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Docusign Aktienanalyse: Digitalisierungsgewinner mit 10X-Potenzial?

Geschrieben von Frank Seehawer | 8.4.2025
Inhaltsverzeichnis
  1. Unternehmensprofil – Marktführer bei E-Signaturen
  2. Der Markt und Wettbewerb im Überblick 
  3. Bald eine Übernahme?
  4. Die letzten Docusign Quartalszahlen von Januar 2024
  5. Docusign-Aktie Prognose 2026
  6. Wichtige Kennzahlen der Docusign-Aktie aus der HGI-Analyse
  7. Bewertung der Docusign-Aktie
  8. Fazit zur Docusign-Aktie

Die Digitalisierung ist weiterhin in vollem Gange. Ein besonders spannender Bereich ist dabei die digitale Vertragsunterzeichnung. Sie spart Zeit, Kosten und kann sogar ortsunabhängig erfolgen – ideal für praktisch jedes Unternehmen. Und auch für Investoren ist dieser Markt spannend. Hohe Margen und ein enormes Wachstumspotenzial lassen hoffen.

Genau in einem solchen Markt hat sich Docusign (ISIN: US2561631068) in den letzten Jahren einen sehr guten Namen gemacht. Mit einem Marktanteil von über 50 Prozent hat sich das Unternehmen sogar zum Weltmarktführer entwickelt. Netzwerkeffekte und ein Industriestandard lassen auf ein zweites Adobe hoffen. Allerdings ist der Aktienkurs nach einem steilen Anstieg in den Jahren 2020 bis 2022 ebenso steil abgestürzt. Aktuell notiert die Aktie bei rund 70 US-Dollar und konnte sich damit aus dem Tief herausarbeiten. Im letzten Jahr stieg die Aktie sogar um 42 Prozent und hat sich damit sichtbar erholt.

Quelle: Entwicklung der Docusign-Aktie aktien.guide

Die SaaS-Aktie profitiert dabei gleich von mehreren globalen Megatrends. So steigern die fortschreitende Digitalisierung und die Verbreitung hybrider Arbeitsmodelle die Nachfrage nach elektronischen Signaturen und digitalem Vertragsmanagement. Gleichzeitig gewinnen papierlose Prozesse an Bedeutung, da Unternehmen zunehmend auf Nachhaltigkeit setzen. Wachstumspotenzial gibt es also genug. Doch das eigene Wachstum gerät zunehmend ins Stocken. Erwartet wird nur noch ein Umsatzwachstum von etwas mehr als fünf Prozent. Das ist wohl der wichtigste Grund für die derzeit äußerst günstige Bewertung der Software-Aktie. 

Mit der Einführung der KI-gestützten Plattform Docusign IAM soll derweil die nachhaltige Wende geschafft werden. Sie adressiert die wachsenden Anforderungen an Automatisierung und Effizienz im Vertragsmanagement. Ob das gelingt? Die folgende Docusign Aktienanalyse nimmt das Geschäftsmodell, die aktuelle Bewertung und die Zukunftsaussichten der Docusign-Aktie genauer unter die Lupe, um Chancen und Risiken fundiert abzuwägen. Ob sie ein Kauf ist?

 

Unternehmensprofil – Marktführer bei E-Signaturen

Docusign ist ein führendes Unternehmen im Bereich der elektronischen Signatur und des digitalen Vertragsmanagements, Marktführer sogar. Mehr als 1,6 Million Kunden in 180 Ländern weltweit sorgen für einen Marktanteil von über 50 Prozent. Das Geschäft ist noch überwiegend US-geprägt, wird aber zusehends international ausgerollt. Zuletzt wurden 28 Prozent der Umsätze außerhalb der USA generiert.

Das Geschäftsmodell basiert im Wesentlichen auf einem Software-as-a-Service-Ansatz und umfasst zwei zentrale Umsatzsegmente: Subscription sowie Professional Services und Sonstige. Vor allem die hohen Subscription-Erlöse sorgen hier für einen stetigen Cashflow. Blicken wir tiefer in die Segmente.

