Comcast-Aktienanalyse: Glasfaseranschlüsse als Perspektive?

28.5.2023 | Levermann Comcast-Aktienanalyse: Glasfaseranschlüsse als Perspektive?

Comcast ist das führende Kabelunternehmen in den USA und zeichnet sich durch starke Cashflows aus. Das Unternehmen wird von einer hohe Schuldenlast und strukturellen Wachstumsproblemen belastet....

Inhaltsverzeichnis
Comcast (ISIN: US20030N1019) ist ein etabliertes Unternehmen des Telekommunikationssektors. Wie viele Konkurrenten kämpft es mit spezifischen Problemen der Branche. Insbesondere der Aufstieg von Netflix und die aktuelle Schwäche im Werbemarkt führen zu Wachstumsproblemen.

 

Die Schwäche bietet jedoch auch Chancen, denn die Comcast-Aktie wird derzeit zu einem recht günstigen KGV am Markt gehandelt. Auch gibt es solide wachsende Dividenden und massive Aktienrückkäufe. Zudem besitzt man mit Peacock einen stark wachsenden Streaming-Service, der den Marktführer Netflix Paroli bieten soll.

Ob die Aktie eine Einstiegsgelegenheit bieten könnte und welche Risiken Investoren erwartet, das soll die nachfolgende Comcast-Aktienanalyse behandeln.

Comcast Aktienkurs

Quelle: Comcast Aktienkurs

 

Das Wichtigste in Kürze
  • Das führende Kabelunternehmen in den USA zeichnet sich durch starke Cashflows aus
  • Eine hohe Schuldenlast und strukturelle Wachstumsprobleme belasten
  • Die Aktie ist günstig, womit Risiken eingepreist werden. Aber es gibt auch Perspektiven

 

Unternehmensprofil – führender Kabelnetzbetreiber in den USA

Comcast ist ein US-amerikanisches Telekommunikationsunternehmen, das sich auf den Bereich Kabel- und Breitbandinternet, Kabelfernsehen und Telekommunikationsdienste spezialisiert hat. Das Geschäftsmodell von Comcast basiert somit im Kern auf der Bereitstellung von Unterhaltungs- und Kommunikationsdiensten für private Haushalte und Unternehmen in den Vereinigten Staaten.

Form 10-K Comcast 2022

Quelle: Form 10-K Comcast 2022

Eine der Hauptkomponenten des Geschäftsmodells von Comcast ist das Breitbandinternet, welches dem Segment Cable Communications zuzuordnen ist und im Geschäftsjahr 2022 für rund die Hälfte der Umsätze und zwei Drittel der Erträge stand. Comcast bietet in diesem Segment Hochgeschwindigkeitsinternetzugänge über Kabel an und hat sich zu einem der größten Breitbandanbieter in den USA entwickelt. Es betreibt ein umfangreiches Netzwerk von Glasfaser- und Koaxialkabeln, das es ermöglicht, schnelle und zuverlässige Internetverbindungen bereitzustellen – an und für sich ein spannender Wachstumsmarkt.

Neben Internetzugängen bietet Comcast aber vorwiegend Kabelfernsehen an. Das Unternehmen betreibt diesbezüglich ein eigenes Fernsehnetzwerk und bietet eine breite Palette von Fernsehkanälen, darunter Premiumkanäle und On-Demand-Inhalte. Comcast hat auch digitale Video-on-Demand-Dienste entwickelt, mit denen Kunden ihre Lieblingsfilme und -shows jederzeit und überall abrufen können. Damit agiert das in Philadelphia ansässige Unternehmen im attraktiven Streaming-Markt und ist ein Konkurrent von Netflix.

Das Mediengeschäft (Media) ist das zweitgrößte Standbein der Amerikaner. Es steht für rund 19 Prozent der Umsätze. Da aber lediglich 8 Prozent der Erträge diesem Segment zugerechnet werden, handelt es sich um ein margenschwächeres Geschäft.

Zusätzlich ergänzen – wie bei Disney – eigene Produktionsstudios (Studios) sowie Themenparks (Theme Parks) das Geschäftsmodell. So wird eine vertikale Vermarktung von Medieninhalten über die Produktion bis hin zum Merchandising gewährleistet. In Summe stehen diese beiden Geschäftsfelder für rund 15 Prozent der Umsätze und 9 Prozent der Erträge.

Zu guter Letzt erwarb man nach einem erfolgreichen Bieterwettstreit mit dem Nachrichtensender FOX im Jahr 2018 den britischen Pay-TV Konzern Sky für eine Betrag von 39 Milliarden US-Dollar.

Sky steht für einen Umsatzanteil von 14 Prozent und einen Ertragsanteil von 7 Prozent. Damit zeigt sich, dass die hohen Margen ganz klar im Kabelgeschäft liegen. Eine Trennung der Geschäftsfelder würde aber auch strategischer Sicht wenig Sinn machen, da eine tiefe Verzahnung der einzelnen Geschäftsbereiche vorliegt.

