Pinterest Aktienanalyse: Wachstumsrakete oder bereits zu teuer?

5.3.2025 | High-Growth-Investing

Pinterest Aktienanalyse: Wachstumsrakete oder bereits zu teuer?

Pinterest profitiert vom boomenden Online-Werbemarkt und der Integration von Social Commerce – doch bleibt die Aktie angesichts der hohen Bewertung ein Risiko? Entdecke, ob die Pinterest-Aktie weiterhin Potenzial für Anleger bietet!

Inhaltsverzeichnis

💡 Das Wichtigste in Kürze 

  • Pinterest ist ein Nischenplayer im Social-Media-Markt
  • Die eigene Social-Commerce-Plattform wächst stark und bietet großes Potenzial
  • Dagegen ist die Bewertung gemessen am Free Cashflow günstig, solange das Wachstum nicht enttäuscht

Der Markt für Online-Werbung boomt und ein Anbieter wie Pinterest (ISIN: US72352L1061) hat sich hier in den letzten Jahren als eine der führenden visuellen Such- und Inspirationsplattformen etabliert. Das Unternehmen profitiert von langfristigen Trends wie der wachsenden Bedeutung visueller Inhalte, personalisierter Werbung und natürlich Social Commerce. 

Mit einem starken Nutzerwachstum und einer zunehmenden Monetarisierung konnte Pinterest zuletzt beeindruckende Ergebnisse liefern. Gleichzeitig ist die Aktie hoch bewertet, was hohe Erwartungen an die zukünftige Entwicklung widerspiegelt. Allerdings sind die Bilanzkennzahlen aufgrund hoher aktienbasierter Vergütungen trügerisch. Herausragend ist der starke Free Cashflow von fast einer Milliarde Euro. Er hat sich in den letzten Jahren vervielfacht und dürfte weiter steigen.

Quelle: Pinterest Aktienkurs

Die Marktkapitalisierung hingegen hat sich nach dem langen Ausverkauf der Aktie bis 2022 sichtbar erholt. Damals analysierten wir die Aktie mit dem Fazit, dass die Bewertung günstig sein könnte, wenn Pinterest den Anschluss an ein zweistelliges Wachstum findet. Das ist geschehen. Der Aktienkurs stieg sogleich in den letzten drei Jahren um 66 Prozent.

In dieser neuen Pinterest Aktienanalyse betrachten wir das Geschäftsmodell, die Konkurrenz, die aktuellen Geschäftszahlen und nehmen die Bewertung der Pinterest Aktie genauer unter die Lupe, um Chancen und Risiken für Anleger abzuschätzen. Ob sie wohl weiterhin ein Kauf sein kann?

Unternehmensprofil – Social Media Player

Das 2008 gegründete Pinterest betreibt im Kern eine Online-Pinnwand, auf der Nutzer ihre Interessen – interessante Artikel auf externen Webseiten, die thematisch gut zu den zentralen Diskussionen der einzelnen Boards passen – anheften können. Sie können geliked, kommentiert und weiterempfohlen werden. Über die Jahre hat sich hier eine intakte Community mit mittlerweile über 550 Millionen aktiven Nutzern gebildet.

Das Geschäftsmodell von Pinterest basiert auf Werbeeinnahmen und der Monetarisierung von Nutzerinteraktionen. Unternehmen können bezahlte Pins schalten, die gezielt in den Feeds der Nutzer erscheinen und sich optisch kaum von organischen Inhalten unterscheiden. Darüber hinaus bietet Pinterest verschiedene Werbeformate wie Video Ads und Carousel Ads an, mit denen Unternehmen ihre Produkte visuell ansprechend präsentieren können. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind Shopping Ads, die es Nutzern ermöglichen, Produkte direkt über die Plattform zu kaufen oder weiterführende Informationen zu erhalten. Pinterest nutzt gezielte Personalisierung und Datenanalyse, um relevante Inhalte und Werbung anzuzeigen, was in der Online-Werbung ein zentrales Erfolgselement ist. Die Plattform profitiert aber nicht nur vom boomenden Online-Werbemarkt, sondern auch von ihrem Charakter als visuelle Suchmaschine. Immer mehr Nutzer suchen aktiv nach Inspiration und Kaufmöglichkeiten und sie beginnen damit auf Pinterest. Für Werbetreibende ist dies gleichbedeutend mit hohen Konverversationsraten. Durch die Kombination aus organischer Reichweite, zielgerichteter Werbung und der Möglichkeit, Produkte direkt zu entdecken und zu kaufen, schafft Pinterest einen Mehrwert für Unternehmen und steigert so am Ende seine eigenen Einnahmen.

