Eine deutsche Aktie, die in dem attraktiven Wachstumsmarkt tätig ist, ist die Siemens Healthineers Aktie (ISIN: DE000SHL1006). Das Unternehmen ist einer der Marktführer im Bereich der diagnostischen Bildgebung und weist eine hohe Profitabilität aus. Das Wachstum wurde zuletzt durch die milliardenschwere Übernahme von Varian Medical Systems angeheizt. Aber auch Corona-Antigen-Schnelltests befeuern aktuell steigende Umsätze.
Auf der Negativseite stehen eine hohe Bewertung der Siemens Healthineers Aktie sowie eine relativ hohe Verschuldung. Dennoch wird die Aktie mit einem Kaufen-Urteil in der Levermann-Analyse gewürdigt. Ob die Aktie tatsächlich ein Kauf sein kann, das möchten wir mit der nachfolgenden Analyse genauer prüfen.
Unternehmensprofil – Medizintechnikhersteller mit Fokussierung auf bildgebende Produkte
Siemens Healthineers ist ein deutsches Medizintechnikunternehmen, dass als Ausgründung des Siemens-Konzerns im Jahr 2018 den Weg an die Börse gefunden hat.
Es war das Resultat einer strukturellen Neuausrichtung von Siemens. Für Siemens Healthineers entstehen dadurch neue Chancen, denn es kann zukünftig unabhängiger und schneller auf veränderte Marktbedingungen reagieren. Diese Möglichkeit wurde auch nach dem Börsengang unter Beweis gestellt, denn das Unternehmen übernahm für 16,4 Milliarden US-Dollar den auf Krebsbekämpfung spezialisierten Medizintechniker Varian Medical Systems aus den USA.
Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 52 Milliarden Euro ist Siemens Healthineers aktuell nicht nur in Deutschland ein großes Unternehmen, sondern kann auch international als ein Schwergewicht der Medizintechnik gesehen werden. Es ist auch wenig verwunderlich, weshalb das in Erlangen ansässige Unternehmen schnell den Weg in den MDax und TecDax gefunden hat.
Denkbar ist nach der Varian-Übernahme sowie dem gestiegenen Aktienkurs auch ein zukünftiger Aufstieg in den DAX. Profitieren von einer solchen Entwicklung würde am meisten der Mutterkonzern Siemens, denn er hält noch eine hohe Beteiligung an Siemens Healthineers. Zum Geschäftsjahresende 2020 belief sich der Siemens-Anteil noch auf 75 Prozent.
Seine Geschäfte gruppiert der Medizintechniker in die vier Bereiche Imaging, Diagnostik, Varian und Advanced Therapies. Das größte Geschäft wird mit diagnostischen Bildgebungsprodukten aus dem Segment Imaging gemacht. Im Geschäftsjahr 2020 wurden hier insgesamt Umsatzerlöse in Höhe von 9,1 Milliarden Euro generiert. Die bereinigte operative Marge belief sich auf 21 Prozent und stellte gleichzeitig den höchsten Wert aller Segmente dar. Die nächstgrößeren Segmente waren Diagnostics (3,9 Milliarden Euro) sowie Varian (3,2 Milliarden Euro).
Insgesamt konnte Siemens Healthineers im Geschäftsjahr 2020 einen soliden Gesamtumsatz von 14,5 Milliarden Euro ausweisen, der geringfügig (0,4 Prozent) unter dem Vorjahreswert lag. Deutlich stärker fiel das Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Es sank von 2,3 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2019 um 13,8 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Am Ende wurde ein unverwässertes Ergebnis je Aktie in Höhe von 1,41 Euro ausgewiesen. Der Rückgang belief sich hier auf 10,2 Prozent.
Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick auf 2021
Für das am 31. März 2021 abgelaufene zweite Quartal 2021 sahen die Geschäftszahlen deutlich besser aus: Die Umsatzerlöse erhöhten sich um 7,6 Prozent. Auf vergleichbarer Basis (ohne Währungsveränderungen und Portfolioeffekte) lag das Plus sogar bei 12,9 Prozent. Einen wesentlichen Anteil an der erfreulichen Entwicklung hatte das Diagnostics-Segment, welches auf vergleichbarer Basis um 29 Prozent zulegte. Corona-Antigen-Schnelltests sorgten hier für gute Geschäfte. Trotz der starken Umsatzentwicklung konnte das bereinigte EBIT mit 666 Millionen Euro nur auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden.
Angesichts der starken Umsatzentwicklung des ersten Halbjahres erwartet das Management von Siemens Healthineers nun auch bessere Geschäfte für das Gesamtjahr 2021. Entsprechend wurde die Prognose angehoben. Erwartet wird nun ein vergleichbares Umsatzwachstum zwischen 14 und 17 Prozent. Bisher wurde ein Wachstum zwischen 8 und 12 Prozent in Aussicht gestellt.
Das bereinigte und unverwässerte Ergebnis je Aktie wird ebenfalls höher erwartet. So wurde die ursprünglich im ersten Quartal erwartete Spanne beim Ergebnis zwischen 1,63 und 1,82 Euro auf einen Wert zwischen 1,90 und 2,05 Euro angehoben. Enthalten sind hierin jedoch Bereinigungen von Aufwendungen für portfoliobezogene Maßnahmen sowie Personalrestrukturierungen.
