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In einer dynamischen Weltwirtschaft stehen Unternehmen vor der Herausforderung, sich an tiefgreifende Veränderungen anzupassen. Dazu gehören die Digitalisierung, die Energiewende oder die steigenden Anforderungen an Automatisierung und Effizienzsteigerung. Die Schweizer ABB (ISIN: CH0012221716) ist ein Unternehmen, das von genau diesen Megatrends profitiert. Als führendes Unternehmen in den Bereichen Elektrifizierung, Automation und Robotik ist es wie kein anderes Unternehmen positioniert. Die Unternehmensstrategie setzt dabei auf Innovation und den kontinuierlichen Ausbau des Portfolios, um den Herausforderungen von Industrie 4.0 und der weltweiten Umstellung auf erneuerbare Energien zu begegnen.
Auch der Aktienkurs nimmt diese Fantasie vorweg: Allein im laufenden Jahr ist er um 32 Prozent gestiegen. Über fünf Jahre sind es 140 Prozent.
Quelle: ABB Aktienkurs, aktien.guide
Trotz guter Kursentwicklung hat ABB Probleme zu liefern. Ein erwartetes Wachstum im niedrigen einstelligen Bereich für die kommenden Jahre ist für die Bewertung der Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 26 relativ hoch. Das wirft die Frage auf, warum Investoren bereit sind, für ABB so hohe Bewertungen aufzurufen. Die Antwort könnte in den strukturellen Stärken des Unternehmens und den langfristigen Megatrends liegen, von denen ABB profitiert. Die nachfolgende ABB Aktienanalyse geht einmal tiefer ins Detail und untersucht die wichtigsten Faktoren, die die Bewertung und das zukünftige Potenzial der ABB-Aktie stützen könnten. Ob die ABB-Aktie am Ende noch ein Kauf ist?
Das Wichtigste in Kürze
- ABB ist ein führendes Unternehmen der Energie- und Automationstechnik
- Wachstumsfantasie liegt in Energieeffizienz und Automatisierung
- Trotz intakter Megatrends zieht das Wachstum aber nicht an
- Das KGV von 26 könnte zu hoch, für eine Qualitätsaktie aber bezahlbar sein
Unternehmensprofil ABB – großer Energie- und Automatisierungstechnikkonzern
Die Geschichte der ABB Group begann 1988 mit der Fusion der schwedischen ASEA und der schweizerischen Brown, Boveri & Cie (BBC), zwei Unternehmen, die beide bereits eine lange Tradition und bedeutende Innovationen in der Elektrotechnik aufwiesen. ASEA, gegründet 1883 in Schweden, spezialisierte sich zunächst auf Elektromotoren und Energieübertragung. BBC wurde 1891 in der Schweiz gegründet und leistete Pionierarbeit in der Elektrifizierung und bei Turbinen und Generatoren. Durch die Fusion der beiden entstand ein globales Unternehmen, das sich darauf konzentrierte, die Stärken beider Firmen zu kombinieren und weltweit führend in der Elektrifizierung und Automation zu werden. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte ABB innovative Technologien in den Bereichen Energieverteilung, Digitalisierung und Robotik und setzte verstärkt auf Nachhaltigkeit. Heute ist ABB in mehr als 100 Ländern aktiv und ein führendes Unternehmen für smarte und nachhaltige Elektrifizierungs- und Automationslösungen. Das Geschäftsmodell der ABB Group basiert im Kern auf der Bereitstellung von Technologien und Lösungen, die die Energieeffizienz und Produktivität in einer Vielzahl von Industrien und Infrastrukturen verbessern sollen. ABB gliedert seine Aktivitäten in vier Hauptsegmente: Electrification, Motion, Process Automation und Robotics & Discrete Automation. Jedes dieser Segmente bietet spezialisierte Produkte und Dienstleistungen, die individuelle Bedürfnisse der Kunden in verschiedenen Märkten adressieren.
