Biotechnologieaktien galten lange Zeit im Gesundheitssektor als Aktien mit herausragender Zukunft. Schließlich war man von dem neuen Ansatz der Medikamentenherstellung, die auf Enzymen, Zellen und ganzen Organismen basiert, überzeugt.
Den letzten großen Aktien-Hype um Biotechnologieunternehmen konnte man mit Corona-Impfstoff-Herstellern wie Moderna oder Biontech erkennen. Ihre Bewertungen schossen innerhalb weniger Monate in die Höhe.
Weniger imposant präsentiert sich das Urgestein Amgen (ISIN: US0311621009). Die Aktie verlor in den letzten 12 Monaten zweistellig. Langfristig bleibt die Performance jedoch intakt. Einzig eine vorherrschende Umsatz- und Ertragsschwäche belastet, die sich auch auf die Corona-Pandemie zurückführen lässt.
Dabei könnte der diversifizierte Biotechnologiekonzern für Investoren eine spannende Beimischung darstellen. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 3 Prozent, das Dividendenwachstum der letzten fünf Jahre beläuft sich auf mehr als 15 Prozent jährlich.
Mit Blick auf die Produkt-Pipeline des Unternehmens könnte sogar weiteres Wachstum möglich sein. Ob die Aktie, die in der Dividenden-Strategie als Topscorer geführt wird, ein Kauf sein kann, das möchten wir mit der folgenden Aktienanalyse genauer prüfen.
- Amgen gehört zu den größten Biotechnologieunternehmen der Welt
- Gute Medikamenten-Pipeline sorgt für mittelfristig solide Wachstumschancen
- Die Aktie könnte eine faire Bewertung mit attraktiver Rendite bieten
Unternehmensprofil – führender Biotechnologie Konzern
Amgen ist ein im Jahr 1980 gegründetes Biotechnologieunternehmen. Fokussiert hat sich Amgen auf die Entwicklung und Fertigung verschiedener Human Therapeutica. Gegenüber der klassischen Pharmakologie, die stark auf chemische Ansätze baut, setzt die Biotechnologie auf Enzyme, Zellen oder ganze Organismen, um Medikamente oder Therapien zu entwickeln.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 120 Milliarden US-Dollar gehört Amgen zu den größten Biotechnologieunternehmen der Welt. Mit Gesamtumsätzen im Geschäftsjahr 2020 von 25 Milliarden US-Dollar sowie einem Forschungs- und Entwicklungsbudget von 4 Milliarden US-Dollar braucht sich Amgen vor Pharma-Größen wie Pfizer, Merck oder Novartis nicht zu verstecken.
Quelle: Amgen Aktie Finanzdaten 2020
Schwerpunkte des Medikamentenportfolios liegen auf Human Therapeutika zur Behandlung schwerer Erkrankungen. Besonders auf Bereiche Onkologie, Hämatologie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie in den Neurowissenschaften besitzt der in Thousand Oaks (USA) ansässige Konzern eine starke Fokussierung.
Umsatzverteilung
Das Portfolio ist gut diversifiziert. Es existieren über 20 Arzneien, von denen nur der Protein-Blocker ENBREL mehr als 20 Prozent des Produktumsatzes ausmacht.
Quelle: Geschäftsbericht Amgen 2020
Geographisch gesehen wird immer noch der Großteil der Umsätze in den USA generiert. Rund 74 Prozent der Umsätze ließen sich im Geschäftsjahr 2020 den Vereinigten Staaten zuordnen.
Beim Umsatz wurde ein solides Wachstum von 9 Prozent ausgewiesen. Das operative Ergebnis erhöhte sich bereinigt (Non-GAAP) um 11 Prozent auf 12,3 Milliarden US-Dollar. Ohne Bereinigungen fiel es um 5,5 Prozent. Am Ende wurde ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 16,60 US-Dollar präsentiert, welches um 12 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres von 14,82 US-Dollar je Aktie lag. Ohne Bereinigungen fiel hier das Ergebnis um 7,4 Prozent.
Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick
Das dritte Quartal 2021 konnte nicht an die guten Zahlen des Geschäftsjahres 2020 anknüpfen. Der Umsatz wurde nur noch um 4 Prozent auf 6,7 Milliarden US-Dollar gesteigert, während das bereinigte EBIT um 8 Prozent auf 3,5 Milliarden US-Dollar gesteigert wurde. Entsprechend erhöhte sich die operative Marge auf 54,6 Prozent.
Ausblick 2021/2022
Beim Ausblick auf das Gesamtjahr 2021 geht das Management von einem Gesamtumsatz zwischen 25,8 und 26,2 Milliarden US-Dollar aus. Bereinigt soll ein Ergebnis je Aktie zwischen 16,50 und 17,10 US-Dollar erreicht werden. Im Vergleich zum Wert aus dem Geschäftsjahr 2020 würde dies im besten Fall einem Wachstum von 3 Prozent entsprechen. Im schlechtesten Fall müsste man sogar von einem leichten Ergebnisrückgang (-0,6 Prozent) ausgehen.
Der Biotechnologiekonzern leidet aktuell ein wenig unter der Corona-Pandemie. Behandlungen werden verschoben und Patienten gehen weniger zum Arzt.
