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Stellantis-Aktienanalyse: Einstelliges KGV, hohe Dividende und strammes Wachstum

Geschrieben von Frank Seehawer | 14.8.2023
Inhaltsverzeichnis
Die Automobilindustrie ist seit jeher eine treibende Kraft für Fortschritt und Innovation. Sie ist aber auch hart umkämpft. Nur die besten und am stärksten aufgestellten Unternehmen werden überleben.

 

In diesem Zusammenhang hat sich der Zusammenschluss der PSA Group und der FCA Group, der im Jahr 2021 zur Gründung von Stellantis (ISIN: NL00150001Q9) führte, zu einem wahren Glücksgriff der Automobilindustrie entwickelt. Die Fusion dieser beiden Giganten verspricht nicht nur eine Stärkung der globalen Präsenz, sondern auch bedeutende Synergien und einen Fokus auf zukunftsfähige Technologien wie Elektromobilität.

Bereits heute erkennt man die Auswirkungen auf die Profitabilität, die überaus überzeugend ist. Zusammen mit der günstigen Bewertung der Stellantis-Aktie sowie den weiterhin auf Wachstum ausgerichteten Plänen des Unternehmens könnte ein echtes Schnäppchen vorliegen. Auch die Investoren erkennen diese Leistung an, was man gut am stetig steigenden Aktienkurs ablesen kann.

Quelle: Stellantis Aktienkurs

Doch es gibt Risiken, auf die wir in der nachfolgenden Stellantis-Aktienanalyse näher eingehen wollen. Ob die Stellantis-Aktie danach ein Kauf ist?

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Fusion von PSA und FCA hat einen Leuchtturm der Automobilindustrie geschaffen
  • Eine günstige Bewertung, hohe Profitabilität und starke Wachstumsambitionen locken
  • Doch es gibt Risiken, die man nicht außer Acht lassen sollte

 

Unternehmensprofil – Globaler Automobilkonzern

Stellantis ist ein Automobilhersteller, der Anfang 2021 durch den Zusammenschluss von PSA Group (Peugeot, Citroën, DS Automobiles, Opel, and Vauxhall) und FCA Group (Fiat, Chrysler, Jeep, Dodge, Ram, Alfa Romeo, und Maserati) entstanden ist. Das Unternehmen zählt mittlerweile zu den größten Automobilherstellern weltweit.

Konkret findet man die Niederländer auf Platz vier der weltweiten Rangliste der ausgelieferten Fahrzeuge. Der Großteil der jährlich über 6 Millionen ausgelieferten Fahrzeuge wird in Europa abgesetzt. Mit 2,6 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2022 wurde hier aber ein Umsatz von gerade einmal 63,3 Milliarden Euro erreicht. Die Absatzregion weist zudem chronische Schwächen auf: Es werden vermehrt Kleinwagen verkauft und die Marge ist im Konzern unterdurchschnittlich.

Viel entscheidender für Stellantis ist der nordamerikanische Markt. Hier wurden im letzten Jahr zwar nur 1,86 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, dafür aber mit 85,5 Milliarden Euro der höchste Umsatz im Konzern geschrieben. Auch die bereinigte operative Marge der Absatzregion von 16,4 Prozent ist führend im Konzernverbund. Marken wie Jeep, Chrysler, Dodge oder RAM sind für den Erfolg verantwortlich.

Ebenfalls eine Schwäche besitzt das Unternehmen in China und Indien bzw. Asien Pazifik, wo im Jahr 2022 gerade einmal 205.000 Automobile ausgeliefert wurden. Im Vergleich zum Vorjahr war diese Kennzahl sogar noch rückläufig.

 

Unterschiede zu anderen Herstellern

Neben den geografischen Unterschieden zeichnet sich Stellantis gegenüber anderen großen Automobilherstellern durch seine vielfältigen Technologien und Plattformen aus, insbesondere im Bereich der Elektromobilität. Durch die Kombination von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen beider Unternehmen kann Stellantis mittlerweile aber gut von Synergien profitieren und seine Wettbewerbsfähigkeit in der E-Mobilitätsbranche stärken.