 

Starker Wettbewerb erfordert Nischen-Fokussierung

Der Markt, in dem Pinterest agiert, ist primär durch starken Wettbewerb, hohe Nutzerinteraktion und eine zunehmende Verschmelzung von sozialem Netzwerk und E-Commerce gekennzeichnet. Visuelle Inhalte spielen dabei eine zentrale Rolle, da sich Verbraucher zunehmend von Bildern und Videos inspirieren lassen, bevor sie Kaufentscheidungen treffen. Plattformen, die suchbasierte Inhalte mit personalisierten Empfehlungen kombinieren, sind klar im Vorteil. Dies gilt insbesondere für den Massenmarkt, den Facebook mit Formaten wie Instagram für sich beansprucht. Das Netzwerk von Mark Zuckerberg verfügt aufgrund von Netzwerkeffekten über einen tiefen Burggraben, der für kleinere Wettbewerber nicht zu überwinden ist. Spezialisierung ist also gefragt. Und die könnte von Pinterest in der Kombination mit Social Commerce gefunden worden sein.

Die wachsende Bedeutung von Social Commerce, also der Integration von Shopping-Funktionen direkt in soziale Plattformen, gibt Unternehmen wie Pinterest Rückenwind. Nutzer erwarten nicht nur Inspiration, sondern auch die Möglichkeit, Produkte sofort zu kaufen oder weiterführende Informationen zu erhalten. Unternehmen investieren daher verstärkt in datengetriebenes Marketing und personalisierte Werbung, um Kunden gezielt anzusprechen. Auch technologische Innovationen wie KI-basierte Empfehlungen, Bildersuche und Augmented Reality beeinflussen den Markt. Plattformen, die diese Technologien erfolgreich einsetzen, können das Nutzererlebnis verbessern und ihre Monetarisierungschancen erhöhen. Datenschutz und sich ändernde Werberichtlinien, insbesondere durch Einschränkungen bei der Verwendung von Cookies und Tracking-Daten, beeinflussen ebenfalls die Marktdynamik und zwingen Unternehmen, neue Strategien zur Nutzerbindung und -gewinnung zu entwickeln. Hier werden nur die größten Player überleben und jene, die sich spezialisieren können.

Konkurrenz schläft auch in diesem Markt nicht

Wir wissen, dass die Konkurrenz nicht schläft. Auch bei Pinterest ist das so. Es konkurriert beispielsweise gleich mit mehreren Plattformen, die sich auf visuelle Inhalte, soziale Netzwerke und E-Commerce konzentrieren. Zu den wichtigsten Konkurrenten in diesem Nischenmarkt gehören Instagram, TikTok und Google.

Instagram und TikTok bieten ebenfalls visuell ansprechende Inhalte und setzen verstärkt auf Shopping-Funktionen, die es Nutzern ermöglichen, Produkte direkt aus der App heraus zu kaufen. Insbesondere TikTok hat durch seinen algorithmus-basierten Content-Feed und die Integration von Shopping-Funktionen an Bedeutung gewonnen. Google hingegen ist ein indirekter Wettbewerber, da viele Nutzer Pinterest als visuelle Suchmaschine nutzen, um Inspirationen für Mode, Einrichtung oder DIY-Projekte zu finden. Google Images, Google Shopping oder Google Lens bieten hier ähnliche Funktionen und können den Nutzern alternative Wege zur Entdeckung von Produkten bieten.

