S&P Global Aktienanalyse: Dividenden Aristokrat mit Kurspotenzial

22.7.2025 | Levermann

S&P Global Aktienanalyse: Dividenden Aristokrat mit Kurspotenzial

Der Finanzdaten-Gigant S&P Global überzeugt mit stabilen Margen, breitem Burggraben und kontinuierlichem Wachstum im Rating- und Indexgeschäft. Doch bleibt die Aktie trotz hoher Bewertung ein Kauf in einem sich wandelnden Marktumfeld? Unsere Analyse zeigt Chancen, Risiken – und wie attraktiv die Aktie derzeit wirklich ist.

Inhaltsverzeichnis

Verlässliche Informationen sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Unternehmen, Investoren, Banken, Regierungen und Aufsichtsbehörden benötigen aber präzise, vergleichbare und zeitnahe Daten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können – beispielsweise bei Investitionen, der Kreditvergabe, der Risikoanalyse, der Regulierung oder der strategischen Planung.

Der Finanzdienstleister S&P Global (ISIN: US78409V1044) stellt genau diese Informationen bereit. Das New Yorker Unternehmen ist eine der weltweit führenden Quellen für Kreditratings, Finanzmarktanalysen, makroökonomische Daten, Rohstoffpreise, Benchmark-Indizes und ESG-Bewertungen. Diese Inhalte sind häufig tief in regulatorische Prozesse, Finanzprodukte und interne Steuerungsmechanismen der Kunden integriert. Viele seiner Produkte, wie etwa Kreditratings oder der S&P-500-Index, haben nicht nur wirtschaftliche, sondern auch rechtliche Relevanz und gelten als Marktstandards. In einer Informationsökonomie, wie sie heute zunehmend vorliegt, ist das Geschäft eines Datenlieferanten mit einer Goldgrube vergleichbar.

Auch Investoren haben dies erkannt, wie der stetig steigende Aktienkurs zeigt. Über einen Zeitraum von 20 Jahren gesehen, handelt es sich um einen Tenbagger.

Quelle: Entwicklung des S&P Global Aktienkurs 20 Jahre

Doch nicht alles ist rosig. Die Aktie ist in Krisen häufig stark gefallen. So verlor sie beispielsweise während der Finanzkrise 2009 vom Allzeithoch 75 Prozent. Auch während der Corona-Pandemie ging es fast 40 Prozent bergab. Dies ist vor allem auf die hohe Bewertung der Aktie und ihren Bezug zum zyklischen Finanzsektor zurückzuführen. 

S&P Global ist jedoch aufgrund langfristiger Abozahlungen robust aufgestellt. Zudem sollten langfristige Trends Rückenwind geben. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, geopolitischer Spannungen oder geldpolitischer Umbrüche steigt die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Daten und unabhängigen Bewertungen. Marktteilnehmer verlassen sich heute mehr denn je auf S&P Global, um Transparenz zu erfahren, Risiken zu identifizieren und Chancen zu bewerten. Dabei geht es nicht mehr nur um historische Zahlen, sondern um tiefgehende Analysen, Szenarien, automatisierte Signale und zunehmend auch KI-gestützte Prognosen – all das liefert S&P Global. Zudem wächst die strategische Bedeutung solcher Informationsdienste mit den Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichterstattung, regulatorische Compliance und digitale Transformation. In diesem Umfeld profitiert S&P Global von seiner einzigartigen Kombination aus Datenbreite, analytischer Tiefe, technologischer Kompetenz und globaler Reichweite. Sie verleiht dem Unternehmen eine stabile Wettbewerbsposition und hohe Preissetzungsmacht.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum die S&P-Global-Aktie nicht nur eine Investition in ein Datenunternehmen darstellt, sondern in gewisser Weise auch ein indirektes Engagement in die Funktionsfähigkeit der globalen Märkte selbst. Für Aktionäre kann sich dies langfristig auszahlen, wie die nachfolgende S&P-Global-Aktienanalyse aufzeigen wird.

