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Wow – was für ein sagenhaftes Jahr: der Aktienkurs der Roku Aktie (US77543R1023) konnte innerhalb von 12 Monaten um 141 Prozent zulegen und neue Höchststände erklimmen. Roku konnte die Aktionäre mit seinem Geschäftsmodell, eine Box für TV-Geräte zum Streaming von Content herzustellen, restlos begeistern. Dabei konnte die Aktie des Unternehmens alle großen Indizes weit hinter sich lassen – und das in einem sehr guten Börsenjahr.
Quelle: Roku Aktienkurs aktien.guide
Nur leider handelt es sich bei dieser glorreichen Beschreibung nicht um das Jahr 2021, sondern um das Vorjahr 2020. In diesem Jahr sieht die Realität weitaus trister aus: Seit Ende Dezember 2020 weist die Aktie ein Minus von mehr als 36 Prozent aus. So mutierte das Wertpapier von einem Anlegerliebling zum Anlegerschreck. Vom letzten Hoch, das erst am 26. Juli 2021 mit knapp 480 Dollar erzielt wurde, sieht die Performance noch gravierender aus: Der Aktienkurs der Roku Aktie ging auf Talfahrt. Die an der Nasdaq gelistete Roku Aktie steht zum 22. Dezember bei knapp 227 Dollar. Das entspricht einem Minus von 53 Prozent seit dem Allzeithoch.
- Marktführer im Bereich der Streaming-Geräte
- Verkauf von Streaming-Geräten, digitale Werbevermarktung, eigener Streaming-Dienst & Plattformabschlüsse sind Umsatztreiber
- Wachstum von über 50 Prozent & steigende Umsätze pro Nutzer
- attraktive Bewertung
Warum ist die Roku Aktie gefallen?
Neben der allgemeinen Schwäche der Technologietitel der zweiten Reihe, deren Aktienkurse besonders im Jahr 2020 irrational hochgejubelt wurden, waren es vor allem “schwache” Quartalszahlen. Das Unternehmen meldete statt den von Analysten erwarteten Umsätzen von 683 Millionen Dollar nur 680 Millionen Dollar. Das entspricht einem Wachstum von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Kombiniert mit dem Ausblick von 37 Prozent Umsatzwachstum statt der erwarten 45 Prozent sorgte dies für den Kursrutsch. Diese teils extremen Reaktionen waren im vergangenen Jahr besonders bei hoch bewerteten Technologieaktien durchaus üblich.
Quelle: aktien.guide Charts Tool
Währenddessen hat es die Roku Aktie durch das anhaltend hohe, wenngleich sich leicht abschwächende Wachstum, mittlerweile auch in die HGI-Topscorer geschafft. Mit diesem Artikel möchten wir deshalb einen genaueren Blick auf das Unternehmen werfen: Hat das Geschäftsmodell eine langfristige Zukunft oder ist die coronabedingte Sonderkonjunktur für Roku bereits am Ende? Ist die Roku-Box besser als ein Amazon Fire-TV oder ein herkömmlicher Smart-TV? Und wie steht es um das aktuelle Chance-Risiko-Verhältnis der Roku Aktie? Diese Fragen versucht der folgende Artikel zu beantworten.
Was macht Roku?
Das Unternehmen Roku wurde unter der Prämisse gegründet, dass zukünftig der gesamte visuelle Content gestreamt wird und das lineare Fernsehen ersetzt. Dementsprechend hat das Unternehmen verschiedene Produkte im Angebot, die das Streaming vereinfachen sollen: Die Roku-Box, einen Roku-Stick und zu guter Letzt eine Roku Soundbar.
Die Funktionsweise der Roku-Geräte ist bei all diesen Produkten dieselbe. Nach Installation und Einschaltung des Geräts, wird dem Nutzer ein Betriebssystem bereitgestellt. Dieses stellt dem Nutzer alle bei Roku verfügbaren Apps zum Download bereit.