Darüber hinaus gibt es Konkurrenz durch spezialisierte Plattformen wie Etsy, die sich auf handgemachte Produkte konzentrieren. Während Pinterest vor allem durch seine Such- und Merklistenfunktion überzeugt, setzen andere Plattformen stärker auf soziale Interaktion oder direkte Kaufmöglichkeiten. Der Wettbewerb konzentriert sich zunehmend darauf, die Nutzer möglichst lange auf der Plattform zu halten und Kaufprozesse nahtlos zu integrieren

 

Die letzten Pinterest Quartalszahlen von Dezember 2024

Trotz harter Konkurrenz hat Pinterest im letzten Quartal einen wichtigen Meilenstein erreicht, indem es zum ersten Mal in einem Quartal mehr als eine Milliarde US-Dollar Umsatz erzielte. Das kalifornische Unternehmen verzeichnete einen starken Anstieg der monatlich aktiven Nutzer auf 553 Millionen – ein neuer Rekord. Dies zeigt, dass immer mehr Menschen die Plattform häufiger nutzen und sich aktiv mit den Inhalten auseinandersetzen. Besonders erfreulich ist auch das weiterhin intakte Wachstum der Nutzerbasis. Dieses liegt mit 11 Prozent im vierten Quartal 2024 weiterhin auf einem hohen Niveau. Auch der Umsatz pro Nutzer konnte deutlich gesteigert werden. Er lag im vierten Quartal weltweit bei 2,12 Dollar und damit 6 Prozent über dem Vorjahresquartal. Im wichtigen US-Markt betrug der Anstieg sogar 12 Prozent. Dies zeigt, dass die Monetarisierung des Geschäfts weiter voranschreitet, besonders im wichtigen US-Markt.

Quelle: Finanzdaten 2024 von Pinterest; aktien.guide

Der Gesamtumsatz stieg am Ende um 18 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar. Das Betriebsergebnis erhöhte sich sogar um ein Drittel auf 262 Millionen US-Dollar. Im Vergleich zu den Vorquartalen ist jedoch eine leichte Abschwächung der Wachstumsdynamik festzustellen. Auf Jahresbasis ergibt sich nämlich ein Umsatz von 3,6 Milliarden US-Dollar bei einem EBIT von 180 Millionen US-Dollar. Das Plus ist hier mit 19 Prozent leicht höher.

Quelle: Finanzdaten 2024 von Pinterest; aktien.guide

Auffallend ist der starke Anstieg des Nettoergebnisses. Es sprang aufgrund einer hohen Steuerrückerstattung von 1,6 Milliarden US-Dollar in die Höhe. Der wichtigere Free Cashflow stieg im Gesamtjahr 2024 um 55 Prozent auf 940 Millionen US-Dollar. Im vierten Quartal verlangsamte sich die Dynamik jedoch mit einem Rückgang um ein Prozent auf 250 Millionen US-Dollar.

CEO Bill Ready betonte, dass sich die strategische Ausrichtung auszahle. Pinterest fokussiert sich zunehmend auf den "unteren Funnel", was bedeutet, dass Nutzer nicht nur Inspiration finden, sondern auch direkt Kaufentscheidungen treffen können. Diese Entwicklung macht die Plattform für Werbetreibende attraktiver und verbessert die Monetarisierung. Zudem betont Pinterest seine Position als „positive Plattform“. Hier geht es weniger um Hate-Speech, Fake-News oder negative Kommentare, was als langfristiger Wettbewerbsvorteil gesehen wird. Insgesamt setzt das Unternehmen auf profitables Wachstum und nachhaltige Nutzerbindung bei gleichzeitiger Steigerung des freien Cashflows.

 

Pinterest-Aktie Prognose 2025

Pinterest ist für das erste Quartal 2025 optimistisch gestimmt und erwartet ein Umsatzwachstum von 13 bis 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Währungsbereinigt könnte das Wachstum sogar 15 bis 17 Prozent erreichen, wobei Wechselkursschwankungen als leichter Gegenwind einkalkuliert werden. Darüber hinaus erwartet das Unternehmen ein solides operatives Ergebnis mit einem bereinigten EBITDA zwischen 155 und 170 Millionen US-Dollar. Gegenüber dem ersten Quartal 2024 wäre das eine deutlich überproportionale Steigerung von 50 Prozent im Best Case.

