Boston Beer Aktie: Eine Brauerei als High-Growth-Investment!?

1.3.2021 | High-Growth-Investing ​Boston Beer Aktie: Eine Brauerei als High-Growth-Investment!?

Laden profitables Wachstum und hervorragende Bewertung des führenden Craft Bier Herstellers Boston Beer zum Kauf ein? Lesen Sie...

Das Geschäftsjahr 2020 verlief für viele Gastronomen sowie Eventveranstalter katastrophal. Sie mussten ihre Geschäfte deutlich einschränken und oftmals auch aufgrund der zurückhaltenden Konsumlaune ein deutlich schwächeres Geschäft hinnehmen.

Von einem solch negativen Szenario müsste man auch bei den Zulieferern der Gastronomen – wie beispielsweise den Bierkonzernen – ausgehen. In der Tat hatten die dominierenden Größen der Branche mit Anheuser-Busch Inbev oder Molson Coors mehr oder weniger schwer mit der Corona-Pandemie zu kämpfen.

Deutlich besser kam jedoch ein kleinerer Herausforderer mit der Situation zurecht. Es handelt sich mit der Boston Beer Aktie (ISIN: US1005571070) um einen der führenden amerikanischen Craft Beer Herstellern, der schon seit Jahren der Konkurrenz zeigt, wie Wachstum im Biermarkt funktioniert.

Das Unternehmen verfügt nicht nur über eine solide Finanzlage, sondern wächst auch seit Jahren profitabel. Entsprechend gut waren die Werte in der High-Growth-Investing Analyse in den letzten Quartalen. Erst kürzlich gelang aber ein großer Sprung auf die Spitzenplätze der HGI-Topscorer Liste. Grund genug uns die Aktie einmal genauer anzuschauen.

Unternehmensprofil – der führende Hersteller von Craft Bieren in den USA

Boston Beer ist einer der führenden Hersteller von Craft Bieren in Amerika. Hierbei handelt es sich gemäß Definition um Biere, die von einer unabhängigen Brauerei handwerklich hergestellt werden. Oftmals handelt es um charakteristische Biere, die von kleinen und regionalen Brauereien entwickelt wurden.

Im Geschäftsjahr 2020 verkaufte das in Boston ansässige Unternehmen rund 7,4 Millionen Barrel seiner qualitativ hochwertigen Biere. Dabei fing das Unternehmen als Start-up einmal ganz klein an: Im Jahr 1985 wurde es von Jim Koch gegründet, der ein Rezept zur Herstellung eines Lager-Bieres von seinem Ur-Ur-Großvater aus dem Jahr 1860 besaß. Mit Hilfe des Brauwissenschaftlers Joseph Owades gelang es ihm, das Rezept an die Geschmäcker der heutigen Zeit anzupassen. Mit Erfolg, denn heute gehört Boston Beer mit seinen zahlreichen Biermarken rund um die Kernmarke Samuel Adams zu den am stärksten wachsenden Bierkonzernen der Welt. Das Wachstum vollzog sich weitestgehend organisch, wobei mit dem Ziel des Aufbaus von Braukapazitäten auch mal von Diageo eine US-Brauerei übernommen wurde. Entsprechend frei ist die Bilanz von Goodwills und Schulden.

In den letzten Jahren schrieb das Unternehmen regelmäßig neue Umsatzrekorde und ist dabei schon seit Jahren profitabel. Im Geschäftsjahr 2020 wurde ein Nettoumsatz von 1,74 Milliarden US-Dollar erreicht, der um 38,9 Prozent über dem Vorjahreswert von 1,25 Milliarden US-Dollar lag. Das operative Ergebnis erreichte mit 244 Millionen US-Dollar sogar einen Wert, der um 68,5 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres lag. Die entsprechende operative Marge belief sich auf 14,1 Prozent.

Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick

Auch Boston Beer litt unter der Corona-Pandemie, denn das öffentliche Leben wurde eingeschränkt und viele Bars waren zeitweise komplett geschlossen. Für Boston Beer fiel der Umsatzausfall sowie die erhöhten Kosten durch COVID-19 Maßnahmen von zusammengerechnet 16 Millionen US-Dollar aber überschaubar aus.

Deutlich profitieren konnte Boston Beer von seinen Verkaufsschlagern Hard Seltzers. Hierbei handelt es sich um kohlensäurehaltige alkoholische Getränke mit Fruchtgeschmack, die erst 2016 am Markt eingeführt wurden und sich auch im Lockdown sehr gut verkauften.

In Summe konnte die Corona-Pandemie dem Wachstum des Braukonzerns nur wenig anhaben. Die Nettoumsätze stiegen im vierten Quartal auf 461 Millionen US-Dollar, was einem Umsatzwachstum von knapp 53 Prozent entsprach. Auch das operative Ergebnis konnte mit 42 Millionen US-Dollar deutlich gesteigert werden. Der Zuwachs lag hier bei 138 Prozent. Ähnlich stark wuchs auch das Ergebnis je Aktie. Es erhöhte sich im vierten Quartal von 1,12 auf 2,64 US-Dollar.

Entsprechend positiv gestimmt ist das Management auch für das laufende Geschäftsjahr 2021. Hier wird mit einem Anstieg der Braumenge um 35 bis 45 Prozent gerechnet. Weiter rechnet es mit einem Anstieg der Verkaufspreise um 1 bis 2 Prozent. Am Ende soll ein Ergebnis je Aktie zwischen 20 und 24 US-Dollar erreicht werden. Gegenüber dem vergleichbaren Wert aus dem Geschäftsjahr 2020 von 15,53 US-Dollar kommt die EPS-Prognose im konservativen Szenario einem Ergebniswachstum von 28,8 Prozent gleich.

Analysten sehen die Entwicklung ähnlich positiv. Sie erwarten beim Ergebnis je Aktie einen Wert von 22,84 US-Dollar für das Geschäftsjahr 2021. Weiter wird für das Folgejahr 2022 von Analysten ein Ergebnis je Aktie von 29,39 US Dollar erwartet, was einem weiteren Zuwachs von 28,7 Prozent entsprechen würde. Sollte dies eintreten, dann könnte das starke Ergebniswachstum der letzten Jahre weiter anhalten.

Wichtige Kennzahlen der Boston Beer Aktie

Es ist nicht verwunderlich, dass Boston Beer mit seinem starken und profitablen Wachstum sowie der guten Finanzlage auch auf der Topscorer Liste der HGI-Strategie landet. Mit einem aktuellen Score von 13 Punkten gehört die Aktie sogar zu den führenden Werten der Liste.

Besonders überzeugen kann Boston Beer bei der Bewertung. Schließlich wird das Unternehmen mit einem Umsatzmultiplikator von 7,2 gehandelt. Der Wert ist für ein stark wachsendes Unternehmen als günstig anzusehen.

EV/Sales - Boston Beer Aktie

Auch das PEG-Ratio, welches das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Relation zum Ergebniswachstum setzt, ist mit 0,9 äußerst attraktiv. Man muss bei dieser Kennzahl jedoch beachten, dass das Gewinnwachstum in den nächsten Quartalen gemäß der Unternehmensprognose ein wenig nachlassen sollte, wodurch auch das PEG-Ratio etwas schlechter ausfallen könnte.

Ebenso überzeugend ist der Verschuldungsgrad von Boston Beer. Er beläuft sich auf 0,07 und lässt das Unternehmen nahezu als schuldenfrei klassifizieren. Der Blick in die letzte Bilanz bestätigt dies: Es standen 163 Millionen US-Dollar an Zahlungsmitteln in den Büchern, jedoch keine langfristigen Finanzverbindlichkeiten. Und auch das Eigenkapital fiel hoch aus. Es belief sich auf 957 Millionen US-Dollar bei einer Bilanzsumme von 1,38 Milliarden US-Dollar.

