AbbVie Aktienanalyse - Top Pharmaaktie zum fairen Preis?

10.9.2025 | Levermann

AbbVie Aktienanalyse - Top Pharmaaktie zum fairen Preis?

AbbVie gehört zu den größten Pharmaunternehmen der Welt und ist bekannt für erfolgreiche Medikamente wie Humira, Skyrizi und Rinvoq. Mit einer starken Pipeline, stetigen Umsätzen und einer attraktiven Dividendenrendite gilt die Aktie für viele Anleger als spannender Kandidat im Gesundheitssektor. Doch nach Jahren des Erfolgs stellt sich die Frage: Ist AbbVie aktuell noch fair bewertet – oder lauern Risiken hinter den glänzenden Zahlen?

Pharmaaktien sind in geringerem Ausmaß von konjunkturellen Risiken abhängig. Schließlich werden Medikamente jederzeit verabreicht und benötigt. Deshalb gelten Pharmaaktien als stabile Werte und sind beliebt in den Portfolios vieler Anleger. Es ist jedoch Vorsicht geboten, sollte ein wichtiges Patent auslaufen oder sich die Konkurrenzsituation verschärfen. Nur die besten Pharmaunternehmen erzielen weiter steigende Umsätze und Erträge, auch wenn der Patentschutz für ein wichtiges Präparat ausläuft. 

Gehört das amerikanische Pharmaunternehmen AbbVie (ISIN:US00287Y1091) in diesen elitären Kreis? Der Patentschutz für das einst so wichtige Medikament Humira ist seit geraumer Zeit abgelaufen. Dennoch notiert die Aktie nur wenige Prozente unter ihrem in diesem Jahr erreichten Allzeithoch.  

Quelle: AbbVie Aktie Kursverlauf aktien.guide Charts

Im Jahr 2021 stand Humira noch für über 40 Prozent des gesamten Umsatzes der Amerikaner und erzielte einen Rekordumsatz von über 21 Mrd. Dollar. Seitdem musste das Unternehmen für Humira einen deutlichen Umsatzrückgang verkraften. Dennoch konnte im letzten Jahr der Gesamtumsatz auf einem ähnlichen Niveau, wie in den Rekordjahren von Humira gehalten werden. Wir haben es also mit einem interessanten Pharmaunternehmen zu tun, das wir in der nachfolgenden AbbVie Aktienanalyse näher untersuchen wollen.

💡 Das Wichtigste in Kürze 

  • Pharmaunternehmen als Spin-Off des Laborausrüsters Abbott Laboratories

  • Skyrizi & Rinvoq sind die neuen Blockbuster, die noch lange Patentschutz haben

  • Mit KGV 17 erscheint die Aktie höchstens fair bewertet

  • Dividendenrendite von über 3 Prozent

 

Unternehmensprofil AbbVie – In 12 Jahren zur Pharmaspitze

Die größten Pharmaunternehmen haben in der Regel eine sehr lange Geschichte. Unter anderem Eli Lilly, Merck & Co. oder Johnson & Johnson wurden bereits vor 1900 gegründet.  

Mit AbbVie steht aktuell ein erst 12 Jahre eigenständiges Biotechnologieunternehmen auf Platz 3 unter den größten Medizinunternehmen der Welt.

Quelle: Aktienscreener Pharmaunternehmen

Bis 2013 war AbbVie ein Teil des Medizintechnikunternehmens Abbott Laboratories, das bereits 1888 gegründet wurde. Heute hat AbbVie den Mutterkonzern bei der Marktkapitalisierung bereits überholt.

Quelle: Key Facts | AbbVie

AbbVie ist ein weltweit operierendes Biotechnologieunternehmen mit über 55000 Mitarbeitern. Über 60 Mio. Menschen kommen jährlich mit den Präparaten von AbbVie in Kontakt.

Der Hauptsitz der Amerikaner ist North Chicago, Illinois, wo Abbott Laboratories ebenfalls angesiedelt ist.

AbbVie erforscht, entwickelt, produziert und vertreibt Medikamente für die Humanmedizin. Schwerpunkte sind dabei Immunologie, Onkologie, Neurologie und Präparate für die ästhetische Medizin.

Umsatzmix AbbVie - Skyrizi & Rinvoq als neue Wachstumshoffnungen

Um das Unternehmen AbbVie besser kennenzulernen, schauen wir auf den Umsatzmix im Geschäftsjahr 2024.

