Heute möchten wir mit Intuitive Surgical Aktie (ISIN: US46120E6023) ein Unternehmen der Medizintechnik vorstellen. Konkret handelt es sich um den weltweiten Marktführer für robotergesteuerte Chirurgie-Systeme – ein Markt mit großer Zukunft.
Intuitive Surgical überzeugt mit einem starken Wachstum bei einer gleichzeitig hohen Profitabilität. Besonders beeindruckend ist dabei das eigene Ökosystem, denn mit jeder Operation wird auch nach dem Verkauf der Roboter kräftig mitverdient.
Die Aktie wird aktuell in der Levermann-Analyse mit dem Urteil “Kaufen” geadelt. Ob Intuitive Surgical trotz hoher Bewertung wirklich für einen Einstieg attraktiv ist, das möchten wir mit der nachfolgenden Analyse genauer herausarbeiten.
Intuitive Surgical ist ein US-amerikanisches Technologieunternehmen der Medizintechnik und gilt als Pionier roboterassistierter Chirurgie-Systeme für minimalinvasive Eingriffe.
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1995, fünf Jahre später folgte bereits der Börsengang zu einem Preis von neun US-Dollar. Im selben Jahr erhielt Intuitive Surgical schließlich die Zulassung für sein bis heute revolutionäres Da-Vinci-Operationssystem.
Das Robotersystem wurde in den 80er Jahren mit Hilfe des SRI International (Stanford Research Institute) entwickelt und sollte es Chirurgen ursprünglich ermöglichen, ferngesteuert in Krisengebieten zu operieren.
Was ursprünglich wie ein Nischenprodukt aussah, entwickelte sich schnell zu einem Milliardengeschäft mit großem Potenzial, denn die Roboter-Operationen bringen für Patienten entscheidende Vorteile. So können Chirurgen mit den Technologie-Assistenten genauer arbeiten, der Blutverlust ist geringer, die Wunden heilen schneller und äußerliche Schnittwunden sind maximal zwei Zentimeter groß – entscheidende Vorteile für einen Geschäftserfolg.
Im letzten Geschäftsjahr 2019 generierte das Unternehmen Gesamtumsätze in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar, was einem erneuten Rekord entsprach. Rekordverdächtig war auch das Umsatzwachstum, denn gegenüber dem Vorjahr konnte der Umsatz um 20,1 Prozent zulegen.
Auch ist das Unternehmen mit einem Jahresüberschuss von 1,4 Milliarden US-Dollar hochprofitabel. Der Zuwachs beläuft sich hier gegenüber dem Vorjahreswert von 1,1 Milliarden US-Dollar auf 22,8 Prozent.
Besonders interessant an Intuitive Surgical ist die Konstellation des Geschäftsmodells, denn es wird nicht nur einmalig an der Systeminstallation verdient. Diese beläuft sich auf 0,5 bis 2,5 Millionen US-Dollar je System. Zusammen sorgten die System-Installationen allein im Geschäftsjahr 2019 für einen Umsatz von 1,4 Milliarden US-Dollar.
Viel spannender sind aus ökonomischer Sicht die wiederkehrenden Einnahmen aus dem Verkauf von Instrumenten und Accessoires für die Roboter. Hier werden nämlich pro Operation zwischen 700 und 3.500 US-Dollar zusätzliche Einnahmen generiert. Im Geschäftsjahr 2019 lag der Umsatz aus diesem Geschäftsfeld mit 2,4 Milliarden US-Dollar sogar deutlich über dem Wert der System-Installationen – Tendenz steigend.
Zusätzlich erhöhen jährliche Servicegebühren von 80 bis 190 Tausend USD-Dollar den Ertrag eines Da Vinci Roboter-Chirurgen. Das Servicegeschäft brachte im Geschäftsjahr 2019 einen zusätzlichen Umsatz von 724 Millionen US-Dollar für den Konzern.
Wie man an dieser Darstellung gut erkennen kann, handelt es sich bei dem Geschäftsmodell von Intuitive Surgical um ein ausgeklügeltes Ökosystem, welches an jeder Operation gut mitverdient. Im Geschäftsjahr 2019 konnten bereits 72 Prozent der Einnahmen wiederkehrenden Quellen zugeordnet werden. Mit jedem weiteren installierten System wird dieses Potenzial nochmals erhöht.
Als ein Profiteur der Corona-Pandemie kann man Intuitive Surgical nicht bezeichnen, denn der Gesamtumsatz sank im dritten Quartal 2020 von 1,13 Milliarden US-Dollar auf 1,08 Milliarden, was einem Umsatzrückgang von 4,5 Prozent entsprach.
Besonders hart traf es das Geschäft mit der Systeminstallation. Hier sanken die Umsätze von 339 auf 268 Millionen US-Dollar. Auch das Geschäft mit Instrumenten und Zubehör litt. Es konnte nur noch leicht von 606 auf 631 Millionen US-Dollar gesteigert werden, was einem Zuwachs von 4 Prozent entsprach. Man merkt an diesen Zahlen sehr deutlich den Einfluss verschobener Operationen, die aus der Bereitstellung von Intensiv-Kapazitäten für Corona-Patienten resultierten.
Wenig überraschend wurde auch ein deutlicher Ergebnisrückgang der Surgical Aktie ausgewiesen. So sank das Nettoergebnis im dritten Quartal von 399 auf 314 Millionen US-Dollar – ein Rückgang von 21 Prozent.