Quelle: Financial Report 2023 ABB
Im Segment Electrification entwickelt ABB Lösungen für die Verteilung und Verwaltung von Elektrizität in Gebäuden, industriellen Anlagen und der öffentlichen Infrastruktur. Das Hauptziel der Produkte ist es, eine zuverlässige und effiziente Energieversorgung sicherzustellen, die zudem nachhaltig und umweltschonend ist. Produkte umfassen Schaltanlagen, Sicherungen, Transformatoren oder Steuerungssysteme für die Niederspannungs- und Mittelspannungsverteilung. Gleichzeitig fördert ABB mit seinen Produkten die Integration erneuerbarer Energien durch intelligente Energiemanagementlösungen und digitale Technologien. Sie helfen Kunden dabei, ihren Energieverbrauch zu optimieren und Kosten zu senken. Mit einem Jahresumsatz von 14,6 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2023 machte das Segment den größten Teil des Umsatzes aus fortgeführten Aktivitäten von über 32 Milliarden US-Dollar aus – genauer gesagt 45 Prozent. Das Wachstum des Segments setzte sich im Geschäftsjahr 2023 mit 7 Prozent fort, was einem leicht verbesserten Niveau gegenüber dem Vorjahreswachstum von 6 Prozent entsprach.
Der Geschäftsbereich Motion hingegen fokussiert sich auf elektrische Antriebe und Motoren, die eine zentrale Rolle bei der Effizienzsteigerung von Maschinen und industriellen Anwendungen spielen. ABB stellt hier unter anderem Frequenzumrichter, Elektromotoren und Generatoren bereit, die in einer Vielzahl von Branchen genutzt werden, darunter die Automobil-, Metall- und Papierindustrie sowie bei der Wasserversorgung und im Bergbau. Die Technologien von ABB im Bereich Motion sind darauf ausgelegt, Energieverluste zu minimieren und die Betriebskosten für Kunden zu senken, indem sie die Energieeffizienz und Zuverlässigkeit ihrer Anlagen verbessern. Ein großer Fokus liegt hier auf den sogenannten Smart Motors und der Digitalisierung der Antriebssteuerung, die eine vorausschauende Wartung und ein optimiertes Betriebsmanagement ermöglichen. Das Segment machte im Geschäftsjahr 2023 rund ein Viertel des Gesamtumsatzes aus. Es weist mit 16 Prozent jedoch das stärkste Wachstum auf, ist aber auch starken Schwankungen unterworfen, wie der Wachstumsrückgang von 2 Prozent im Vorjahr 2022 zeigt.
Im Bereich Process Automation, das drittgrößte Segment, unterstützt ABB Unternehmen dabei, die Automatisierung und Effizienz von Betriebsprozessen zu verbessern. Er deckt alle Aspekte der Prozessindustrie ab, darunter die Öl- und Gasindustrie, Chemie, Bergbau, oder Wasseraufbereitung. ABB bietet hier umfassende Automatisierungslösungen, die auf der Nutzung von Sensoren, Steuerungssystemen und Software basieren. Mit ihnen können Produktionsprozesse effizienter und sicherer gestaltet werden. Hinzu kommt mittlerweile, dass durch die Digitalisierung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz Produktionsprozesse präzise überwacht und gesteuert werden können. Kunden profitieren von einem geringen Energieverbrauch und Ressourcenbedarf. Der Fokus im Segment Process Automation liegt insbesondere auf Systemen, die komplexe, sicherheitskritische Abläufe überwachen und steuern können. Der Bereich Prozessautomation kommt mit einem Jahresumsatz von zuletzt 6,3 Milliarden US-Dollar im Fiskaljahr 2023 auf knapp 20 Prozent des Konzernumsatzes. Er wuchs allerdings nur um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, konnte aber das negative Wachstum von 3 Prozent im Jahr 2022 deutlich übertreffen.
Das Segment Robotics & Discrete Automation ist schließlich darauf spezialisiert, intelligente und flexible Automatisierungslösungen für industrielle Produktionsprozesse bereitzustellen. Es ist der kleinste Geschäftsbereich und machte zuletzt im Geschäftsjahr 2023 etwas mehr als 10 Prozent des Gesamtumsatzes aus. ABB entwickelt und vertreibt hier Robotertechnologien und Automationslösungen, die in Branchen wie der Automobilindustrie, der Elektronikfertigung und der Logistik Anwendung finden. Die Robotiklösungen unterstützen Unternehmen dabei, ihre Produktionsprozesse zu automatisieren. Gleichzeitig wird so die Effizienz und Präzision erhöht – ein Mehrwert, der Kunden im Idealfall Marktanteile sichern oder erhöhen kann. Der Fokus liegt hier auf kollaborativen Robotern, die eng mit menschlichen Arbeitskräften interagieren können, sowie auf autonomen Transportsystemen, die den Materialfluss in Fertigungsumgebungen optimieren. Durch den Einsatz von fortschrittlichen Sensoren, maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz treibt ABB in diesem Segment die Entwicklung flexibler, intelligenter Produktionslösungen voran. Kunden können so schneller auf Marktveränderungen reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Der Geschäftsbereich wuchs zuletzt mit 14 Prozent im Geschäftsjahr 2023 sehr stark. Dies ist allerdings auch auf Erholungseffekte zurückzuführen. So wurde im Geschäftsjahr 2022 in diesem Segment ein rückläufiges Umsatzwachstum von 4 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar verzeichnet.
