💡 Das Wichtigste in Kürze
- Airbnb ist der weltweit größte Vermittler für private Unterkünfte - mit über 5 Mio. Gastgebern in 220 Ländern
- Das Unternehmen generiert beeindruckende Free Cashflows - zuletzt 1,8 Mrd. USD bei 78% Marge im Q1 2025
- Strategiewechsel steht bevor: Am 13. Mai will Airbnb sein Angebot über die reine Unterkunftsvermittlung hinaus erweitern
- Trotz starker Profitabilität flacht das Umsatzwachstum ab - eine zentrale Herausforderung für die kommenden Jahre
- Bewertung ist so günstig wie nie - Airbnb wird mit EV/Sales von 6 und EV/FCF von - 15 gehandelt
First things first: Was macht Airbnb?
Airbnb wurde 2007 in San Francisco gegründet, als die zwei Gründer kurzerhand ihre Wohnung an Messebesucher vermieteten – samt Luftmatratzen im Wohnzimmer. Was als kreative Zwischenlösung begann, hat sich zu einem der größten Player im globalen Reisemarkt entwickelt. Heute ist Airbnb in über 220 Ländern und Regionen vertreten und zählt über 5 Millionen aktive Gastgeber.
Das Unternehmen versteht sich längst nicht mehr nur als Vermittler von Ferienwohnungen. Vielmehr baut Airbnb ein ganzes Ökosystem rund um das Reisen auf – von der Unterkunft über Erlebnisse bis hin zur Community-Funktion. Der Clou: Airbnb besitzt keine eigenen Immobilien. Stattdessen bringt die Plattform Angebot und Nachfrage effizient zusammen – digital, datengestützt und somit global skalierbar.
Dieser Asset-Light-Ansatz macht das Geschäftsmodell extrem kapitaleffizient. Airbnb profitiert dabei von klassischen Netzwerkeffekten: Je mehr Gäste, desto attraktiver wird die Plattform für Hosts. Und je mehr Gastgeber mit hochwertigen Angeboten, desto attraktiver wird Airbnb für Reisende. Das Ergebnis ist eine sich selbst verstärkende Dynamik, wie man sie auch von Plattform-Giganten wie Uber oder Amazon kennt.
Quelle: Aktienkurs Airbnb
Gerade in Zeiten schwächerer Konsumnachfrage und wachsender Kosten hat sich dieses Modell bewährt. Airbnb kann flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren, ohne große Fixkostenstrukturen anpassen zu müssen – ein echter Vorteil gegenüber klassischen Hotelketten.
Ein bisschen Börsengeschichte zu Airbnb
Der Airbnb-Börsengang im Dezember 2020 wurde mit großer Euphorie gefeiert. Bereits am ersten Handelstag schoss die Aktie von 68 $ auf über 144 $ – ein Plus von über 110 % – was einer Marktkapitalisierung von rund 100 Milliarden US-Dollar entsprach. Die Bewertung von Airbnb war damals extrem hoch: Das Unternehmen wurde zum 23-fachen EV/Sales (hier einfach erklärt) bewertet, in der Spitze sogar mit dem 36-fachen. Im Nachhinein ist man schlauer: Diese Bewertung war angesichts der noch geringen Profitabilität und der pandemiebedingt ungewissen Perspektiven deutlich überzogen.
In den Jahren danach konnte Airbnb zwar operativ stark zulegen: Umsatz und Free Cashflow sind seither regelrecht explodiert, zuletzt lag der FCF bei über 4,5 Mrd. USD. Doch trotz dieser beeindruckenden Fortschritte notiert die Aktie aktuell wieder rund 40% unter ihrem damaligen Allzeithoch. Die überzogenen Erwartungen zum Börsenstart haben sich bisher nicht erfüllt – der Kursverlauf bleibt ernüchternd, vor allem für Anleger, die beim IPO oder kurz danach eingestiegen sind.
Quelle: Unterwasser Chart Airbnb
Inzwischen wird Airbnb nur noch mit dem rund 6-fachen EV/Sales bewertet – so günstig wie nie zuvor. In Kombination mit der starken Cashflow-Entwicklung und der bevorstehenden strategischen Expansion könnte dies für langfristig orientierte Investoren ein attraktiver Einstiegspunkt sein. Aber mehr dazu später…
Airbnb entwickelt sich weiter
Laut CEO Brian Chesky steht Airbnb vor einem Strategiewechsel: Ab Mai 2025 wird das Unternehmen deutlich über die Unterkunftsvermittlung hinausgehen. Offiziell wurden noch keine konkreten neuen Formate genannt, doch das Unternehmen spricht davon, das Angebot an Experiences deutlich auszubauen und sie zentraler in die App zu integrieren. Ziel ist es, Reisen nicht nur zu ermöglichen, sondern von der Inspiration über die Buchung bis hin zur Durchführung ganzheitlich zu begleiten. Denkbar sind dabei Formate wie Retreats, Kochkurse, geführte Touren oder Events – aber Airbnb hält sich hier bislang bewusst vage.