💡 Das Wichtigste in Kürze 

  • S&P Global ist eine echte Burggraben-Aktie mit Wachstumspotenzial
  • Der Dividenden Aristokrat besticht durch hohe Margen und starke Cashflows
  • In die hohe Bewertung muss das Unternehmen nach zahlreichen Übernahmen erst einmal hineinwachsen

Unternehmensprofil – global agierender Finanzdienstleister

S&P Global ist ein weltweit führendes Unternehmen für Finanzinformationen. Es bietet Daten, Analysen, Benchmarks und Ratings, die Unternehmen, Investoren und Regierungen dabei unterstützen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Das Geschäft ist in mehrere spezialisierte Segmente unterteilt, die jeweils auf bestimmte Informationsbedürfnisse und Kundengruppen zugeschnitten sind. In seiner Finanzberichterstattung weist S&P Global die folgenden Bereiche aus, auf die wir nachfolgend näher eingehen:

  • Market Intelligence, 
  • Ratings, 
  • Commodity Insights, 
  • Mobility und 
  • Indices.

Quelle: 10-K Form S&P Global 2024

Das Segment Global Market Intelligence bietet umfassende Finanz- und Wirtschaftsdaten, Analysen und Softwarelösungen. Es ist mit einem Umsatzanteil von rund 33 Prozent das größte Segment. Die Produkte richten sich an Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter und Unternehmen, die genaue, aktuelle und integrierbare Informationen benötigen. Mithilfe dieser Dienste treffen die Kunden strategische Entscheidungen, bewerten Risiken und führen Wettbewerbsanalysen durch. Die Plattformen von Market Intelligence, wie etwa Capital IQ oder S&P Global Desktop, ermöglichen es aber auch, Daten aus unterschiedlichen Quellen effizient zu analysieren und in bestehende Arbeitsabläufe zu integrieren.

Im Segment Global Ratings hingegen werden Umsätze von 4,2 Milliarden US-Dollar geschrieben, was etwa 30 Prozent der Gesamtumsätze entspricht. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Vergabe von Kreditratings für Unternehmen, Staaten und strukturierte Finanzprodukte. Die Ratings bieten Anlegern auch hier eine verlässliche Einschätzung der Bonität und des Ausfallrisikos von Emittenten und Finanzinstrumenten – wobei diese gerade nach der Finanzkrise 2009 stärker hinterfragt werden mussten. Dennoch haben Investoren wieder Vertrauen in die Analysekompetenz von S&P Global gefasst. Das Segment ist nach wie vor eines der bekanntesten innerhalb des Konzerns und trägt wesentlich zur Transparenz und Stabilität der Kapitalmärkte bei. Die Einnahmen entstehen hier sowohl durch die Gebühren, die Emittenten für die Bewertung zahlen, als auch durch den Verkauf von Analysen und begleitenden Dienstleistungen.

Der Bereich Commodity Insights (ehemals Platts) dagegen versorgt die Energie-, Rohstoff- und Chemiebranche mit spezifischen Preisinformationen, Marktanalysen und Benchmarkdaten. Kunden nutzen diese Informationen für Preisverhandlungen, das Risikomanagement und die Umsetzung ihrer Marktstrategien. Da Rohstoffmärkte stark auf transparente und objektive Daten angewiesen sind, sind diese Daten für den globalen Rohstoffhandel von immenser Bedeutung. Die Einnahmen stammen hier hauptsächlich aus dem Verkauf von Marktdaten und Benchmark-Preisen. 2024 generierte man mit 2,1 Milliarden an Umsatz eine überaus stattliche Summe, die rund 15 Prozent der Gesamtumsätze entsprach.

Das Segment Mobility ist recht jung und aus der im Jahr 2022 abgeschlossenen Fusion mit IHS Markit entstanden. Es liefert datenbasierte Lösungen für die Automobil- und Transportindustrie. Unter anderem angeboten werden Prognosen zur Fahrzeugproduktion, Marktnachfrage, CO₂-Regulierung, E-Mobilität und Lieferkettenanalysen. Diese speziellen Informationen werden gerne von Automobilherstellern, Zulieferern, Regierungen und Mobilitätsdienstleistern zur Strategieplanung und zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben genutzt.

Mit dem letzten Segment Indices betreibt das Unternehmen schließlich eines der größten Indexgeschäfte weltweit. Zu den bekannten Benchmarks gehören der S&P 500 und der Dow Jones Industrial Average. Solche Indizes dienen als Grundlage für eine Vielzahl von Anlageprodukten, insbesondere ETFs, strukturierte Produkte und Derivate. S&P Global verdient dabei an Lizenzgebühren von Vermögensverwaltern und Börsen, die diese Indizes nutzen.