In Summe bieten die vier Geschäftsbereiche umfassende Lösungen, die Industriekunden bei der Steigerung ihrer Effizienz, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit unterstützen. Jedes Segment ist darauf ausgerichtet, individuelle Anforderungen in spezifischen Marktsektoren zu erfüllen und ABB als führenden Anbieter von Lösungen für die smarte und nachhaltige Elektrifizierung und Automatisierung zu etablieren. Beim Wachstum liegen Motion und Robotics & Discrete Automation vorn. Ihr hohes Wachstum ist aber auch das Resultat von Erholungseffekten.
Marktbesonderheiten und Megatrends
Der Markt, in dem ABB tätig ist, weist einige Besonderheiten auf. Ein zentraler Faktor ist die steigende Nachfrage nach nachhaltigen, energieeffizienten und digitalen Lösungen, die durch den globalen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft angetrieben wird. Kunden aus verschiedenen Branchen wie Energieversorgung, Automobilindustrie, Fertigung und Infrastruktur suchen heute nach genau solchen Technologien, die den Energieverbrauch senken und Emissionen reduzieren. Ein weiterer marktspezifischer Trend ist die zunehmende Integration digitaler und intelligenter Technologien in Infrastruktur und Produktion. Das sogenannte industrielle Internet der Dinge (IIoT) ermöglicht es Unternehmen, Daten in Echtzeit zu sammeln und zu analysieren, was die Effizienz und Produktivität steigert. ABB hat sich in diesem Bereich eine führende Position erarbeitet, indem es früh seine Produkte mit intelligenten Sensoren, Cloud-Anbindung und KI-Funktionalitäten ausgestattet hat, um eine vorausschauende Wartung und Optimierung zu ermöglichen.
Ein wichtiger Punkt ist die Langfristigkeit vieler Projekte, insbesondere in den Bereichen Energieversorgung und Automatisierung, die oft mehrjährige Entwicklungszyklen und hohe Investitionen der Kunden erfordern. Dieses Projektgeschäft muss von den Investoren verstanden werden. So erstrecken sich Kundenbudgets oft über mehrere Jahre. In konjunkturellen Abschwungphasen werden diese dann schnell verschoben. Für ABB bedeutet dies eine für Industrieunternehmen typische Zyklizität. ABB profitiert jedoch von seiner globalen Präsenz und seinem breiten Portfolio, das maßgeschneiderte und modulare Lösungen für verschiedene Industrien bietet. Dies sind wichtige Faktoren in einem wettbewerbsintensiven Umfeld.
Quelle: ABB Financial Report 2023
Die Regionen Europa und USA dominieren hier ganz klar die Umsatzbasis. China hingegen ist mit einem Umsatzanteil von 13 Prozent recht unbedeutend für einen international agierenden Konzern. Auch das Wachstum konnte hier nicht überzeugen. Wachstumstreiber waren ganz klar die USA.
Wettbewerber von ABB
Leider ist der Markt für Elektrotechnik und Automation auch fragmentiert. ABB konkurriert u.a. mit anderen globalen Industriekonzernen, die ebenfalls auf Innovation und Technologie setzen. Da die Branche stark reguliert und von hohen Sicherheitsstandards geprägt ist, sind kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie enge Kundenbeziehungen notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor allem mit anderen globalen Technologiekonzernen, die ebenfalls Lösungen für Elektrifizierung, Automatisierung und Robotik anbieten, steht ABB im harten Wettbewerb. Zu den Hauptwettbewerbern gehören Siemens, Schneider Electric, General Electric und Rockwell Automation. Sie alle sind in mehreren geografischen Regionen vertreten, verfügen über ein breites Produktportfolio und investieren stark in Forschung und Entwicklung, um mit ABB Schritt zu halten oder sogar die technologische Führerschaft zu übernehmen.
