Verbio Aktienanalyse: Mit Biosprit weg von der russischen Abhängigkeit

14.6.2022 | High-Growth-Investing Verbio Aktienanalyse: Mit Biosprit weg von der russischen Abhängigkeit

Deutschland hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt. Hauptbestandteil der Energiewende sind die Windkraft sowie die Solarenergie. Es gibt jedoch weitere Alternativen: Eine dieser Alternativen...

Für Verbio läuft dieses Geschäftsjahr, das im Juni 2022 endet, sehr erfolgreich. Nach einer ursprünglichen Prognose des operativen Ergebnisses von 150 Millionen Euro, gab es bereits drei Prognoseerhöhungen. Mittlerweile beinhaltet die Prognose ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 430 Millionen Euro – fast eine Verdreifachung der ursprünglichen Prognose.

Dabei ist Verbio durchaus einer der Profiteure der derzeitigen Invasion der Ukraine durch Russland. Laut Vorstandschef Claus Sauter ersetzt Verbio „…bereits heute einen Teil des russischen Erdgases“. Es könnte also aufgrund der aktuellen Gasengpässe eine nochmalige Prognoseerhöhung folgen.

Dennoch ist der Kurs, der sich zuvor analog zur operativen Geschäftsentwicklung verhielt, im letzten Monat dramatisch eingebrochen. Die Kursverluste belaufen sich auf deutlich mehr als 30 Prozent, obwohl sich Energieaktien aufgrund anziehender Ölpreise sowie dessen Knappheit weiter positiv entwickeln.

Zu diesem Kursverfall kam es nach Aussagen der Umweltministerin Lemke sowie der Entwicklungsministerin Schulze. Diese forderte die Gewinnung von Bioenergie zugunsten der Herstellung von knappen Nahrungsmitteln zurückzufahren. Dies war eine Reaktion auf einen Ende März veröffentlichten Report, dass die Mehrheit der Erzeugnisse, die zu Biokraftstoffen verarbeitet werden, auch zur Ernährung genutzt werden könnten. Die in Europa zu Biokraftstoff verarbeitete Menge an Weizen stehe einem Äquivalent von 15 Millionen Laib Brot jährlich gegenüber.

Opposition sowie Industrie sehen jedoch in Biodiesel, Bioethanol sowie Biomethan wichtige Er- oder Zusatzprodukte für klimaschädliche Treibstoffe, die einen erheblichen Beitrag in der Klimawende leisten (und weiter leisten sollen). Verbio bekräftigte dies in einer ersten scharfen Reaktion und sprach von ohnehin schon verschärfter Gesetzgebung in Deutschland. Zudem achte das Unternehmen darauf, minderwertiges und billiges Getreide für seine Biokraftstoffe zu nutzen.

Im Endeffekt ist Verbio derzeit also zum Spielball der Politik geworden – mit offenem Ausgang. Diese Unsicherheit war es auch, die den Aktienkurs derart auf Talfahrt gehen lies. Aber stellt Verbio jetzt eine günstige Kaufgelegenheit in einem boomenden Markt dar? Ist das Unternehmen nicht eher Profiteur als Leidtragender des aktuellen Kriegs? Und wie wichtig ist der Markt Deutschland für das Unternehmen überhaupt noch? Dies soll in der folgenden Verbio Aktienanalyse beleuchtet werden.

Das Wichtigste in Kürze
  • Führender Hersteller von Biokraftstoffen
  • Mit Verbios Biomethan wird aktuell ein Teil des russischen Gases substituiert
  • Seit langem profitabel mit starkem Wachstum
  • Verbio ist Subjekt politischer Kontroversen, die den Aktienkurs kürzlich abstürzen ließen

 

Kurzprofil - Was macht Verbio?

Verbios primäres Geschäftsmodell ist es, Biokraftstoffe herzustellen. Diese Biokraftstoffe untergliedern sich wiederum in

  • Biodiesel,
  • Bioethanol sowie
  • Biomethan.