Das ist kein Neuland – doch bisher war der Experiences-Bereich eher Beiwerk. Unter dem Motto “Big Day. Big News” wird Airbnb am 13. Mai mehr Infos dazu veröffentlichen.
Fundamentale Entwicklung in Q1 2025
Im ersten Quartal 2025 verzeichnete Airbnb über 143 Mio. gebuchte Nächte & Experiences. Das entspricht einer Steigerung von 8% im Jahresvergleich. Besonders positiv: 58% der Buchungen liefen über die App (Vorjahr: 54%) – ein Zeichen für steigende Nutzerbindung. App-Bookings sind für Airbnb besonders attraktiv. Sie senken die Akquisitionskosten, erhöhen die Conversion Rate und stärken die Kontrolle über die Customer Journey. Airbnb profitiert zudem von besseren Cross-Sell-Möglichkeiten, sobald Experiences fest integriert sind.
Das “Gross-Booking-Volume” kurz GBV stieg auf 24,5 Mrd. USD. Das GBV ist dabei das gesamte Zahlungsvolumen, welches über Airbnb abgewickelt wurde. Der Airbnb Umsatz ergibt sich dann aus der sogenannten “Take Rate”, die aktuell bei 9,3% liegt. Diesen Anteil behält Airbnb im Schnitt von jeder Zahlung ein.
Quelle: Airbnb Gewinn und Verlustrechnung
Daraus ergibt sich für das Q1 2025 dann ein Umsatz von 2,3 Mrd. USD. Eine Steigerung von 6% YoY. Bereinigt um Kalender- und Währungseffekte ergibt sich sogar ein Wachstum von 11%. Der Gewinn ging auf 154 Mio. USD zurück – nach 264 Mio. USD im Vorjahr. Haupttreiber sind die gestiegenen Kosten für Mitarbeiterbeteiligungen und Investitionen in die Produktentwicklung.
Das erste Quartal war aus Margensicht vergleichsweise schwach – insbesondere im historischen Kontext von Airbnb. Die Netto-Marge lag bei 7 %, die EBITDA-Marge bei 18 %. Zwar sind diese Werte im Branchenvergleich solide, doch Airbnb hat in der Vergangenheit deutlich höhere Margen erzielt.
Free Cashflow auf Top-Niveau
Der Free Cashflow liegt bei 1,781 Mrd. USD. Die Free Cashflow-Marge fürs erste Quartal liegt damit bei herausragenden 78%. Airbnb zeigt sich hier als eine beeindruckende Cash-Maschine. TTM (Trailing 12 Months) relativiert sich die Cashflow Marge bei knapp 39% - bleibt jedoch hervorragend.
Quelle: Free Cashflow Entwicklung Airbnb
Zudem wurden im Quartal Aktien im Wert von 807 Mio. USD zurückgekauft. Auf Jahressicht hat Airbnb über 3,5 Mrd. USD in eigene Aktien investiert und so die Anzahl der ausstehenden Aktien um knapp 6% reduziert. Die folgende Grafik zeigt wie Airbnb die Anzahl der ausstehenden Aktien seit Ende 2023 kontinuierlich verringert.
Quelle: Entwicklung ausstehender Aktien Airbnb
Diese Aktienrückkäufe unterstreichen sowohl die finanzielle Stärke von Airbnb als auch die Zuversicht des Managements in die Aktie. Gleichzeitig bleibt die Bilanz stark: 11,5 Mrd. USD an liquiden Mitteln stehen lediglich 2 Mrd. kurzfristige Schulden gegenüber.
Schwächelndes Umsatzwachstum: Der Wermutstropfen
So überzeugend Airbnbs Plattformmodell, Cashflow-Stärke und strategische Ambitionen auch sind – ein Punkt bereitet Investoren dennoch Kopfzerbrechen: das Umsatzwachstum. Seit mehreren Jahren verlangsamt sich das Wachstumstempo spürbar, was auch in den aktuellen Q1-Zahlen erneut sichtbar wurde. Zwar liegt das bereinigte Umsatzplus bei ordentlichen 11 %, doch im Mehrjahresvergleich zeigt sich ein klarer Trend der Abflachung.