Quelle: Peergroup Vergleich Marktkapitalisierungen ABB-Aktie, aktien.guide Charts
Siemens ist einer der stärksten Wettbewerber von ABB, insbesondere in den Bereichen Elektrifizierung und Automatisierung bieten die Deutschen ein ähnlich breit gefächertes Portfolio und fokussieren sich ebenfalls stark auf Digitalisierung und das Industrial Internet of Things. Mit der eigenen Plattform Insights Hub, früher auch MindSphere, ist Siemens dabei führend im Bereich der industriellen Cloud-Lösungen und ermöglicht Kunden, Daten ihrer Maschinen und Anlagen effizient zu nutzen.
Das französische Unternehmen Schneider Electric konkurriert im Bereich der Energietechnik und Gebäudetechnik mit ABB. Schneider ist führend in Lösungen für Energiemanagement und Automatisierung, die vor allem auf nachhaltige und smarte Gebäudetechnik abzielen. Das Pariser Unternehmen hat einen äußerst starken Fokus auf Nachhaltigkeit und entwickelt Systeme zur Effizienzsteigerung in der Energieverteilung und dem Energiemanagement, die die Energiekosten und den CO2-Ausstoß reduzieren.
Ein weiterer wichtiger Wettbewerber ist General Electric. Die Amerikaner haben eine lange Tradition in der Energieerzeugung und -verteilung und galten als engster Konkurrent von Siemens, sind aber aufgrund ihrer hohen Verschuldung und komplexen Konzernstruktur in eine Sanierungsspirale geraten. Im Kerngeschäft konkurriert General Electric vor allem bei großen Energieinfrastrukturprojekten und verfügt über starke Kompetenzen in der Hoch- und Mittelspannungstechnik. Darüber hinaus ist das Unternehmen ein wichtiger Akteur im Bereich der Automatisierung für industrielle Anwendungen.
Nicht zuletzt ist auch Rockwell Automation ein starker Wettbewerber – vor allem im Bereich der Industrieautomatisierung und Steuerungssysteme. Rockwell tritt besonders stark in den Vereinigten Staaten auf. Hier bietet es spezialisierte Lösungen für die Automatisierung in der Fertigungsindustrie. Mit Expertise in den Bereichen Sensoren, Steuerungen und Softwarelösungen hat sich Rockwell einen Namen als führender Anbieter von integrierten Automationslösungen gemacht.
Jeder dieser Wettbewerber hat spezifische Stärken, die eine Herausforderung für ABB darstellen. Da alle wichtigen Akteure mittlerweile auf Digitalisierung und IIoT setzen, konzentriert sich der Wettbewerb zunehmend auf die Entwicklung intelligenter, vernetzter Systeme, die Prozesse in Echtzeit optimieren. ABB kontert mit Innovationskraft, globaler Präsenz und der Kombination von Elektrifizierungs- und Automatisierungslösungen in verschiedenen Branchen.
Übernahmen gehören zum Geschäft
Akquisitionen haben bei ABB eine lange Tradition und spielen eine zentrale Rolle in der Wachstumsstrategie des Unternehmens. Seit Jahrzehnten setzt ABB auf strategische Akquisitionen, um das eigene Produktportfolio zu erweitern, technologische Innovationen voranzutreiben oder geografische Märkte zu erschließen. Sie helfen ABB, aufkommende Trends frühzeitig aufzugreifen und sich in Schlüsselbereichen wie Automatisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung zu verstärken.
Große Akquisitionen in der Geschichte von ABB haben das Unternehmen geprägt. Aus einer Fusion selbst ist ABB entstanden. M&A gehört also quasi zur DNA. Ein markantes Beispiel ist aber auch die Übernahme des US-Unternehmens Baldor Electric im Jahr 2011, die ABB eine starke Position im US-Markt für elektrische Antriebe und Motoren sicherte und die Division Motion nachhaltig stärkte. 2018 übernahm ABB zudem die Division Industrial Solutions von General Electric – ein nicht nur strategisch wichtiger Schritt, um die Präsenz in Nordamerika zu stärken. Er brachte auch wichtige Kompetenzen in den Bereichen Elektrifizierung und Energiemanagement mit. ABB verfolgt dabei eine klare Strategie: Die akquirierten Unternehmen sollen das bestehende Geschäft ergänzen und langfristig integriert werden, so dass ABB von deren Technologien, Marktkenntnissen und Kundennetzwerken profitieren kann.