Nicht perfekt, aber immer noch überzeugend, ist der Score der Rule-of-40. Er beläuft sich auf 46 Prozent und sorgt für eine Aufnahme unter den Aktien mit attraktivem Rule-of-40 Score. Ähnlich gut kann das Umsatzwachstum ausgelegt werden, welches sich über die letzten zwölf Monate auf knapp 40 Prozent belief. Besonders hervorzuheben ist, dass das Wachstum nicht durch Akquisitionen verzerrt wurde.

HGI-Analyse - Boston Beer Aktie

 

Bewertung der Boston Beer Aktie

Der Blick auf die Bewertung fiel in der HGI-Analyse schon einmal positiv aus. Gemessen an dem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 45 wäre Boston Beer für ein Value-Unternehmen viel zu teuer. Schließlich wird das Unternehmen aktuell mit einem Enterprise Value von 12,4 Milliarden US-Dollar bewertet, generierte aber gerade einmal einen Free Cashflow in den letzten zwölf Monaten von 117 Millionen US-Dollar. Die Hoffnungen der Investoren liegen daher ganz auf dem zukünftigen Wachstum. Dieses könnte besonders von den Hard Seltzers kommen, so zumindest die Hoffnungen vieler Investoren.

Fazit zur Boston Beer Aktie

Craft Brewer oder auch regionale Bierproduzenten erlebten in den letzten Jahren einen kleinen Boom. Von diesem konnte besonders Boston Beer profitieren. Als eines der wenigen Unternehmen hat es seine kleine Nische verlassen und ist mittlerweile mit einer Marktkapitalisierung von über zehn Milliarden US-Dollar zu einem großen Titan aufgestiegen. Im Verhältnis zu den dominierenden Playern im Markt ist Boston Beer jedoch immer noch ein Winzling.

Ohnehin befindet sich die Bierbranche in einem Konsolidierungsprozess, dem die große belgische Brauerei Anheuser-Busch Inbev für sich entscheiden möchte. Rückläufige Absatzvolumen zwingen immer mehr Hersteller dazu, ihr Sortiment auszudünnen und in Fusionen oder Übernahmen die Zukunft zu sehen.

Ein kleines Unternehmen wie Boston Beer hat in einem Massenmarkt nur wenig Chancen. Die bisherige Fokussierung auf Nischenmärkte mit geringen Absatzpotenzial funktionierte in den vergangenen Jahren sehr gut. Sollte das Unternehmen jedoch irgendwann an seine Marktgrenzen kommen und versuchen in den Massenmarkt einzutreten, so gelten in diesem Haifischbecken ganz andere Bedingungen. Genau aus diesem Grund wurde das Unternehmen in der Vergangenheit häufiger als ein Übernahmekandidat gesehen.

Eine interessante Frage könnte nun sein, ob das Marktpotenzial der Nischenprodukte groß genug ist, um die derzeitige Bewertung zu rechtfertigen. Allein das Wachstum der Craft-Biere würde hierfür wohl nicht ausreichen. Aber die letzten Entwicklungen der Hard Seltzers könnten die Bewertung vielleicht rechtfertigen, denn sie schaffen neue Perspektiven für die ehemals kleine Brauerei. Perspektiven, die am Ende wohl auch auf die konzerneigene Fähigkeit zurückzuführen sind, schnell auf neue Verbrauchertrends zu reagieren.

Gemäß der High-Growth-Investing Strategie ist die Boston Beer Aktie damit ein durchaus interessantes Investment.

 

Wenn Du wöchentlich neue Investmentideen und kostenlose Aktienanalysen, die nach der Levermann-, High-Growth-Investing- oder Dividenden-Strategie ausgewählt wurden, per E-Mail bekommen möchtest, dann kannst Du jetzt unseren kostenlosen aktien.guide Newsletter abonnieren.

Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Boston Beer besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Frank Seehawer

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.