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Ryanair Aktienanalyse: Billigflieger auf Höhenflug

Geschrieben von Frank Seehawer | 4.6.2023
Inhaltsverzeichnis
Low-Cost-Airlines wie Rynair können attraktive Investitionsmöglichkeiten aufgrund ihrer effizienten Kostenstruktur und ihres wachstumsorientierten Geschäftsmodells sein. Durch die Nutzung von sekundären Flughäfen mit niedrigeren Gebühren und die Optimierung ihrer Betriebsabläufe können sie wettbewerbsfähige Preise anbieten und damit einen Grundstein für eine höhere Rentabilität und Wachstum legen. Es lohnt sich aber einen tieferen Blick in die Geschäftsbücher, denn nicht jede Airline ist auch wirklich erfolgreich unterwegs.

 

Die Ryanair-Aktie (ISIN: IE00BYTBXV33) kann in diesem Zusammenhang für Investoren jedoch als eine spannende Option angesehen werden, da das Unternehmen eine Kombination aus Marktführerschaft, effizienten Kostenstruktur, einem zweistelligen Wachstum und einer attraktiven Bewertung aufweist. Der Aktienkurs hält sich hingegen noch dezent zurück.

Quelle: Ryanair Aktienkurs

Die niedrige Bewertung könnte jedoch auch ein Ausdruck der vorhandenen Risiken der Airline sein. Schließlich agiert man in einem kapitalintensiven Volumenmarkt mit geringen Markteintrittsbarrieren. Dieser befindet sich zudem seit Jahren im Status der Konsolidierung.

Ob die Aktie dennoch ein potenziell lohnendes Investment sein könnte, das soll die nachfolgende Ryanair Aktienanalyse näher behandeln.

Das Wichtigste in Kürze
  • Ryanair ist die führende Airline in Europa
  • Als Kostenführer kann Ryanair ein gutes profitables Wachstum aufweisen
  • Es besteht aber Konsolidierungsdruck im Markt, was die Gewinnmargen belastet
  • Die günstige Bewertung ist nur ein Ausdruck für die vorliegenden Risiken

 

Unternehmensprofil Rynair – Europas Marktführende Airline

Ryanair ist eine irische Fluggesellschaft, die 1984 gegründet wurde. Die Firmengeschichte von Ryanair begann als kleine Regionalfluggesellschaft, die zunächst zwischen Waterford in Irland und London flog. In den frühen Jahren hatte das Unternehmen – wie viele andere Airlines – Schwierigkeiten, rentabel zu sein und verzeichnete hohe Verluste. In den 1990ern übernahm Michael O'Leary die Rolle des CEO und leitete eine radikale Umstrukturierung ein, um die finanzielle Situation des Unternehmens zu verbessern. Sein Vorbild war die amerikanische Low-Cost Airline Southwest Airlines, deren Geschäftsmodell er zuvor im Detail studiert hatte.

Unter der Führung von O'Leary begann Ryanair ein neues Geschäftsmodell zu verfolgen, das auf kostengünstigen Flügen basiert. Das Unternehmen konzentrierte sich darauf, seine Betriebskosten zu senken, indem es unter anderem Flughäfen mit niedrigen Gebühren nutzte, Flugzeuge effizienter einsetzte und sich auf den Verkauf von Zusatzleistungen wie Speisen und Getränken konzentrierte.

 

Die Konzentration des Geschäfts auf den Kernnutzen gilt als voller Erfolg

Das Geschäftsmodell von Ryanair basiert heute auf dem Prinzip des "No-Frills"-Fliegens, bei dem Passagiere für die Grundbeförderung zahlen und für zusätzliche Leistungen wie Gepäckaufgabe, Sitzplatzreservierung und Verpflegung zusätzliche Gebühren entstehen können. Ryanair ist bekannt dafür, Flüge zu sehr niedrigen Preisen anzubieten, oft sogar zu Dumpingpreisen, um Kunden anzulocken. Das irische Unternehmen verfolgt somit eine Strategie des Massentourismus und konzentriert sich auf die Beförderung großer Passagierzahlen, um die Auslastung seiner Flugzeuge zu verbessern und die Kosten pro Passagier und Flug zu senken. In Europa ist Ryanair mit dieser Methode zum größten Billigflieger aufgestiegen. Auch anhand der Zahl der Passagiere hat Ryanair die Nase vorn: 2022 wurden über 160 Millionen Menschen befördert. Die Lufthansa kam mit etwas über 100 Millionen Passagieren auf Platz zwei.