Quelle: ABB Interrim Report Q3/2024
Zuletzt wurden kleinere, gezielte Übernahmen getätigt, etwa die Födisch Group im Bereich Emissionsmessung oder die SEAM Group im Bereich Service für industrielle Gebäude. Solche Akquisitionen sind oft kleinere Bausteine, helfen ABB aber dabei, spezialisierte Technologien in wachstumsstarken Segmenten auszubauen. Die M&A-Strategie von ABB ist letztlich darauf ausgerichtet, nicht nur neue Technologien zu erwerben, sondern auch deren Integration in die Unternehmenskultur und -prozesse zu sichern. Es wird kontinuierlich daran gearbeitet, Übernahmen in die Performance-Kultur zu integrieren, sodass diese den langfristigen Geschäftszielen gerecht werden und die Innovationskraft im gesamten Unternehmen fördern. Durch seine Übernahmestrategie bleibt ABB führend in einem sich rasch wandelnden Markt. Gleichzeitig ist man aber auch gut positioniert, um auf zukünftige Veränderungen und technologische Fortschritte zu reagieren.
Quelle: Bilanzdaten von ABB Q3/2024, aktien.guide
Die Spuren dieser M&A-Historie sind auch in der Bilanz erkennbar. Langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 8,8 Milliarden Schweizer Franken lasten wie Blei auf der Bilanz von 34 Milliarden Schweizer Franken. Auch der Goodwill hat eine beachtliche Größe erreicht. Zusammen mit den immateriellen Anlagen macht er mit 10 Milliarden Schweizer Franken mehr als ein Viertel der Aktiva aus.
Die letzten ABB Quartalszahlen von September 2024
ABB verzeichnete im dritten Quartal 2023 eine insgesamt positive Entwicklung und konnte trotz Herausforderungen in einigen Bereichen wichtige Fortschritte machen. Während der Umsatz um ein Prozent auf 7 Milliarden Schweizer Franken zurückging, konnte in US-Dollar ein leichtes Umsatzplus von 2 Prozent verzeichnet werden. Der Nettogewinn stieg am Ende auf 821 Millionen Schweizer Franken oder umgerechnet 947 Millionen US-Dollar. In Schweizer Franken entspricht dies einem Wachstum von 5 Prozent.
Quelle: Quartalszahlen Q3-2024 von ABB, aktien.guide
Das Unternehmen profitierte besonders von der starken Nachfrage im Bereich der Elektrifizierung. Diese Entwicklung half, die Schwäche in den anderen Segmenten auszugleichen und unterstützte ABB dabei, seine Marge auf einem rekordverdächtigen Niveau zu halten. Ein weiterer positiver Aspekt war der anhaltend starke Cashflow, der ABB eine solide Grundlage gibt, um seine Wachstumsziele für das Jahr 2024 zu erreichen. Im dritten Quartal erreichte er einen Wert von knapp 1,4 Milliarden Schweizer Franken.
Das Unternehmen steht dabei besonders gut im Bereich der kurzzyklischen Bestellungen dar, was die schnelle Reaktion auf Marktveränderungen und den Zugang zu aufkommenden Trends wie erneuerbare Energien, Infrastruktur und Datenzentren unterstreicht. ABB stärkte zudem sein Geschäft zudem durch zwei kleinere Übernahmen. Die Födisch Group erweitert das Angebot im Bereich der Emissionsmessung und -analyse für das Segment Process Automation, was voraussichtlich 55 Millionen US-Dollar zum künftigen Jahresumsatz beisteuern wird. Im Segment Electrification wurde das Service-Portfolio durch den Erwerb der SEAM Group in den USA ergänzt, die zukünftig etwa 90 Millionen US-Dollar Umsatz jährlich bringen dürfte.
