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Salesforce Aktie: Wachstum vermehrt durch Akquisitionen

Geschrieben von Frank Seehawer | 16.6.2020
Geschäftsbeziehungen zu Kunden sind ein wichtiges Gebiet in der Ökonomie und wurden in den letzten Jahren immer mehr in den Mittelpunkt unternehmerischen Handelns gestellt. Customer-Relationship-Management, kurz CRM, so bezeichnet man die systematische Kundenpflege in der Wirtschaftssprache.

Ein Unternehmen, das die Prozesse des CRM nahezu perfekt digital abgebildet hat, ist das US-amerikanische Technologieunternehmen Salesforce (ISIN: US79466L3024).

Das im Jahr 1999 gegründete Softwareunternehmen betreibt eine onlinebasierte Plattform, die Kundenbeziehungen verwaltet, und setzte früher als seine Wettbewerber auf die Cloud. Als Software-as-a-Service Unternehmen ist Salesforce nicht nur organisch auf eine 155 Milliarden US-Dollar Bewertung gewachsen. In den letzten Jahren fiel der Softwarehersteller durch zahlreiche Akquisitionen auf, die das Wachstum zusätzlich befeuerten.

Die Bewertung erscheint angesichts eines EV/Sales-Verhältnisses von circa acht bei einem Wachstum von aktuell 30 Prozent fair. Auch die Verschuldung ist aufgrund bestehender Cash-Bestände und starker Cashflows niedrig. Aber ist die Aktie deshalb auch ein Kauf? Genau diesen Sachverhalt wollen wir mit der nachfolgenden Analyse prüfen.

Unternehmensprofil – die weltweit führende Customer-Relationship-Management Plattform

Bei Salesforce handelt es sich um einen internationalen Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen. Das Unternehmen betreibt die weltweit führende Plattform im Bereich Customer-Relationship-Management. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Beziehungsmanagement bei dem ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitern, Kunden und Produkten vernetzt wird.

Aktuell nutzen über 150.000 Unternehmen die Softwareprodukte von Salesforce, um ihre Geschäfte weiterzuentwickeln und zu skalieren. Der CRM-Softwareriese generiert den Großteil seiner Einnahmen dabei mit wiederkehrenden Einnahmen, sogenannten Software-Subscriptions. Zusammen mit Einnahmen aus dem Support stellten diese Einnahmequellen zuletzt rund 94 Prozent der Umsatzerlöse. Auch die Geschäftsmodelle von PagerDuty und Smartsheet, die wir in den vergangenen Wochen bereits näher beschrieben hatten, basieren auf solchen Subscription-Einnahmen.

Das in San Francisco ansässige Unternehmen wurde von Marc Benioff, einem ehemaligen Topmanager des Softwaregiganten Oracle, gegründet. Auch heute noch ist er der CEO des Unternehmens und hält etwas über 3 Prozent der Anteile an Salesforce.

Das starke Unternehmenswachstum ist dabei zu großen Teilen auf Firmenzukäufe zurückzuführen. Allein im letzten Jahr 2019 gab es ein halbes Dutzend Übernahmen. Rund 18 Firmen waren es in den letzten elf Jahren. Die größte Übernahme war mit Tableau ein Datenvisualisierungssoftware- und Analyticsoftwarehersteller. Knapp 16 Milliarden US-Dollar zahlte Salesforce für das Unternehmen, welcher zugleich der größte Firmenzukauf der Unternehmensgeschichte darstellte.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die Umsätze im Geschäftsjahr 2020, welches am 31. Januar 2020 endete, um 29 Prozent auf 17,1 Milliarden US-Dollar erhöht haben. Das operative Ergebnis lag allerdings mit 297 Millionen US-Dollar deutlich unter dem Vorjahreswert von 535 Millionen US-Dollar.

Die entsprechende operative Marge befindet sich mit 1,7 Prozent auf einem eher niedrigen Niveau, während der Wert der Gross Margin mit 70 Prozent deutlich höher ausfällt. Beim Periodenergebnis (Net Income) wurde ein positiver Betrag von 126 Millionen US-Dollar ausgewiesen.

Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick

Wie das Geschäftsjahr 2020 endete, ging es im abgelaufenen Quartal Q1/2021 (Quartalsende 30. April 2020) weiter. Die Umsatzerlöse stiegen um 30 Prozent auf 4,87 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis lag mit minus 140 Millionen US-Dollar deutlich im negativen Bereich. Im Vorjahr wurde hier noch ein Gewinn von 210 Millionen US-Dollar ausgewiesen. Beim Net Income, dem Periodenergebnis, wurde – aufgrund von Investmentgewinnen und Steuerrückerstattungen – ein Überschuss von 99 Millionen US-Dollar erzielt.

Für das laufende Geschäftsjahr 2021 erwartet Salesforce die Umsatzerlöse auf rund 20 Milliarden US-Dollar zu steigern – was einem Wachstum von 17 Prozent entspricht. Der Wert ist deutlich niedriger als der Zuwachs des ersten Quartals 2021 sowie der des Gesamtjahres 2020.

Weiter fällt auf, dass zu Beginn des Jahres die ursprüngliche Prognose noch eine Milliarde Dollar höher lag. Man merkt hier schon deutlich die COVID-19 Einflüsse. Auch die einmaligen Auswirkungen der Zukäufe, die nun nach und nach wegfallen, belasten das Wachstumstempo.