Quelle: Umsatzwachstum Rückgang bei Airbnb
Genau hier möchte das Management mit den “Big News” am 13. Mai ansetzen. Mit neuen Geschäftsfeldern soll das Umsatzwachstum wieder auf einen höheren Pfad geführt werden.
Airbnb als High Growth Investing Topscorer
Die High-Growth-Investing-Analyse von Airbnb zeigt ein durchaus überzeugendes Bild – trotz kleinerer Schwächen. Mit einem HGI-Score von aktuell 13 Punkten gehört die Aktie zu den Topscorern im Ranking. Ab einem Score von 11 Punkten gilt man hierbei als Topscorer.
Quelle: Airbnb ist mit 13 Punkten ein HGI-Topscorer
Positiv sticht insbesondere die Bewertung hervor: Mit einem EV/Sales von 6,06 erreicht Airbnb die volle Punktzahl (3/3) in dieser Kategorie – ein Niveau, das historisch für das Unternehmen selten war und in Anbetracht des Cashflows als attraktiv gilt. Auch die Verschuldung ist mit einem niedrigen Debt/Equity-Ratio sehr moderat – auch hier gibt es 3 von 3 Punkten. Gleiches gilt für das PEG-Ratio, was die günstige Relation von Gewinnwachstum zu Bewertung unterstreicht.
Airbnbs Bruttomarge liegt mit 71,5 % zwar unter den Topwerten typischer Softwareunternehmen, erreicht aber dennoch 2 von 3 möglichen Punkten.
Kritisch bleibt – wie bereits erwähnt – das Umsatzwachstum. Mit einem TTM-Wachstum von unter 10 % gibt es in dieser Kategorie 0 Punkte, was sich auch negativ auf den Rule-of-40-Score auswirkt. Dieser liegt bei 48,5 % – also zwar über dem Schwellenwert von 40 %, aber noch nicht hoch genug für die Maximalwertung. Hier gibt es entsprechend nur 2 von 3 Punkten.
Unterm Strich zeigt auch die HGI-Analyse: Airbnb überzeugt mit starker Profitabilität und attraktiver Bewertung – zentrale Elemente für wachstumsorientierte Investoren mit einem Blick auf Risiko und Rendite. Wer davon ausgeht, dass Airbnb mit der angekündigten Strategie ab Mai wieder Wachstumsdynamik aufnimmt, dürfte im aktuellen Kursniveau eine interessante Einstiegsgelegenheit sehen.
Bewertung im Vergleich zu Wettbewerbern
Airbnb wird an der Börse zwar oft als teuer wahrgenommen, doch die Bewertung relativiert sich beim Blick auf die aktuellen Kennzahlen. Mit einem EV/FCF von rund 15 ist Airbnb derzeit deutlich günstiger als Booking (ca. 20) und bewegt sich damit auf dem attraktivsten Bewertungsniveau seit dem Börsengang. Zum Vergleich: Zum IPO lag das Multiple noch bei über 30.
Quelle: EV/FCF Vergleich von Airbnb und Booking
Diese moderatere Bewertung trifft auf ein Unternehmen mit starkem Free Cashflow, robuster Marge und wachsender strategischer Vision. Airbnb kombiniert ein leicht skalierbares Geschäftsmodell mit hoher Kapitaldisziplin.
Quelle: EV/Sales Verlauf Airbnb vs. Booking
Auch auf Umsatzbasis zeigt sich Airbnb attraktiv. Die Aktie war lange Zeit deutlich teurer bewertet als Booking.com. Nun liegt der EV/Sales Ratio bei 6,1 unter der Bewertung von Booking.com mit 7. Damit ist Airbnb unter den beiden Reiseplattformen derzeit auf Cashflow und Umsatzbasis günstiger bewertet.
Prognose Airbnb 2025
Der Blick auf die Analystenschätzungen zeigt: Für das Jahr 2025 rechnen viele noch mit einem eher verhaltenen Umsatzwachstum von rund 8,5 % – ein Wert, der deutlich unter früheren Airbnb-Wachstumsraten liegt. Erst ab 2026 erwarten Analysten wieder eine beschleunigte Dynamik mit zweistelligen jährlichen Wachstumsraten bis 2028. Eine Rückkehr zu Wachstumsraten deutlich jenseits der 10% halten Analysten aktuell nicht für realistisch.