ABB-Aktie Prognose 2024
ABB erwartet ein solides viertes Quartal 2024, auch wenn das Wachstum am Ende nur moderat ausfallen dürfte. So wird mit einem Umsatzplus im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich gerechnet – ähnlich wie im bisherigen Jahr. Dieser vorsichtige Optimismus zeigt tendenziell ABBs realistische Einschätzung eines dynamischen Marktes, in dem saisonale Schwankungen und Herausforderungen in bestimmten Segmenten wie Robotics & Discrete Automation weiterhin spürbar sind. Das saisonale Muster mit einem voraussichtlich negativen Book-to-Bill-Ratio und einer leicht niedrigeren EBITA-Marge als im Vorquartal entspricht den gewohnten Erwartungen.
Für das Gesamtjahr 2024 erwartet ABB dennoch ein positives Book-to-Bill-Ratio und eine solide EBITA-Marge von über 18 Prozent. Das vergleichbare Umsatzwachstum wird unter 5 Prozent geschätzt, was ABBs Fokus auf nachhaltiges Wachstum statt übermäßiger Expansion betont. ABB zeigt damit eine ausgewogene Strategie, die kurzfristige Herausforderungen adressiert und gleichzeitig auf langfristige Stabilität setzt.
Quelle: Umsatz- und Margenprognose von ABB bis 2028, aktien.guide
Hinsichtlich des langfristigen Wachstums blicken auch die Analysten optimistisch in die Zukunft. Es wird mit einer Fortsetzung des Umsatzwachstums im mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Synergien und Skaleneffekte sollen für ein überproportionales Wachstum des Jahresüberschusses sorgen. Dieser wird mittelfristig im hohen einstelligen Prozentbereich gesehen. Im Jahr 2028 könnte ein Nettogewinn von viereinhalb Milliarden Franken erreicht werden.
Wichtige Kennzahlen der ABB-Aktie aus der Levermann-Analyse
Die Levermann-Analyse für ABB ergibt einen Wert von vier von möglichen 13 Punkten, was eine gute Einschätzung für die Aktie nahelegt.
Quelle: Levermann-Score, aktien.guide
Schlüsselfaktoren, die positiv in die Bewertung einfließen, sind die hohe Eigenkapitalrendite von 28 Prozent und die solide EBIT-Marge von 14 Prozent. Beide stehen für eine starke Rentabilität. Auch die Eigenkapitalquote von 35 Prozent wird als stabil angesehen und spricht für eine gesunde Finanzstruktur. Für alle drei Kriterien gab es die volle Punktzahl. Gleiches gilt für das erwartete Gewinnwachstum. Es ist mit fast 13 Prozent klar zweistellig. Zudem hat ABB in den letzten zwölf Monaten eine beachtliche Kurssteigerung von 54 Prozent erzielt, was für die Aktie spricht. Hierfür gab es in der Levermann-Analyse einen weiteren Punkt.
Einige Kriterien belasten jedoch das Ergebnis. So zum Beispiel das KGV 5 Jahre sowie das erwartete KGV. Sie sind mit 27,3 bzw. 26,4 recht hoch. Die ABB-Aktie könnte daher etwas teuer erscheinen. In der Levermann-Analyse gab es entsprechende Abzüge bei beiden Bewertungskennzahlen.
Die Analystenmeinungen und Gewinnrevisionen für die kommenden Jahre sind hingegen uneinheitlich und tragen nicht positiv zur Bewertung bei. Auch das aktuelle Momentum und die Kursentwicklung der letzten sechs Monate bringen keine zusätzlichen Punkte, was auf eine gewisse Stagnation der Kursdynamik hindeuten könnte.
Zusammenfassend zeigt die Levermann-Analyse eine solide, aber teilweise hoch bewertete Aktie, die durch hohe Profitabilität und langfristiges Wachstumspotenzial überzeugt. ABB ist finanziell gut aufgestellt und profitabel, jedoch könnte die Aktie im aktuellen Marktumfeld bereits fair oder überbewertet sein.
Bewertung der ABB-Aktie
Die ABB-Aktie ist mit einem aktuellen KGV von knapp 27 und einem erwarteten KGV von 26 tendenziell als teuer einzustufen. Zumal es sich um einen Großkonzern mit tendenziell schwachem Wachstum handelt. Zweistellige Umsatzzuwächse sind auch mittelfristig nicht zu erwarten. Auch beim Ergebnis je Aktie ist langfristig nicht mit einem zweistelligen Wert zu rechnen. Der Blick auf die Cashflows verbessert dieses Bild nicht. So liegt der EV/FCF-Multiplikator immer noch bei hohen 25.