Das Ergebnis je Aktie wird vom Management für das Geschäftsjahr 2021 in einer Spanne zwischen 2,93 und 2,95 US-Dollar erwartet. Analystenschätzungen, die der aktien.guide für seine Analyse nutzt, gehen hier von dem oberen Wert der Spanne aus. Der Wert soll sich dann im Folgejahr 2022 auf 3,58 US-Dollar erhöhen, was am Ende einem erwarteten Gewinnwachstum von 21,4 Prozent gleichkommt.

 

Analyse der Salesforce Aktie – Aktienkursentwicklung und wichtige Kennzahlen

In der HGI-Analyse erzielt Salesforce einen Score von 12 Punkten, was die Aktie zu einem aktuellen Topscorer der HGI-Strategie macht.

Besonders viele Punkte gab es bei der Rule-of-40 sowie für den geringen Verschuldungsgrad von 0,18.

Die Rule-of-40 ist eine einfache Kennzahl, die die Effizienz des Wachstums qualifiziert. Sie errechnet sich aus der Summe von Umsatzwachstumsrate und der Free-Cash-Flow-Marge. Bei Salesforce beträgt der Score der Rule-of-40 aktuell 53 Prozent. Weitere Aktien mit einem attraktiven Wert der Rule-of-40 findest du hier.

Man muss anmerken, dass der Score der Rule-of-40 durch Akquisitionen verzerrt ist. Gemessen am erwarteten Wachstum ohne Übernahmen sollte der Wert zukünftig deutlich geringer ausfallen.

Der Verschuldungsgrad berechnet sich aus der Summe der kurz- und langfristigen Schulden, die ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt werden.

Hier lässt sich mit 0,18 ein äußerst attraktiver Wert feststellen. Kein Wunder, denn Salesforce konnte am Ende des ersten Quartals 2021 Cash-Bestände von 5,7 Milliarden US-Dollar ausweisen. Hinzu kamen noch kurzfristige Wertpapiere im Wert von vier Milliarden US-Dollar.

Gemessen an der Bilanzsumme von 53,6 Milliarden US-Dollar entsprechen diese Werte 18 Prozent aller Vermögenswerte.

Auch die Eigenkapitalquote befindet sich bei einem bilanzierten Eigenkapital von 34,6 Milliarden US-Dollar mit rund 65 Prozent auf einem hohem Niveau. Hier muss man aber die hohen Goodwills im Wert von 25,3 Milliarden US-Dollar im Auge behalten. Diese sind durch die zugekauften Firmen entstanden und entsprechen 47 Prozent der bilanzierten Vermögenswerte.

 

Bewertung der Salesforce Aktie

Bei der Bewertung erscheint die Salesforce Aktie mit einem EV/Sales Ratio von acht und einem Umsatzwachstum von aktuell 30 Prozent als fair bewertet, weshalb es in der HGI-Analyse auch zwei Punkte für diese Kennzahl gab.

Über die letzten zwei Jahre schwankte dieser Bewertungsmaßstab in einer Spanne zwischen sieben und elf. Der Wert ist damit historisch gesehen weder teuer noch günstig.

Setzt man jedoch den Free Cashflow von aktuell 4,2 Milliarden US-Dollar (TTM) in Relation zum Enterprise Value von aktuell 155 Milliarden US-Dollar, so lässt sich ein Multiplikator von 36,9 errechnen – ein sehr hoher Wert, der nur mit einem ebenso hohem Wachstum gerechtfertigt werden kann. Aktuell liegt dieses vor. Es ist aber durch zahlreiche Zukäufe erreicht worden.

Analyse der Salesforce Aktie – Fazit

Salesforce ist der unangefochtene Marktführer im Bereich CRM. Mit einem Marktanteil von 18,4 Prozent hat sich der Softwareriese hier eine komfortable Ausgangsposition erarbeitet, die weit vor den Wettbewerbern SAP, Oracle oder Microsoft liegt.

Es ist aber nicht nur die Marktpositionierung die überzeugt. Auch das Wachstum ist deutlich höher als bei den Wettbewerbern. Und dies zeigt, das Salesforce einiges besser macht, als die Konkurrenz.

Problematisch ist, dass das Wachstum immer mehr durch immer größere Zukäufe bestimmt wird. Grundsätzlich könnte man sich die Frage stellen, ob Salesforce noch innovativ genug ist, um organisch stark zu wachsen.

Besonders wichtig ist diese Frage, da das Unternehmen mit einer hohen Bewertung bepreist ist. Mit Sicherheit haben Unternehmen, die eine unangefochtene Marktführerschaft besitzen, einen gewissen Bewertungsaufschlag verdient.

Diesen müssen sie aber regelmäßig rechtfertigen. Und zwar über ein hohes Wachstum. Bisher schaffte Salesforce es hier, ein ausgewogenes Verhältnis zu schaffen. Mit hohen Cash-Beständen und weiter wachsenden Cashflows stehen die Chancen zudem gut, dass dies auch so bleibt.

Als HGI-Investor sucht man aber ein hohes organisches Wachstum. Das wird aktuell nicht in dem Maße geliefert, wie bei anderen Kandidaten der HGI-Watchlist. Da die Bewertung mit einem Free Cashflow Multiplikator von fast 37 hoch ist, hängt vieles an dem Potenzial der übernommenen Unternehmen sowie den zukünftig kommenden Übernahmen. Investoren sollten sich dieses Risikos bewusst sein.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Salesforce besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.