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Merck Aktienanalyse: Trotz Allzeithoch ein Kauf?

Geschrieben von Frank Seehawer | 24.5.2022
Inhaltsverzeichnis
Viele Pharmakonzerne (z. B. die Merck Aktie) zeichnen sich durch ein robustes und zugleich profitables Geschäftsmodell aus. Angesichts zunehmender Risiken an den Finanzmärkten präsentieren sich deren Aktien als eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio.

 

Unterstützt wird diese Einschätzung dadurch, dass ihre Bewertungen derzeit nicht allzu hoch erscheinen. Zugleich zahlen die Pharmakonzerne angemessen hohe und nachhaltige Dividenden.

Auf die Merck Aktie (ISIN: US58933Y1055) aus Amerika trifft diese Einschätzung zu. Die Aktie wird mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 bei einer Dividendenrendite von 2,8 Prozent gehandelt. Das Unternehmen erhöht seit 11 Jahren ohne Unterbrechungen die Dividende.

Zugleich besitzt Merck mit Keytruda ein Krebsmedikament, welches über ein großes Potenzial verfügt und bereits heute 17 Milliarden US-Dollar pro Jahr – mit zweistelligen Wachstumsraten – einspielt.
Die letzten Quartalszahlen überzeugten durch ein hohes Wachstum. Zeitgleich wurde die Merck-Prognose erhöht. Die Aktie überschritt in der Levermann-Analyse die Schwelle zum Kaufen-Urteil. In einem schwachen Börsenumfeld erreicht die Aktie neue Allzeithochs. Grund genug uns einmal die Merck Aktie mit der ISIN US58933Y1055 einer Aktienanalyse zu unterziehen.

Das Wichtigste in Kürze
  • Merck ist einer der größten Pharmakonzerne der Welt
  • Die Aktie zeichnet sich durch eine attraktive Bewertung bei solidem Wachstum aus
  • Merck profitiert dabei von seinem jungen Krebsmedikament Keytruda
  • Der Erfolg von Keytruda könnte langfristig jedoch zu einem Problem werden

 

Unternehmensprofil – Big Pharma

Merck ist ein amerikanischer Pharmakonzern, der fünftgrößte unter den Big-Pharma Aktien am amerikanischen Kapitalmarkt.

Quelle: Entwicklung der Marktkapitalisierungen Big-Pharma USA auf aktien.guide

Nicht zu verwechseln ist das Unternehmen mit der deutschen Merck Aktie (ISIN: DE0006599905). Die Namensähnlichkeit hat eine gemeinsame Vergangenheit: Ursprünglich war die amerikanische Merck ein Tochterunternehmen des Darmstädter Technologie-, Chemie- und Pharmakonzerns.

 

Im Zuge des Ersten Weltkrieges wurden die ausländischen Vermögenswerte des deutschen Unternehmens im Jahr 1917 konfisziert, wodurch eine parallele Weiterentwicklung unter gleichem Namen stattfand.

Die Unternehmen unterscheiden sich jedoch erheblich. So ist die amerikanische Merck ein reiner Pharmakonzern. Die deutsche Merck besitzt neben dem Pharmageschäft eine deutlich größere Chemie- und Technologiesparte (Life Science und Electronics).

Die breite Aufstellung der deutschen Merck bedeutet jedoch keine höhere Kapitalisierung. Der Enterprise Value des DAX-Konzerns liegt mit 83 Milliarden deutlich hinter dem Wert der Amerikaner von 259 Milliarden US-Dollar.

Quelle: Vergleich der Merck Cop. mit Merck KgAA auf aktien.guide

Eines haben beide Aktien in letzten Jahren aber gemeinsam: Eine überzeugende Aktienkursentwicklung. Und hier kann die deutsche Merck die Amerikaner um Längen schlagen. So beläuft sich die Performance der deutschen Merck in letzten zehn Jahre auf 353 Prozent. Die amerikanische Merck kommt nur auf einen Kurszuwachs von 160 Prozent.

Die gute Aktienkursentwicklung hat Gründe: operativ läuft es ziemlich rund bei den Amerikanern. Der Umsatz der letzten zwölf Monaten (TTM) erhöhte sich um 14 Prozent auf 54,4 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig konnte sich der Nettogewinn mit 14,2 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppeln.

Quelle: Finanzdaten von Merck auf aktien.guide

Das Hauptgeschäft bezieht sich auf die klassische Entwicklung und Produktion von Medikamenten. Im Geschäftsjahr 2021 ließen sich diesem Bereich fast 89 Prozent der Umsätze zuordnen. Deutlich kleiner, aber ebenso attraktiv, ist das Segment Animal Health. In ihm wurden im Geschäftsjahr 2021 rund 5,6 Milliarden US-Dollar an Umsatz generiert – ein Wert, der im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent zulegen konnte. Das operative Segmentergebnis belief sich auf fast zwei Milliarden US-Dollar.

Die Pharmasparte lieferte einen Beitrag zum operativen Ergebnis von knapp 31 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz betrug hier 42,8 Milliarden US-Dollar und legte im Vergleich zum Vorjahr um 16,8 Prozent zu.