Die Herausforderung für Stellantis nun besteht darin, die individuellen Markenidentitäten zu wahren, da jede Marke ihre eigene Zielgruppe und Marktposition hat. Das Unternehmen muss somit Strategien entwickeln, um das Beste aus den einzelnen Marken herauszuholen und gleichzeitig Synergien und Skaleneffekte zu nutzen, um seine globale Position zu stärken und den sich wandelnden Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Bisher klappt das ganz gut, was die letzten Zahlen eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Quelle: Stellantis Marktkapitalisierung Vergleich

Gemessen an der Marktkapitalisierung ist Stellantis im Mittelfeld der großen Automobilhersteller zu finden. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf rund 60 Milliarden Euro.

Einen Quantensprung voraus sind jedoch Tesla und Toyota, die mit einer Marktkapitalisierung von 800 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 230 Milliarden US-Dollar das Mittelfeld deutlich abhängen. Auch die deutschen Premium-Autobauern BMW und Mercedes-Benz liegen mit ihrer Marktkapitalisierung von 66 bzw. 74 Milliarden Euro weit hinter den beiden hochkapitalisierten Autobauern.

Quelle: Stellantis EBITDA TTM Vergleich

Gemessen an den Erträgen sind die etablierten Automobilhersteller jedoch noch im oberen Feld zu finden. Das könnte sich aber langfristig ändern, denn beim Thema Elektromobilität und dem Automobil der Zukunft haben sie Nachholbedarf, was ein Grund für ihre schwachen Wachstumsraten im Vergleich zu Tesla oder innovativen Start-ups ist.

 

2022: Ein bemerkenswertes Jahr für Stellantis

Das Geschäftsjahr 2022 verlief für Stellantis in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Nicht nur, dass man weitere Fortschritte bei den Synergien generieren konnte. Vielmehr wurden die einzelnen Sparten auf Profitabilität getrimmt.

Quelle: Finanzdaten von Stellantis

Das Resultat ist beeindruckend: In einem hart umkämpften Massenmarkt können die Niederländer mit einer bereinigten operativen Marge von 13 Prozent glänzen. Damit sind sie gar nicht mehr so weit entfernt von Tesla, der durch seine modernen und hocheffizienten Produktionsstätten führend ist.

Quelle: Finanzdaten von Stellantis

Konkret erhöhte sich im Geschäftsjahr 2022 der Umsatz um 7 Prozent auf 188,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) konnte sogar um 18 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro gesteigert werden. Ebenfalls überzeugend fiel der hohe Free Cashflow mit 11,5 Milliarden Euro aus.

 

Die letzten Quartalszahlen von Stellantis zum Juni 2023

Mit einem Umsatzanstieg von 12 Prozent im ersten Halbjahr 2023 auf 98,4 Milliarden Euro kann man die Entwicklungen im laufenden Jahr als erfreulich interpretieren. Hintergrund des Umsatzanstiegs: Ein zweistellig gesteigertes Plus bei den ausgelieferten Fahrzeugen. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2023 mehr als 3,3 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert.

Auch das bereinigte operative Ergebnis konnte zulegen, obwohl sich die Marge etwas verschlechterte. So wurde im ersten Halbjahr 14,1 Milliarden Euro operativ verdient. Der Großteil der Zunahme war dabei auf solide Preiserhöhungen zurückzuführen, die für fast 4,8 Milliarden Euro mehr Ertrag sorgten. Nur ein geringer Anteil ging auf Volumenveränderungen zurück. Negativ belasteten Währungsschwankungen sowie gestiegene Industriekosten.

Mehr als erfreulich entwickelte sich dabei der Free Cashflow. Am Ende des ersten Halbjahres blieben fast 8,7 Milliarden Euro hängen, was im Vergleich zum Vorjahreswert von 5,3 Milliarden Euro einem Anstieg von 63 Prozent entsprach. Zum Ende des Quartals befanden sich fast 64 Milliarden Euro an Liquidität in den Unternehmenskassen. Somit kann sich Stellantis nicht beschweren.

Quelle: Stellantis H1-Presentation 2023

Stellantis-Aktie Prognose 2023

Bei der Prognose für das Gesamtjahr 2023 bleibt das Management zuversichtlich und bestätigte mit den Halbjahreszahlen den Ausblick für das Gesamtjahr. Demnach wird ein Anstieg der bereinigten operativen Marge im zweistelligen Bereich erwartet. Der Free Cashflow sollte dabei positiv ausfallen.

