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ViacomCBS Aktie: Nach Fusion gerüstet für das Streaming Zeitalter?

Geschrieben von Frank Seehawer | 23.6.2020
Das Digitale Zeitalter ist eingeläutet und auch der Medienkonsum verändert sich durch den Einsatz von Technologie. Besonders Streaming-Anbieter wie Spotify (ISIN: LU1778762911) oder Netflix (ISIN: US64110L1061) konnten mit ihrem technologisch hochgerüsteten Geschäftsmodell viele Nutzer gewinnen.

Diese Entwicklung geht natürlich zu Lasten traditioneller Medienkonzerne – die sich, ähnlich wie Einzelhändlern gegenüber Amazon – einer disruptiven Entwicklung konfrontiert sehen.

Zu einem solchen Unternehmen gehört der US-Medienkonzern ViacomCBS (ISIN: US92556H2067). Die Mediengruppe verfügt über starke Cashflows und steht nach einer Fusion bilanziell gut dar. Auch die eigenen Streaming-Angebote überzeugen immer mehr zahlende Nutzer. Wie stark die Covid-19 Krise den Konzern belastet und ob die aktuell günstig erscheinende Bewertung zu einem Kauf einlädt, das soll mit dieser Analyse geprüft werden.

Das Unternehmensprofil von ViacomCBS

ViacomCBS ist ein großes amerikanisches Medienunternehmen, welches aus der Fusion zwischen Viacom und der CBS Corporation gegen Ende 2019 entstand.

Die abgeschlossene Fusion war eine Wiedervereinigung beider Medienkonzerne. Denn ursprünglich waren sie ein Konzernverbund, der im Jahr 2006 über ein Spin-Off getrennt wurde. Das Ziel war es damals, das schneller wachsende Geschäft mit Kinoproduktionen und werbefinanzierten Kabelanschlüssen (Viacom) von den langsamer wachsenden Einheiten – Nachrichten und Publishing – zu trennen (CBS).

Die strategische Überlegung, die zu dieser Trennung geführt hatte, bewährte sich nicht. Zu groß war der Erfolg von Streaming-Anbietern wie Spotify, YouTube oder Netflix. Diese bieten Content flexibel über das Internet an, teilweise kostenlos. Immer mehr Menschen nutzten diese Angebote und kündigten daraufhin ihre teuren Kabelanschlüsse. Die logische Folge sind sinkende Werbepreise im traditionellen Mediengeschäft.

Die Fusion zwischen Viacom und CBS soll nun ein neues Schwergewicht im Mediensektor schaffen, um den Herausforderern besser die Stirn zu bieten.

Der Zusammenschluss schafft eine führende globale Plattform von Premium-Content. Hierzu gehört ein Archiv von über 140.000 Serien und mehr als 3.600 Filmtiteln. Mit einem jährlichen Budget zur Content-Produktion von über 13 Milliarden US-Dollar gehört ViacomCBS zudem zu den größten Produzenten der Filmindustrie.

Insgesamt erreicht der Medienriese weltweit eine Anzahl von 4,3 Milliarden Zuschauern in über 180 Ländern. Zu den bekanntesten Medien-Formaten gehören der Musiksender MTV, Nickelodeon, CBS und das Paramount Network.

Die Geschäftszahlen im Jahr 2019

Konsolidiert brachte es der in New York City ansässige Medienriese im Jahr 2019 auf einen Konzernumsatz von 27,8 Milliarden US-Dollar.

Der Großteil der Umsätze wurde in den Segmenten Cable Networks und TV Entertainment erzielt. Während das Cable Networks-Geschäft um 2 Prozent auf einen Umsatz von 12,5 Milliarden US-Dollar schrumpfte, erhöhte sich das TV Entertainment Segment um 8 Prozent auf 11,9 Milliarden US-Dollar.

Die größte Einnahmequelle ist mit 11,1 Milliarden US-Dollar Werbung. Auf Platz zwei und drei folgen Affiliate-Einnahmen mit 8,6 Milliarden US-Dollar sowie Content Licensing mit 6,5 Milliarden US-Dollar. Alle drei Einnahmequellen konnten im Geschäftsjahr 2019 im niedrigen einstelligen Bereich gesteigert werden.

Das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (OIBDA) befand sich im Geschäftsjahr 2019 mit 5,5 Milliarden US-Dollar auf einem hohen Niveau.

Die letzten Quartalszahlen Q1/2020 – einziger Hoffnungsträger Streaming

Das erste Quartal 2020 verlief auf Konzernebene nicht ganz so gut. Die Umsätze sanken um 6 Prozent auf 6,7 Milliarden US-Dollar, das bereinigte OIBDA verringerte sich um 18 Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar.

In den beiden großen Sparten wurden Umsatzrückgänge verzeichnet. Besonders hart traf es das TV Entertainment-Geschäft. Hier sanken die Umsatzerlöse um 13 Prozent auf 2,9 Milliarden US-Dollar. Die größte Einnahmequelle – Werbung – brach um 19 Prozent auf 2,5 Milliarden US-Dollar ein. Besonders die Covid-19 Krise belastete hier.

Gemessen an diesen Zahlen scheint der Medienriese immer noch keinen Turnaround für sein traditionelles Mediengeschäft erreicht zu haben. Die Hoffnung liegt einzig und allein im Zukunftsmarkt Streaming.

Hier erhöhte sich die Zahl der Streaming-Abonnenten im ersten Quartal 2020 gegenüber dem Vorquartal Q4/2019 um 20,5 Prozent auf 13,5 Millionen. Das Plus im Vergleich zum Vorjahresquartal Q1/2019 beläuft sich auf 50 Prozent. Und auch die Umsätze konnten mit einem Umsatzplus von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal von 312 auf 471 Millionen US-Dollar gesteigert werden.