Die profitabelsten Bereiche sind Ratings und Indices. Sie erzielten operative Ergebnisse von 2,7 bzw. 1,1 Milliarden US-Dollar und machten 2024 zusammen rund 68 Prozent des Konzern-EBIT aus. Gleichzeitig sind dies die Bereiche mit dem stärksten Wachstum.

Das im letzten Jahresabschluss auftauchende Segment Engineering Solutions entstand ebenfalls durch die Übernahme von IHS Markit und richtet sich an Kunden aus den Bereichen Technik, Luftfahrt, Energie und Fertigung. Dieses Geschäft wurde bereits 2023 an den Finanzinvestor KKR verkauft.

Eines ist für Investoren jedoch von besonderer Bedeutung: S&P Global generiert den Großteil seiner Einnahmen über Abonnementmodelle, Lizenzierungen, was für eine hohe Stabilität der Umsätze sorgt.

Markt & Wettbewerb

Trotz der Attraktivität des Marktes gibt es je nach Segment nur eine Handvoll Unternehmen, gegen die sich S&P Global behaupten muss. Ein zentraler Wettbewerber ist die Moody’s Corporation. Insbesondere im Bereich der Kreditratings stehen sich S&P Global Ratings und Moody’s Investors Service als direkte Rivalen gegenüber. Beide Unternehmen gehören zu den weltweit führenden Ratingagenturen mit einem Marktanteil von jeweils rund 40 Prozent. Moody’s ist zudem auch im Bereich Daten- und Analyseprodukte tätig, insbesondere über die Tochtergesellschaft Moody’s Analytics, die ähnliche Dienstleistungen wie Market Intelligence von S&P Global anbietet. Nummer Drei im Bunde der Kreditratings ist Fitch Ratings.

Ein weiterer bedeutender Wettbewerber ist Bloomberg. Das von Michael Bloomberg gegründete Unternehmen ist vor allem im Bereich Finanzdaten und Nachrichten eine feste Größe und konkurriert mit S&P Global Market Intelligence um institutionelle Kunden wie Banken, Investmentgesellschaften und Unternehmen. Die legendären Bloomberg-Terminals bieten umfassende Daten, Analysen, Marktinformationen, Kommunikationstools und sind tief in den Arbeitsalltag von Finanzprofis integriert. Ähnlich sieht es bei Refinitiv aus, das früher zu Thomson Reuters gehörte und inzwischen Teil der London Stock Exchange Group ist. Es stellt ebenfalls eine starke Konkurrenz im Bereich Marktdaten, Handelsplattformen und Finanzanalysen dar. Refinitiv bietet umfassende Datenfeeds, Research-Plattformen sowie Lösungen für das regulatorische Reporting. Im Bereich des Indexgeschäfts steht S&P Global im Wettbewerb mit MSCI und FTSE Russell (ebenfalls eine Tochter der London Stock Exchange Group). MSCI ist insbesondere bei ESG-Indizes und Aktien-Benchmarks stark, die bei institutionellen Investoren weit verbreitet sind. FTSE Russell ist ein bedeutender Anbieter globaler Aktien- und Anleiheindizes sowie Lizenzgeber für zahlreiche börsengehandelte Produkte. Im Segment Commodity Insights konkurriert S&P Global mit Unternehmen wie Argus Media und ICIS. Diese Firmen bieten Preisdaten, Marktanalysen und Benchmarks für Rohstoffe, insbesondere in den Bereichen Energie, Chemie und Landwirtschaft. Sie sind in bestimmten Nischenmärkten oder Regionen besonders stark.

Betrachtet man die Kapitalisierungen, so ist S&P Global der klare Spitzenreiter. Bei der Performance, also der Wertentwicklung, liegen jedoch die London Stock Exchange und MSCI vorn.

Quelle: Entwicklung der Peer von S&P Global über 20 Jahre

Der Wettbewerb ist also überschaubar. Erklärbar ist dies mit den tiefen Burggräben, die vor Konkurrenz schützen. Eine marktbeherrschende Stellung bei Kreditratings, Indizes und Finanzdaten, die tief in regulatorische Prozesse und Finanzprodukte integriert sind, sind schwer zu kopieren und aufzubrechen. Der Markt, in dem S&P Global operiert, weist jedoch einige Besonderheiten auf, die das Geschäftsmodell und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens maßgeblich beeinflussen. 