 

Subscription

Das Segment Subscription stellt mit einem Umsatzanteil von über 97 Prozent die Hauptertragsquelle dar und umfasst wiederkehrende Umsätze aus Abonnements der verschiedenen Produkte und Dienstleistungen. Im Wesentlichen geht es hier um elektronische Signaturen, Vertragsmanagement über die Docusign Agreement Cloud sowie digitale Workflows und Integrationen. Kunden sind große Unternehmen wie IKEA, aber auch Kleinstunternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern. Sie zahlen entweder monatlich oder jährlich, wobei verschiedene Preisstufen zur Verfügung stehen. Diese reichen von Standard- und Business-Pro-Paketen bis hin zu maßgeschneiderten Enterprise-Lösungen. Die günstigste Basisversion kostet beispielsweise 9 Euro pro Monat und steigt bis auf 62 Euro. Bei mehr Tools wird individuell verhandelt. Die Lizenzierung erfolgt entweder nutzungsbasiert oder pauschal, abhängig von der Anzahl der Nutzer und dem Signaturvolumen.

Die Vorteile des Subskriptionsmodells liegen auf der Hand: Docusign kann so stabile, planbare und wiederkehrende Einnahmen generieren. Das wissen auch die Investoren zu schätzen.

 

Professional Services and Other

Das zweite Segment von Docusign, Professional Services and Other, macht mit weniger als drei Prozent nur einen kleineren Teil des Gesamtumsatzes aus. Auch historisch war das so. Im Laufe der Jahre hat sich der Umsatzanteil jedoch aufgrund des starken Wachstums der Subscriptions mehr als halbiert.

Das Segment umfasst Dienstleistungen, die die Implementierung und Nutzung der Docusign-Lösungen unterstützen. Dazu gehören vor allem Beratungsleistungen zur Prozessoptimierung, die Unterstützung bei der Einführung der Software sowie Schulungen für Mitarbeiter der Kundenunternehmen. Darüber hinaus befasst es sich mit dem technischen Support und generiert Umsätze aus der Nutzung von Partner-APIs oder durch Integrationen mit Drittanbietern. Es geht hier strategisch um eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit und Förderung der Akzeptanz der Plattform, während gleichzeitig durch Cross-Selling zusätzliche Produkte und Erweiterungen angeboten werden können.

Der Markt und Wettbewerb im Überblick 

Der Markt für elektronische Signaturen und digitales Vertragsmanagement wächst dynamisch, nicht zuletzt aufgrund mehrerer globaler Megatrends. Im Mittelpunkt steht dabei die fortschreitende Digitalisierung von Geschäftsprozessen, die von effizienten, sicheren und rechtskonformen Abläufen getrieben wird. Unternehmen aller Größen setzen zunehmend auf den Mehrwert elektronischer Signaturen, die papierbasierte Prozesse ersetzen, Kosten senken und die Geschwindigkeit von Vertragsabschlüssen deutlich erhöhen. Die zunehmende Verbreitung von Telearbeit und hybriden Arbeitsmodellen – nicht zuletzt beschleunigt durch die Corona-Pandemie – hat hier für kräftigen Rückenwind gesorgt, von dem auch Docusign profitiert. Doch auch wenn elektronische Signaturen rechtsverbindliche Geschäftsabschlüsse und Vertragsunterzeichnungen unabhängig von physischer Anwesenheit ermöglichen, steigen die regulatorischen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit. Anbieter elektronischer Signaturen müssen daher sicherstellen, dass ihre Lösungen höchsten Sicherheitsstandards genügen, um Vertrauen zu schaffen und rechtliche Risiken zu minimieren. Gerade hier zeigt sich, dass Betrüger zunehmend gefälschte Docusign-Dokumente für Phishing-Attacken nutzen. Doch es gibt mehr Herausforderungen. So ist der Wettbewerb intensiv und wird von einer Reihe etablierter Anbieter sowie neuen Marktteilnehmern geprägt. 

Laut 6sense gibt es 33 Konkurrenztools wobei Smartwaiver und AdobeSign die größten Contender mit Marktanteilen von 13 bzw. 9,9 Prozent sind. Aber auch Unternehmen wie HelloSign (Dropbox) und PandaDoc bieten vergleichbare Dienstleistungen an, sodass eine Differenzierung durch Zusatzfunktionen und Integrationen entscheidend ist. Der größte Wettbewerber könnte allerdings Microsoft oder Google sein. Sie alle verfügen über die finanziellen Mittel, um ihrer Kundschaft ähnliche Produkte anzubieten. Vor allem die kleineren Anbieter weisen ein stark verlangsamtes Wachstum auf.



