Einer der führenden Anbieter von Video-Streaming Services ist Netflix. Erst kürzlich knackte der US-Konzern die 200 Millionen Marke bei den zahlenden Nutzern, womit der Konzern seine führende Position im Markt demonstriert.
Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell fast 250 Milliarden US-Dollar nimmt es der stark wachsende technologiegetriebene Medienkonzern mittlerweile mit den größten der Branche auf: Disney. Andere Konzerne wie Comcast, ViacomCBS oder die RTL Group hat Netflix schon lange hinter sich gelassen.
Dabei überzeugt Netflix Aktie (ISIN: US64110L1061) nicht nur mit einem starken Wachstum, sondern mittlerweile auch mit soliden Werten bei der Profitabilität sowie der Verschuldung. Auch sprang die Aktie zuletzt über den kritischen Levermann-Score von vier Punkten, ab dem eine Aktie gemäß Definition dieses Kennzahlensystems für einen Kauf empfohlen wird. Ob Netflix – das im Geschäftsjahr 2020 geschätzte 17,3 Milliarden US-Dollar in die Filmproduktion investierte – auch tatsächlich ein Kauf sein kann, das möchten wir mit der nachfolgenden Analyse einmal klären.
Netflix ist mit über 200 Millionen zahlenden Nutzern in über 190 Ländern der führende Streaming-Entertainment-Service der Welt.
Bei dieser Nutzungsvariante bezahlen Abonnenten einen monatlichen Beitrag für die Nutzung der Content-Library von Netflix. Sie enthält Serien, Dokumentationen sowie Filme der verschiedensten Genres und Sprachen.
Streaming bietet gegenüber den klassischen Pay-TV-Angeboten viele Vorteile. So ist es deutlich günstiger, es gibt Mehrfachnutzer-Optionen und schließlich kann man orts- und zeitunabhängig Filme schauen.
Die Vorteile des Streamings haben viele Nutzer für sich erkannt. Immer mehr Menschen schließen daher lieber ein Netflix-Abo als ein Pay-TV Abonnement ab. Netflix ist ein Pionier des Streamings und profitiert seit Jahren von dem starken Wachstum der Branche.
Das Geschäftsjahr 2019 schloss Netflix mit einem Umsatzrekord ab. Erzielt wurde ein Konzernumsatz etwas mehr als 20 Milliarden US-Dollar, welcher um 27,6 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres lag. Das operative Ergebnis erhöhte sich um 62,2 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar und erhöhte gleichzeitig die operative Marge von 10 auf 13 Prozent bei. Insgesamt zählte der Konzern zum Geschäftsjahresende 167 Millionen zahlende Streaming-Abonnenten.
Durch die Corona-Pandemie gewann das ohnehin schon hohe Wachstum eine weitere Dynamik, denn in Zeiten häuslicher Quarantäne suchen viele Menschen immer mehr nach Home-Entertainment-Lösungen wie dem Streaming.
So erhöhte sich das Nutzerwachstum in der Spitze im zweiten Quartal 2020 auf 27,3 Prozent. Zum vierten Quartal 2020 normalisierte sich das Wachstum wieder ein wenig mit einem Anstieg der zahlenden Nutzer von 21,9 Prozent auf 203,7 Millionen Nutzer.
Die Umsatzerlöse konnten im vierten Quartal von 5,5 Milliarden US-Dollar auf 6,6 Milliarden US-Dollar gesteigert werden, was einem Umsatzwachstum von 21,5 Prozent entsprach. Deutlich besser entwickelte sich im vierten Quartal 2020 das operative Ergebnis. Es erhöhte sich von 459 auf 954 Millionen US-Dollar, was einem Wachstum von 107,8 Prozent entsprach. Die operative Marge konnte auf 14,4 Prozent gesteigert werden.
Für das Folgequartal Q1/2021 erwartet Netflix weiteres Wachstum. So wird die Anzahl der zahlenden Nutzer vom Management mit 209,7 Millionen geschätzt, was gegenüber dem Vorjahr einem Wachstum von 14,7 Prozent entspricht. Der Zuwachs an zahlenden Nutzern soll sich demnach auf sechs Millionen Abonnenten allein im ersten Quartal belaufen.