Eine zentrale Eigenschaft ist die bereits erwähnte hohe Eintrittsbarriere, die durch regulatorische Anforderungen, eine starke Markenpositionierung, große Datenmengen und eine tiefgreifende Integration in Kundenprozesse entsteht. S&P Global hat sich über die Jahre in vielen Bereichen zu einem Oligopolisten entwickelt, insbesondere im Rating-Geschäft, in dem das Unternehmen neben Moody’s und Fitch zu den „Big Three“ gehört. Diese Positionen sind äußerst schwer angreifbar, da sie auf jahrzehntelanger Reputation, regulatorischer Akzeptanz und umfangreichen historischen Daten beruhen.

Der Markt ist außerdem durch einen starken Trend zur Digitalisierung und Datenveredelung geprägt. Rohdaten allein haben nämlich nur einen begrenzten Wert. Gefragt sind strukturierte, verknüpfte und kontextualisierte Informationen, die in Entscheidungsprozesse eingebettet werden können. Hier profitiert S&P Global von seiner Fähigkeit, Daten aus unterschiedlichen Quellen zu integrieren und in praxistaugliche Analysen, Benchmarks oder Risikomodelle zu überführen. Da Unternehmen zunehmend nach Lösungen suchen, die nicht nur Daten liefern, sondern auch den Interpretations- und Entscheidungsprozess unterstützen – beispielsweise durch KI-gestützte Analysen, Visualisierungen oder Schnittstellen zu internen Systemen – ist S&P Global hier im Vorteil.

Ein weiterer Aspekt ist die hohe Regulierung und institutionelle Verankerung der vielen Dienstleistungen. Ratings sind beispielsweise in zahlreichen Gesetzen und aufsichtsrechtlichen Rahmenwerken verankert, etwa in Basel III, Solvency II oder den US-SEC-Regularien. Auch Benchmark-Indizes wie der S&P 500 oder Preisreferenzen im Rohstoffhandel haben eine regulatorisch oder vertraglich verbriefte Relevanz. Genau diese institutionelle Einbindung sorgt für eine hohe Stabilität und schafft Abhängigkeiten auf der Kundenseite. Zudem ist der Markt durch eine zunehmende Nachfrage nach ESG-Daten (Environmental, Social, Governance) sowie nach nachhaltigkeitsbezogenen Analysen geprägt. Investoren, Aufsichtsbehörden und Unternehmen fordern schon länger nachvollziehbare und standardisierte ESG-Informationen, um Risiken zu bewerten und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. S&P Global hat frühzeitig in diesen Markt investiert und kann heute umfassende ESG-Ratings, Datenbanken und Berichterstattungslösungen liefern.

Das wichtigste Argument ist aber, dass eine hohe Kundenbindung und geringe Preissensitivität vorliegt, da die Produkte und Dienstleistungen in kritische Geschäftsprozesse tief integriert sind. Ein Anbieterwechsel ist also mit hohen Kosten verbunden, in manchen Fällen sogar undenkbar. Gleichzeitig sind viele Kunden bereit, für qualitativ hochwertige, verlässliche und regelmäßig aktualisierte Informationen einen entsprechenden Preis zu zahlen, eben weil sie mit diesen wertvollen Daten selbst enorm viel verdienen.

Übernahmen von S&P Global

Auch wenn S&P Global durch ein solides operatives Wachstum überzeugt, gab es in den vergangenen Jahren gleich mehrere strategisch bedeutende Übernahmen, die das Geschäft nachhaltig erweitert und gestärkt haben. Die mit Abstand wohl wichtigste Transaktion war die Übernahme von IHS Markit, die Anfang 2022 abgeschlossen wurde. Mit einem Volumen von rund 44 Milliarden US-Dollar war sie die bislang größte Akquisition in der Geschichte des Unternehmens. Sie ermöglichte S&P Global den Zugang zu neuen Geschäftsfeldern, insbesondere in den Bereichen Rohstoffdaten, Automobil- und Engineering-Lösungen sowie Supply-Chain-Analytik. Zudem wurde eine deutlich breiter aufgestellte Daten- und Analyseplattform geschaffen. Neben der Großübernahme wurden vor allem kleinere Akquisitionen getätigt. Ein aktuelles Beispiel ist die Übernahme des Automatic Identification System (AIS)-Geschäfts von ORBCOMM, durch die die Kompetenzen im Bereich Supply Chain und maritime Daten gestärkt wurden. Die Übernahmen zeigen die klare Strategie des Unternehmens auf: gezieltes Wachstum durch komplementäre Technologien, vertiefte Datenkompetenz und eine stärkere Marktpräsenz in wachstumsstarken Segmenten.