Kritisch muss allerdings das verlangsamte Wachstum gesehen werden, denn die Umsatzdynamik hat sich über ein Jahr gesehen deutlich verlangsamt. Auch die absoluten Zahlen der Streaming-Abonnenten sind geradezu mickrig gegenüber dem Marktführer Netflix (180 Millionen). Und auch Disney ist mit Disney+ (55 Millionen) und Hulu (32 Millionen) mittlerweile wesentlich erfolgreicher im Geschäft mit Streaming-Subskriptionen unterwegs als ViacomCBS.

Der Ausblick – Covid-19 kippt Prognose

Die Covid-19 Krise, die die USA besonders hart trifft, wird nicht spurlos an ViacomCBS vorbeigehen. Einen ersten Eindruck konnte man den letzten Quartalszahlen entnehmen. Das Management kann jedoch die endgültigen finanziellen Auswirkungen bisher nicht verlässlich einschätzen und verzichtet daher auf eine konkrete Prognose.

Ursprünglich wurde von ViacomCBS ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich auf 27,8 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Die nationalen Streaming-Angebote sowie Digital-Video-Umsätze, die im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 1,6 Milliarden US-Dollar eingespielten, sollten um weitere 35 bis 40 Prozent steigen.

Auch das bereinigte OIBDA sollte ursprünglich von 5,5 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2019 auf 5,8 bis 6,1 Milliarden US-Dollar ansteigen – was im günstigsten Fall einem leicht zweistelligen Wachstum entsprechen sollte.

All diese Kennzahlen sind nun hinfällig. Einzig das kommunizierte Ziel von 750 Millionen an Synergien – in den ersten drei Jahren nach der Megafusion – soll weiter Bestand haben.

Aktienkursentwicklung und wichtige Kennzahlen

Besonders wichtige Kennzahlen, bei denen ViacomCBS in der Levermann Analyse gut abschnitt, sind die Eigenkapitalrendite, die EBIT-Marge sowie die Eigenkapitalquote.

Die Eigenkapitalrendite setzt den Jahresüberschuss ins Verhältnis zum Eigenkapital. Das Ergebnis ist mit 24,4 Prozent ein hoher Wert, der wahrscheinlich Warren Buffett genügen würde. Bei den Aktien mit hoher Eigenkapitalrendite in der Levermann-Strategie reicht er allerdings nicht für einen Platz auf der Bestenliste.

Die EBIT-Marge setzt den Gewinn vor Zinsen und Steuern in Relation zum Umsatz. Der Ergebniswert von 16,2 Prozent kann als gut interpretiert werden. Für eine Platzierung bei den Aktien mit einer sehr guten EBIT-Marge in der Levermann-Strategie reicht es aber nicht.

Die letzte Kennzahl (Eigenkapitalquote) setzt das Eigenkapital in Relation zur Bilanzsumme. Mit einem Wert von 27,4 Prozent ist die Quote nicht herausragend hoch. Dennoch gab es gemäß den Kriterien der Levermann-Strategie einen Punkt.

Zum Ende des ersten Quartals 2020 standen langfristige Kredite im Wert von 18 Milliarden US-Dollar in den Büchern. Gemessen an dem bereinigten OIBDA beläuft sich der Faktor auf 2,75 und kann als tragbar angesehen werden.

Bewertung der ViacomCBS Aktie

Bei der Bewertung könnte man ViacomCBS mit einem aktuellen KGV von 6,3 als spottbillig interpretieren. Für diese Kennzahl gab es in der Levermann-Analyse einen Punkt. Ein Blick auf das erwartete Gewinnwachstum von 17,5 Prozent bekräftigt diesen Eindruck.

Gemessen an dem Enterprise Value von 34,7 Milliarden US-Dollar sowie einem Free Cashflow (TTM) von 771 Millionen US-Dollar errechnet sich aber ein deutlich höherer Multiplikator von 45!

In der ursprünglichen Prognose für 2020 wurde vom Management ein bereinigter Free Cash Flow von 1,8 bis 2,0 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Gemessen an diesem Wert würde sich der Multiplikator im besten Fall auf 17,4 belaufen.

Damit wäre die Aktie alles andere als günstig, besonders dann, wenn man die stark rückläufigen Werbeumsätze mit einbezieht.

Analyse der ViacomCBS Aktie – Fazit

Im Mediensektor ist ViacomCBS ein großer Name, der sich seit Jahren auf einem absteigenden Ast befindet.

Besonders die alternativen Entertainment-Angebote aus dem Internet machen etablierten Unternehmen wie Comcast, Viacom oder CBS das Leben schwer. Letztere suchten in einer Fusion ihr Glück, um mit einer größeren Schlagkraft gegen die Herausforderer anzutreten.

Der verpasste Einstieg in die digitale Darstellung und Verbreitung von Inhalten rächt sich nun für viele alteingesessene Medienhäuser. Zu lange haben sie sich auf ihrer oligopolartigen Stellung ausgeruht.

Besonders hart trifft sie dies, da noch hohe Schuldenberge in den Bilanzen schlummern. Rückläufige Werbeumsätze sowie fliehende Abonnenten erschweren es zudem, die Schuldenlast zu reduzieren. Die Finanzstärke für innovatives Wachstum ist damit ebenfalls gehemmt.

Trotz einiger überzeugender Kennzahlen sowie einem starken Content-Portfolio ist ViacomCBS weniger überzeugend als seine wachstumsstarken Herausforderer. Die Rückschläge durch die Covid-19 Krise bestätigten diese Ansicht nochmals.


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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von ViacomCBS besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.