Dabei sehen wir zunächst, dass der Bereich Immunologie für rund die Hälfte des Gesamtumsatzes in Höhe von 56,33 Mrd. Dollar verantwortlich ist. Dabei sind die Umsätze mit Humira um 38 Prozent gesunken.

Dafür konnten mit Skyrizi und Rinvoq zwei Medikamente jeweils 50 Prozent Umsatzwachstum verzeichnen.

Humira ist ein Medikament zur Behandlung von Morbus Crohn (chronische Darmerkrankung), Plaque Psoriasis oder von Rheumatoide Arthritis.

Skyrizi kann wie Humira als Therapie gegen Morbus Crohn, Plaque Psoriasis oder auch Schuppenflechte eingesetzt werden.

Rinvoq wird gegen Rheumatoide Arthritis verwendet.

Quelle: AbbVie Jahresbericht 2024

Im Bereich Onkologie sind mit Imbruvica und Venclexta zwei weitere Blockbuster Medikamente vorhanden. Als Blockbuster bezeichnen Pharmaunternehmen ein Medikament, das mindestens 1 Mrd. Umsatz erzielt.

Venclexta wird zur Behandlung von Leukämie (Blutkrebs) eingesetzt. Der Umsatz dieses Medikamentes wächst seit 2022 konstant mit rund 10 Prozent pro Jahr.

Imbruvica kann gegen verschiedene Krebsarten therapiert werden. Unter anderem gegen MCL (Mantelzell-Lymphom), Chronische lymphatische Leukämie und Morbus Waldenström (ebenfalls eine Lympherkrankung). 

Elahere ist ein noch nicht lange zugelassenes Präparat gegen Krebs an den Eierstöcken, am Bauchfell oder am Eileiter. Bereits im ersten Jahr der Zulassung konnte bereits 480 Mio. Dollar Umsatz erzielt werden.

Der Bereich Aesthetics kann mit Botoxprodukten für verschiedene Bereiche im Gesicht neun Prozent zum Gesamtumsatz beisteuern.Deutlich wichtiger ist dagegen der Neurologie Bereich von AbbVie.

Quelle: AbbVie Jahresbericht 2024

Hier fällt besonders das hohe Wachstum von Vraylar und Ubrelvy auf. Vraylar wird zur Behandlung von Schizophrenie und bipolarer Störung eingesetzt. Ubrelvy dagegen wird zur Eindämmung von Migräne verschrieben. Beide Medikamente erreichten im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum von rund 20 Prozent.

Mit Qulipta erreicht AbbVie mit einem weiteren Migräne Medikament hohes Umsatzwachstum. Es wird zur Vorbeugung eingesetzt und erreichte 2024 ein Wachstum von 61 Prozent. Dabei ist das Produkt international noch in der Implementierungsphase. 

Außerdem stellt auch in diesem Segment Botox ein wichtiges Präparat dar. Im Bereich Neurologie wird es insbesondere bei chronischer Migräne, Spastik und zervikaler Dystonie eingesetzt. Mit aktuell circa 3,3 Mrd. Dollar Umsatz ist dies ein weiteres Blockbuster Produkt. Die Botox-Medikamente hat AbbVie allerdings nicht selbst erforscht, sondern dafür das Unternehmen Allergan vor 5 Jahren übernommen. Der Übernahmepreis lag bei 63 Mrd. Dollar und wurde sowohl in Cash als auch in ausgegebenen Aktien bezahlt.

Der Umsatzmix von AbbVie zeigt ein diversifiziertes Produktportfolio, wobei der Bereich Immunologie mit Humira, Skyrizi und Rinvoq rund die Hälfte des Gesamtumsatzes 2024 ausmachte. Allerdings haben die Amerikaner in den anderen Sparten einige junge und wachstumsstarke Präparate, sodass sich der Umsatzmix hin zu einer geringeren Abhängigkeit des Immunologie-Segmentes entwickeln könnte. 

Pipeline AbbVie - vielversprechende Zukunft voraus?

Ein Pharmaunternehmen benötigt eine vielversprechende Medikamenten Pipeline, um weiteres Wachstum erreichen zu können, da die Patente der aktuellen Blockbuster in der Zukunft auslaufen. Dies ermöglicht es anderen Pharmazieherstellern sogenannte Generika (ein Präparat mit dem gleichen Wirkstoff, das in der Regel günstiger hergestellt wird) auf den Markt zu bringen, wodurch sich der Umsatz der Blockbuster verringert. Dies lässt sich bei AbbVie sehr gut am Beispiel von Humira erkennen.

