Das heißt die Grundgedanken des High-Growth-Investing (wie ich es betreibe) sind die Gleichen wie beim Value Investing, das z. B. von Warren Buffett seit vielen Jahrzehnten erfolgreich praktiziert wird.
Die üblichen Kennzahlen des klassischen Value Investing wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) sind allerdings für die Bewertung von Wachstumsaktien oft nicht brauchbar. Der klassische Ansatz des Value Investing hat daher z. B. im High-Tech-Bereich nie so richtig funktioniert.
Denn es gibt oftmals bei jungen schnell wachsenden Unternehmen noch keinen Gewinn und somit auch kein KGV. Oft verbraucht das Unternehmen in seiner Zeit des schnellen Wachstums sogar jede Menge Geld. Oft so viel, dass es große Verluste macht. Das ist nicht etwa eine Schwäche dieser Unternehmen, sondern ein klar formuliertes und durchaus sinnvolles Unternehmensziel in dieser Phase des Unternehmenslebenszyklus.
Auch der Buchwert ist bei Technologieaktien oft nicht wirklich relevant. Denn die wichtigsten Vermögenswerte, wie das geistige Eigentum an der Technologie und eventuell Netzwerkeffekte oder der Wert der Kundenbasis werden i. d. R. nicht in der Bilanz aufgeführt.
Die große Frage ist daher: Wie kannst Du trotzdem versuchen, den künftigen Unternehmenswert und damit das Potenzial einer Aktie abzuschätzen, wenn alle klassischen Methoden der Berechnung eines fairen Wertes scheitern?
Das Enterprise Value/Sales Verhältnis
Der Enterprise Value (EV) ist im Wesentlichen die um Schulden und Barmittel korrigierte Marktkapitalisierung. Teilt man den Enterprise Value durch den Umsatz eines Geschäftsjahres, so erhält man die wohl beliebteste Kennzahl für die Einschätzung der Bewertung eines noch defizitären Technologieunternehmens.
Es macht außerdem Sinn, diese Kennzahl im Zeitverlauf anzuschauen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie teuer oder billig eine Aktie gerade ist. Exemplarisch kannst Du Dir hier die Entwicklung des EV/Sales der Facebook Aktie anschauen:
Natürlich sagt diese eine Bewertungskennzahl allein noch relativ wenig aus. Zu wenig jedenfalls, um eine fundierte Einschätzung darüber zu treffen, wie teuer oder billig eine Aktie wirklich ist. Dazu sind die Geschäftsmodelle und die Wertschöpfung, die aus den unterschiedlichen Modellen resultiert, zu unterschiedlich.
Man muss also die Profitabilität eines Unternehmens einschätzen - auch wenn dieses zum heutigen Zeitpunkt unterm Strich noch gar nicht profitabel ist. Das klingt zunächst verwirrend, ist aber gar nicht so schwer.
Die Bruttomarge (Gross Margin)
Denn die Bruttomarge bietet einen guten Anhaltspunkt für die Profitabilität eines Geschäftsmodells. Und die Bruttomarge kannst Du selbst dann nutzen, wenn ein Unternehmen noch rote Zahlen schreibt, statt Gewinne zu machen.
Berechnet wird diese Gross Margin als prozentualer Anteil des Umsatzes, der nach Abzug der direkten Kosten (Herstellungskosten) beim Unternehmen verbleibt.
Je höher dieser Prozentsatz ist, desto mehr Geld hat ein Unternehmen zur Verfügung, um die anderen sogenannten Gemeinkosten zu decken, die unabhängig von der Produktherstellung für Forschung+Entwicklung, Marketing+Vertrieb sowie die Verwaltung des Unternehmens anfallen.
Auch hier lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung im Zeitverlauf - gerade im Vergleich zu anderen Aktien. Facebook konnte die Bruttomarge in den letzten drei Jahren über 80 Prozent halten und ist damit noch deutlich profitabler als z. B. Microsoft oder Alphabet.
Der Rule-of-40 Score
Die "Rule of 40" ist eine einfache Kennzahl, um die Effizienz des Wachstums eines Unternehmens und somit die Güte des Geschäftsmodells einschätzen zu können.
Diese Kennzahl wird berechnet als Summe aus Umsatz-Wachstumsrate und Free-Cash-Flow-Marge.
Je höher der Wert ist, umso besser ist das Geschäftsmodell des Unternehmens. Die Rule of 40 besagt, dass ein erstklassiges Technologieunternehmen über viele Jahre hinweg einen Score von über 40 Prozent haben sollte.
Diese Faustformel besagt, dass für ein junges Unternehmen, welches explosionsartig mit 100 Prozent im Jahr wächst, eine negative Free-Cashflow-Rate von 60 Prozent noch akzeptabel ist. Sobald aber das Wachstum nachlässt und auf 40 Prozent im Jahr sinkt, so sollte der Free-Cash-Flow ausgeglichen sein.
Auch hier kannst Du dir die Entwicklung im Zeitablauf dazu anschauen. Im Idealfall ist der Rule-of-40 Score zumindest stabil.
Wie Du diese Kennzahlen für Dich nutzen kannst
Gemäß der High-Growth-Investing Strategie des aktien.guide werden u. a. die genannten Kennzahlen für mehr als 6.000 weltweite Aktien täglich analysiert. Die attraktivsten Wachstumsaktien erscheinen dann in der HGI-Topscorer-Liste. Diese täglich aktualisierte Liste nutze ich selbst u. a. zur Ideenfindung für mein High-Tech Stock Picking wikifolio.
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