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Verizon Aktie: Ein solides Langzeitinvestment?

Geschrieben von Frank Seehawer | 21.4.2020
Der Technologiesektor verzeichnet ein phänomenales Wachstum und ist besonders für wachstumsorientierte Investoren ein gutes Investitionsfeld.

Die Weiterentwicklung der Technologiebranche ist ohne eine gut funktionierende Telekommunikationsinfrastruktur nicht vorstellbar. Auch wenn Telekommunikationsunternehmen langweilige und langsam wachsende Infrastukturwerte sind, sie können dennoch ein attraktives Renditepotenzial aufweisen.

Mit der Verizon Aktie (ISIN: US92343V1044) widmen wir uns heute dem führenden Mobilfunkanbieter in den USA. Das Unternehmen überzeugt mit hohen Umsatz- und Kapitalrenditen. Auch ist der Telekommunikationsgigant durch seine starken Cashflows bei vielen Investoren als ein stetiger Dividendenzahler bekannt. Die hohe Verschuldung ist ein Makel und kann ein Risiko darstellen. Ob das dem Dow Jones Index zugehörige Unternehmen trotzdem ein lohnenswertes Investment sein kann, das wollen wir mit diesem Beitrag prüfen.

Verizon im Überblick – der führende Mobilfunkanbieter in den USA

Verizon gehört mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 240 Milliarden US-Dollar und über 100 Millionen Kunden zu den führenden Telekommunikationskonzernen in den USA.

Entstanden ist der Mega-Konzern im Jahr 2000 aus der Fusion von Bell Atlantic und GTE Corporation (General Telephone & Electronics Corporation).

Neben dem Kerngeschäft (Festnetz- und Mobilfunkleistungen) ist der in New York City ansässige Konzern auch im Mediengeschäft tätig. Marken wie AOL, Yahoo, TechCrunch oder Huffpost gehören zum Konzernportfolio.

Das Media-Segment wurde erst im Jahr 2017 gegründet und ist ein Zusammenschluss von über 50 Medien und Technikfirmen. Aus Konzernsicht haben sie jedoch bisher nur eine geringe Bedeutung erlangt, denn im vierten Quartal 2019 wurden in diesem Segment gerade einmal 2,1 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet.

Die Hauptumsätze wurden in der Verizon Consumer Group (Wireless und Wireline) mit 24,2 Milliarden US-Dollar in Q4/2019 generiert.

Das zweitgrößte Segment ist mit der Verizon Business Group ein Segment, das sich um Geschäftskunden kümmert. 8,1 Milliarden US-Dollar wurden hier im vierten Quartal 2019 umgesetzt.

Mit der Komplettübernahme des Vodafone Joint Ventures im Jahr 2013 ist Verizon zum größten Mobilfunkanbieter in den USA aufgestiegen und verteidigt diese Position mit einem massiven 5G-Rollout.

Risikolos ist diese Übernahme nicht, denn es wurden für den 45-Prozent-Anteil 130 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Die finanziellen Auswirkungen kann man noch heute in der Bilanz sehen.

So beliefen sich die Gesamtschulden des Konzerns zum Ende des vierten Quartals 2019 auf 111,5 Milliarden US-Dollar. Gemessen an dem bereinigten EBITDA des Jahres 2019 von 47,2 Milliarden US-Dollar beläuft sich der Multiplikator auf 2,4. Der Goodwill, welcher auch aus Übernahmen des Media-Segments entstanden ist, beläuft sich aktuell auf 24,4 Milliarden US-Dollar.

Für ein Unternehmen wie Verizon, das zu hohen Anteilen mit monatlich wiederkehrenden Umsätzen rechnen kann, sind diese Kennzahlen aber tragbar.

Tragbar sind auch die laufenden Investitionen (CAPEX), die sich im Geschäftsjahr 2019 auf 17,9 Milliarden US-Dollar beliefen. Am Ende konnte sogar ein Free Cashflow von 17,8 Milliarden US-Dollar erreicht werden, von dem zehn Milliarden US-Dollar an Dividenden gezahlt wurden. Die Dividende hat eine hohe Priorität und wurde zuletzt 13 Jahre lang ohne Unterbrechung erhöht. Die Dividendenrendite beträgt 4,21 Prozent.

Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick

Die letzten Geschäftszahlen von Verizon verdeutlichen den Status eines regulierten Unternehmens, das in einem gesättigten Markt tätig ist. Die Umsatzerlöse beliefen sich auf 131,9 Milliarden US-Dollar und lagen damit nur geringfügig (0,8 Prozent) über dem vergleichbaren Vorjahreswert von 130,9 Milliarden US-Dollar.