Die letzten S&P Global Quartalszahlen von März 2025

Im ersten Quartal 2025 verzeichnete S&P Global ein deutliches Umsatz- und Gewinnwachstum. So stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 8 Prozent auf 3,777 Milliarden US-Dollar. Überproportional erhöhte sich der GAAP-Nettoertrag erhöhte sich um 10 Prozent auf 1,090 Milliarden US-Dollar, während das verwässerte GAAP-Ergebnis je Aktie um 12 Prozent auf 3,54 US-Dollar zunahm. Auf bereinigter Basis stieg der Nettoertrag dabei nur um 7 Prozent auf 1,344 Milliarden US-Dollar und das bereinigte verwässerte Ergebnis je Aktie um 9 Prozent auf 4,37 US-Dollar. Die Gewinnsteigerung wurde insbesondere durch starkes Wachstum in den Segmenten Ratings und Indices getragen, sowohl nach GAAP als auch auf bereinigter Basis.

Quelle: Finanzdaten von S&P Global zum ersten Quartal 2025

Neben den finanziellen Ergebnissen kündigte das Unternehmen mit der Abspaltung seiner Mobility-Sparte in ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen eine strategisch bedeutende Veränderung an. Ziel dieser Maßnahme ist es, den Unternehmensfokus zu schärfen, die operative Struktur zu vereinfachen und das Wachstumspotenzial beider Einheiten zu maximieren. Die verbleibenden vier Geschäftsbereiche gelten weiterhin als zentral für die langfristige Strategie von S&P Global. Die Abspaltung soll steuerfrei für die Aktionäre erfolgen und innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate abgeschlossen sein. Das neue Mobility-Unternehmen soll eigenständig agieren und eine gezielte Wachstumsstrategie im Automobilsektor verfolgen. Darüber hinaus wurde bereits zuvor die geplante Veräußerung des 50 Prozent-Anteils am Gemeinschaftsunternehmen OSTTRA bekannt gegeben. Hierbei handelt es sich um einen Anbieter von Post-Trade-Lösungen für globale Finanzmärkte, der im Jahr 2021 durch die Fusion der Post-Trade-Aktivitäten der CME Group mit dem MarkitServ-Geschäft von IHS gegründet wurde. Letztere wurde im Jahr 2022 von S&P Global übernommen. Die beiden Eigentümer erwarten aus der Transaktion einen Gesamterlös von 3,1 Milliarden US-Dollar, der gemäß Anteilsstruktur den beiden Partnern zugeht.

S&P Global Aktie Prognose 2025

Beim Ausblick auf das Gesamtjahr 2025 gibt es eine ordentliche Datenbasis. Erwartet wird beispielsweise ein Wachstum zwischen 4 und 6 Prozent bei einer operativen Marge zwischen 42,3 und 43,5 Prozent. Bereinigt um außerordentliche Effekte liegt sie sogar 6 Prozentpunkte höher. Am Ende soll ein EPS gemäß GAAP zwischen 14,60 und 15,10 herauskommen. Bereinigt könnten es sogar noch ein paar US-Dollar mehr sein. Die unternehmenseigenen Schätzungen liegen hier zwischen 16,75 und 17,25 US-Dollar je Aktie.

In Summe zeigt die Jahresprognose für 2025 jedoch ein leicht abgeschwächtes Bild im Vergleich zur vorherigen Planung. Gerechnet wird nun mit einem operativen Cashflow nach Abzug von Investitionen und Ausschüttungen an Minderheitsgesellschafter in Höhe von 5,4 bis 5,6 Milliarden US-Dollar, was unter der bisherigen Erwartung von rund 5,9 Milliarden liegt. Auch der bereinigte Free Cashflow wird mit 5,6 bis 5,8 Milliarden US-Dollar leicht unter der früheren Prognose von rund 6,0 Milliarden angegeben. Grund für die Reduzierung sind vor allem Veränderungen bei den Annahmen zu Steuerzahlungen, Nettoeinkommen und dem Working Capital. Auch beim Umsatzwachstum wurde die Prognose um einen Prozentpunkt nach unten angepasst, was auf leicht geringere Erwartungen in den Segmenten Ratings und Indices zurückzuführen ist. Gleichzeitig erhöht das Unternehmen aber seine Prognose für den GAAP-operativen Gewinn, insbesondere aufgrund des erwarteten Gewinns aus der Veräußerung des Gemeinschaftsunternehmens OSTTRA. Eine breitere Spanne gab es hingegen bei der bereinigten EPS-Prognose. Sie spiegelt Unsicherheiten bei den Rating-Einnahmen sowie zeitliche Schwankungen bei Ausgaben und strategischen Investitionen im Jahresverlauf wider.