Diese Prognose zeigt, dass Pinterest seinen Wachstumskurs fortsetzen will, wenn auch in etwas moderaterem Tempo als im Vorquartal bzw. Vorjahr. Sättigungstendenzen würde ich hier aber noch nicht daraus ablesen. Überzeugend ist die Verbesserung der Profitabilität. Die Plattform setzt weiterhin auf eine stärkere Monetarisierung, mehr Interaktion mit den Nutzern und den Ausbau der Werbe- und Shopping-Funktionen, um langfristig profitabel zu bleiben.

Und in der Tat: Die Entwicklung von Pinterest ist historisch gesehen beeindruckend. Das starke Nutzerwachstum und die steigenden Werbeeinnahmen bestätigen, dass die Strategie des Unternehmens aufgeht. Insbesondere die Fokussierung auf den unteren Funnel – also die direkte Verbindung zwischen Inspiration und Kaufentscheidung – macht die Plattform für Werbetreibende immer attraktiver. Allerdings wird das erwartete Wachstum im ersten Quartal 2025 wieder etwas langsamer erwartet als bisher, was zeigt, dass der Markt schwieriger wird. Auch Währungsschwankungen bleiben ein Faktor, den das Unternehmen im Auge behalten muss. Schließlich wird das Geschäft immer internationaler. 

Insgesamt scheint mir Pinterest gut aufgestellt zu sein. Aber es gibt auch Herausforderungen, um sich weiterhin gegen große Player wie Instagram, TikTok und Google zu behaupten. Doch gelingt es Pinterest, die Nutzerbindung weiter zu stärken und den Shopping-Bereich noch nahtloser in die Plattform zu integrieren, sollte die Online-Pinnwand ihren Wachstumskurs fortsetzen können.

 

Quelle: Umsatzprognose der Pinterest Aktie; aktien.guide

 

 

Auch Analysten halten ein kräftiges Wachstum für möglich: Bis 2028 sollen weiterhin deutlich zweistellige Wachstumsraten an der Tagesordnung sein. Die Umsatzmarke von 6,7 Milliarden US-Dollar könnte dann überschritten werden. Das zugehörige Wachstum würde sich laut Analysten mit acht Prozent immer noch auf einen hohen einstelligen Wert belaufen.

Auch der Nettogewinn soll überproportional steigen. Eine Erklärung ist natürlich die hohe Skalierbarkeit des Werbegeschäfts. Eine intakte Plattform mit einer hohen aktiven Nutzergemeinde ist dafür natürlich eine Grundvoraussetzung.

Quelle: Entwicklung der Nettomarge der Pinterest-Aktie; aktien.guide

Die für 2025 erwartete Nettomarge von 10,8 Prozent dürfte sich bis 2029 derweil auf fast 20 Prozent fast verdoppeln. Der Nettogewinn von 1,3 Milliarden US-Dollar wäre dann fast dreimal so hoch wie das für 2025 erwartete Ergebnis von 455 Millionen US-Dollar.

 

Wichtige Kennzahlen der Pinterest-Aktie aus der HGI-Analyse

Die High-Growth-Investing-Analyse bewertet die Pinterest-Aktie mit 14 von 18 Punkten, was zunächst auf einen potenziellen Kauf der Growth-Aktie hindeutet. Dies zeigt, dass das Unternehmen in vielen Bereichen stark aufgestellt ist, aber auch Schwächen aufweist. Diese wollen wir im Folgenden näher beleuchten.