Quelle: Entwicklung des Umsatzwachstums der Docusign-Peer

 

Darüber hinaus ist die Akzeptanz digitaler Signaturen in einigen Ländern und Branchen noch begrenzt, insbesondere dort, wo traditionelle Unterschriftsverfahren kulturell verankert sind. Ein weiteres Risiko liegt in der technischen Komplexität der Integration digitaler Signaturen in bestehende Unternehmenssysteme. Viele Kunden erwarten eine nahtlose Anbindung an gängige Softwarelösungen wie CRM- und ERP-Systeme. Nicht immer ist das günstig möglich, was für Anbieter hohe Kosten der Weiterentwicklung und Anpassungsfähigkeit ihrer Lösungen bedeutet. Rufe nach M&A werden laut. Und sie könnten Docusign selbst als erstes treffen – dank hoher Cashbestände, starker Cashflows und einer günstigen Bewertung.

Bald eine Übernahme?

So gab es in den letzten Jahren immer wieder Spekulationen über eine mögliche Übernahme von Docusign. Das Wall Street Journal berichtete Ende 2023, dass Docusign aktiv nach potenziellen Käufern suche. Als führende Bieter für das Unternehmen wurden damals Bain Capital und Hellman & Friedman genannt. Die beiden Private-Equity-Firmen konkurrierten um die Übernahme von Docusign, dessen Unternehmenswert auf rund 12 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde (heute liegt der Enterprise Value bei 13 Milliarden US-Dollar). Parallel dazu gab es Berichte über eine tiefere Integration der Docusign-Software mit Microsoft-Produkten, was ebenfalls die Spekulationen über eine mögliche Übernahme durch Microsoft weiter anheizte. Doch die Gespräche mit Private-Equity-Firmen gerieten ins Stocken. Anfang 2024 wurde schließlich berichtet, dass die Verhandlungen zwischen Docusign und den potenziellen Käufern aufgrund unterschiedlicher Preisvorstellungen ausgesetzt wurden. In der Zwischenzeit hat Docusign aber selbst Zukäufe getätigt, wie den Kauf des KI-basierten Vertragsmanagementunternehmens Lexion im Mai 2024 für 165 Millionen US-Dollar.

Die letzten Docusign Quartalszahlen von Januar 2024

Docusign hat im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2025 solide Ergebnisse erzielt. Insgesamt konnte der Umsatz hier um 9 Prozent auf 776 Millionen US-Dollar gesteigert werden. Das Betriebsergebnis versechsfachte sich auf 60 Millionen US-Dollar. Die Abo-Einnahmen, die den Großteil des Umsatzes ausmachen, zogen ebenfalls um 9 Prozent auf 758 Millionen US-Dollar an. Leicht überproportional wuchs das Segment "Professional Services and Other" mit einem Plus von 11 Prozent auf fast 19 Millionen US-Dollar.

Quelle: Finanzdaten Q4-2025 von Docusign

Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung der Rechnungsstellungen (Billings), die um 11 Prozent auf 923,2 Millionen US-Dollar gestiegen sind. Dies ist gleichbedeutend mit einer erhöhten Nachfrage und Nutzung der Plattform.

Aus finanzieller Sicht ist die Lage mit einer soliden Liquiditätsbasis von 1,1 Milliarden US-Dollar sehr gut. Gleichzeitig erwirtschaftete das Unternehmen einen starken operativen Cashflow von 308 Millionen US-Dollar und einen Free Cashflow von fast 280 Millionen US-Dollar. Inzwischen kauft das Unternehmen auch eigene Aktien zurück. Das Aktienrückkaufvolumen von 162 Millionen US-Dollar im vierten Quartal 2025 ist gemessen am Free Cashflow durchaus hoch. Aber kann man das Geld nicht besser investieren, als es indirekt an die Aktionäre zurückzugeben? Diese Frage stellen sich immer wieder Investoren, die von Technologieunternehmen echte Innovationen sehen wollen.

Laut CEO Allan Thygesen war das Geschäftsjahr 2025 ein transformatives Jahr für Docusign. Geprägt war es vor allem von der Einführung der neuen, KI-gestützten Plattform "Docusign IAM" (Intelligent Agreement Management). Diese Lösung hat bei Kunden rasch an Akzeptanz gewonnen und trägt mittlerweile maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens bei. Solche innovativen Technologien spielen auch künftig eine zentrale Rolle im Wachstum des Unternehmens spielen. Doch ob sie ausreichen, die Konkurrenz auf Distanz zu halten und die nachhaltige Rückkehr zum zweistelligen Wachstum ermöglichen, bleibt abzuwarten.