Positives gibt es aus Sicht der Dividenden Anleger: Für das Gesamtjahr 2025 plant S&P Global, etwa 85 Prozent des bereinigten Free Cashflows in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückzugeben. Das Management hat eine Quartalsdividende von 0,96 US-Dollar beschlossen, und es ist beabsichtigt, in Kürze zusätzliche beschleunigte Aktienrückkäufe im Umfang von 650 Millionen US-Dollar durchzuführen.

Quelle: Analystenprognosen zum Umsatz von S&P Global

Die Umsatzprognosen der Analysten für S&P Global deuten auf ein kontinuierliches, aber moderat abflachendes Wachstum in den kommenden Jahren hin. Für das Jahr 2025 wird beispielsweise ein Umsatz von rund 15,2 Milliarden US-Dollar erwartet, was einem Anstieg von gut 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. In den Folgejahren soll sich das Wachstum auf einem ähnlichen Niveau fortsetzen, wobei sich das Tempo ab 2028 leicht verlangsamt. Die Nettomargen könnten sich bis 2030 kontinuierlich verbessern.

Wichtige Kennzahlen der S&P Global Aktie aus der Levermann-Analyse

Die Levermann-Analyse für die S&P-Global Aktie zeigt ein ausgewogenes Bild mit leicht positiver Tendenz. Punkte sammelt die Aktie des Finanzdienstleisters durch eine starke Eigenkapitalquote von über 55 Prozent. Auch die positive Kursentwicklung der letzten sechs und zwölf Monate sowie die gute Marktreaktion auf die letzten Quartalszahlen sprechen für die Aktie. Zusätzlich sorgen die deutlichen Gewinnrevisionen der Analysten nach oben für Rückenwind. Gleiches gilt für das Gewinnwachstum, das mit knapp zwölf Prozent auf einem ordentlichen Niveau liegt. Mit 3 von 13 möglichen Punkten wird eine solide Basis erreicht. Die Aktie ist regelmäßig Topscorer der Levermann-Strategie.

Quelle: Levermann-Score der S&P Global Aktie

Aber es gibt auch negatives: Sowohl das durchschnittliche KGV der letzten fünf Jahre als auch das erwartete KGV liegen auf einem hohen Niveau. Auch die sehr optimistischen Analysteneinschätzungen führen zu Punktabzügen, da sie in der Analyse als Kontraindikator interpretiert werden. Und auch wenn die operative Rentabilität, gemessen an Eigenkapitalrendite und EBIT-Marge hoch ist, so überschreitet sie in der Levermann-Analyse nicht die erforderlichen Schwellenwerte.

Im Bereich der technischen Indikatoren zeigt sich ein tendenziell positives Bild. Die volle Punktzahl gab es nur für die langfristige Kursentwicklung. Beim Kursmomentum konnte die Aktie ebenfalls nicht punkten. Glücklicherweise gab es hier auch keine Punktabzüge. Positiv dagegen fällt wieder das Dreimonatsreversal aus. In jedem der letzten drei Monate schlug die Aktie den Vergleichsindex S&P 500.

Quelle: Dividendenentwicklung der S&P Global Aktie

Leider ist die Aktie kein Top-Scorer in der Dividendenstrategie, es gibt jedoch einige Argumente für die Aktie hinsichtlich der Ausschüttungen. Die Dividende von S&P Global überzeugt dabei weniger durch ihre Höhe als vielmehr durch ihre Qualität und Verlässlichkeit. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von lediglich 0,7 Prozent liegt die Ausschüttungsrendite deutlich unter dem Marktdurchschnitt. Auch im historischen Vergleich der letzten zehn Jahre fällt sie mit 0,9 Prozent eher niedrig aus. Hervorzuheben ist jedoch das starke Dividendenwachstum. In den letzten fünf Jahren ist die Ausschüttung im Schnitt um knapp 10 Prozent pro Jahr gestiegen – ein klarer Beleg für die nachhaltige Ertragskraft und die Bereitschaft des Managements, die Aktionäre am Unternehmenserfolg zu beteiligen.

