Das Geschäftsmodell von Betonherstellern kann sich aufgrund von regionalen Betonmischwerken durch eine starke Marktposition auszeichnen und damit für Investoren in Bauboom-Zeiten – wie sie aktuell noch vorliegen – spannende Profite bescheren.
Ein deutsches Unternehmen, welches genau in diesem Bereich tätig ist, ist die HeidelbergCement (Aktie ISIN: DE0006047004). Das in Heidelberg ansässige Unternehmen gehört mit 3.100 Produktionsstätten in 60 Ländern zu den weltweit größten Betonproduzenten und zeichnet sich durch eine gute Eigenkapitalquote bei starken Cashflows und einem zweistellig erwarteten Gewinnwachstum aus. Auch wird eine gute Dividende bei einem 10er-KGV gezahlt. Wo die Schwächen der HeidelbergCement Aktie liegen und ob sie dennoch ein Kauf sein kann, das wollen wir hier aufzeigen.
Unternehmensprofil
HeidelbergCement ist ein integrierter Hersteller von Baustoffen mit einer führenden Marktposition bei Zuschlagstoffen (Sand, Kies etc.), Zement sowie Transportbeton. Mit einer Marktkapitalisierung von 12,6 Milliarden Euro gehört das Unternehmen weltweit zu einem der führenden Unternehmen der Bauindustrie.
Es gliedert seine Geschäftsaktivitäten in die Segmente Zement, Zuschlagstoffe sowie Transportbeton-Asphalt. Zusätzlich existiert mit Service-Sonstiges ein Segment, in dem unter anderem die Handelsaktivitäten erfasst werden.
Der Geschäftsbereich Zement ist mit Abstand das größte Geschäftsfeld und sorgt für 42 Prozent der Konzernumsätze. Auf Platz zwei kommt das Segment Transportbeton-Asphalt mit einem Anteil von 26 Prozent. Die Zuschlagstoffe stellen 19 Prozent der Konzernumsatzerlöse, während das Servicegeschäft mit 13 Prozent die geringste Umsatzbedeutung hat.
Auch geografisch ist der dem DAX zugehörige Konzern gut diversifiziert. So werden 29 Prozent der Umsätze in West- und Südeuropa erzielt, 26 Prozent in Nordamerika, 19 Prozent in Asien sowie 16 Prozent in Nord- und Osteuropa. Die restlichen 9 Prozent können dem afrikanischen Kontinent zugerechnet werden.
Vorläufige Geschäftszahlen für das Jahr 2019
Nach vorläufigen Angaben zum Geschäftsjahr 2019 konnte der Konzernumsatz um 4,3 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro gesteigert werden. Auf vergleichbarer Basis belief sich der Umsatzanstieg lediglich auf 2,1 Prozent und lag damit unter den Erwartungen des Managements. Die fehlende Dynamik sei nach Unternehmensangaben durch einen schwachen Brennstoffhandel mit Drittkunden im vierten Quartal 2019 erklärbar.
Einen Tick besser entwickelten sich die Erträge des Beton-Herstellers: Das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs konnte um 8,8 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesteigert werden. Auf vergleichbarer Basis belief sich der Zuwachs auf 4,7 Prozent und lag im Rahmen der Erwartungen des Managements.
Auch wenn sich die Erträge des laufenden Geschäftsbetriebs weiter positiv entwickeln, so kann man auf Basis des Gewinnwachstums je Aktie eine rückläufige Dynamik erkennen.
Entwicklung des Gewinnwachstums über die letzten Jahre; Stand: 17.2.2020
Das erwartete Gewinnwachstum war zuletzt mit 10,1 Prozent nur noch knapp zweistellig. Über einen Zweijahreszeitraum hat sich das Wachstumstempo nun mehr als halbiert.
Entwicklung der HeidelbergCement Aktie und Kennzahlen
Aktienkursentwicklung der HeidelbergCement-Aktie im Xetra-Handel; Stand: 17.2.2020; Quelle: Wallstreet-Online.de.
Eine besonders gute Finanzkennzahl der HeidelbergCement lässt sich mit der Eigenkapitalquote von 45,9 Prozent ermitteln. Für diesen Wert gibt es in der Levermann-Analyse einen Pluspunkt. Positiv ist auch, dass sich die Eigenkapitalquote über die letzten Jahre relativ stabil entwickelte.