Während Biodiesel hauptsächlich in Fahrzeugen genutzt wird, haben Bioethanol und Biomethan mehrere Funktionen. Beispielsweise kann man die Stoffe für CO2-armes Heizen verwenden. Als Beiprodukte der Herstellung entstehen weiterhin Düngemittel sowie Tierfutter für die Nutztierindustrie. Auch Desinfektionsmittel, Sterole sowie weitere chemische Stoffe für die Industrie entstehen bei der Herstellung von Biokraftstoffen.

Verbio Unternehmensprofil

Quelle: Verbio Finanzdaten

Derzeit wächst allerdings das Segment Biodiesel mit 76 Prozent noch stärker als das Segment Bioethanol/Biomethan, das „nur“ um 66 Prozent zulegen konnte. Das ist insofern relevant, da dieses Geschäft mit Biodiesel aktuell durch die Politik „bedroht“ wird. Zudem ist das Geschäft mit Biodiesel deutlich margenschwächer.

In den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres erzielte das Segment Biodiesel eine Marge von 21,2 Prozent, das Segment Bioethanol/Biomethan hingegen 29,9 Prozent. Für Aktionäre ist es von zentraler Bedeutung, ob, wie erwartet, das letztere Segment in Zukunft stärker zulegt. Daher muss dies in Zukunft genau beobachtet werden.

Das operative Ergebnis vor Abschreibungen stieg sogar noch deutlicher um 179 Prozent in den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres. Dies veranlasste das Verbio-Management auch dazu, die Prognose zum dritten Mal im Geschäftsjahr anzuheben. Während ursprünglich 150 Millionen Euro EBITDA erwartet worden waren, sind es mittlerweile 430 Millionen Euro. Die Nachfrage bleibt vorerst also hoch.

Wichtige Kennzahlen von Verbio

Beim Blick auf die Bilanz von Verbio fällt auf, dass das Unternehmen zu einem großen Teil durch Eigenkapital finanziert ist. Die Schulden des Unternehmens belaufen sich auf 274 Millionen Euro. Demgegenüber stehen Barreserven (Cashbestand einfach erklärt) von 172 Millionen Euro. Insgesamt zeigt sich, dass die kurzfristigen Vermögenswerte die kurzfristigen Verbindlichkeiten deutlich übersteigen. Verbio hat dementsprechend eine sehr gute Liquiditätslage.

Verbio Aktie Bilanz

 

Quelle: aktien.Guide

Bewertung der Verbio-Aktie

Die Verbio Aktie wird mit einem KGV von 12 und KUV von 2 bewertet. Durch den politisch bedingten Crash ist die Verbio-Aktie in den vergangenen Wochen deutlich günstiger geworden. Aktuell wird sie für ein KGV von unter 20 gehandelt. Dies ist für ein Unternehmen, dass derart starkes Wachstum aufweist, als günstig einzustufen. Jedoch sieht man am Verhältnis von Firmenwert zu Free Cash-Flow, das 47 beträgt, dass Verbio es noch nicht schafft, die Gewinne auch wirklich im Unternehmen zu behalten.

Auch das EV/Sales Verhältnis ist mit 2,5 nicht außerordentlich hoch. Jedoch sieht am anhand der Langfristbetrachtung, dass das EV/Sales Verhältnis seit 2021 deutlich angewachsen ist:

Verbio Aktie Bewertung

Quelle: Verbio Investitionen

Die Kurse preisen diese Unsicherheit ein. Die kurzfristige Entwicklung ist daher nicht absehbar und Investoren sollten sich auch in den kommenden Wochen auf erhöhte Volatilität einstellen.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Verbio besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Lukas Langer

Autor: Lukas Langer

Lukas Langer ist Co-CEO von aktien.guide und unterstützt das Unternehmen seit über drei Jahren. Er hat einen Masterabschluss im Wirtschaftsingenieurwesen und sammelte während seines Studiums praktische Erfahrungen in einem DAX-Konzern sowie in der Unternehmensberatung. Selbst begeisterter Privatanleger setzt er sich leidenschaftlich dafür ein, aktien.guide zum führenden Tool für Privatanleger zu entwickeln.