ServiceNow Aktie: Kein Corona-Profiteur aber dennoch attraktiv?

6.10.2020 | High-Growth-Investing ServiceNow Aktie: Kein Corona-Profiteur aber dennoch attraktiv?

ServiceNow ist ein amerikanisches Technologieunternehmen mit einer Spezialisierung auf die Digitalisierung der Arbeitsabläufe in größeren Unternehmen. Das Software-as-a-Service (SaaS) Unternehmen...

Die Digitalisierung der Gesellschaft ist im vollen Gang. Zuletzt hat sie sich aufgrund der Corona-Pandemie sogar beschleunigt. In unseren Analysen haben wir bereits einige Aktien vorgestellt, die von der Digitalisierung massiv profitieren. Beispielsweise waren das Qualys oder Nemetschek. Aber auch Salesforce oder PagerDuty gehörten zu ihnen. Heute möchten wir mit der ServiceNow Aktie (ISIN: US81762P1021) ein weiteres Unternehmen vorstellen, das nicht nur von der Digitalisierung profitiert, sondern sie mit seinen Cloud-Computing-Lösungen direkt vorantreibt.

ServiceNow ist ein amerikanisches Technologieunternehmen mit einer Spezialisierung auf die Digitalisierung der Arbeitsabläufe in größeren Unternehmen. Das Software-as-a-Service (SaaS) Unternehmen erreichte im letzten Jahr nachhaltig die Profitabilität und wurde sogar in den S&P 500 aufgenommen.

Die Aktie überzeugt in der High-Growth-Investing-Analyse mit einem guten Wachstum bei einer geringen Verschuldung. Auch ist aufgrund des starken Free Cashflow der Score der Rule-of-40 hoch. Einziger Makel bleibt – wie so häufig – die Bewertung. Qualität hat eben seinen Preis! Ob die ServiceNow Aktie dennoch interessant ist, das möchten wir mit der folgenden Analyse herausarbeiten.

Das Unternehmensprofil von ServiceNow

ServiceNow ist ein amerikanisches Cloud-Computing-Unternehmen, welches sich auf digitale Workflows spezialisiert hat. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2004 von Frederic Luddy, geführt wird es seit Ende 2019 von dem ehemaligen SAP-Vorstandsvorsitzenden Bill McDermott.

Konkret versucht das Unternehmen alte manuelle Arbeitsweisen in moderne digitale Workflows umzuwandeln. Die Vorteile digitaler Workflows liegen in einer gesteigerten Effizienz, welche sich neben einer besseren Kontrolle auch in Kostennutzen und Zeitvorteilen messen lassen.

Die starke Nachfrage nach Software-Services von ServiceNow kann man auch dem nachhaltig hohen Wachstumsraten der Subscription-Revenues ablesen. Diese beliefen sich im Geschäftsjahr 2019 auf 3,3 Milliarden US-Dollar und haben sich gegenüber dem Vorjahr um 34 Prozent erhöht. Der Großteil der wiederkehrenden Einnahmen wurde mit digitalen Workflow Produkten (2,8 Milliarden US-Dollar) erwirtschaftet. Die restlichen Umsätze konnten mit IT-Operations-Management-Lösungen (ITOM) generiert werden. Diese legten im Geschäftsjahr 2019 mit 43 Prozent etwas schneller zu, die Umsatzbasis war aber auch mit 444 Millionen US-Dollar deutlich kleiner.

Insgesamt zählt das Unternehmen über 6.200 Kunden. Rund 80 Prozent der Fortune 500 Unternehmen nutzen Softwareprodukte von ServiceNow. Im November 2019 wurde das Unternehmen sogar in den S&P 500 Aktienindex aufgenommen. In dem Index werden nur Gesellschaften aufgenommen, die nachhaltig die Profitabilität erreicht haben. Ein wichtiger Schritt für ServiceNow, der nur möglich war, weil das Unternehmen im Geschäftsjahr 2019 – nach Jahren von Verlusten – einen deutlichen Jahresüberschuss in Höhe von 627 Millionen US-Dollar ausgewiesen hatte. Das Ergebnis je ServiceNow Aktie belief sich auf 3,36 US-Dollar.

ServiceNow mit zahlreichen Übernahmen

ServiceNow wuchs über lange Zeit organisch sehr gut, begann aber im Jahr 2019 mit einer Serie an Übernahmen. Diese könnten für das zukünftige Wachstum von ServiceNow eine entscheidende Bedeutung haben.

In der Bilanz merkt man derweil von den Übernahmen wenig. Im letzten Quartal (Q2/2020) wurde ein Goodwill von gerade einmal 211 Millionen US-Dollar bilanziert. Gemessen an der Bilanzsumme von 6,5 Milliarden US-Dollar ist dieser aber zu vernachlässigen. Auch die Kriegskasse ist mit 2,3 Milliarden US-Dollar (Cash und kurzfristige Investments) gut gefüllt für weitere Übernahmen. Zusätzlich erhöhte ein operativer Cashflow von 860 Millionen US-Dollar allein im zweiten Quartal 2020 die finanzielle Schlagkraft des Unternehmens.

Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick auf 2020

Im zweiten Quartal 2020 konnte die Wachstumsdynamik aus dem Geschäftsjahr 2019 nicht ganz aufrechterhalten werden. So erhöhten sich die Subscription-Umsätze im zweiten Quartal 2020 nur noch um 30 Prozent auf 1,0 Milliarden US-Dollar. Die Subscription-Billings legten dagegen nur um 26 Prozent auf 1,0 Milliarden zu.