Quelle: Finanzdaten 2025 von Docusign

Betrachtet man jedoch das Gesamtjahr, so fällt das Umsatzwachstum mit 8 Prozent etwas geringer aus, was letztlich auf eine leicht positive Dynamik im letzten Quartal hindeutet. Insgesamt bewegt sich das Wachstum auf einem für ein Technologieunternehmen nur moderaten Niveau. Hier zeigt sich deutlich, dass sich die Kernmärkte der Sättigung nähern und der Wettbewerbsdruck zunimmt. Aber auch eine wirtschaftliche Abschwächung trifft Docusign, da in einer Rezession weniger Deals gemacht werden.


Quelle: Entwicklungen der Bruttomarge Docusign-Peer

Auf die Margen wirkt sich dies glücklicherweise noch nicht aus. Die Bruttomarge lag mit fast 79 Prozent auf einem nach wie vor hohen Niveau. Gegenüber der Konkurrenz sind das weiterhin respektable Werte.

Docusign-Aktie Prognose 2026

Docusign blickt optimistisch in das Geschäftsjahr 2026 und erwartet weiterhin ein solides Wachstum sowie eine stabile Ertragslage. Konkret rechnet das Management für das kommende Jahr mit einem Gesamtumsatz von durchschnittlich 3,14 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Jahr 2025 würde dies im besten Fall einem Umsatzwachstum von 5,4 Prozent entsprechen und damit ein weiter rückläufiges Umsatzwachstum bedeuten. Der Großteil dieses Umsatzes soll wie gewohnt aus Abonnements stammen, die mit einem erwarteten Wert von gut 3 Milliarden US-Dollar die zentrale Säule des Geschäftsmodells bleiben.

Quelle: Investor Presentation Q4/25 Docusign

Auch bei den Billings erwartet Docusign eine positive Entwicklung. Hier rechnet das Team um CEO Allan Thygesen im Best Case mit einem Anstieg auf 3,354 Milliarden US-Dollar. Bei der Profitabilität strebt Docusign eine Non-GAAP-Bruttomarge von 80,5 Prozent bis 81,5 Prozent an, die weitgehend auf dem hohen Niveau der Vorjahre liegt, aber eben auch ein bis zwei Prozentpunkte niedriger ist als noch zum Ende des Geschäftsjahres 2025. Zudem rechnet das Unternehmen mit einer bereinigten operativen Marge von bis zu 28,8 Prozent. Im Jahr 2025 fiel sie mit 29 Prozent ebenfalls etwas höher aus.

Quelle: Ausstehende Aktien Docusign Aktie
 

Auffallend ist auch, dass die Anzahl der ausstehenden Aktien weiter steigen wird. Hier verpuffen die bereits durchgeführten Aktienrückkäufe.

Quelle: Analystenmeinungen zur Docusign-Aktie

Dagegen erwarten Analysten für Docusign in den kommenden Jahren ein moderates, aber kontinuierliches Umsatzwachstum. Für das Geschäftsjahr 2026 wird ein Umsatz von circa. 3,1 Milliarden US-Dollar erwartet, was im Einklang mit den unternehmenseigenen Prognosen steht und eine weitere Verlangsamung darstellt. Ab 2027 gehen die Prognosen wieder von einer stärkeren Dynamik mit einem erwarteten Umsatz von 3,4 Milliarden US-Dollar und einer Wachstumsrate von 7,5 Prozent aus. Für 2028 erwarten die Analysten schließlich einen weiteren Anstieg auf 3,7 Milliarden US-Dollar, was einem Wachstum von 9,7 Prozent entspricht. Das Wachstum wird sich nach Einschätzung der Analysten also wieder beschleunigen, aber vorerst nicht zweistellig ausfallen. Doch es gibt Nebenbedingungen: Die Schätzungen spiegeln beispielsweise die Erwartung wider, dass Docusign durch die Einführung neuer Funktionen und Technologien wie der KI-basierten IAM-Plattform seine Marktposition festigen und weiteres Potenzial erschließen kann. Hinsichtlich der Margen gehen Analysten ebenfalls von einem weiteren Anstieg aus. Die EBITDA-Marge könnte 2028 bei über 37 Prozent liegen, nach etwas über 11 Prozent in den Vorjahren.

Quelle: Umsatz- und Margenprognose der Docusign-Aktie

Trotz einer vorübergehenden Verlangsamung des Wachstums im Jahr 2026 dürften die langfristigen Aussichten weiter positiv bleiben. Das allein ergibt sich aus den Branchenentwicklungen. So ist die Digitalisierung von Vertragsprozessen ein unaufhaltsamer Prozess, der zu einer steigenden Nachfrage nach effizienten Dokumentenmanagement führt – ein Markt, in dem Docusign führend ist. Allerdings muss die Wettbewerbssituation im Auge behalten werden.

