Medienberichten zufolge könnte Biontech mit seinem Partner Pfizer allein im Jahr 2021 bis zu 13 Milliarden US-Dollar an Umsatz durch den Impfstoff generieren. Grund genug uns die Pfizer Aktie (ISIN: US7170811035) einmal genauer anzuschauen. Sie wird aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 bei einer Dividendenrendite von 3,9 Prozent gehandelt. Auch in der Levermann-Analyse generiert die Aktie mit sechs Punkten ein klares Kaufsignal. Ob der Pharmakonzern, der sich aktuell in einem Umbruch befindet, tatsächlich ein Kauf ist, das wollen wir mit der nachfolgenden Analyse klären.
Unternehmensprofil – großer Pharmakonzern
Pfizer ist ein im Jahr 1849 gegründetes Unternehmen der Pharmaindustrie und gehört mit einem Umsatz von über 51,8 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2019 zu den größten Pharmakonzernen der Welt.
Der Pharmariese klassifiziert sein Geschäft in die drei Segmente Biopharma, Upjohn sowie Consumer Healthcare. Das Hauptgeschäft wird mit einem Umsatz im Geschäftsjahr 2019 von 39,4 Milliarden US-Dollar im Bereich Biopharma getätigt. Hier werden alle Medikamente erfasst, die sich auf wichtigste therapeutische Bereiche der Medizin fokussieren und patentgeschützt sind. Es ist das klassische Pharmageschäft. Im Jahr 2019 verfügte der Bereich über sechs Blockbuster-Medikamente. Ihr Umsatz beläuft sich jeweils auf mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Jahr.
Das zweitstärkste Segment ist Upjohn mit einem Umsatz im Geschäftsjahr 2019 von 10,2 Milliarden US-Dollar. Das Segment konzentriert sich auf Medikamente, die zur Behandlung nicht übertragbarer Krankheiten eingesetzt werden. Auch finden sich hier die Medikamente wieder, deren Patentschutz bereits abgelaufen ist (sogenannte Generika). Insgesamt gab es im Geschäftsjahr 2019 in diesem Bereich mit Lyrica und Lipitor nur zwei Blockbuster-Medikamente, die die Umsatzschwelle von jeweils einer Milliarde US-Dollar überschritten. Die Sparte fusionierte im Jahr 2020 mit dem niederländischen Generikahersteller Mylan und lässt sich aktuell unter dem Namen Viatris an der Börse wiederfinden.
Auf das Segment Consumer Healthcare entfielen im Geschäftsjahr 2019 knapp 2,1 Milliarden US-Dollar an Umsatz. Dieser Bereich erfasst die rezeptfreien Medikamente und wurde zusammen mit Glaxosmithkline’s Consumer Healthcare Division zu einem neuen Joint-Venture geformt. Im dritten Quartal 2020 wurde dieser Bereich nicht mehr in der Segmentberichterstattung erfasst.
Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick auf das Jahr 2020
Das letzte veröffentlichte dritte Quartal 2020 verlief für Pfizer im Rahmen der Erwartungen. Insgesamt sank der Umsatz um 4 Prozent auf 12,1 Milliarden US-Dollar. Das bereinigte Ergebnis je Aktie lag mit 0,72 US-Dollar um 3 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres von 0,75 US-Dollar.
Der Blick auf die einzelnen Segmente lässt einen Schluss auf die Wachstumstreiber des Unternehmens zu. Das Hauptgeschäft konnte mit Biopharma um 3 Prozent auf 10,2 Milliarden US-Dollar zu legen. Deutlich rückläufig war hingegen der Umsatz im Segment Upjohn, welcher um 18 Prozent auf 1,9 Milliarden US-Dollar sank.
Für das Gesamtjahr 2020 rechnet Pfizer mit Gesamtumsätzen zwischen 48,8 und 49,5 Milliarden US-Dollar bei einem bereinigten Ergebnis je Aktie zwischen 2,88 und 2,93 US-Dollar. Gemäß der Datenbank des aktien.guide rechnen Analysten mit einem ähnlichen Ergebnis je Aktie von 2,89 US-Dollar, welches auf 2,96 US-Dollar im Jahr 2021 ansteigen soll. Das erwartete Gewinnwachstum würde sich demnach auf 2,4 Prozent belaufen.