Quelle: HGI-Analyse der Pinterest-Aktie

Da ist zunächst der Wert des EV/Sales, der bei 6,6 liegt und grundsätzlich eine solide Bewertung im Verhältnis zum Umsatz widerspiegelt. Auch die Bruttomarge bzw. Gross Margin von 79 Prozent überzeugt und deutet auf eine hohe Profitabilität hin. Der niedrige Verschuldungsgrad von 0,04 sowie das PEG-Ratio von 0,06 fallen ebenfalls positiv auf. In allen vier Kategorien erhält die Pinterest-Aktie die höchste Punktzahl. Weitere zwei Punkte erhält die Pinterest-Aktie in der HGI-Analyse für den Rule-of-40-Score. Sie erreicht einen Wert von 45 Prozent, was zwar gut, aber nicht für die höchstmögliche Punktzahl steht. Das profitable Wachstum ist jedoch deutlich erkennbar, was für die Aktie als langfristiges Investment sprechen könnte.

Ein Schwachpunkt ist das Umsatzwachstum, das im letzten Jahr bei 19 Prozent lag und in der HGI-Analyse keine Punkte erhielt. Allerdings hat sich das Wachstum in den letzten Jahren von knapp 8,7 Prozent im Jahr 2022 auf 9,0 Prozent im Jahr 2023 und schließlich auf 19,4 Prozent im Jahr 2024 erhöht. Diese Tendenz ist zu begrüßen. Langfristig wären jedoch höhere Wachstumsraten von jährlich mehr als 20 Prozent nötig, damit man von einem High-Growth-Investment sprechen kann. 

Insgesamt zeigt die Analyse, dass Pinterest ein starkes Unternehmen mit hoher Rentabilität und gesunder Finanzstruktur sein kann. Das Wachstum hat sich in letzter Zeit verbessert, bleibt aber ein Aspekt, den Investoren im Auge behalten sollten.

 

Bewertung der Pinterest-Aktie

Die Bewertung der Pinterest-Aktie spiegelt das starke Wachstum, aber auch die hohen Erwartungen wider. Mit einem erwarteten KGV von 59 ist die Aktie auf den ersten Blick nicht günstig und impliziert, dass die Anleger ein starkes zukünftiges Gewinnwachstum erwarten. Problematisch sind jedoch die verzerrten Gewinne – zum Beispiel durch aktienbasierte Vergütungen. Diese beliefen sich 2024 auf 765 Millionen US-Dollar und werden als Aufwand vom Gewinn abgezogen. Buchhalterisch führen sie aber nicht zu einem Mittelabfluss, was den Cashflow stärkt. Dies ist typisch für wachstumsstarke Unternehmen. Um das gesamte Team zu motivieren und langfristig zu binden, wird oft ein hohes Maß an Mitarbeiterbeteiligung eingesetzt.

So lag der Free Cashflow in den vergangenen zwölf Monaten mit fast einer Milliarde US-Dollar deutlich über dem Gewinn vor latenten Steuern von 216 Millionen US-Dollar.

Quelle: Entwicklung von Free Cashflow und Nettogewinn, aktien.guide Charts

Aber auch hohe Entwicklungs- und Marketingkosten belasten. Bei Pinterest waren es im Jahr 2024 zusammen fast 2,3 Milliarden US-Dollar, die für diese beiden Posten ausgegeben wurden. Sie befeuern jedoch das Wachstum. Besser geeignet ist daher ein Umsatzmultiplikator wie das EV/Sales-Ratio. Und dieses liegt aktuell bei 6,2, so dass Pinterest im Verhältnis zum Umsatz durchaus günstig bewertet sein kann. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das EV/FCF-Verhältnis von 24, das die Bewertung in Relation zum freien Cashflow setzt. Auch hier ist der Wert im Vergleich zu etablierten Unternehmen zunächst ambitioniert, aber für ein Unternehmen, das weiterhin stark wächst und eine hohe Skalierbarkeit aufweist, nicht übertrieben hoch. Gemessen am Potenzial könnte das EV/FCF-Verhältnis sogar sehr attraktiv sein. Historisch gesehen liegt es unter dem langfristigen Durchschnitt von 28.

