein potenzielles High-Growth-Investment sehr gefährlich sein. Hier würde es nur noch maximal bis zu einem Wert von 12 Punkte geben. Die vergleichsweise hohe Bewertung steht für hohe Markterwartungen, was für ein wachstumsstarkes Unternehmen wie The Trade Desk nicht ungewöhnlich ist. Gleichzeitig erhöht sie aber auch den Druck, die starke Performance in den kommenden Quartalen fortzusetzen. Das Umsatzwachstum von 25 Prozent im Geschäftsjahr 2024 zeigt dagegen eine leichte Beschleunigung gegenüber 23 Prozent  im Jahr 2023, bleibt aber hinter dem Wachstum von 32 Prozent im Jahr 2022 zurück. Der Trend spiegelt die Reife des Geschäfts wider, aber möglicherweise auch die Intensivierung des Wettbewerbs auf dem Markt für programmatische Werbung.

Quelle: HGI-Score der The Trade Desk Aktie

Mit einem HGI-Score von 13 Punkten erzielt The Trade Desk gute Punktwerte, auch wenn der Premium-Aufschlag bei der Bewertung bedeutet, dass weiterhin hohes Wachstum und operative Exzellenz erwartet werden. 

Die Tage als High-Growth-Investment könnten jedoch bald gezählt sein, denn ab einem Wachstum von weniger als 20 Prozent dürfte die Aktie beim Umsatzwachstum nicht mehr punkten und damit rein formal als High-Growth-Investment ausscheiden. Insgesamt dürfte das Unternehmen aber aufgrund seiner Innovationskraft, der starken Kundenbindung und der führenden Rolle im offenen Werbe-Ökosystem ein attraktiver Wachstumswert bleiben.

Bewertung der The Trade Desk-Aktie

Die Bewertung von The Trade Desk spiegelt in einem hohen Maße Wachstumserwartungen des Marktes wider, denn mit einem EV/Sales-Multiple von 12,5 wird das Unternehmen auf Basis seines Umsatzes sehr ambitioniert bewertet. So viel wissen wir bereits. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass das Unternehmen in den letzten Jahren im Durchschnitt doppelt so hoch bewertet wurde.

Quelle: Historische Entwicklung des EV/Sales Ratios der The Trade Desk Aktie; aktien.guide Charts

Ein interessanter Faktor ist in diesem Zusammenhang das PEG-Ratio von 0,7. Ein Wert unter eins signalisiert in der Regel, dass das Wachstum die aktuelle Bewertung rechtfertigen kann. Und hier zeigt sich klar, dass das hohe EBIT-Wachstum der letzten zwölf Monate von 113 Prozent für diesen niedrigen Wert verantwortlich ist.

Blicken wir auf das EV/FCF-Multiple von 48, so zeigt sich auch hier, dass trotz des profitablen Wachstums hohe Bewertungen aufgerufen werden. Der Free Cashflow von 641 Millionen US-Dollar ist zwar solide, doch für die bereits erreichte Kapitalisierung von 32 Milliarden US-Dollar brächte The Trade Desk viele Jahre, um in sie hineinzuwachsen – ein Bewertungsrisiko.

Quelle: Bewertungskennzahlen von The Trade Desk, aktien.guide

Insgesamt wird The Trade Desk auch nach dem jüngsten Kursrückgang mit einem deutlichen Aufschlag gehandelt. Die Bewertung könnte jedoch gerechtfertigt sein, solange weitere Marktanteile gewonnen werden, die Margen hoch bleiben und in zukunftsträchtige Segmente wie Connected TV und Retail Media expandiert wird. Sie bedeutet aber auch, dass bereits viel Positives eingepreist ist, so dass künftige Quartalszahlen vom Markt besonders kritisch beäugt werden. Schon kleine Enttäuschungen können hier zu großen Kurseinbrüchen führen. Genau das haben wir im Februar 2025 gesehen.

Fazit zur The Trade Desk-Aktie

The Trade Desk bleibt eine der spannendsten Wachstumsstorys im digitalen Werbemarkt. Das Unternehmen profitiert von langfristigen Megatrends wie Connected TV, Retail Media und der zunehmenden Automatisierung von Werbung, während gleichzeitig der Wandel weg von Third-Party-Cookies hin zu datenschutzfreundlichen Identitätslösungen voranschreitet. Mit Unified ID 2.0 und der KI-basierten Plattform Kokai ist The Trade Desk zudem strategisch gut positioniert, um Werbetreibenden eine unabhängige und transparente Alternative zu den geschlossenen Werbe-Ökosystemen von Google, Meta und Amazon zu bieten.

Die Geschäftszahlen unterstreichen die Stärke des Unternehmens: Ein starkes Umsatzwachstum von über 25 Prozent, eine hohe Bruttomarge von rund 80 Prozent und eine konstant hohe Kundenbindungsrate von über 95 Prozent zeigen, dass The Trade Desk fest in den Marketingstrategien seiner Kunden verankert ist. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Schließlich gibt es kaum gute Alternativen. Gleichzeitig sorgt ein geringer Verschuldungsgrad für finanzielle Stabilität, während kontinuierlich in Innovationen investiert wird wie das Betriebssystem Ventura. Auch die Übernahme von Sincera zeigt, dass das eigene Ökosystem weiter ausgebaut wird.

Die starke Marktpositionierung spiegelt sich jedoch auch in der hohen Bewertung wider. Ein EV/Sales-Multiple von 12,5 und ein EV/FCF-Multiple von 48 machen deutlich, dass der Markt bereits viel Zukunftspotenzial eingepreist hat – daran hat auch der starke Kursrückgang im Februar 2025 wenig geändert. Einziger Lichtblick bleibt das PEG-Ratio, das mit aktuell 0,7 anzeigt, dass das erwartete Wachstum die Bewertung rechtfertigen kann. Der Druck bleibt dennoch hoch, die starke Performance auch in den kommenden Quartalen abliefern zu müssen.

Kurzfristig wird daher entscheidend sein, wie gut sich The Trade Desk in einem wettbewerbsintensiven Umfeld behaupten kann. Langfristig spricht vieles für das Unternehmen: Die Digitalisierung des Werbemarktes schreitet weiter voran und The Trade Desk hat sich als zentraler Player im offenen Internet etabliert. Solange das Wachstum anhält und die Innovationen greifen, ist The Trade Desk gut positioniert, um von den strukturellen Veränderungen im digitalen Werbemarkt zu profitieren.

Quelle: Analystenmeinungen zur The Trade Desk Aktie

Auch die Analysten sind mehrheitlich optimistisch. 71 Prozent raten zum Kauf der Aktie, knapp ein Viertel zum Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 111 US-Dollar fast 72 Prozent über dem aktuellen Kurs.

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Frank Seehawer

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.