Wichtige Kennzahlen und Aktienkursentwicklung der Pfizer Aktie
Positive fundamentale Kennzahlen aus der Levermann-Analyse lassen sich mit der Eigenkapitalrendite (25,7 Prozent), der EBIT-Marge (27,3 Prozent) sowie der Eigenkapitalquote (37,9 Prozent) nennen. Für alle drei Werte gab es jeweils einen Pluspunkt in der Levermann-Analyse.
Weiter überzeugt Pfizer durch seine üppigen Dividendenzahlungen. Diese wurden in den letzten zehn Jahren ohne Unterbrechungen erhöht. Aktuell beläuft sich die Dividendenrendite auf 3,9 Prozent bei einer Ausschüttungsquote von 62 Prozent. In den letzten fünf Jahren betrug das durchschnittliche Wachstum der Dividende 6,7 Prozent. Damit hätte man nicht nur jährlich eine akzeptable laufende Verzinsung, sondern auch noch einen guten Inflationsschutz erhalten.
Bewertung der Pfizer Aktie
Beim Blick auf die Bewertung fällt zunächst das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,9 auf. Dieser Wert ist gemäß den Kriterien der Levermann-Analyse als fair einzustufen. Es gab daher weder einen Punktaufschlag noch einen Punktabzug.
Bei Betrachtung der fundamentalen Bewertungskennzahlen erscheint die Pfizer Aktie jedoch deutlich teurer. Der Enterprise Value (Unternehmenswert inklusive Schulden) beläuft sich nämlich auf knapp 250 Milliarden US-Dollar. Bei einem Free Cashflow der letzten zwölf Monate von über zehn Milliarden US-Dollar errechnet sich ein Multiplikator von 23,8.
Fazit zur Pfizer Aktie
Pfizer verfügt über zahlreiche Patente an wichtigen Medikamenten, die jährlich Milliardenumsätze generieren. Über deren Patentlaufzeit konnten gute Gewinne erwirtschaftet werden.
Ein Problem hat Pfizer derzeit mit seinen nicht mehr patentgeschützten Medikamenten. Das Segment Upjohn verlor nämlich im dritten Quartal 2020 18 Prozent an Umsatz. In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 beläuft sich der Umsatzverlust sogar auf 30 Prozent. Auch wenn das größte Segment mit Biopharma noch moderat wächst, auf Konzernebene wird dadurch ein Umsatzrückgang im hohen einstelligen Bereich ausgewiesen.
Die strategische Neuausrichtung – welche vorsieht, sich von der Upjohn-Sparte über eine Fusion mit Mylan zu trennen – wird jedoch dazu führen, dass Pfizer zukünftig wieder ein moderates mittelfristiges Wachstum aufweisen kann.
Pfizer selbst projiziert ein Umsatzwachstum von mindestens 6 Prozent jährlich bis zum Jahr 2025. Möglich soll dies nicht nur das bestehende Medikamenten-Portfolio machen, sondern auch zahlreiche vielversprechende Kandidaten aus der eigenen Pipeline.
Das Potenzial für Pfizer aus der Kooperation mit Biontech findet derzeit wenig Beachtung. Von Pfizer selbst gibt es diesbezüglich keine finanziellen Prognosen. Das Hauptgeschäft könnte demnach bei Biontech selbst landen, worauf auch die aktuelle Marktkapitalisierung von fast 25 Milliarden US-Dollar für Biontech hindeutet.
Pfizer hingegen schrumpft mit der Konzentration auf das patentgeschützte Pharmageschäft wieder auf eine Größe zurück, ab der es wieder ein solides Wachstum ausweisen kann. Dies gilt natürlich nur mittelfristig, denn es drohen langfristig erneute Patentabläufe. Bis dahin muss der Konzern weiter investieren und seine Pipeline mit frischen Kandidaten füllen. Allein im Jahr 2020 sollen rund neun Milliarden US-Dollar in die Forschung und Entwicklung fließen. Diese Zahl macht zumindest Mut, dass zukünftig einige Blockbuster dabei sind.
Abschließend betrachtet bleibt die Pfizer Aktie damit ein Schwergewicht der Pharmaindustrie mit einem relativ ausgewogenen Chancen-Risiko-Verhältnis.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Pfizer besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.