Quelle: Q3-21 Shareholder Letter Roku
Nachdem ein Nutzer seine Lieblingsapps heruntergeladen hat, werden diese im Startmenü angezeigt. Die Apps werden nach individueller Präferenz gelistet. Somit wird sichergestellt, dass der Käufer eines Roku-Sticks seine Favoriten direkt angezeigt bekommt. Das macht das System einfach bedienbar. Steuern kann man durch das Menü mithilfe der Fernbedienung oder der entwickelten Roku-App.
Wie verdient Roku Geld?
Das Unternehmen verdient über drei verschiedene Arten Geld:
- durch den Verkauf der Rokubox
- durch die Schaltung von Werbeanzeigen und
- durch eine Provision der Streaminganbieter, falls Nutzer ein Abo über die Roku Plattform abschließen.
Dementsprechend kann das Unternehmen nach eigener Aussage nicht nur durch neue Kunden Umsatzpotenziale erschließen. Auch eine stärkere Nutzung und Monetarisierung der Plattform durch die bestehenden Kunden sollten es Roku ermöglichen zukünftig die Umsätze zu steigern.
Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Roku?
Die von Roku angebotenen Apps umfassen alle großen Streaminganbieter wie Netflix, Amazon Prime, Apple TV und Disney+. Der große Vorteil des Unternehmens ist es hierbei, dass es (bisher) keinem dieser Anbieter zugehörig ist. Aus diesem Grund kann es alle Dienste unabhängig anbieten und ist mit diversen Software-Features wie Apple AirPlay kompatibel. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber dem Fire-TV Stick, der ansonsten ähnliche Funktionen aufweist.
Mit Roku erspart man sich also das Durchsuchen der verschiedenen Plattformen, da plattformübergreifend angezeigt wird, wo der Film verfügbar ist. Zusätzlich werden weitere Information angezeigt, wie der Preis des Films oder ob ein Abonnement für das Ansehen nötig ist. Aktuell ist einer der größten Wettbewerbsvorteile (vor allem gegenüber Smart-TVs) das einfach zu bedienende Menü sowie das herausragende und ruckelfreie Bild.
Neben der guten Qualität ist auch der Preis ein Vorteil von Roku. Das Unternehmen ist laut eigener Aussage strategisch auf das “low-cost”-Segment ausgerichtet. Die Geräte sollen bezahlbar sein und auch die Kooperationspartner an TV-Herstellern sind dem low-cost Segment zuzuordnen. Die aktuellen Preise in Deutschland verdeutlichen dies: Eine Roku-Box startet bei 16 Euro, für ein Seherlebnis in 4K zahlt man 26 Euro. Die Roku Streambar kostet 149 Euro. Die Streambar vereint eine Soundbar mit 4K Streaming in einem Produkt. Der Käufer zahlt hierbei den einmalig anfallenden Kaufpreis, anschließend sind keine weiteren Zahlungen notwendig.
Quelle: Roku Newsroom
Wettbewerber wie Amazon oder Anbieter von Soundbars können (oder wollen) hier preislich nicht mithalten. Außerdem expandiert Roku derzeit in den Streaming-Markt und hat bereits mehrere Roku Originals gedreht, die Nutzer kostenlos abrufen können. Mit der Verpflichtung von Hollywood Stars wie Idris Elba will Roku weitere Nutzer von einem Kauf überzeugen.
Potenzielle Risiken der Roku Aktie
In der Unabhängigkeit der Roku Plattform liegt auch ein mögliches Risiko: die fehlenden Eintrittsbarrieren in den Markt. Während Amazon mit seinem Fire-TV Stick noch an Grenzen bezüglich Kooperationen mit Wettbewerbern stößt, drängen auch Unternehmen wie Vizio in den Markt. Vizio, um nur ein Beispiel zu nennen, stellt ein Betriebssystem für Smart-TVs her. Neben seinen drei Hauptprodukten macht Roku dies ebenfalls und konnte in der Vergangenheit Partner wie Sharp, Hitachi und Hisense gewinnen.