Quelle: AbbVie Pipeline Update Januar 2025

AbbVie hat viele Wirkstoffe in den Testphasen 1 und 2. Da es hier aber aufgrund verschiedener Faktoren sehr häufig zur Einstellung des Forschungsprozesses kommt, konzentrieren wir uns auf die Präparate in der Phase 3, da diese die größte Chance auf eine Zulassung durch die Arzneimittelbehörden haben.

Es überwiegt deutlich der Bereich Onkologie bei den in Phase 3 befindlichen Wirkstoffen.

Zunächst schauen wir aber auf Rinvoq und den Immunologie Bereich. Das bereits zur Behandlung von Arthritis zugelassene Medikament wird auf Wirksamkeit gegen weitere Krankheiten getestet. Erst kürzlich wurden positive Testergebnisse zur Behandlung von Alopecia Areata gemeldet. Dies ist bereits die zweite Studie zu dieser Krankheit. Alopecia Areata ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die zu plötzlichem Haarausfall führt. 

Rinvoq wird noch in weiteren Phase 3 Studien eingesetzt. Aktuell laufen Tests zur Behandlung von Akne inversa (auch Hidradenitis suppurativa, kurz HS genannt). Hierbei handelt es sich um eine erblich bedingte chronische Hauterkrankung. Außerdem wird der Wirkstoff gegen Vitiligo, ebenfalls eine Hautkrankheit, getestet.

Im Bereich Onkologie ist Venclexta bereits für die Behandlung von Blutkrebs zugelassen. Nun ist der Wirkstoff noch in weiteren Tests für Risikopatienten. Dies könnte das Umsatzwachstum noch weiter beschleunigen, wenn die Behörden das Medikament für eine größere Patientengruppe zulassen würden.

Mit Epkinly ist ein weiteres Onkologie Medikament in der Phase 3. Bereits zugelassen für die Behandlung des B-Zell-Lymphoms (eine Krebserkrankung an den Lymphen), steht nun die nächste Studie an. In dieser wird untersucht, ob der Wirkstoff auch zur Behandlung des Follikelzentrumslymphoms (kurz FL) geeignet ist. FL ist ebenfalls eine Erkrankung, die über die Lymphen festgestellt werden kann.

Das womöglich interessanteste Medikament aus der Pipeline der Phase 3 Medikamente hat den Namen Tavapadon und kommt aus dem Segment Neurologie. Es wird zur Behandlung von Parkinson eingesetzt und hat bereits sehr vielversprechende Erfolge erzielen können. Das Präparat kommt im frühen Stadium von Parkinson zum Einsatz und kann den Verlust der motorischen Fähigkeiten verlangsamen.

Der weltweite Markt für Parkinson-Medikamente wird für 2030 auf 7-13 Mrd. Dollar geschätzt.

Die Pipeline von AbbVie bietet ein breites Spektrum an neuen Präparaten, die im Falle der Zulassung für weiteres Umsatzwachstum sorgen können.

Bilanz AbbVie Aktie

Die Übernahme von Allergan hatte für AbbVie große Auswirkungen auf die Bilanz. Deshalb schauen wir uns die Entwicklung genauer an.

Besonders auffällig sind die hohen Verbindlichkeiten und die hohen Immateriellen Vermögensgegenstände.

Quelle: AbbVie Bilanz

Die langfristigen Schulden liegen aktuell bei 97,5 Mrd. Dollar. Nach der Übernahme 2020 betrugen die langfristigen Verbindlichkeiten über 110 Mrd. Dollar. Seitdem wurde bereits ein Teil abgetragen. Bei einer Bilanzsumme von 137 Mrd. Dollar ist dies eine stark gehebelte Bilanz.

Quelle: AbbVie Nettoverschuldung

Die Nettoverschuldung (Verbindlichkeiten abzüglich Cashbestand) bezogen auf das EBITDA beträgt aktuell Faktor 5. Ab einem Wert von 3 sollten Investoren die Verschuldung genauer beobachten. Der Multiplikator auf den Free Cashflow liegt bei 7,5. Hier wäre ein Faktor von maximal 5 wünschenswert.

Zusätzlich zu der gehebelten Bilanz kommt eine erhöhte Verwässerung der Aktionäre nach der Allergan-Übernahme.