Wichtige Kennzahlen der Docusign-Aktie aus der HGI-Analyse

Die High-Growth-Investing-Analyse von Docusign zeigt zunächst ein gemischtes Bild, wie der HGI-Score von 12 Punkten aufzeigt. Die Aktie ist damit zwar ein Topscorer, allerdings am unteren Ende. Auch befindet sich die Aktie auf der HGI-Watchlist von Stefan Waldhauser.

Quelle: HGI-Score der Docusign-Aktie

Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall die hervorragende Profitabilität. Gemessen an der Gross Margin bzw. Bruttomarge wird mit aktuell 78,7 Prozent ein hoher Wert erreicht. Dies ist bei Software-Aktien aber eher die Regel als die Ausnahme, was auf die extrem niedrigen materiellen Herstellungskosten zurückzuführen ist und die hohe Effizienz des Geschäftsmodells unterstreicht. Docusign erreicht hier die Höchstpunktzahl in dieser Kategorie. Auch der Verschuldungsgrad ist mit 0,06 sehr gering. Barreserven von mehr als einer Milliarde US-Dollar sind vorhanden. Der zuletzt hohe freie Cashflow von 920 Millionen US-Dollar im Gesamtjahr und 280 Millionen US-Dollar im vierten Quartal 2025 bei einer Marge von 36 Prozent überzeugt – alles in allem also eine stabile finanzielle Basis und ein geringes Bilanzrisiko. Genau das schätzen einige Value-Investoren. Gleiches gilt für die Bewertung. Das Verhältnis von Unternehmenswert zu Umsatz (EV/Sales) beträgt nur 4,6. Auch hier gab es die volle Punktzahl. Doch die günstige Bewertung hat ihre Gründe.

Ein Malus ist z.B., dass das Umsatzwachstum von Docusign stark rückläufig ist und damit auch der Rule-of-40-Score. Das Umsatzwachstum der letzten zwölf Monate beträgt aktuell nur noch 7,8 Prozent, nachdem es im Geschäftsjahr 2024 noch bei 9,8 Prozent und im Geschäftsjahr 2023 bei beachtlichen 19,4 Prozent lag. Gerade diese deutliche Verlangsamung führt letztlich zu null Punkten in der Kategorie Umsatzwachstum. Erst ab mehr als 20 Prozent gibt es überhaupt Punkte. Auch der Wert für den Score der Rule-of-40 bleibt mit 38,7 Prozent unterhalb der Punkte-Schwelle. Die Verlangsamung des Wachstums konnte also nicht durch eine Steigerung der Profitabilität kompensiert werden.

Die HGI-Analyse zeigt mir auf den ersten Blick, dass Docusign trotz stabiler Margen und niedriger Verschuldung mit einer Wachstumsverlangsamung zu kämpfen hat. Für Anleger könnte sie dennoch attraktiv sein, aufgrund der intakten Megatrends. Jedoch sind die Erwartungen hinsichtlich einer Rückkehr zu zweistelligem Wachstum in den kommenden Jahren entscheidend.

Bewertung der Docusign-Aktie

Die Bewertung von Docusign erscheint, wie bereits im vorherigen Kapitel dargestellt, auf den ersten Blick moderat, insbesondere im Vergleich zu anderen Technologieunternehmen mit ähnlichem SaaS-Geschäftsansatz. Das Verhältnis von Unternehmenswert zu Umsatz (EV/Umsatz) beträgt lediglich 4,6. Angesichts solider Margen und der Marktführerschaft im Bereich der digitalen Signatur ist dies durchaus angemessen, wenn nicht sogar lächerlich günstig.

 

Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der letzten zwölf Monate von 14 signalisiert eine vernünftige Bewertung, insbesondere vor dem Hintergrund der starken Margen und der robusten Profitabilität. Ja, es zeigt sogar, dass Docusign mittlerweile nicht mehr als reines Wachstumsunternehmen, sondern zunehmend als profitabler und etablierter Player im SaaS-Bereich mit Value-Charakter bewertet wird. Eine weitere wichtige Kennzahl in diesem Zusammenhang ist das Verhältnis von Enterprise Value zu Free Cashflow (EV/FCF), das mit rund 15 auf ähnlichem Niveau liegt wie das KGV. Auch dies ist ein durchaus attraktiver Wert für ein Unternehmen mit stabilen, wiederkehrenden Erträgen und positiver Cashflow-Entwicklung. 