Insgesamt konnte das Unternehmen sich so in den USA einen Marktanteil von 34 Prozent des Connected-TV Marktes sichern. Weltweit liegt dieser bei 6 Prozent und sollte sich durch die Expansion in neue Märkte weiter vergrößern. Der fehlende Burggraben könnte dennoch zum Problem werden. Insbesondere sollten die Konkurrenzprodukte, seien es Streaming-Sticks oder Betriebssysteme, hinsichtlich der Qualität aufholen. Aktuell ist jedoch einer der größten Wettbewerbsvorteile (vor allem gegenüber Smart-TVs) das einfach zu bedienende Menü sowie das herausragende und ruckelfreie Bild.
Financials der Roku Aktie
Zuerst lohnt sich ein Blick auf die Zahlen der Vergangenheit. Im dritten Quartal 2021 konnten die Umsätze im Jahresvergleich von 452 Millionen Dollar auf 680 Millionen Dollar zulegen, was einem Wachstum von 51 Prozent entspricht. Die folgende Grafik gibt einen kurzen Überblick über die Zahlen der letzten Quartale:
Quelle: eigene Grafik auf Basis der Informationen des Q3/2021 Shareholder Letters
Wie zu sehen, konnten die Umsätze pro Nutzer seit dem Vorjahresquartal von 27,00 Dollar auf 40,10 Dollar steigen. Zugleich stiegen auch die aktiven Accounts von 46 Millionen auf knapp über 56 Millionen. Folglich stiegen auch die gestreamten Stunden von 14,8 auf 18,0 Milliarden. Vor allem der Umsatz mit der Plattform liest sich beeindruckend: hier konnte ein Wachstum von 82 Prozent verzeichnet werden.
Alles super also? Zumindest die Einnahmen aus den Hardware Verkäufen gehen aktuell zurück. Hier schrumpfte Roku um 26 Prozent. Bemerkenswert ist hier auch, dass die Bruttomarge, die ohnehin im Plattformgeschäft deutlich höher ist, sich negativ entwickelte. Während die Bruttomarge Plattform von 61 Prozent auf 65 Prozent stieg, sank diese im Hardwaregeschäft von 15,2 Prozent auf -15 Prozent. Roku verkauft seine Geräte also zu Verlusten – selbst vor Einbezug von Forschung und Entwicklung, Sales und Marketing oder administrativen Kosten.
Einfach gesagt: Roku opfert die Gewinne seines Hardware Geschäfts, um in der margenstarken Software zu wachsen. Derzeit geht diese Rechnung auf: Das konzernweite Ergebnis (vor Abschreibungen) stieg um 132 Prozent. Die operative Marge (vor Abschreibungen) stieg im Jahresvergleich von 12,4 Prozent auf 19,1 Prozent. Allerdings ist hier zu erwähnen, dass diese beispielsweise im ersten Quartal schon deutlich höher bei 21,9 Prozent lag. Investoren sollten die Margenentwicklung also im Auge behalten.
Wichtige Kennzahlen der Roku Aktie
Roku hat aktuell ein sehr hohes Cashpolster in seiner Bilanz. Der Bestand an Barreserven verdoppelte sich im Jahresvergleich von 1,09 auf 2,18 Milliarden Dollar. Diese würden locker ausreichen, um die Schulden des Unternehmens von 1,23 Milliarden Dollar zu bezahlen. Das niedrige Fremdkapital schlägt sich auch in einem Verschuldungsgrad von 0,19 nieder, was 3 Punkte in der HGI-Analyse gibt.
Beeindruckend ist außerdem der Rule-of-40 Score bei knapp 77 Prozent liegt. In den letzten Quartalen konnte dieser kontinuierlich gesteigert werden. Vor zwei Jahren lag der Score noch bei knapp 36 Prozent.