Die Zahlen sind dabei wenig konkret, jedoch erhalten Investoren einen Überblick über das Sentiment aus Sicht von Stellantis. In diesem Zusammenhang dürfte es spannend sein, dass im wichtigsten Markt der Niederländer (Nordamerika) unverändert mit 5 Prozent Wachstum gerechnet wird. Noch besser soll es im zweitwichtigsten Markt, erweitertes Europa, laufen. Hier wurde das Wachstumsziel von 5 auf 7 Prozent erhöht. Zusammen mit dem Nahen Osten und Afrika, für die ebenfalls das Wachstum um 2 Prozentpunkte auf 7 Prozent erhöht wurde, bilden diese Regionen die Boomzentren des Konzerns.

Quelle: Stellantis HY-Report 2023

Blickt man etwas weiter in die Ferne, so wird das Unternehmen mit dem Langfristausblick konkreter. Hier soll bis zum Jahr 2030 ein Nettoumsatz von 300 Milliarden Euro erreicht werden, was – gemessen an den im Jahr 2022 erreichten Werten – einem Wachstum von rund 60 Prozent entspricht.

Der Absatzfokus wird sich natürlich auf vollelektronische Modelle konzentrieren, die im Jahr 2021 noch für rund 3 Prozent der Umsätze standen. Auch werden Software und Services stärker in den Mittelpunkt rücken. Der Verbrenner und Hybridfahrzeuge sollten im Jahr 2030 nur noch für knapp ein Viertel der Umsätze stehen.

Spannend ist, dass dann mehr als 20 Milliarden Euro an Free Cashflow jährlich generiert werden sollen, was nochmals einer starken Entwicklung des Wertes aus dem Geschäftsjahr 2022 entspricht.

Quelle: Stellantis Homepage

Wichtige Kennzahlen der Stellantis-Aktie aus der Levermann-Analyse

Quelle: Stellantis Levermann-Analyse

In der Levermann-Analyse überzeugt die Stellantis-Aktie mit einem Score von 6 Punkten deutlich das geforderte Minimum von vier Punkten für einen Topscorer. Besonders stark ist die Aktie in fast allen Bereichen, womit es sich nur noch lohnt, nur die Schwächen aufzuzählen. Hier gibt es als allererstes eine große Schwäche bei den Analystenmeinungen. Sie wird in der Levermann-Analyse als Kontraindikator verwendet, womit die schlechte Punktzahl ein Ergebnis von guten Analystenmeinungen ist.

Weitere Schwächen gibt es beim Kursmomentum, dem Dreimonatsreversal sowie der relativ schwachen EBIT-Marge von 11,7 Prozent im letzten Geschäftsjahr. Sie mag zwar nicht die höchste sein, in der Automobilbranche ist sie jedoch als hoch einzustufen, denn viele Wettbewerber weisen geringere Werte aus.

Als letztes gab es für die nur mäßige kurzfristige Kursperformance keine Punkte. Einen Absturz erleidete das erwartete Gewinnwachstum, welches zuletzt von 8 auf -6 Prozent abstürzte.

Quelle: Erwartetes Gewinnwachstum von Stellantis

Bewertung der Stellantis-Aktie

Die Bewertung der Stellantis-Aktie lässt sich mit einem erwarteten KGV von 3,7 als extrem günstig einstufen. Auch auf Ebene des Free Cashflows sieht es ähnlich aus. So beläuft sich das EV/FCF-Verhältnis auch gerade mal knapp drei.

Quelle: Bewertungen der großen Automobilhersteller

Oben drauf gibt es eine saftige Dividendenrendite von 7,6 Prozent. Die Bewertung ist damit ähnlich wie die der anderen etablierten großen Hersteller. Im Großen und Ganzen spielen Investoren damit ein Untergangsszenario der alten Industrie durch.

Mit Blick auf die Bewertung des Aufsteigers Tesla, welche sich mit einem erwarteten KGV von 86 beschreiben lässt, erkennt man ganz deutlich den vom Markt ausgemachten Gewinner. Ob dieses Szenario realistisch ist, bleibt abzuwarten.