Entsprechend sollten sich auch die Umsatz- und Ergebnisse erhöhen. Nach Konzernangaben wird für das erste Quartal 2020 ein Umsatz von 7,1 Milliarden US-Dollar erwartet bei einem operativen Ergebnis von 1,78 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz würde demnach um 23,6 Prozent höher erwartet, das operative Ergebnis um 85,8 Prozent. Die operative Marge sollte auf 25 Prozent klettern.
Mit diesen Prognosen nimmt Netflix seinen Kritikern den Wind aus dem Segel. Schließlich wurde der Konzern lange Zeit für seine schlechte Profitabilität sowie den schwachen Cashflows kritisiert. Im letzten Quartal war der Free Cashflow zwar mit 284 Millionen US-Dollar immer noch deutlich negativ, gegenüber dem Vorjahreswert von -1,7 Milliarden US-Dollar fiel er aber deutlich geringer aus. Für das erste Quartal 2021 wurde keine Prognose zum Free Cashflow abgegeben.
Positive fundamentale Kennzahlen aus der Levermann-Analyse gibt es einige. So kann der Netflix-Konzern mit einer hohen Eigenkapitalrendite (24,96 Prozent), einer guten EBIT-Marge (18,34 Prozent) sowie einer ordentlichen Eigenkapitalquote (28,17 Prozent) überzeugen. Für alle drei Werte gab es in der Levermann-Analyse jeweils einen Pluspunkt.
Weiterhin ist das erwartete Gewinnwachstum mit 33,1 Prozent als hoch anzusehen. Dieser Wert ist sogar gut genug für eine Top-Platzierung unter den Aktien mit einem hohen Gewinnwachstum in der Levermann-Strategie.
Für ein Wachstumsunternehmen wie Netflix ist es wenig sinnvoll sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis anzuschauen. Dieses liegt derzeit bei 58,1. Aufgrund des starken erwarteten Ergebniswachstums sollte sich dieser Wert in den nächsten Jahren deutlich reduzieren. Einen solchen Rückgang kann man bereits am durchschnittlichen KGV der letzten fünf Jahre erkennen. Der Wert lag bei fast 80. Ob am Ende aber auch der Free Cashflow stark wächst, bleibt vorerst wieder einmal abzuwarten.
Gemessen an dem Umsatzmultiplikator wird Netflix derzeit mit einem Faktor von 10,3 bewertet, was für ein Wachstumsunternehmen nicht billig, aber auch noch nicht zu teuer ist. Auch der Wert des PEG-Ratios, welcher das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Relation zum Ergebniswachstum setzt, ist mit 1,22 nicht allzu hoch.
Netflix ist der unangefochtene Marktführer im Video-Streaming und weist nach wie vor ein hohes Wachstum auf. Zwar soll sich das Nutzerwachstum im ersten Quartal 2021 mit 14,7 Prozent etwas verlangsamen, in absoluten Zahlen werden jedoch mit sechs Millionen neuen zahlenden Nutzern immer noch hohe Abonnentenzahlen ausgewiesen.
Positives gibt es auch beim Umsatzwachstum zu berichten, welches im ersten Quartal 2021 mit 23,6 Prozent gegenüber dem der vorherigen Quartale wieder etwas anziehen soll. Das Umsatzwachstum sollte auch Dank erhöhter Streaming-Gebühren über dem Nutzerwachstum liegen.
Besonders beeindruckend ist jedoch die aktuelle Entwicklung der Profitabilität, die aller Voraussicht nach deutlich explodieren wird. Damit zeigt Netflix, dass sich die teuren Investitionen in seine Content Library auszahlen könnten. Bei dieser Beurteilung muss man jedoch vorsichtig agieren, denn sie ist eine Frage an die Bilanzpolitik des Unternehmens. Am Ende entscheiden die Nutzer über die Qualität der Content Library.
Gemessen an der aktuellen Bewertung ist Netflix für ein Wachstumsunternehmen noch nicht allzu teuer. Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis sollte sich bei einem hohen Ergebniswachstum in den nächsten Jahren deutlich reduzieren. Als Marktführer im Video-Streaming könnte Netflix damit derzeit einen interessanten Kauf darstellen. Voraussetzung ist allerdings, dass sich das Nutzerwachstum nicht allzu stark abflacht und Wettbewerber wie Disney, Comcast oder AT&T die Dominanz von Netflix nicht brechen. Auch sollten die Cashflows stärker gesteigert werden. Nur wenn Netflix auch am Free Cashflow beweisen kann, dass es hochprofitabel ist, kann die hohe Bewertung gerechtfertigt werden.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Netflix besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.