Quelle: Entwicklung des Enterprise Value/Free Cashflows der Pinterest-Aktie

Insgesamt ist die Aktie von Pinterest auf den ersten Blick zwar hoch bewertet, aber das Unternehmen zeigt eine solide operative Entwicklung. Schaut man auf bereinigte Werte oder den Free Cashflow, so relativiert sich das Bild. Letztlich stellt sich die Frage, ob Pinterest das starke Wachstum aufrechterhalten und die Gewinne langfristig überproportional steigern kann, um die Bewertung zu rechtfertigen. Dazu muss die Plattform weiter Marktanteile gewinnen und die Monetarisierung effizienter gestalten.

 

Fazit zur Pinterest-Aktie

Pinterest hat in den letzten Quartalen eine starke Entwicklung gezeigt und bewiesen, dass seine strategische Ausrichtung auf Nutzerwachstum und Monetarisierung Früchte trägt. Mit einem neuen Rekord an monatlich aktiven Nutzern und dem erstmaligen Überschreiten der Milliarden-Dollar-Umsatzmarke in einem Quartal unterstreicht das Unternehmen seine Relevanz im digitalen Werbemarkt. Insbesondere die Fokussierung auf den „unteren Funnel“, also die direkte Verknüpfung von Inspiration und Kaufentscheidung, macht die Plattform für Werbetreibende immer attraktiver und stärkt die langfristigen Monetarisierungsmöglichkeiten.

Trotz des starken operativen Wachstums ist die Aktie von Pinterest auf den ersten Blick ambitioniert bewertet. Ein erwartetes KGV von 59 sowie ein EV/Sales-Verhältnis von knapp 7 zeigen, dass ein Großteil des zukünftigen Wachstums im Kurs eingepreist ist. Dies bedeutet, dass bereits kleinere Enttäuschungen bei den Geschäftszahlen zu Kursrückgängen führen könnten. Gerade im zyklischen Werbemarkt kann es schnell zu Abschwächungen kommen, was ein Risiko darstellt. Derzeit gibt der Markt jedoch Rückenwind, die Nischenfokussierung sowie die Monetarisierungsstrategie greifen. Gleichzeitig bietet die Plattform durch die visuelle Suchfunktion und den Fokus auf eine „Positive User Experience“ einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber klassischen sozialen Netzwerken, die zunehmend mit Problemen wie toxischen Inhalten und sinkender Nutzerbindung zu kämpfen haben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Entwicklung des Social Commerce. Pinterest ist hier bereits gut positioniert, aber der Markt ist hart umkämpft, vor allem durch Plattformen wie Instagram und TikTok, die ihre Shopping-Funktionen stetig ausbauen. Langfristig stellt sich die Frage, ob Pinterest seine Nutzer noch stärker in Kaufentscheidungen einbinden kann, um Werbetreibenden eine noch höhere Konversionsrate zu bieten. Sollte dies gelingen, könnte das Unternehmen seinen Wachstumskurs fortsetzen und seine hohe Bewertung rechtfertigen. Dann wären sogar noch deutlich höhere Kurse möglich.

Den Multiplikator von 25 auf den Free Cashflow halte ich angesichts des hohen Wachstums für sehr günstig. Die Pinterest-Aktie könnte also mit etwas Glück ein durchaus spannendes Unternehmen mit Potenzial sein. Es gibt aber auch entsprechende Risiken. Anleger sollten genau beobachten, ob das Nutzerwachstum anhält, die Monetarisierung weiter vorangetrieben wird und das Unternehmen seine Marktposition gegenüber der Konkurrenz behaupten kann.

Quelle: Analystenmeinungen zur Pinterest-Aktie

Analysten sehen die Aktie weiter im Aufwind. Mittlerweile tendieren fast 76 Prozent der 34 Analysten zum Kauf. Rund jeder Fünfte hält die Pinterest-Aktie für eine gute Halteposition. Nur zwei Prozent bzw. ein Analyst hält einen Verkauf für gerechtfertigt. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit knapp 37 US-Dollar fast 25 Prozent über dem aktuellen Kurs.

 

🔔 Disclaimer
Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Pinterest besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachten: Wir betreiben keinerlei Anlageberatung und wir sprechen keine Empfehlungen aus.

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Frank Seehawer

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.