Quelle: HGI Charts aktien.guide
Auch das Umsatzwachstum, gemessen auf Basis der letzten 12 Monate, liegt bei 66 Prozent und konnte in den letzten beiden Jahren signifikant beschleunigt werden.
Quelle: HGI Charts aktien.guide
Konträr dazu ist der Kurs in den letzten 12 Monaten wie eingangs beschrieben um mehr als 30 Prozent gefallen. Mittlerweile ist der PEG-Ratio, der das Kurs-Gewinn-Verhältnis durch das Wachstum teilt, bei 0,29. Noch im Juni dieses Jahres lag diese Kennzahl bei 2,73 und somit um fast das 10-fache höher. Werte unter 1 gelten hier als sehr günstig und sind somit positiv zu werten. Auch dafür gibt der HGI-Score der Roku Aktie die volle Punktzahl.
Quelle: HGI Übersicht aktien.guide
Insgesamt weist Roku einen HGI-Score einen Wert von 14 auf und ist somit ein HGI Topscorer.
Wie ist die Roku Aktie bewertet?
Wie die PEG-Kennzahl bereits zeigt, ist die Bewertung der Roku Aktie so niedrig wie lange nicht. Auf Basis des für Wachstumsunternehmen häufig gewählten EV/Sales Verhältnisses steht Roku bei 11,5 und somit auf dem Niveau von April 2020. Nur während des Höhepunktes der Coronakrise im März 2020 war das Unternehmen tiefer bewertet.
Quelle: aktien.guide Charts Tool
Auf der anderen Seite hat sich das Umsatzwachstum in den letzten Quartalen deutlich beschleunigt. Auch auf absoluter Basis ist ein EV/Sales von knapp über 10 nicht als teuer anzusehen.
Auf Basis der Gewinne der letzten 12 Monate ist Roku derzeit mit dem 111-fachen bewertet. Diese Bewertung erscheint auf den ersten Blick sehr ambitioniert. Jedoch ist Roku gerade erst an der Schwelle der Profitabilität, was der Ausblick auf das 4. Quartal zeigt. Hier erwartet Roku ein Nettoergebnis von -5 bis 5 Millionen Dollar. In der Break-Even-Phase sind KGVs in aller Regel sehr hoch. Sollte Roku weiterhin fähig sein, seine operativen Margen zu steigern, dürfte das KGV schnell überproportional sinken. Dies scheint aufgrund des deutlich stärker wachsenden Plattformgeschäfts durchaus wahrscheinlich.
Fazit zur Roku Aktie
CEO Anthony Wood sieht sein Unternehmen durch die positive Entwicklung des digitalen Werbemarktes gut gerüstet für die Zukunft. Er selbst gründete das Unternehmen im Jahr 2002 und ist seitdem als CEO von Roku tätig. Die operative Entwicklung des Unternehmens unter seiner Leitung spricht für sich. Auch das Umsatzwachstum der letzten Jahre ist außergewöhnlich hoch. Dem entgegengesetzt hat sich die Aktie in den letzten 12 Monaten deutlich vergünstigt. Ob die Roku Aktie eine attraktive Beimischung für das Depot ist, hängt vor allem davon ab, ob man dem Unternehmen einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil hinsichtlich seiner Software gegenüber Smart TVs auf der einen und Anbietern von Streaming-Geräten auf der anderen Seite bescheinigt. Aktuell ist Roku auf einem guten Weg dorthin.
Hinzu kommt eine durchaus realistische Übernahmephantasie seitens Apple oder Amazon, um die Präsenz des eigenen Streaming-Dienstes zu stärken. Auch ohne Übernahme sollte Roku noch eine ganze Weile an vorderster Front des digitalen Werbemarktes mitspielen und die Kurse wieder eine andere Richtung einschlagen. Aktionäre können sich die Wartezeit darauf immerhin mit einem der 50 weiteren, geplanten Roku Originals versüßen.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Roku, Inc. besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.