Umsatzverteilung

Quelle: Form-10-K-2021 von Merck

Das Medikamentenportfolio von Merck

Das Medikamentenportfolio von Merck ist geprägt durch Keytruda, welches im vergangenen Geschäftsjahr über 17 Milliarden US-Dollar an Umsatz einspielte. Gemessen am Gesamtumsatz entspricht dieser Wert einem Anteil von 35 Prozent.

Keytruda ist ein Erfolgsprodukt von Merck und zur Behandlung von fortgeschrittenen oder metastasierenden Karzinomen vorgesehen. Der Absatz des Blockbusters konnte im Geschäftsjahr 2021 – Dank weiterer Zulassungen – um 19 Prozent gesteigert werden.

Aber auch der Impfstoff gegen HPV, Gardasil (5,7 Milliarden US-Dollar Umsatz), bestach durch ein hohes Wachstum von 44 Prozent.

Die letzten Quartalszahlen der Merck Aktie und Merck-Aktie Prognose 2022

Das Umsatzwachstum des ersten Quartals lag bei 50 Prozent. Ein Umsatz von knapp 16 Milliarden US-Dollar bei einem Nettoergebnis von 4,3 Milliarden US-Dollar (+ 57 Prozent) wurde erreicht. Die Ergebnisse beziehen sich auf fortgeführte Geschäftsaktivitäten ohne Organon, die am 2. Juni 2021 abgespalten wurde.

Quelle: News Release Q1-2022 von Merck

Eine gute Entwicklung konnte auch der hauseigene Blockbuster Keytruda abliefern. Die Umsätze des Krebsmedikaments erhöhten sich um 23 Prozent auf 4,8 Milliarden US-Dollar.

Am stärksten konnte der Absatz mit dem Impfstoff Gardasil gesteigert werden. Hier zogen die Umsätze um 59 Prozent auf einen Wert von 1,45 Milliarden an. Insgesamt konnte der Pharmaumsatz um 53 Prozent zulegen. Der Bereich Tiergesundheit kam auf einen Umsatzzuwachs von 4 Prozent.

Merck Aktie Prognose und Ausblick von Merck auf das Geschäftsjahr 2022

Das Management von Merck sieht sich auch im Geschäftsjahr 2022 auf Kurs und erhöhte mit der Veröffentlichung der Zahlen für das erste Quartal 2022 die Umsatzprognose.

Demnach werden die Gesamtumsätze zwischen 56,9 und 58,1 Milliarden US-Dollar erwartet, was einem Umsatzanstieg zwischen 17 und 19 Prozent gleichkommt. Der Ausblick für das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) wurde ebenfalls angehoben. Erwartet wird ein EPS in einer Spanne zwischen 7,24 und 7,36 US-Dollar.

Quelle: EPS Entwicklung Merck Aktie

Im Vergleich zu dem Wert des Vorjahres von 6,02 US-Dollar würde dies im günstigsten Fall einem Anstieg von 22,3 Prozent entsprechen.

Wichtige Kennzahlen der Merck Aktie aus der Levermann-Analyse

In der Levermann-Analyse erreicht die Merck Aktie einen Score von vier Punkten, was die Merck Aktie zu einem Topscorer der Strategie macht.

Quelle: Levermann-Score der Merck Aktie auf aktien.guide

Aus fundamentaler Sicht überzeugt die Merck Aktie mit einer hohen Eigenkapitalrendite (34 Prozent) und EBIT-Marge (28 Prozent). Aber auch der Wert der Eigenkapitalquote von 36 Prozent ist hoch genug, um einen Punkt in der Levermann-Analyse zu erreichen.

Bei der Bewertung kann die Merck Aktie weniger überzeugen: Für das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,3 gibt es keinen Punkt. Für den Wert KGV-5-Jahre (18,6) gibt es sogar einen Punktabzug. Einen weiteren Punktabzug gibt es für die durchschnittlich guten Analystenmeinungen. In der Levermann-Analyse werden sie als Kontraindikator eingesetzt.

Für die Kursentwicklung am Tag der Veröffentlichung der letzten Quartalszahlen gab es dafür einen Pluspunkt. Ursächlich hierfür waren nicht nur die besser als erwarteten Quartalsergebnisse, sondern vor allem die Erhöhung der Finanzprognose.

Da die Aktie über die vergangenen sechs und zwölf Monate eine positive Kursperformance aufweist, konnten am Ende zwei zusätzliche Punkte gewonnen werden.

Bewertung der Merck Aktie

Die Merck Aktie erscheint mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,3 sowie einer Dividendenrendite von 2,8 Prozent als fair bepreist. Schließlich erwartet das Management einen Umsatzanstieg von bis zu 19 Prozent bei einem bereinigten Ergebnisanstieg – im günstigsten Fall – von über 20 Prozent im laufenden Jahr.

Quelle: Bewertungen der Merck Aktie auf aktien.guide

Im Folgejahr könnte das Wachstum des EPS jedoch – gemäß Analysten – auf einen Wert von 4,6 Prozent zurückkommen.