Damit lässt sich vorab schon einmal klären, dass das Unternehmen von der Corona-Krise nicht wesentlich profitieren konnte. Ganz im Gegenteil: sie könnte sogar für eine leichte Wachstumsdelle verantwortlich sein.

Positiv ist aber, dass ServiceNow wieder einen Quartalsüberschuss von 41 Millionen US-Dollar ausweisen konnte, was zu einem Ergebnis je Aktie von 0,21 US-Dollar führte.

Für das Gesamtjahr 2020 erwartet der Vorstand einen Umsatz bei den Subscriptions von rund 4,2 Milliarden US-Dollar. Gegenüber dem Vorjahr würde dies einem Wachstum von immerhin 29 Prozent entsprechen. Und auch die Subscription-Billings sollen Non-GAAP auf einen Wert von rund 4,7 Milliarden US-Dollar zulegen. Das Wachstum würde sich hier allerdings nur noch zwischen 23 und 24 Prozent bewegen. Auch wenn die Zahlen gegenüber dem zweiten Quartal nochmals schwächer ausfallen, gegenüber den Erwartungen des dritten Quartals 2020 weisen beide Prognosewerte eine leicht zunehmende Dynamik auf.

ServiceNow Aktie - Aktienkursentwicklung und wichtige Kennzahlen

Mit aktuell 14 Punkten in der High-Growth-Investing-Analyse ist die ServiceNow Aktie ein aktueller Topscorer der High-Growth-Investing-Strategie (HGI) von Stefan Waldhauser.

Die volle Punktzahl für die ServiceNow Aktie wurde bei der Bruttomarge (75,6 Prozent), dem Verschuldungsgrad (0,5), dem PEG-Ratio (0,1) sowie dem Score der Rule-of-40 erreicht. Zusätzlich gab es noch zwei Punkte für das Umsatzwachstum (TTM) von 31,3 Prozent. Hier muss man aber bereits anmerken, dass das Umsatzwachstum im Gesamtjahr 2020 unter 30 Prozent fallen könnte, was zukünftig zu einem Punktabzug führt.

Aktienkurs der ServiceNow Aktie


Weiter sollte sich das erwartete Gewinnwachstum gemäß Analystenschätzungen auf 24,2 Prozent absinken. Der Wert würde bei einem aktuellen KGV von 112 zu einem PEG-Ratio von 4,6 führen. Gemäß den Kriterien der HGI-Strategie und würde es mit diesen Werten keine Punkte mehr geben.

HGI-Kennzahlen zur ServiceNow Aktie

Zusammengefasst könnte der aktuelle Score der ServiceNow Aktie in naher Zukunft um vier Punkte fallen, womit die Aktie zwar kein Topscorer mehr ist, aber immerhin noch ein guter Wachstumswert.

Bewertung der ServiceNow Aktie

Mit einem Umsatzmultiplikator (EV/Sales) der ServiceNow Aktie von 23,6 ist die Bewertung auch für ein Wachstumsunternehmen als hoch anzusehen. Auch deutet das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 112 auf eine extrem hohe Bewertung hin. Besonders deutlich wird dies, wenn man betrachtet, dass das Unternehmen bereits die Gewinnschwelle erreicht hat. Mit einer EBIT-Marge im letzten Jahr von 1,2 Prozent ist noch viel Luft nach oben.

E V Sales der ServiceNow Aktie

Aktuell wird ein laufender Free Cashflow (TTM) von 1,13 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Gemessen an der Marktkapitalisierung inklusive Schulden (Enterprise Value) in Höhe von 93,4 Milliarden US-Dollar würde der Free Cashflow Multiplikator mit 82,7 zwar niedriger ausfallen als das KGV, er wäre aber dennoch außergewöhnlich hoch.

Fazit zur ServiceNow Aktie

DIe ServiceNow Aktie überzeugt als Softwareunternehmen auf der ganzen Linie und gehört neben Salesforce auch zu den ersten Software-as-a-Service Unternehmen, die nachhaltig die Gewinnschwelle erreicht haben. Folgerichtig gehört sie zu den ersten SaaS-Aktien, die in den S&P 500 aufgenommen wurden.

Investoren honorieren diese Leistung schon seit langem. In dem Leitindex gibt es nur wenige reine Cloud-Aktien, weshalb die Bewertungen durch die Decke schießen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für ServiceNow liegt deutlich über 100 und der Umsatzmultiplikator ist mit über 20 kein bisschen attraktiver für langfristig orientierte Investoren. Zudem verunsichert die zunehmende Akquisitionstätigkeit Investoren der High-Growth-Investing-Strategie. Diese könnte ein sich abschwächendes organisches Wachstum kaschieren und die Risiken erhöhen. Auch zählt das Unternehmen nicht zu den direkten Profiteuren der Corona-Krise, weshalb man hier nicht mit einer besonderen Beurteilung in die Analyse gehen sollte.

Zusammengefasst ist die ServiceNow Aktie damit aktuell nicht unbedingt ein Kauf. Man sollte die ServiceNow Aktie jedoch auf seiner Watchlist haben und sie nochmals neu beurteilen, wenn die Bewertung etwas günstiger geworden ist.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von ServiceNow besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Frank Seehawer

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.