Analysten sehen die Gewinnentwicklung ähnlich positiv. Im Durchschnitt erwarten sie einen Anstieg des Ergebnisses je Aktie auf 1,56 Euro, was gegenüber dem unverwässerten Ergebnis je Aktie aus 2020 einem Wachstum von 10,6 Prozent entspricht. Im Folgejahr 2022 soll der Wert dann auf 1,78 Euro weiter ansteigen und so für ein erwartetes Gewinnwachstum von 14,1 Prozent sorgen.
Wichtige Kennzahlen und Aktienkursentwicklung der Siemens Healthineers Aktie
Wichtige fundamentale Kennzahlen aus der Levermann-Analyse sind mit der EBIT-Marge, der Eigenkapitalquote sowie dem Gewinnwachstum zu benennen. Die Werte sind zwar gut und reichen auch jeweils für einen Punktaufschlag in der Analyse, es handelt sich jedoch nicht um außergewöhnlich hohe Werte, die für einen Platz auf der jeweiligen Bestenliste ausreichen.
Positiv ist weiter hervorzuheben, dass Siemens Healthineers einen starken Cashflow besitzt, der nicht nur für Akquisitionen eingesetzt wird, sondern auch für Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 1,7 Prozent und ist nicht besonders hoch. Das liegt jedoch vorrangig an der hohen Bewertung, denn im Durchschnitt der letzten drei Jahre lässt sich eine Ausschüttungsquote von 55 Prozent errechnen.
Bewertung der Siemens Healthineers Aktie
Die Bewertung der Siemens Healthineers Aktie kann mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 29,8 als hoch angesehen werden. Dies trifft jedoch nur bedingt für das zweistellig erwartete Gewinnwachstum von 14,1 Prozent zu. Mit ihm ließe sich ein PEG-Ratio von etwas über zwei errechnen, was zwar nicht billig ist, aber noch als fair angesehen werden kann – sofern das Wachstum nachhaltig hoch bleibt.
Trotz hoher Profitabilität und starker Cashflows zeigen sich Schwächen bei dem Free Cashflow. Er belief sich in den letzten zwölf Monaten auf 1,9 Milliarden Euro und lag deutlich unter dem operativen Gewinn von 2,3 Milliarden Euro. Entsprechend lässt sich ein aktueller Free-Cashflow-Multiplikator von knapp 34 ausrechnen.
Fazit zur Siemens Healthineers Aktie
Keine Frage, Siemens Healthineers ist ein interessantes Schwergewicht im Wachstumsmarkt Medizintechnik. Das Unternehmen besitzt hier eine führende Position als Hersteller von Bildgebungsprodukten.
Auch profitiert es aktuell mit seinen Antigen-Schnelltest von der Corona-Pandemie. Dieses Geschäft sollte nach Aussagen des Managements allein im laufenden Geschäftsjahr 2021 für Umsätze im Wert von 750 Millionen Euro verantwortlich sein. Der Wert fällt damit doppelt so hoch aus wie ursprünglich vom Management angenommen und ist für das zuletzt starke Wachstum verantwortlich.
Kritisch muss man dabei sehen, dass das Diagnostics-Segment nur wenig profitabel war, denn es erreichte im Geschäftsjahr 2020 gerade mal eine bereinigte operative Marge von 2 Prozent. Trotz eines hohen Anteils von über 90 Prozent an wiederkehrenden Umsätzen sowie eines starken Anstiegs der Profitabilität auf 10,6 Prozent im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres ist dieses Segment wohl nicht unbedingt als ein langfristiger Werttreiber für das Unternehmen zu betrachten.
Die Zukunftsfelder sollen daher weiter in der Bildgebung sowie der vielversprechenden Übernahme von Varian Medical Systems gesehen werden. Das Management erwartet aus der Transaktion zumindest Synergien beim Umsatz sowie den Kosten im Gesamtwert von über 300 Millionen Euro bis zum Jahr 2025. Dieses Ziel wurde zuletzt auch bestätigt. Am Ende sollte die Varian-Übernahme aber vor allem eines: Das Wachstum weiter hochhalten und die Marktposition stärken.
Problematisch ist jedoch der hohe Preis, der gezahlt wurde. So bilanzierte Siemens Healthineers zuletzt im Halbjahresbericht 2021 langfristige Schulden in Höhe von 13,7 Milliarden Euro. Und obwohl das Eigenkapital bereits mit Kapitalerhöhungen gestärkt wurde, ist dieser Betrag immer noch als hoch zu interpretieren.
Nicht zu unterschätzen ist auch der mittlerweile über neun Milliarden Euro schwere Geschäfts- oder Firmenwert in der Bilanz. Er kann schließlich zur Abschreibungen führen – sollten sich die Geschäfte der übernommenen Unternehmen nicht so entwickeln wie geplant. Von einer Schwäche des Kerngeschäfts lässt sich derweil nichts ablesen. Einzig das Corona-Sondergeschäft sollte man im Blick behalten. Schließlich sorgt es für ein temporär erhöhtes Wachstum.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Siemens Healthineers besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.