Die Nestlé Aktie (ISIN: CH0038863350) ist erstmals seit Monaten Teil der Topscorer-Liste der Levermann-Strategie und zeichnet sich durch eine gute Kursperformance in den letzten Monaten aus. Auch gibt es viele fundamentale Kennzahlen, die für ein Investment sprechen. Weniger überzeugend ist die aktuell hohe Bewertung der Aktie mit einem erwarteten KGV von mehr als 26. Zuletzt konnten gute Quartalszahlen geliefert werden, die mit einem hohen organischen Umsatzzuwachs überzeugten. Ob die Aktie deshalb ein Kauf sein kann?
Bei Nestlé handelt es sich um den größten Nahrungsmittelkonzern der Welt. Das Unternehmen, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1866 zurückgehen, hat sich ursprünglich auf die Produktion von löslichen Milchpulver für Säuglinge fokussiert. Im Laufe der Jahrzehnte kamen immer mehr Produkte abseits des Kerngeschäfts hinzu. Besonders Fusionen und Übernahmen treiben das Wachstum voran und ließen den Schweizer Nahrungsproduzenten zu einer unangefochten Marktmacht aufsteigen. So besitzt das Unternehmen heute in vielen Teilmärkten eine marktbeherrschende Stellung.
Wo viel Licht ist, da gibt es auch Schatten. So wird Nestlé regelmäßig für sein Geschäftsgebaren kritisiert. Es wird regelmäßig zum Boykott der Produkte aufgerufen. Vorwürfe wie Kinderarbeit, Privatisierung von Wasserquellen, Verschmutzung der Umwelt sowie die Gefährdung der menschlichen Gesundheit sind nur einige Aspekte, die dem Unternehmen vorgeworfen werden.
Bis heute haben die Negativ-Kampagnen dem Großkonzern nur wenig ausmachen können. Der Aktienkursverlauf zeigt dies deutlich:
Die Marktkapitalisierung des Konzerns beträgt mittlerweile 297 Milliarden Euro und die Umsätze und Gewinne zeigen sich robust. So wurden im Geschäftsjahr 2020 Produkte im Wert von über 84 Milliarden Schweizer Franken verkauft. Das operative Ergebnis belief sich auf fast 15 Milliarden Schweizer Franken. Am Ende wurde ein Ergebnis je Aktie von 4,30 Schweizer Franken ausgewiesen. Der Free Cashflow liegt bei knapp über zehn Milliarden Schweizer Franken.
Die Jahreszahlen 2020 standen, wie bei vielen anderen Herstellern auch, unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. So sank der Umsatz um fast 9 Prozent. Das operative Ergebnis fiel um 8 Prozent, während das Ergebnis je Aktie auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden konnte.
Besonders erfreulich war, dass das organische Wachstum im Gesamtjahr 2020 um 3,6 Prozent gesteigert werden könnte. Preiseffekte sorgten für einen Anstieg von 0,4 Prozent, womit der überwiegende Teil auf erhöhte Volumina zurückzuführen war.
Dynamisch entwickelte sich das erste Halbjahr 2021. Hier fielen die organischen Umsatzzuwächse mit 8,1 Prozent mehr als doppelt so hoch aus. Insgesamt wurden Umsätze von 41,8 Milliarden Schweizer Franken ausgewiesen, die 1,5 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres lagen.
Ein operativer Trading Profit von fast 7 Milliarden Schweizer Franken wurde erreicht, was einer Marge von 16,7 Prozent entsprach. Der Wert liegt nur leicht unter dem des Vorjahres.
Aufgrund der guten Zahlen wurde die ursprüngliche Prognose vom Management nach oben korrigiert. Erwartet wird nun ein organisches Wachstum zwischen fünf und sechs Prozent. Zuvor wurde von einem organischen Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich ausgegangen, was einem Zuwachs – gemäß Konzerndefinition – zwischen vier und sechs Prozent entsprechen würde. Die Marge des operativen Trading Profit soll sich zum Jahresende auf 17,5 Prozent belaufen (2020: 16,9 Prozent).
Eine konkrete Prognose für das Ergebnis je Aktie existiert nicht. Analysten sehen das EPS für das Geschäftsjahr 2021 bei 4,31 Schweizer Franken. Im Vergleich zu dem Ergebnis aus dem Vorjahr 2020 von 4,30 Schweizer Franken kommt der Wert jedoch einem unbedeutenden Zuwachs gleich. Im Gegensatz dazu wird für das Folgejahr 2022 von Analysten ein Ergebnis je Aktie von 4,57 Schweizer Franken erwartet. Sollte dieses eintreten, so könnte ein erwartetes Gewinnwachstum von 6 Prozent realisierbar sein.