Entwicklung der Eigenkapitalquote über die letzten Jahre; Stand: 17.2.2020.
Der Nachteil einer hohen Eigenkapitalquote kann in einer geminderten Eigenkapitalrendite gesehen werden. Denn diese Kennzahl setzt den Jahresüberschuss in Relation zum Eigenkapital.
Auch bei der HeidelbergCement könnte dies der Fall sein, denn der Wert der Eigenkapitalrendite beläuft sich mit 6,8 Prozent auf einem unterdurchschnittlichen Wert für die Levermann-Strategie. Für einen Punktgewinn müsste hier ein Wert von mindestens 20 Prozent erreicht werden.
Entwicklung der Eigenkapitalrendite über die letzten Jahre; Stand: 17.2.2020.
Positiv könnte man das langfristige Wachstum interpretieren. So wurden die Umsatzerlöse über die letzten zehn Jahre um 71 Prozent gesteigert, das EBITDA um 64 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich die Marktkapitalisierung um 120 Prozent.
Auch die Dividende ist attraktiv. Aktuell lässt sich eine Dividendenrendite von 3,3 Prozent ermitteln. Der letzte Dividendenbetrag für das Geschäftsjahr 2018 wurde um 11 Prozent auf 2,10 Euro erhöht – die neunte Erhöhung ohne Unterbrechung.
Die durch zahlreiche Übernahmen in der Vergangenheit aufgebaute Nettofinanzverschuldung wurde über die Jahre stetig zurückgefahren und belief sich zuletzt, nach vorläufigen Angaben für das Geschäftsjahr 2019, auf 7,1 Milliarden Euro. Damit liegt das Unternehmen deutlich unter dem zuvor verkündeten Prognosewert von 7,4 Milliarden Euro. Die verbesserte Finanzlage könnte somit eine weitere Dividendensteigerung zulassen.
Bewertung der HeidelbergCement Aktie
Die HeidelbergCement Aktie wird aktuell mit einem KGV von 10,5 gehandelt. Der Wert ergibt sich auf Basis eines geschätzten Gewinns pro Aktie für 2019 von 6,05 Euro und kann als durchaus günstig interpretiert werden.
Entwicklung des KGVs über die letzten Jahre; Stand: 17.2.2020.
Auch über einen Zweijahresverlauf könnte man das Kurs-Gewinn-Verhältnis als attraktiv werten, denn der Tiefstwert lag mit 9,4 gar nicht weit entfernt vom aktuellen Wert. Langfristig hat sich das KGV aber mehr oder weniger stetig verbilligt – was vielleicht den Sachverhalt der nachlassenden Gewinndynamik ganz gut widerspiegelt.
Gemessen an dem Free Cashflow der letzten zwölf Monate, welcher von HeidelbergCement mit 1,4 Milliarden Euro zum 30. September 2019 angegeben wurde, lässt sich ein Multiplikator von 8,8 ausrechnen. Dieser Wert verbessert die Sicht auf die Bewertung nochmals.
Analyse der HeidelbergCement Aktie - Fazit
Die Aktie der HeidelbergCement kann man, aufgrund der starken Marktstellung in drei Geschäftsbereichen (Zement, Zuschlagstoffe und Transportbeton-Asphalt), als ein durchaus interessantes Investment des Sektors klassifizieren.
Auch optisch wirkt die Aktie mit einem KGV von etwas über 10 günstig. Um diesen Sachverhalt noch besser einschätzen zu können, sollte man jedoch den Ausblick des Managements für das Gesamtjahr 2020 abwarten.
Es könnte durchaus sein, dass die Ertragsprognose für die nächste Zukunft schwächer ausfällt. Einen ersten Vorgeschmack hatte bereits das vierte Quartal 2019 geliefert, in dem die Volumina sich schwach entwickelten. Solle dieser Trend aufgrund einer konjunkturellen Abschwächung weiter anhalten oder sich verstärken, so könnte dies der sonst schlüssigen Equity Story einen Beigeschmack versetzten.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Heidelberg Cement besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.