Quelle: Bewertungen der ABB-Aktie, aktien.guide
Investoren sind jedoch bereit, ein relativ hohes KGV für die ABB-Aktie zu bezahlen, da ABB ein stabiles und zukunftssicheres Geschäftsmodell mit attraktiven langfristigen Perspektiven bietet. Zudem ist ABB stark in den Schlüsselindustrien Elektrifizierung, Automation und Robotik positioniert, die von langfristigen Megatrends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und dem Umstieg auf erneuerbare Energien profitieren. Diese Trends dürften über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, für Wachstum und eine robuste Nachfrage sorgen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Innovationskraft von ABB, die das Unternehmen zu einem führenden Anbieter in diesen Bereichen macht. Durch Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie auch durch gezielte Akquisitionen sichert sich ABB eine technologische Vorreiterrolle und bleibt wettbewerbsfähig, was die Attraktivität für Investoren erhöht. Die starke Marktposition und das breite Portfolio schützen das Unternehmen zudem vor konjunkturellen Schwankungen und ermöglichen Preismacht und stabile Margen – auch bei schwächerem Wachstum. Investoren schätzen zudem den soliden Cashflow und die verlässliche Dividendenpolitik von ABB. Das Unternehmen generiert starke Cashflows, die es ermöglichen, kontinuierlich Dividenden auszuschütten und potenziell Aktien zurückzukaufen.
Quelle: Dividendenhistorie der ABB-Aktie seit 2005, aktien.guide
In einem Marktumfeld, in dem Sicherheit und Qualität gefragt sind, ist ABB als "Quality Play" am Kapitalmarkt positioniert – ein Asset mit stabilen Einnahmen, robusten Margen und dem Potenzial für langfristiges Wachstum. Selbst bei geringem kurzfristigem Wachstum könnte mit diesen Argumenten ein höheres KGV rechtfertigt sein.
Fazit zur ABB-Aktie
Die ABB-Aktie profitiert zweifellos von zahlreichen Megatrends, doch kurzfristig gesehen merkt man hiervon nur wenig. Im laufenden Jahr liegt das Umsatzwachstum gerade einmal im niedrigen einstelligen Bereich. Aber auch langfristig sehen die Analysten nicht wesentlich mehr Potenzial für Wachstum. Das ist schade, denn die aktuell bereits hohe Bewertung mit einem KGV von 26 wäre vor diesem Hintergrund deutlich zu hoch. Trotz des kurzfristig nur moderaten Wachstums könnte die ABB-Aktie aber aus mehreren Gründen ein attraktives Investment bleiben. Zum einen sind da die langfristig intakten Megatrends wie Elektrifizierung, Automatisierung und Energiewende. Sie bieten ABB nicht nur stabile Umsatzquellen, sondern auch die Möglichkeit, die Marktführerschaft in Schlüsselbranchen wie erneuerbare Energien und Industrieautomation weiter auszubauen. Das ist der Rückenwind, den sich Investoren für ihre Investments wünschen.
Trotz eines höheren Kurs-Gewinn-Verhältnisses bei einem nur niedrigen einstelligen Wachstum in den nächsten Jahren ist die Stabilität und Profitabilität von ABB in einem zyklischen Markt nicht zu übersehen. Die solide Eigenkapitalrendite, hohe EBIT-Marge und das nachhaltige Geschäftsmodell geben Investoren die Sicherheit, die sie brauchen. In einem volatilen Marktumfeld bietet ABB aber auch Perspektive, in den kommenden Jahren von den globalen Megatrends zu profitieren. Für Anleger, die langfristig solide Renditen anstreben und in zukunftsträchtige, innovative Industrien investieren wollen, könnte ABB daher weiterhin eine empfehlenswerte Wahl sein – eben auch wenn das kurzfristige Wachstum eher moderat ausfällt. Hohe zukünftige Renditen sind bei dieser Aktie aber aufgrund der ambitionierten Bewertung vorerst nicht zu erwarten.
Quelle: Analystenmeinungen zur ABB-Aktie, aktien.guide
Das sehen auch die Analysten so. Nur 10 Prozent von ihnen empfehlen die Aktie aktuell zum Kauf. Fast ebenso viele sehen die Aktie als einen Verkauf. Die Mehrheit der Analysten (67 Prozent) rät zum Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 49,76 Schweizer Franken unter dem aktuellen Aktienkurs.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von ABB besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.