Quelle: Umsatzprognose Airbnb
Auch beim Kursziel spiegelt sich diese verhaltene Haltung wider: Der Durchschnitt liegt für 2026 bei 138,39 USD, was einem Aufwärtspotenzial von rund +10,8 % entspricht.
Quelle: Kursverlauf Airbnb inkl. Kursziele & Prognosetrend
Die Erwartung: 2025 bleibt ein Übergangsjahr. Sollte die neue strategische Ausrichtung ab Mai greifen, dürfte sich das auch in künftigen Schätzungen und im Kursverlauf widerspiegeln.
Mein Fazit: Airbnb bleibt spannend
Airbnb ist aktuell so günstig bewertet wie nie zuvor und dabei strategisch bestens aufgestellt. Die Mischung aus starkem Free Cashflow, wachsender App-Nutzung und dem geplanten Ausbau über das reine Übernachtungsgeschäft hinaus eröffnet aus meiner Sicht langfristiges Potenzial. Entscheidend wird allerdings sein, ob das Management es schafft, neue Umsatzquellen erfolgreich zu etablieren und damit das zuletzt abflachende Umsatzwachstum wieder anzukurbeln.
Ich persönlich sehe die Chancen dafür als sehr gut: Airbnb hat es seit seiner Gründung im Jahr 2007 geschafft, eine global führende Plattform aufzubauen – digital, effizient und mit einer beeindruckenden Markenstärke. Und ich kann für mich sagen: Wenn ich buche, dann bevorzuge ich Airbnb klar gegenüber Booking.com. Ich empfinde die Buchung einer Reise über Airbnb als deutlich angenehmer, moderner und ich habe ein größeres Vertrauen in die Qualität der auf Airbnb gelisteten Plattformen als bei Booking.com. Sobald ich nach einer Unterkunft für eine ganze Freundesgruppe über 3 Personen suche, würde ich Booking.com zum aktuellen Zeitpunkt gar nicht erst öffnen und immer Airbnb für die Suche auswählen.
Was zudem nicht vergessen werden darf: Airbnb hat in seinen knapp fünfzehn Jahren Unternehmensgeschichte bislang kaum in Geschäftsbereiche expandiert, die Booking längst ausgereizt hat – sei es Transport, Pauschalreisen oder Versicherungen. Das zeigt, wie viel „weiße Fläche“ für zukünftige Umsatzquellen noch besteht.
Die Vision ist klar: Airbnb will nicht mehr nur Unterkunftsvermittler sein, sondern sich zu einer ganzheitlichen Erlebnisplattform wandeln. Mit einer modernen, nutzerfreundlichen App, einer globalen Nutzerbasis und einer soliden finanziellen Ausgangslage. Natürlich bleiben auch Risiken: politische Eingriffe, neue Regulierungen, wachsende Konkurrenz durch Hotels und andere Plattformen. Doch Airbnb hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, wie flexibel und widerstandsfähig das Modell ist – ob in der Pandemie, bei steigenden Zinsen oder wirtschaftlicher Unsicherheit.
Wer an Plattformmodelle glaubt, auf Markenstärke setzt und die digitale Transformation des Reisemarkts nicht als abgeschlossen, sondern als erst beginnend versteht, findet in Airbnb eine hochspannende Aktie. Ich persönlich bin sehr gespannt auf die angekündigten Neuerungen am 13. Mai 2025.
Wenn Du Airbnb weiter verfolgen möchtest, dann richte Dir doch im aktien.guide eine Watchlist ein, füge die Airbnb Aktie hinzu und aktiviere unser Morning Briefing. So erfährst Du als erstes von Neuigkeiten rund um die Geschäftsentwicklung!
5 Dinge, die Du jetzt über Airbnb wissen musst
- Starker Free Cashflow: Im Q1 2025 erzielte Airbnb einen FCF von 1,8 Mrd. USD – bei einer herausragenden Marge von 78 %. TTM liegt der FCF bei über 4,4 Mrd. USD mit einer Marge von 39%.
- Bewertung so günstig wie nie: Mit einem EV/FCF von ~15 und einem EV/Sales von ~6 ist Airbnb aktuell günstiger bewertet als Booking.
- Umsatzwachstum flacht ab: Trotz +11 % bereinigtem Umsatzwachstum zeigt der Mehrjahrestrend nach unten – ein Risiko, aber auch eine Chance.
- Strategiewechsel am Horizont: Am 13. Mai stellt Airbnb neue Produkte vor, um über das reine Übernachtungsgeschäft hinauszuwachsen.
- Finanziell stark aufgestellt: 11,5 Mrd. USD Cash, Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe und hohe Free Cashflows geben Spielraum für Expansion.
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