Im Gegensatz zu den langfristigen Verbindlichkeiten, die nach der Übernahme um über 10 Prozent zurückgeführt wurden, ist die Zahl der ausstehenden Aktien seit 10 Jahren um rund 7 Prozent gestiegen. Bezogen auf die letzten 5 Jahre ist die Anzahl gleich geblieben.

Das AbbVie Management zieht es also aktuell vor, die Verschuldung zu tilgen, statt Aktienrückkäufe durchzuführen.

Die Bilanz von AbbVie ist aufgrund der stabilen Erträge und der hohen Cashgenerierung von AbbVies Produkten noch nicht als bedenklich einzustufen. Wohl aber müssen Investoren die Entwicklung regelmäßig verfolgen. 

AbbVie Aktie Dividende 2025 & Kapital Allokation

Die hohe Cashgenerierung lässt sich präzise im Charts Tool des aktien.guide erkennen.

Quelle: AbbVie Aktie Kapitalallokation aktien.guide Charts

Der Free Cashflow (FCF) ist in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen. Erst mit dem Erreichen der Patentklippe von Humira, ist ein Rückgang im FCF zu erkennen. Dennoch sieht die Cashgenerierung langfristig betrachtet stabil aus. Die Free Cashflow-Marge ist zwar seit geraumer Zeit rückläufig, liegt aber mit 31 Prozent über dem Durchschnitt anderer Pharmariesen.

AbbVie schüttet an seine Aktionäre eine Dividende aus. Diese macht aktuell rund 60 Prozent des Free Cashflow aus. Damit bleibt dem Management noch genügend Spielraum, um beispielsweise die Verschuldung zu verringern oder weitere Übernahmen zu tätigen. Wir wissen ja bereits, dass Aktienrückkäufe keine Option sind. Dies wäre für langfristige Investoren allerdings wünschenswert, um ihre Verwässerung zu verringern.

Besser sieht es dagegen bei der Dividende aus.

Quelle: AbbVie Aktie Dividende 2025

Ein Topscorer nach der Dividendenstrategie ist das amerikanische Wertpapier zwar nicht, aber die aktuelle Dividendenrendite von ca. 3 Prozent erscheint attraktiv. Die Payout Ratio von 150 Prozent, bezogen auf den Gewinn pro Aktie (EPS), machen eine Top Platzierung unmöglich, da für die mindestens benötigten 12 Punkte genau diese 3 Punkte fehlen. Bezogen auf den FCF ist die Dividende aber stets mit einer Payout Ratio von 25 bis 75 Prozent abgedeckt, wofür es die 3 fehlenden Punkte geben würde.

Außerdem zahlt AbbVie seit den Tagen seiner Unabhängigkeit bereits eine Dividende an seine Investoren, die seitdem jährlich gesteigert wurde.

Das jährliche Dividendenwachstum der letzten 5 Jahre von rund 7,5 Prozent ist für ein etabliertes Pharmaunternehmen ein sehr guter Wert. Zum Beispiel liegen Novartis, Roche, Johnson & Johnson oder auch Pfizer bei maximal 5 Prozent jährlicher Erhöhung der Gewinnausschüttung.

Für das AbbVie Management ist die Verringerung der Verschuldung und eine stabil steigende Dividende im hohen einstelligen Prozentbereich aktuell die Priorität in der Allokation ihres Free Cashflows. Auf Aktienrückkäufe müssen Aktionäre weiterhin warten. 

Die letzten AbbVie Quartalszahlen Juni 2025

Vor wenigen Wochen meldete AbbVie seine Quartalszahlen. 

Denn der Umsatz stieg um 7 Prozent auf 15,4 Mrd. Dollar an. Aufgrund geringerer Produktionskosten stieg der Rohertrag sogar um 8 Prozent. Besonders hervorstach das operative Ergebnis. Das EBIT erhöhte sich um 16 Prozent auf 5,7 Mrd. Dollar.

Quelle: AbbVie Quartalszahlen Juni 2025

Der Nettogewinn dagegen sank um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Es wurden lediglich 928 Mio. Dollar Nettoertrag erreicht. Dies lag aber im Wesentlichen an einmaligen Faktoren und spiegelt nicht die generelle Ertragskraft wider.

Für ein so großes Pharmaunternehmen wie AbbVie sind die gemeldeten Quartalszahlen besonders vor dem Hintergrund der Patentklippe von Humira ein ordentliches Ergebnis. Dank Skyrizi und Rinvoq konnten die sinkenden Humira Umsätze gut aufgefangen werden.