Wichtige Kennzahlen aus der Levermann-Analyse gibt es für die Nestlé Aktie aus fundamentaler Sicht einige. So wurden die Eigenkapitalrendite (26 Prozent), die EBIT-Marge (18 Prozent) sowie die Eigenkapitalquote (38 Prozent) mit jeweils einem Punkt in der Levermann-Analyse gewürdigt. Einen Pluspunkt gab es auch für das erwartete Gewinnwachstum von 6 Prozent. Der folgende Chart zeigt die Entwicklung des Gewinnwachstums von Nestlé der letzten drei Jahre:
Die Nestlé Aktie besitzt ein erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 26,6 und ist damit für ein Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von zuletzt etwas über einem Prozent als teuer auszulegen. Auch bei einem erwarteten Ergebniswachstum von etwas über 6 Prozent ist der Wert des erwarteten KGVs hoch. Der folgende Chart zeigt die Entwicklung des KGV forward von Nestlé der letzten drei Jahre:
Die Nestlé Aktie kann, ähnlich wie der Rivale Unilever, als ein Basisinvestment in der Nahrungsmittelbranche gesehen werden (Unilever Aktienanalyse). Aufgrund der Unternehmensgröße wurde in den letzten Jahren ein eher schwaches Wachstum ausgewiesen. Leicht besser sah es bei dem Ergebniswachstum aus. Dieses wurde jedoch durch Aktienrückkäufe künstlich nach oben gedrückt. Beim Blick auf den Aktienkurs der Nestlé und Unilever Aktie fällt auf, dass die Nestlé Aktie in den letzten drei Jahren deutlich zulegen konnte, während die Unilever Aktie leicht an Wert verloren hat:
Operativ hatte der Konzern mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, wie andere Nahrungsmittelhersteller auch. Sie sehen sich einer Nachfrageverschiebung – weg von ungesunden Fertigprodukten und hin zu frischen Produkten ohne Zusätze – konfrontiert.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern scheint sich der Großkonzern Nestlé jedoch besser zu schlagen. Das organische Umsatzwachstum zog zuletzt deutlich an, was auch das Ergebnis von vergangenen Portfolioveränderungen im Nestlé-Konzern ist.
Besonders gut entwickelten sich die Segmente Nespresso sowie Nestlé Health Science, die beide ein zweistelliges organisches Umsatzwachstum vorweisen können. Ihre Umsatzbasis ist mit 3,2 beziehungsweise 1,9 Milliarden Schweizer Franken im ersten Halbjahr 2021 jedoch eher gering.
Ein Großkonzern wie Nestlé muss ständig versuchen seine schwachen Divisionen auf Wachstum zu trimmen. Gelingt dies nicht, so müssen Optionen – wie ein Verkauf – geprüft werden. Ohnehin sorgen die ständigen Portfolioveränderungen für Verzerrungen. Sie sind aber dringend notwendig, um langfristig am Markt bestehen zu können.
Die Hoffnungsträger sind zukunftsträchtige Geschäftsfelder, die sich mit “Well-Being” und gesunden Lebensmitteln beschäftigen. Nahrung muss also zukünftig mehr können als nur satt machen.
Neben Haustier-Produkten und Kaffee könnten auch die Nahrungsergänzungsmittel des Konzerns gute Perspektiven gegenüber den ungesunden Zucker-Produkten bieten und damit ein Lichtblick für weiteres Wachstum darstellen.
Das ist aus heutiger Sicht teilweise Zukunftsmusik. Gemessen an den aktuellen Zahlen befindet sich der Konzern noch in einer schwachen Wachstumsphase. Die hohe Bewertung nimmt hingegen schon viel mehr vorweg, weshalb sich ein Kauf nicht unbedingt aufzwingt. Auch die zuletzt gestiegenen Rohstoffpreise könnten längerfristig Gegenwind für Nestlé bedeuten. Sollte sich die Aktie von der Bewertungsseite wieder verbilligen, so wäre die Nestlé Aktie aber definitiv einen erneuten Blick wert.
Wenn Du wöchentlich neue Investmentideen und kostenlose Aktienanalysen, die nach der Levermann-, High-Growth-Investing- oder Dividenden-Strategie ausgewählt wurden, per E-Mail bekommen möchtest, dann kannst Du jetzt unseren kostenlosen aktien.guide Newsletter abonnieren.
Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Nestle besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.