 

Unterschiede zu AT&T und Verizon

Im Vergleich zu Telekommunikationsunternehmen wie AT&T und Verizon unterscheidet sich Comcast durch seinen Fokus auf Breitbandinternet und Kabelfernsehen. Während AT&T und Verizon ebenfalls Breitband- und Fernsehdienste anbieten, konzentrieren sie sich auch auf den Mobilfunkbereich. AT&T und Verizon sind bekannt für ihre Mobilfunknetze und bieten eine breite Palette von drahtlosen Kommunikationsdiensten an.

Ein weiterer Unterschied besteht in der Infrastruktur: Comcast nutzt hauptsächlich Koaxial- und Glasfaserkabel, um seine Dienste bereitzustellen, während AT&T und Verizon sowohl Glasfaser- als auch drahtlose Mobilfunktechnologien einsetzen.

Trotz dieser Unterschiede konkurrieren Comcast, AT&T und Verizon in vielen Märkten direkt miteinander und bieten ähnliche Dienstleistungen an. Am Ende vereint jedoch alle eine Gemeinsamkeit: eine chronische Wachstumsschwäche. Schließlich gilt der Telekommunikationsmarkt als weitestgehend gesättigt. Neue Kunden werden weitestgehend von anderen Wettbewerbern gewonnen. Ein Lichtblick könnte jedoch das Glasfasergeschäft darstellen, denn die Nachfrage nach Hochgeschwindigkeitszugängen steigt.

Finanzdaten 2022 Comcast

Quelle: Finanzdaten 2022 Comcast

In Summe wurde im Geschäftsjahr 2022 ein solides Umsatzwachstum von 4 Prozent erreicht. Das operative Ergebnis EBIT erhöhte sich auf bereinigter Basis um 9 Prozent auf 22,6 Mrd. US Dollar.

 

Die letzten Quartalszahlen der Comcast-Aktie vom März 2023

Demgegenüber musste Comcast im ersten Quartal 2023 einen deutlichen Rückschlag hinnehmen. Die Umsätze sanken hier um 4,3 Prozent auf 29,7 Milliarden US-Dollar. Auf bereinigter Basis konnte das EBITDA jedoch um 2,9 Prozent auf 9,4 Milliarden US-Dollar gesteigert werden. Das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) stieg am Ende um 16,7 Prozent auf 0,91 US-Dollar.

Comcast Q1-2023 Earnings Release

Quelle: Comcast Q1-2023 Earnings Release

Die Umsatzschwäche lässt sich jedoch mit einem starken Vorjahresquartal entkräften, in dem die Olympischen Spiele in Beijing sowie das NFL-Super-Bowl-Finale ausgestrahlt wurden.

Schaut man auf die Segmentebene, so lässt sich die größte Schwäche im Werbegeschäft sowie im Videobereich ausmachen. Auch geringere Sprachumsätze, bedingt durch einen Rückgang der Zahl der Festnetz-Sprachkunden für Privatkunden, sowie negative Auswirkungen von Währungseffekten wurden genannt.

Positiv überraschte hingegen das Geschäft mit den Themenparks. Hier konnte ein Umsatzanstieg von 46 Prozent erreicht werden, was wiederum leicht mit den schwachen Vorjahreszahlen aufgrund von Corona-Beschränkungen erklärbar ist.

Ebenfalls stark präsentierte sich das Wachstum beim eigenen Streaming-Service Peacock, dessen Abonnenten um mehr als 60 Prozent stiegen. Mehr als 22 Millionen Menschen nutzen mittlerweile ein Premium-Abo bei Peacock.

 

Comcast-Aktie Prognose 2023

Einen Ausblick auf das Gesamtjahr 2023 blieb der Kabelnetz- und Medienkonzern den Investoren schuldig. Schaut man auch die Prognosen der Analysten, so erwarten diese für das Gesamtjahr 2023 einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres. Für die kommenden Jahre wird ebenfalls mit einem geringen Wachstum von weniger als 3 Prozent gerechnet.

Comcast Aktie Kursziel 2023 - Einstufung & Empfehlung von Analysten

Quelle: Comcast Aktie Kursziel 2023 - Einstufung & Empfehlung von Analysten

Vor allem dank der regelmäßig stattfindenden hohen Aktienrückkäufe könnte das Nettoergebnis mittelfristig jedoch zweistellig zulegen.

Comcast Aktie Kursziel 2023 - Einstufung & Empfehlung von Analysten

Quelle: Comcast Aktie Kursziel 2023 - Einstufung & Empfehlung von Analysten

Im folgenden Chart sieht man, wie stark Comcast die Anzahl der ausstehenden Aktien durch Aktienrückkäufe gesenkt hat.

Comcast ausstehende Aktien

Quelle: Comcast ausstehende Aktien

Hierdurch trifft der Gewinn des Unternehmens auf weniger Aktien und somit steigt der Gewinn pro Aktie (EPS) von Comcast.