Quelle: Entwicklung des erwarteten Gewinnwachstums der Merck Aktie auf aktien.guide

Es ist derzeit nicht davon auszugehen, dass das Wachstumstempo ins Negative umschlägt. Zu stark erscheinen die Erfolge des Hauptumsatzbringers Keytruda.

Etwas schlechter präsentieren sich die Bewertungskennzahlen anhand der Free Cashflows. Merck generiert hier zwar hohe Free Cashflows (12,8 Milliarden US-Dollar in den letzten zwölf Monaten), gemessen an dem Enterprise Value zahlen Investoren jedoch schon einen Faktor von 20.

Die Produkte von Merck

Ein Pharmaunternehmen lebt von seiner Produktpipeline und diese ist oftmals zeitlich limitiert, denn die Patente verlieren schnell ihre schützende Wirkung. Positiv ist daher zu werten, dass es bei dem Blockbuster Medikament Keytruda um ein relativ junges Medikament handelt mit weiteren Potenzialen.

Der Blick in die Medikamenten-Pipeline offenbart für Investoren oftmals eine Blackbox. Ohne ins Detail zu gehen, befinden sich bei Merck derzeit 29 Programme in der Phase 3 einer klinischen Zulassung. Der Phase 2 lassen sich 77 Programme zurechnen, was für eine gute Füllung der Pipeline spricht.

Fazit zur Merck Aktie

Die Merck Aktie überzeugt als ein Pharmaunternehmen durch seine breite Aufstellung als Big-Pharma-Unternehmen, dessen Medikamentenportfolio Milliardenumsätze generiert und zugleich wächst. Besonders mit dem Krebsmedikament Keytruda schreibt Merck Geschichte. Es befindet sich auf Platz vier der weltweit am häufigsten verkauften Medikamente und ist maßgeblich für den finanziellen Erfolg von Merck in den letzten Jahren verantwortlich.

Vergleichen könnte man die Geschichte mit Pfizer Ende der 90er, welches durch das Potenzmittel Viagra einen nennenswerten Aufstieg erfuhr. Oder auch die Entwicklung von Harvoni und Sovaldi (Gilead), welche zu den teuersten Medikamenten der Welt gehören.

Die Erfolgsgeschichte von Einzelprodukten führt jedoch langfristig zu Problemen. Dies geschieht besonders dann, wenn der Patentschutz abläuft und keine neuen Medikamente die drohenden Umsatzrückgänge auffangen können. Bereits heute steht Keytruda für einen Umsatzanteil bei Merck von 35 Prozent, was ein ökonomisches Risiko darstellt.

Ein gutes Chancen-Risiko-Verhältnis

Pharmakonzerne bieten ein interessantes Chancen-Risiko-Profil. Besonders hoch ist es in der Entwicklungsphase, denn hier fließt viel Geld in die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente und Therapien. Ob am Ende ein marktfähiges Medikament rauskommt, das ist ungewiss. Gelingt die Marktzulassung nach der Phase 3, so winkt eine Lizenz zum Gelddrucken mit der die hohen Kosten wieder eingespielt werden können.

Besonders gut aufgestellt sind große Pharmakonzerne mit einem ausgewogenen Medikamentenportfolio, welche hohe freie Mittelzuflüsse generieren und die regelmäßig in die Forschung und Entwicklung investieren. Als ein solches Unternehmen kann man Merck definitiv bezeichnen – 12,3 Milliarden US-Dollar flossen im vergangenen Jahr ins Research und Development.

Quelle: Ausgaben für Forschung und Entwicklung

Von den fast 48 Milliarden US-Dollar Umsatz blieb am Ende ein freier Cashflow von knapp 13 Milliarden US-Dollar übrig – Geld, das nicht nur den Aktionären über Dividenden und Aktienrückkäufe zurückgegeben werden kann, sondern auch in die Entwicklung und Übernahme neuer Medikamente fließt.

Ein Beispiel wäre hier die im Jahr 2021 getätigte Übernahme des Biotechnologieunternehmens Acceleron Pharma für 11,5 Milliarden US-Dollar. Die Investitionen könnten für weiteres Wachstum stehen.

Als Dividendenaktie könnte die Merck Aktie für langfristig orientierte Anleger spannend sein. Seit mehr als zehn Jahren erhöht der Pharma-Gigant seine Dividendenzahlungen ohne Unterbrechungen. Gleichzeitig bietet die Aktie eine aktuell hohe Dividendenrendite von fast 3 Prozent bei einer durchschnittlichen Wachstumsrate der Dividende im hohen einstelligen Bereich.

Quelle: Dividenden der Merck Aktie auf aktien.guide

In der Levermann-Analyse überzeugt die Merck Aktie ebenfalls, was auch auf technische Kennzahlen sowie dem Kursanstieg der letzten Monate zurückzuführen ist. Mit einem erwarteten KGV von 14 ist die Aktie nicht wirklich teuer, bezogen auf den Free Cashflow hingegen schon.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Merck besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.