 

Fazit zur Stellantis-Aktie

Stellantis ist ein globaler Automobilhersteller, der aus der Fusion der Groupe PSA und Fiat Chrysler Automobiles (FCA) entstanden ist. Durch diese Fusion wurde eines der größten Automobilunternehmen der Welt geschaffen, mit einer breiten Palette von Marken und Modellen sowie einer starken weltweiten Präsenz – besonders in Nordamerika und Europa. Das Unternehmen strebt danach, Synergien und Skaleneffekte zu realisieren, um Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen zu erzielen, die es wettbewerbsfähiger machen.

Mit Erfolg: Bereits heute überzeugen die Niederländer mit einer branchenweit bestechenden Profitabilität und starken Free Cashflows. Das Wachstum könnte dabei noch lange nicht zu Ende sein. Bis 2023 soll der Umsatz um weitere 60 Prozent auf 300 Milliarden Euro ansteigen, bei der fast Verdopplung des Free Cashflows aus dem Jahr 2022.

Der Hauptfokus von Stellantis liegt mittlerweile auf Elektromobilität und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen in der Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen und anderen umweltfreundlichen Mobilitätslösungen. Auch werden Software und Services zukünftig groß geschrieben, womit man sich am stark wachsenden Konkurrenten Tesla orientiert.

Um in einem sich schnell verändernden Markt erfolgreich zu sein, wird Stellantis eine starke Innovationsstrategie verfolgen und sich auf Technologie und Konnektivität konzentrieren. Das Unternehmen verfügt hier über eine vielfältige Palette von Marken, die verschiedene Segmente und Märkte abdecken, und es wird seine Markenportfoliostrategie nutzen, um gezielt verschiedene Kundengruppen in verschiedenen Regionen anzusprechen. Es gibt aber auch Schwächen wie den bisher nur geringen E-Autoanteil oder die niedrige Präsenz in China. Letztere entpuppt sich kurzfristig jedoch als Vorteil, denn in China herrscht ein heftiger Preiskampf.

Darüber hinaus ist die aktuelle Bewertung mehr als überzeugend. Ein erwartetes KGV von weniger als vier und eine hohe Dividendenrendite von über 7 Prozent frohlockt. Sie spiegeln jedoch auch die Risiken der Aktie wider, denn das Unternehmen profitierte auch von Lieferengpässen, die das Angebot an Automobilen knapp hielten. Gleichzeitig läuft die Konjunktur immer noch rund, was für Automobilhersteller extrem wichtig ist.

Sollte es jedoch zu einer wirtschaftlichen Abschwächung kommen, so dürften Automobilhersteller enorm leiden, denn sie verfügen über eine hohe Fixkostenbasis, die dann nicht mehr adäquat gedeckt werden kann. Generell belastet eine hohe Inflation.

Auch auf operativer Ebene entdeckt man Schwächen. So sind die Amerikaner im Wachstumsmarkt China bzw. Asien und Indien so gut wie gar nicht vertreten. Die aktuelle Positionierung mag derzeit ein Vorteil sein, denn in China herrscht ein brutaler Preiskampf um Marktanteile. Da lobt man sich die starke Ausrichtung auf den US-Markt, in dem man mit starken Marken einen hohen Burggraben besitzt. Langfristig könnten aber Wachstumschancen verpasst werden.

Quelle: Kursziele und Analystenmeinungen zur Stellantis-Aktie

Auch Analysten schätzen die Equity Story von Stellantis. 83 Prozent von ihnen raten zu einem Kauf, während 17 Prozent zu einem Halten tendieren. Kein Analyst rät zum Verkauf, was durchaus positiv zu bewerten ist. Das durchschnittliche Kurspotenzial beläuft sich auf solide 36,6 Prozent.

Der angesichts der Risiken des zyklischen Unternehmens könnten risikoscheue Investoren, die noch nicht ganz die Positiv-Argumente für sich entdeckt haben, einen Alarm stellen. Hier könnte beispielsweise ein Kurs von 15 US-Dollar für einen weiteren Premiumaufschlag sorgen.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Stellantis besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.