Amgen Aktie: Wichtige Kennzahlen aus der Dividenden Analyse
Als Biotechnologieunternehmen gehört Amgen zu den wenigen zuverlässigen Dividendenzahlern. Seit zehn Jahren wird die Dividende nach der erstmaligen Zahlung im Jahr 2011 stetig erhöht.
Quelle: Amgen Aktie Dividenden
Zusätzlich wurden regelmäßig eigene Aktien zurückgekauft. Die Anzahl der ausstehenden Aktien verringerte sich in den letzten fünf Jahren um 24 Prozent, wie der folgende Chart verdeutlicht:
Quelle: Amgen Aktie Aktienrückkauf
Möglich werden die Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe durch die nachhaltig hohen Cashflows des Unternehmens. Fast zehn Milliarden US-Dollar standen durch die Free Cashflows im Geschäftsjahr 2020 zur Verfügung.
Ist die Amgen Dividende sicher?
Problematisch aus Sicht der Dividendenstabilität zeigt sich die hohe Verschuldung des US-Konzerns. So standen im dritten Quartal 2021 fast 57 Milliarden US-Dollar an Schulden in den Büchern, 42 Milliarden US-Dollar davon waren langfristiger Natur.
Quelle: Amgen Aktie Bilanz Quartal
Gemessen an der Bilanzsumme von 65 Milliarden US-Dollar handelt es sich um einen nicht zu unterschätzenden Betrag, der auch Konsequenzen für zukünftige Dividendenzahlungen haben kann, sofern sich die Cashflows verschlechtern.
Dividenden-Analyse Fazit
Mit einem Gesamtscore von zwölf Punkten erfüllt die Amgen Aktie alles, um ein Topscorer der Dividenden-Strategie zu sein. Besonders viele Punkte wurden mit der durchschnittlichen Ausschüttungsquote der letzten drei Jahre von 62 Prozent, der Dividendenkontinuität sowie dem Dividendenwachstum der letzten fünf Jahre von durchschnittlich 15,2 Prozent gesammelt.
Quelle: Amgen Aktie Dividenden-Analyse
Aktuelle Amgen Dividendenrendite und 10-Jahres-Durchschnitt
Die Dividendenrendite der letzten zehn Jahre ist mit durchschnittlich 2,4 Prozent ebenfalls nicht schlecht. Die Höchstpunktzahl hätte es jedoch erst ab einer Dividendenrendite von mehr als 3 Prozent gegeben. Die geringste Punktzahl erhält die Amgen Aktie für die aktuelle Dividendenrendite von 3 Prozent. Der Wert ist zwar höher als der Durchschnittswert der letzten zehn Jahre, für die Höchstpunktzahl hätten in dieser Kategorie jedoch mehr als 5 Prozent Dividendenrendite vorliegen müssen.
Wann zahlt Amgen Dividende?
Amgen zahlt vierteljährlich eine Quartalsdividende. Die letzte Dividende wurde am 8. September 2021 in Höhe von 1,76 US-Dollar je Aktie gezahlt. Die Gesamtdividende beläuft sich auf 7,04 US-Dollar im Jahr 2021. Der nächste Ex-Dividenden-Tag ist der 15.11.2021.
Bewertung der Amgen Aktie
Bei der Bewertung der Amgen Aktie lohnt sich ein Blick auf das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis. Dieses liegt aktuell bei etwas über 21, was alles andere als günstig ist für ein Unternehmen mit einem nur mäßigen bereinigten Ergebniswachstum.
Aufgrund der starken Free Cashflows (7,84 Milliarden US-Dollar in den letzten zwölf Monaten) errechnet sich bei einem Enterprise Value von 144 Milliarden ein etwas günstigerer Multiplikator von 18,3.
Aber auch mit diesem Wert ist die Aktie aus fundamentaler Sicht kein wirkliches Schnäppchen. Ein solches könnte sich erst bei einem tieferen Blick in die Medikamenten-Pipeline des Unternehmens auftun. Hier findet man ein paar potenzielle Kandidaten, die bald eine Zulassung zum Markt erhalten könnten. Ein besonders großes Potenzial wird dem Schuppenflechten-Medikament Otezla beigemessen. Auch das Medikament Prolia, welches die Knochenstruktur von Osteoporose Patienten stärkt, könnte ein Umsatzpotenzial im Milliardenbereich besitzen.
Fazit zur Amgen Aktie
Die Amgen Aktie ist ein Urgestein aus dem Biotechnologiesektor. In der Dividenden-Analyse erfüllt sie viele Kriterien, um eine perfekte Dividenden-Aktie zu sein.
Dennoch existiert bei der Amgen Aktie ein gewisser Beigeschmack. So ist der Konzern nicht gerade gering verschuldet und Patentabläufe stehen im Raum. Diese werden noch gut von dem breiten Produktportfolio abgefedert. Sollten weitere Medikamente aus der Pipeline die Marktzulassung erhalten, dann gehen Analysten sogar von einem weiteren Wachstum in den nächsten Jahren aus.
Die Bewertung ist angesichts des Potenzials nicht günstig, aber auch nicht allzu teuer. Ein konservativer Dividendenanleger, der eine Beimischung im Biotechnologie Sektor sucht, könnte mit der Amgen Aktie einen möglichen Kandidaten gefunden haben. Allzu große Sprünge sollte man bei der Amgen Aktie vorerst jedoch nicht erwarten.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Amgen besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.