Die Sache hat allerdings einen Haken: Das Umsatzwachstum der letzten zwölf Monate von nur 7,8 Prozent ist für ein Technologieunternehmen mit Marktführerschaft und SaaS-Fokus vergleichsweise schwach. Und das Schlimmste daran ist, dass sich hier ein klarer Negativtrend abzeichnet. Analysten prognostizieren zwar eine Trendwende, aber ob diese tatsächlich eintritt, bleibt abzuwarten. Zunächst deutet alles darauf hin, dass die Phase des hyperdynamischen Wachstums vorbei ist und das Unternehmen in eine Konsolidierungsphase eintritt. Für Investoren, die auf hohe Wachstumsraten setzen, ist dies ein sehr negativer Faktor, der in einem deutlichen Bewertungsabschlag zum Ausdruck kommt. Insgesamt halte ich die Bewertung mittlerweile für fair. Docusign ist heute nicht mehr das überhitzte Wachstumsunternehmen der vergangenen Jahre, sondern ein solider Anbieter im Bereich Vertragsmanagement mit stabiler Ertragskraft. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs und des verhaltenen Wachstums sollte man jedoch genau beobachten, ob KI-Initiativen wie Docusign IAM in Zukunft wieder für mehr Dynamik sorgen können. Aber auch die internationale Expansion muss erfolgreich fortgesetzt werden, damit die Aktie eine nachhaltige Neubewertung verdient.

Fazit zur Docusign-Aktie

Docusign bleibt trotz zuletzt moderater Wachstumsraten ein attraktives Investment im Bereich digitaler Vertragslösungen. Das Unternehmen profitiert hier nachhaltig von Megatrends wie der Digitalisierung, Automatisierung und hybriden Arbeitsmodellen, die in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden. Gerade in Zeiten, in denen Effizienz und Kosteneinsparungen für Unternehmen im Fokus stehen, bietet Docusign mit seiner Agreement Cloud einen klaren Mehrwert. Hilfreich dürfte auch die Einführung der eigenen KI-gestützten Plattform Docusign IAM sein. Sie adressiert nicht zuletzt die oft kritisierte Innovationskraft des Unternehmens. Gleichzeitig könnte sie neue Wachstumschancen eröffnen – etwa durch intelligente Automatisierung im Vertragsmanagement.

Auch finanziell steht Docusign auf einem soliden Fundament. Mit stabil hohen Margen, einer robusten Cashflow-Entwicklung und einer moderaten Verschuldung zeigt das Unternehmen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber konjunkturellen Schwankungen. Die aktuelle Bewertung erscheint im Vergleich zu anderen Technologieunternehmen dagegen fair. Die Chancen, eine Wachstumsaktie zu Value-Preisen zu erhalten, stehen gut. Allerdings hat sich das Wachstum bisher eher verlangsamt als beschleunigt, was die niedrige Bewertung stark relativiert.

Positiv ist zumindest die Entwicklung im vierten Quartal 2025, in dem sich die Umsatzdynamik verbesserte. Doch bereits für das laufende Jahr 2026 wird weiter mit sinkenden Wachstumsraten gerechnet. Hier lässt sich erkennen, dass nicht nur das wirtschaftliche Umfeld vonseiten der Konjunktur schwieriger, sondern auch die Märkte zunehmend gesättigt und der Wettbewerb im Bereich digitale Signatur und Vertragsmanagement härter wird. Unternehmen wie Adobe und Microsoft bieten mittlerweile ähnliche Lösungen an, was den Druck auf Docusign erhöht, weiterhin mit Innovationen und Servicequalität zu punkten. Er könnte derweil in einer Komplettübernahme des Marktführers münden. Gerüchte und Gespräche gab es in der Vergangenheit viele. Doch der Kaufpreis reichte den Investoren – trotz günstiger Bewertung – bisher nicht. Sie fürchten eine zu schnelle Veralterung der Technologie.

Quelle: Analystenmeinungen zur Docusign-Aktie

Genau dieser Beigeschmack klebt an der Aktie wie Leim am Papier. Entsprechend weniger euphorisch gestimmt sind die Analysten. Nur 17 Prozent empfehlen die Aktie zum Kauf. Die Mehrheit (74 Prozent) rät zu halten. Das Kursziel ist mit über 31 Prozent auf Jahressicht äußerst attraktiv. Es lässt jedoch vermuten, dass die Analystenmeinungen in den kommenden Wochen durch den aktuellen Crash an den weltweiten Börsen weiter nach unten revidiert werden.

 

 

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