 

Massengüter-Markt mit geringen Markteintrittsbarrieren

Marktstrukturell ist Ryanair somit ein Akteur im Low-Cost-Carrier-Segment des Flugverkehrs. Das Unternehmen konkurriert mit anderen Fluggesellschaften, die ähnliche Geschäftsmodelle verfolgen, wie zum Beispiel easyJet oder Wizz Air. Im europäischen Markt ist Ryanair einer der größten Akteure und hat eine starke Präsenz auf vielen Strecken. Der Markt ist aber noch sehr fragmentiert, was langfristig auf eine weitere Konsolidierung hinauslaufen dürfte. Hierbei dürften nur noch eine Handvoll profitabler Akteure am Markt bestehen bleiben.

Ryanair hat aufgrund seines aggressiven Preiswettbewerbs und seines effizienten Geschäftsmodells in der Vergangenheit gezeigt, dass es Ambitionen auf einen Gewinnerplatz im Markt ist. Auf Übernahmen wird dabei weniger gesetzt. Vielmehr schwört man auf die altbewährte Methode, den günstigsten Preis zu bieten. Sowohl Kritik als auch Lob hat Ryanair hierfür eingestrichen. Die Kritiker bemängeln die geringen Serviceleistungen und die zusätzlichen Gebühren, während die Befürworter die niedrigen Preise und die breite Verfügbarkeit von Flugverbindungen loben.

 

Die letzten Geschäftszahlen von Ryanair zum Ende März 2023

Das letzte Quartal zum Ende März 2023 markierte zugleich das Geschäftsjahresende 2023. Hier überzeugte Ryanair auf ganzer Linie. So stiegen die Passagierzahlen um 74 Prozent auf fast 169 Millionen.

Quelle: FY23 Ryanair Results Presentation

Der Umsatz sprang dabei um 124 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro nach oben. Im Gegenzug erhöhten sich die operativen Kosten lediglich um 75 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Das Resultat war ein atemberaubender Sprung aus der Verlustzone (2022: -355 Millionen Euro) hin zu einem Nachsteuerergebnis von 1,4 Milliarden Euro.

Ryanair-Aktie Prognose 2023

Zur Prognose für das Geschäftsjahr 2024 bleibt das Management ohne konkrete Aussage. Wahrscheinlich könnten die zahlreichen dynamischen Inputvariablen hierfür verantwortlich sein. Gemessen für 2024 wird jedoch ein neuer Rekordwert von 185 Millionen Passagieren erwartet, was einem Anstieg von 9,5 Prozent entsprechen würde.

Quelle: Ryanair Umsatz und Wachstum

Auch Analysten halten weiteres Wachstum für realistisch. So wird für 2024 von Analysten ein Umsatz von 12,9 Milliarden Euro erwartet – ein Plus von 19,4 Prozent.

Quelle: Ryanair – Analystenschätzungen zum Gewinn je Aktie

Der Gewinn je Aktie dürfte dabei – gemäß Analysten – sogar noch einen Tick stärker ansteigen. Erwartet wird ein Wert von 1,39 Euro, der um 19,8 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres liegt.

 

Mittelfristiges Ziel: 225 Millionen Passagiere

Das Geschäftsmodell von Ryanair ist auf Kostenführerschaft ausgelegt. In einem konsolidierten Markt kann dies ökonomische Vorzüge haben, denn Ryanair muss langfristig wachsen, um weitere Synergien zu erreichen. Nur so können die niedrigsten Kosten der Industrie erreicht und für Kunden weiterhin attraktive Preise geboten werden.

Quelle: FY23 Ryanair Results Presentation

Ryanair selbst prognostiziert für das Jahr 2026 ein Passagiervolumen von 225 Millionen Menschen. Im Vergleich zu den Beförderungszahlen aus dem Jahr 2023 würde dies einem weiteren Anstieg von rund einem Drittel entsprechen.

 

Wichtige Kennzahlen der Ryanair-Aktie aus der HGI-Analyse

In der HGI-Analyse überzeugt die Ryanair-Aktie aktuell mit einem hohen Score von 14 Punkten. Besonders das starke Umsatzwachstum von 124 Prozent in den letzten zwölf Monaten deutet auf ein intaktes Wachstum hin. Hier muss man jedoch anmerken, dass der Wert auf einen starken Erholungseffekt zurückzuführen ist. Im Vorjahr 2022 war der Reiseverkehr immer noch aufgrund der Corona-Pandemie starken Einschränkungen unterworfen. 2023 war somit das erste Jahr, in dem der Flugverkehr weitestgehend ohne Einschränkungen möglich war.

Quelle: HGI-Score der Ryanair-Aktie

Das Resultat überzeugt mehr denn je: Mit 169 Millionen Passagieren wurden von Ryanair so viele Menschen wie noch nie zuvor befördert. Auch auf monatlicher Basis scheint sich dieser Trend fortzusetzen. Bereits im Mai 2023 wurde mit 17 Millionen Passagieren ein neuer Monatsrekord aufgestellt.