 

Wichtige Kennzahlen der Comcast-Aktie aus der Levermann-Analyse

In der Levermann-Analyse überzeugt die Comcast-Aktie mit einem Score von vier Punkten. Auf fundamentaler Seite steht eine hohe EBIT-Marge (19 Prozent), eine solide Eigenkapitalquote (32 Prozent) sowie ein zweistelliges erwartetes Gewinnwachstum von 11,7 Prozent.

Levermann-Score der Comcast-Aktie

Quelle: Levermann-Score der Comcast-Aktie

Auf technischer Seite überzeugen ein mittelfristiges Kursplus der letzten sechs Monate von 19 Prozent, positive Reaktionen der Investoren auf die Veröffentlichung der letzten Quartalszahlen sowie ein steigendes Kursmomentum. Demgegenüber steht eine relativ moderate langfristige Kursperformance über ein Jahr gesehen von -2 Prozent. Auch sind die Analysten relativ optimistisch gegenüber der Aktie gestimmt, was in der Levermann-Analyse als Kontraindikator gilt.

Blickt man auf die Bewertung, so überzeugt Comcast mit einem relativ geringen erwarteten KGV von 12. Demgegenüber steht aber eine hohe Verschuldung bei einem schwachen Umsatzwachstum.

 

Bewertung der Comcast- Aktie

Die Comcast-Aktie ist aus ertrags-perspektivischer Sicht als günstig einzustufen. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 12. Der Multiplikator auf die Free Cashflows der letzten zwölf Monate (TTM) beläuft sich auf 17,9 bezogen auf den Enterprise Value.

Kennzahlen zur Bewertung der Comcast-Aktie

Quelle: Kennzahlen zur Bewertung der Comcast-Aktie

Die günstige Bewertung spiegelt jedoch auch einige Probleme des Kabel- und Medienunternehmens wider. So kämpft Comcast gegen einen aufstrebenden Technologiekonzern wie Netflix. Zwar besitzt man mit Peacock einen eigenen Streaming-Service. Dieser startete jedoch recht spät und eine Aufholjagd kostet vorerst viel Geld. Auch belastet derzeit ein schwaches Werbegeschäft. Langfristig könnte es jedoch wieder anziehen. Analysten gehen derweil von einer chronischen Wachstumsschwäche aus, wobei die Erträge weiterhin zulegen sollten – ein Resultat der massiven Aktienrückkäufe.

Nicht zu vergessen bleibt die hohe Schuldenlast, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aufgrund eines starken Investitions- und Übernahme-Feldzugs aufgetürmt hat. Über 93 Milliarden US-Dollar an langfristigen Schulden befanden sich zum Ende des Geschäftsjahres 2022 in den Büchern. Sie werden von starken Cashflows abgesichert. Allein der operative Cashflow belief sich im Geschäftsjahr 2022 auf 26,4 Milliarden US-Dollar.

 

Fazit zur Comcast- Aktie

Die Comcast-Aktie überzeugt in der Levermann-Analyse sowie durch einen starken Fokus Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen, was sich durch regelmäßige Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen ausdrückt. Am Aktienkurs kann man eine Honorierung dieser Sachverhalte nur bedingt erkennen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren steht gerade mal ein Kursplus von 85 Prozent. Die Performance lässt sich somit als solide bezeichnen, sofern man die regelmäßigen Dividenden mit einbezieht.

Als größtes Problemlos aus aktueller Sicht dürfte jedoch die strukturelle Wachstumsschwäche sein. Sie lässt sich mit dem Aufstieg der Streaming-Anbieter beschreiben. Nutzer kündigen ihre teuren Kabelanschlüsse und streamen stattdessen flexibel bei Netflix für weniger Geld.

Auch bedeuten die massiven Investitionen von den BIG-3-Telcos in Amerika (AT&T, Verizon und T-Mobile US) in 5G und das Glasfasernetz eine stark steigende Konkurrenz für das eigene Geschäft.

Dieses dürfte prinzipiell von der boomenden Nachfrage nach Hochgeschwindigkeitszugängen profitieren. Trotz allem steht Comcast aufgrund seines schwachen Wachstums sowie der hohen Schuldenlast mit dem Rücken zur Wand. Erst wenn dieser Sachverhalt gelöst wird, könnte eine Neubewertung der Aktie ausstehen.

Insofern ist das aktuelle Preisschild durchaus als gerechtfertigt zu interpretieren. Der überwiegende Teil der Analysten sieht die Aktie dennoch positiv: 63 Prozent der Analysten raten zu einem Kauf, 30 Prozent zu einem Halten. Gerade einmal 7 Prozent tendieren zu einem Verkauf.

Einstufung & Empfehlung von Analysten zur Comcast-Aktie

Quelle: Einstufung & Empfehlung von Analysten zur Comcast-Aktie

Wer sich der Meinung der Analysten anschließen kann, aber noch nicht den richtigen Einstiegszeitpunkt gefunden hat, für den könnte sich ein Alarm lohnen. Hier könnte sich beispielsweise ein Marker bei einer Dividendenrendite von mehr als drei Prozent eignen oder aber ein Kursalarm von 30 US-Dollar.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Comcast besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

 

Frank Seehawer

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.