Leicht besser entwickelte sich das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS). Dieses konnte von 4,71 US-Dollar im Jahr 2018 um 2,1 Prozent auf 4,81 US-Dollar gesteigert werden.

Beim Ausblick für das Jahr 2020 erwartet der Vorstand einen niedrigen bis mittleren einstelligen prozentualen Anstieg der konsolidierten Umsätze.

Der Gewinn je Aktie soll auf bereinigter Basis zwischen 2 und 4 Prozent zulegen. Die CAPEX-Investitionen sollen sich mit 17 bis 18 Milliarden US-Dollar auf einem ähnlichen Niveau bewegen wie im Jahr 2019.

Verizon Aktie – Kursentwicklung


Quelle: Wallstreet-online.de; Aktienkursentwicklung der Verizon-Aktie an der NYSE bis zum 17.04.2020

 

Wichtige Kennzahlen & Bewertung

Bei der Ermittlung der Eigenkapitalrendite schneidet Verizon gut ab. Die Kennzahl beschreibt das Verhältnis von Gewinn zum Eigenkapital. Je höher der Wert, desto besser die Verzinsung des Eigenkapitals. Im Geschäftsjahr 2019 wurde hier ein Wert von knapp 31 Prozent erreicht.

 

Der starke Wert der Eigenkapitalrendite wird aber durch eine hohe Verschuldung – oder im Umkehrschluss mit einer geringen Eigenkapitalquote – erreicht. Diese belief sich für das Geschäftsjahr 2019 auf knapp 22 Prozent. Aktien mit überdurchschnittlicher Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent findest du hier.

 

Die im Branchenvergleich gute EBIT-Marge von Verizon lag im Geschäftsjahr 2019 bei knapp über 23 Prozent – der höchste Wert in den letzten zwei Jahren. Aktien mit sehr guter EBIT-Marge in der Levermann-Strategie findest du hier.


Auch bei der Bewertung überzeugt Verizon mit einem KGV von knapp 12. Bezieht man das erwartete Gewinnwachstum von aktuell 3,1 Prozent ein, so könnte man diesen Bewertungsmaßstab als fair bezeichnen.


Das erwartete Gewinnwachstum auf Basis von Daten, die der aktien.guide nutzt, errechnet sich mit einem erwarteten EPS für 2020 von 4,88 US-Dollar. Im Geschäftsjahr 2021 soll das EPS auf 5,03 US-Dollar ansteigen. ber die letzten zwei Jahre schwankte der Wert des erwarteten Gewinnwachstums zwischen 1 und 6 Prozent. Der aktuelle Schätzwert könnte aber aufgrund der Corona-Pandemie in den nächsten Wochen wieder nach unten gehen. Eine konkrete aktualisierte Prognose des Vorstandes existiert noch nicht.

Analyse der Verizon-Aktie – Fazit

Telekommunikationsunternehmen glänzen nicht mit hohen Wachstumsraten, sondern mit starken Cashflows und stetigen Dividendenzahlungen. Hierbei sollte man aber die hohe Verschuldung nicht außer Acht lassen, denn diese kann zu einer Kürzung oder Aussetzung der Dividendenzahlung führen.

Weiter sorgen starke Regulierungen und eine hohe Marktsättigung dafür, dass Preisanpassungen nach oben begrenzt sind. Im Gegenzug sehen sich die Netzbetreiber mit hohen Kosten für die Netzinstandhaltung und den Ausbau des 5G-Standards konfrontiert.

Ein weiteres Problem, welches vorwiegend AT&T und Verizon betrifft, ist dem Aufstieg von T-Mobile US (ISIN: US8725901040) geschuldet. Das Tochterunternehmen der Deutschen Telekom überzeugt seit Jahren mit einer cleveren und frischen Marketingstrategie und konnte als relativ kleines Unternehmen den großen und etablierten Anbietern Millionen Kunden abnehmen.

Die abgeschlossene Fusion mit Sprint lässt T-Mobile US nun mit rund 140 Millionen Kunden als drittgrößten Player im Markt aufsteigen. Damit könnte die Schärfe im Wettbewerb zunehmen, besonders wenn T-Mobile US sein erfolgreiches Marketingkonzept fortführt.

Am Ende ist der US Telekommunikationsmarkt aber um einen Wettbewerber ärmer und das Oligopol stärker konzentriert. Trotz der wettbewerbsrechtlichen Einschränkungen bleibt der Markt für Investoren attraktiv, denn neue Wettbewerber sind aufgrund der hohen Markteintrittsbarrieren nicht zu erwarten. Besonders die Dividendenrendite von aktuell 4,2 Prozent lockt und könnte eine solide Basis für langfristig orientierte Anleger sein.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Verizon besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.