AbbVie Aktie Prognose 2025

Analysten sehen für AbbVie in den nächsten Jahren weiteres Umsatzwachstum im einstelligen Bereich.

Quelle: AbbVie Umsatzprognose Analysten

Der erwartete Umsatz im Jahr 2025 von ca. 62 Mrd. Dollar liegt rund 10 Prozent höher als der Umsatz 2024. Für das Jahr 2032 wird eine Steigerung auf 83,5 Mrd. Dollar erwartet. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 3,8 Prozent.

Dies sind realistische, aber keineswegs hohe Umsatzsteigerungen. Für ein etabliertes Pharmaunternehmen mit breitem Produktportfolio sind hohe Wachstumsraten nur mit stetig neuen Blockbuster Medikamenten zu erreichen. 

Bei der Profitabilität sind die Experten dagegen optimistischer.

Quelle: AbbVie Umsatzprognose Analysten

Für das aktuelle Geschäftsjahr liegt die durchschnittliche Erwartung des Nettogewinns bei 21,7 Mrd. Dollar. Die Nettomarge soll rund 35 Prozent betragen. Bis 2029 wird ein Ertragswachstum auf 33 Mrd. Dollar erwartet. Dies wäre ein jährliches Gewinnwachstum von 8,7 Prozent.

Auch diese Annahmen könnten zutreffend sein. Voraussetzung dafür ist ein stabiles Kostenmanagement.

Quelle: F&E Vergleich AbbVie mit Big-Pharma

Mit rund 15 Prozent Anteil am Gesamtumsatz ist AbbVie im Vergleich mit anderen großen Pharmaunternehmen sehr diszipliniert im Umgang mit den Kosten für Forschung & Entwicklung.

Sollten sich die Ausgaben erhöhen, könnte die Profitabilität darunter leiden und die Annahmen der Analysten sich als zu optimistisch herausstellen.

AbbVie Levermann Analyse: Wichtige Kennzahlen

Die AbbVie Aktie wurde kürzlich mit 4 Punkten nach der Levermann-Strategie als Topscorer geführt. Bis heute ist der Score auf null Punkte zusammengeschmolzen. Wir schauen uns die Zusammenstellung dennoch an.

Quelle: AbbVie Levermann Kennzahlen

Für die Kursperformance der letzten 12 Monate gibt es einen Punkt. 

Die EBIT-Marge steuert einen weiteren Punkt bei. Sie liegt bei rund 29 Prozent. Auch für die Eigenkapitalrendite von 127 Prozent gibt es einen Punkt. Dieser Punktgewinn hebt sich allerdings auf mit der niedrigen Eigenkapitalquote von lediglich 2 Prozent wieder auf. Sie erklärt gleichzeitig die hohe EK-Rendite. Auf die gehebelte Bilanz sind wir bereits eingegangen.

Quelle: AbbVie Aktie Eigenkapitalquote

In den letzten Jahren ist die Eigenkapitalquote konstant gefallen. Dies sollte von Investoren genauer verfolgt werden.

Weitere Abzüge gibt es für die Bewertung. Im Durchschnitt der letzten 5 Jahre lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei 27. Auch das KGV auf den prognostizierten Jahresgewinn 2025 ist mit 17 zu hoch, um nicht einen Punktabzug zu bedeuten. Erst für ein Gewinnmultiple unter 12 gibt es einen Punkt hinzu.

Die Aktie von AbbVie kann nach der Levermann-Strategie durch gutes Kurswachstum und guten Gewinnzuwachs punkten. Ebenfalls positiv zu erwähnen sind die Eigenkapitalrendite und die EBIT-Marge. Abzüge gibt es für die niedrige EK-Quote und die erhöhte Bewertung.

Bewertung der AbbVie Aktie

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt derzeit bei 101; auf Basis des erwarteten Jahresgewinns bei 17. Gemessen an den prognostizierten Ertragszuwächsen der nächsten Jahre erscheint die Bewertung maximal fair. Das Enterprise Value/Sales (EV/Sales) mit einem Faktor von 7 erscheint für ein kostenintensives Geschäftsmodell teuer. AbbVie wird weiterhin einen beträchtlichen Teil der operativen Kosten für Forschung & Entwicklung bereitstellen müssen, um das erwartete einstellige Umsatzwachstum in den nächsten Jahren erreichen zu können. 