Bewertung der S&P Global Aktie

Die Bewertung der S&P-Global-Aktie kann definitiv als ambitioniert bezeichnet werden. Das erwartete KGV von über 30 und der Umsatzmultiplikator im zweistelligen Bereich zeigen, dass Investoren für den Dividendenaristokraten eine Qualitätsprämie zahlen müssen.

Quelle: Bewertungskennzahlen der S&P Global Aktie

Doch Qualität gibt es hier jede Menge. So wird beispielsweise eine EBIT-Marge von über 40 Prozent erreicht. Auch die Free Cashflows sprudeln und erreichten zuletzt mit 5,6 Milliarden US-Dollar auf Trailing-Month-Basis einen Rekordwert. Der Wert liegt übrigens regelmäßig über dem Nettogewinn. S&P Global erwirtschaftet also mehr Geld, als es als Gewinn ausweist.

Quelle: Entwicklung von Free Cashflow und Nettogewinn bei S&P Global

Auch beim Thema Dividende spiegelt sich die hohe Bewertung wider. Eine Rendite von deutlich unter einem Prozent – sowohl kurzfristig als auch langfristig – spricht nicht gerade für eine hochrentierliche Investition.

Quelle: Dividenden Score der S&P Global Aktie

Doch auch hier gilt es zu relativieren, denn die Auszahlungsquote befindet sich auf einem niedrigen Niveau. Gleichzeitig zieht die Dividende mit hohem Tempo kontinuierlich an. Das Wachstum der letzten fünf Jahre ist fast zweistellig. Über 38 Jahre steigt die Dividende ausnahmslos.

Beim Dividenden-Score wurde allerdings der Status Top-Scorer knapp verpasst, was maßgeblich an der hohen Bewertung bzw. geringen Dividendenrendite liegt. Blickt man jedoch in die Historie, so wurde die Aktie schon immer hoch bewertet.

Fazit zur S&P Global Aktie

S&P Global ist ein außergewöhnlich stark positioniertes Unternehmen mit einem klar strukturierten, weitgehend wiederkehrenden Geschäftsmodell, das tief in die Infrastruktur der globalen Finanz- und Rohstoffmärkte eingebettet ist. Die Produkte des Unternehmens sind für viele Marktteilnehmer unverzichtbar – sei es in der Bewertung von Kreditrisiken, der Konstruktion von Finanzprodukten, der Einschätzung makroökonomischer Entwicklungen oder der Erfüllung regulatorischer Anforderungen.

Trotz kurzfristiger Schwächen in einzelnen Segmenten wie Ratings bleibt die langfristige Wachstumsperspektive intakt, gestützt durch strukturelle Trends wie die steigende Nachfrage nach verlässlichen Finanz- und Nachhaltigkeitsdaten, den Ausbau passiver Investmentstrategien sowie die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung von Entscheidungsprozessen. Damit nicht genug: Mit einer disziplinierten Kapitalallokation, hoher Cashflows und gezielten strategischen Maßnahmen wie der bevorstehenden Abspaltung des Mobility-Geschäfts zeigt das Management, dass es Wertsteigerung konsequent priorisiert. Die Aktie bleibt damit aus fundamentaler Sicht potenziell ein attraktives Investment für langfristig orientierte Anleger, die auf Stabilität, Preissetzungsmacht und nachhaltiges Wachstum setzen.

Quelle: S&P Global Kursziel 2025 - Einstufung & Empfehlung von Analysten

Auch Analysten sind euphorisch, wie ihre Einstufungen zur Aktie zeigen. Fast alle (91 Prozent) sehen die Aktie als Kauf, nur drei bzw. neun Prozent empfehlen sie als Halteposition. Trotz hoher Bewertung scheint sie das Wachstum zu überzeugen, das zu hohen Teilen planbar ist. Die Aktie wird über ein Jahr mit fast 16 Prozent höher gesehen.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von S&P Global besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

 

 
Frank Seehawer

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.