Langfristig könnte sich das Wachstum aber aufgrund des Wegfalls statistischer Effekte verlangsamen. Trotz allem erwarten Analysten weiterhin ein deutlich zweistelliges Wachstum. Für die HGI-Analyse wäre dies jedoch zu gering. Hier würde es erst auf einem Wachstum 20 Prozent, einen Punkt geben.

Zusätzlich zum Wachstum überzeugt die Ryanair-Aktie bei der Bewertung sowie bei dem profitablen Wachstum, welches mit der Rule-of-40 gemessen wird. Nur bedingt überzeugt der Verschuldungsgrad von 0,75. Für den Wert der Gross Margin von 19,6 Prozent gab es hingegen keinen Punkt mehr.

 

Bewertung der Ryanair-Aktie

Die Bewertung der Ryanair-Aktie als Wachstumsunternehmen überzeugt den geringen EV/Sales-Multiplikator von 1,7. Blickt man auf das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis, so fällt auch dieses mit 12 auch recht niedrig aus.

Quelle: Bewertungen der Ryanair-Aktie

Airlines verfügen über die Eigenart, dass sie historisch schon immer mit einem niedrigen Ergebnismultiplikator gehandelt wurden. Einerseits hängt dies mit dem doch zyklischen und konjunktursensiblen Geschäft zusammen. Auf der anderen Seite handelt es sich um ein kapitalintensives Geschäftsmodell mit geringen Markteintrittsbarrieren.

Quelle: Bewertung der Fluggesellschaften im Vergleich

Eine entsprechend hohe Fixkostenbasis belastet also. Viele Airlines stehen unter Kostendruck und machen Verluste. Im Vergleich zum Wettbewerb kann man die Bewertung von Ryanair dennoch als hoch bezeichnen.

 

Fazit zur Ryanair-Aktie

Die Ryanair-Aktie bietet mehrere spannende Aspekte, die Investoren ansprechen könnten. Erstens ist Ryanair ein etablierter Marktführer im Low-Cost-Carrier-Segment des europäischen Flugverkehrs. Das Unternehmen hat eine starke Präsenz auf vielen Strecken und profitiert von der steigenden Nachfrage nach kostengünstigen Flugreisen. Diese Marktführerschaft ermöglicht es Ryanair tendenziell, vom wachsenden Tourismusmarkt in Europa zu profitieren und potenzielle Wachstumschancen zu nutzen.

Zweitens hat Ryanair eine bewährte und effiziente Kostenstruktur. Durch die Nutzung von sekundären Flughäfen mit niedrigen Gebühren und die Implementierung eines "No-Frills"-Ansatzes konnte das Unternehmen seine Betriebskosten im Vergleich zum Wettbewerb deutlich senken. Diese niedrige Kostenstruktur ermöglicht es Ryanair, seine Flüge zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten und gleichzeitig eine solide Rentabilität zu erzielen. Viele Kunden schätzen den Preisvorteil der Airline. Der Sachverhalt stellt einen klaren Wettbewerbsvorteil dar und führt im Vergleich zum Wettbewerb zu langfristig besseren Gewinnen als bei vielen Wettbewerbern.

Quelle: Margen-Vergleich Fluggesellschaften

Es gibt mit Wizz Air und easyJet aber Copycats im europäischen Markt. Sie verfügen jedoch nur über regionale Stärken und gelten langfristig im konsolidierenden Markt als Übernahmeziele.

Drittens ist die attraktive Bewertung der Ryanair-Aktie ein weiterer interessanter Aspekt. Durch ihre niedrigen Kosten und ihre starke Marktpositionierung präsentiert sich die Aktie potenziell als ein günstiges Investment. Hierzu muss man aber die besonderen Zyklen des Marktes im Auge behalten. Besonders ein sich verlangsamendes Wachstum – wie es aktuell prognostiziert wird – kann bei konjunktursensiblen Werten mit hoher Fixkostenbelastung schnell zu einer Belastung der Ertragslage führen. Auch die Ölpreise können Ticketpreise verteuern, wobei diese kurzfristig größtenteils abgesichert sind.

Analysten sehen für Ryanair in den kommenden Jahren jedoch keine wesentlichen Probleme. Das Wachstum wird beim Umsatz und Ertrag im zweistelligen Bereich prognostiziert. Im Verhältnis zum Wettbewerb sollte Ryanair ohnehin aufgrund seiner Kostenstruktur besser abschneiden.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Ryanair eine durchaus spannende Aktie für langfristige Anleger sein kann, sofern man an die Überlegenheit des Geschäftsmodells glaubt. Wer das aktuelle Preisschild dennoch zu teuer findet, der kann sich einen Alarm setzen. Hier könnte sich beispielsweise ein KGV von weniger als zehn eignen.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Ryanair besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.