Quelle: AbbVie Bewertungskennzahlen

Die Bewertung der Aktie erscheint nicht günstig, aber wie schneidet das amerikanische Wertpapier im Vergleich mit anderen Pharmaunternehmen ab?

Vergleich AbbVie Aktie mit Peer Group

Wir haben die Aktie von AbbVie auf den ersten Blick als fair bis teuer eingestuft. Wie sieht es nach dem Vergleich mit anderen US-Pharmariesen aus?

Quelle: AbbVie Bewertungsvergleich Peergroup

Schaut man sich die üblichen Bewertungskennzahlen an, dann erscheint die Aktie von AbbVie weiterhin nicht günstig. 

Das EV/Sales liegt über den Werten der Konkurrenz. Nur Eli Lilly ist mit einem Faktor von rund 14 noch deutlich höher bewertet. Dafür kann der aus Indiana stammende Pharmagigant mit deutlich mehr Wachstumsfantasie dank seiner Adipositas Medikamente punkten, die wir bei AbbVie in der Größe nicht ausmachen konnten. Merck & Co sowie Pfizer kommen auf Werte unter 4. Beide Unternehmen stehen vor der Herausforderung, neue Blockbuster auf den Markt bringen zu müssen, um weiterhin Umsatzwachstum erreichen zu können. Bei Merck läuft in rund 3 Jahren das Patent für das sehr wichtige Medikament Keytruda aus, während Pfizer nach der Sonderkonjunktur durch die Corona-Impfstoffe weiterhin auf der Suche nach wachstumsstarken Blockbustern ist. Deshalb werden beide Unternehmen aktuell mit einem Bewertungsabschlag gehandelt.

Bleibt noch der Vergleich mit Johnson & Johnson. Das Unternehmen ist breiter diversifiziert und hat ein ähnlich hohes erwartetes Umsatzwachstum für die nächsten Jahre. Dafür ist die Bewertung aktuell niedriger und die Bilanz ist weniger gehebelt als bei AbbVie. Mit einer Dividendenrendite von rund 3 Prozent erscheint der amerikanische Dividendenkönig auch für dividendenorientierte Anleger attraktiv.

Auch nach dem durchgeführten Vergleich drängt sich die Aktie von AbbVie aktuell nicht zum Einstieg auf.

AbbVie Aktie in 2025 kaufen?

Für eine Investition spricht die hohe Cashgenerierung durch die aktuellen Produkte und die erfolgreiche Markteinführung neuer Produkte nach dem Ende des Patentschutzes von Humira. Mit Rinvoq und Skyrizi sowie weiteren Präparaten sollte AbbVie weiterhin in der Lage sein, seinen Umsatz zu steigern. Mit einer breit diversifizierten Pipeline in den Phase 3 Studien ist zudem weiteres Potential für neue Blockbuster und somit weiter steigenden Umsatz vorhanden.

Analysten sind ebenfalls optimistisch und stufen das amerikanische Wertpapier mehrheitlich als Kauf ein.

Quelle: AbbVie Aktie Einstufungen von Analysten

Von 31 Einstufungen sehen 70 Prozent die Aktie aktuell als kaufenswert an. 30 Prozent würden die Aktie dagegen nur halten. Eine Einstufung zum Verkauf liegt nicht vor.

Dies verwundert ein wenig. Die gehebelte Bilanz scheint für die Experten wenig Grund zur Sorge zu sein. Ebenfalls scheint das Kurspotential ausgereizt, wenn wir uns noch einmal an die relativ hohe Bewertung, gemessen an den Wachstumserwartungen, erinnern. Dies haben die Analysten allerdings erkannt und sehen nur wenig mögliches Kurswachstum. 

Wir halten also fest, dass sich die AbbVie Aktie aktuell nicht zum Einstieg aufdrängt. Allerdings haben die Amerikaner gezeigt, dass sie ein absoluter Top-Player unter den Pharmakonzernen sind. Aus diesem Grund könnte ein EV/Sales-Alarm von 5 oder darunter eine interessante Einstiegsmöglichkeit bedeuten.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von AbbVie besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Carsten Dreyer

Autor: Carsten Dreyer

Carsten Dreyer hat Wirtschaftswissenschaften studiert und ist hauptberuflich als Kaufmann bei einem Logistikunternehmen tätig. Seit dem Studium ist er begeistert von der Börse. Hier bringt er seine Leidenschaft für Aktienanalysen als Gastautor für den aktien.guide ein.