Für das Gesamtjahr 2020 existiert kein Ausblick vom Management. Gemäß S&P Global Market Intelligence wird der Umsatz für das laufende Geschäftsjahr von Analysten im Durchschnitt auf 4,26 Milliarden US-Dollar geschätzt. Im Folgejahr 2021 wird dieser Wert mit 5,03 Milliarden US-Dollar deutlich höher als im Rekordjahr 2019 erwartet.
Im Vergleich zu den Werten aus dem Geschäftsjahr 2019 würde dies einem leichten Umsatzrückgang von 5 Prozent gleichkommen, der sich im Folgejahr 2021 in ein starkes Umsatzwachstum von 18,3 Prozent umwandeln soll.
Ein ähnliches Bild ergibt sich für das Ergebnis je Aktie. Gemäß der Datenbank des aktien.guide wird hier von Analysten ein Ergebnis je Aktie von 9,65 USD-Dollar erwartet. Gegenüber dem Wert des Geschäftsjahres 2019 von 11,95 US-Dollar sollte dies einem Ergebnisrückgang von 19,2 Prozent entsprechen. Im Folgejahr 2021 soll aber schon ein neuer Ergebnisrekord mit 13,29 US-Dollar aufgestellt werden, was einem erwarteten Gewinnwachstum von 37,7 Prozent entspricht.
Neben dem deutlich zweistellig erwarteten Gewinnwachstum überzeugt die Intuitive Surgical Aktie mit weiteren fundamentalen Kennzahlen. Dies sind die EBIT-Marge sowie die Eigenkapitalquote.
Die EBIT-Marge der Intuitive Surgical Aktie setzt das operative Ergebnis in Relation zum Umsatz und sagt etwas über die Profitabilität des Unternehmens aus. Im Geschäftsjahr 2019 belief sich die EBIT-Marge auf 30,7 Prozent – ein Wert, der für die Bestenliste der Aktien mit attraktiver EBIT-Marge problemlos ausreicht.
Die Eigenkapitalquote setzt das Eigenkapital ins Verhältnis zum bilanzierten Gesamtkapital, der Bilanzsumme. Mit einer Eigenkapitalquote von 85,1 Prozent im Geschäftsjahr 2019 lässt sich Intuitive Surgical auch hier den besten Aktien mit hoher Eigenkapitalquote zuordnen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass keine Finanzverbindlichkeiten bilanziert sind und liquide Mittel (Cash und Investments) in Höhe von 6,4 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal 2020 ausgewiesen wurden. Dieser Wert beläuft sich auf fast 60 Prozent der Bilanzsumme. Das hochprofitable Unternehmen schwimmt damit regelrecht in Liquidität.
Bisher gab es nur positives über die Intuitive Surgical Aktie zu berichten. Jetzt folgt aber mit der Bewertung ein negativer Punkt, denn die Aktie wird mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 76,1 gehandelt. Selbst für ein stark wachsendes Unternehmen kann dieser Wert nicht mehr mit herkömmlichen Bewertungsmethoden gerechtfertigt werden. Auch ist der Umsatzmultiplikator – gemessen am Enterprise Value – mit aktuell 18,9 sehr hoch.
In der Levermann-Analyse sowie auch in der High-Growth-Investing-Analyse gab es entsprechend den Kriterien der jeweiligen Strategie keine Punkte.
Besser sieht es leider auch nicht bei der Betrachtung des Free Cashflows aus. Dieser beläuft sich auf gerade einmal 988 Millionen Dollar (TTM). Gemessen an dem Enterprise Value von 81,6 Milliarden US-Dollar errechnet sich ein Multiplikator von 92,6.
Das Geschäftsmodell von Intuitive Surgical überzeugt auf ganzer Linie. Das Unternehmen befindet sich in einem langfristigen Wachstumsmarkt und kann mit seinem Da Vinci Roboter-Systemen eine Lösung zum Fachkräftemangel liefern sowie die Lebensqualität der Patienten steigern.
Auch existieren hohe Markteintrittsbarrieren aufgrund von Patenten und Innovationen. Weiter scheint das Marktpotenzial der Roboter-Systeme in vielerlei Hinsicht noch lange nicht ausgeschöpft zu sein, was die Aktie prinzipiell zu einem interessanten langfristigen Investment macht.
Zuversicht bringen auch noch vielversprechende Produkte aus der Pipeline des Unternehmens. Diese seien mit Ion und Da Vinci SP genannt. Auch soll über ein kürzlich aufgelegtes 100 Millionen schweres Investment-Vehicle in zukünftige Marktführer der minimalinvasiven Pflege investiert werden.
Weniger interessant stellt sich allerdings die Bewertung der Aktie dar. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 76 ist das Unternehmen selbst für einen Wachstumswert sehr teuer – besonders wenn man bedenkt, dass das Unternehmen unter der Corona-Pandemie leidet.
Historisch gesehen war die Aktie schon immer teuer – Qualität hat eben seinen Preis. Aktuell befindet sich das KGV leicht über dem Fünf-Jahres Durchschnitt von 73,8. Historisch gesehen gab es jedoch deutlich günstigere Zeitpunkte für einen Einstieg. So konnte man die Aktie beispielsweise im März 2020 zu einem KGV von unter 30 erwerben, was für eine gut wachsende und qualitativ hochwertige Aktie durchaus attraktiv ist. Zusammenfassend könnte es daher für langfristige Anleger sinnvoll sein, auf günstigere Einstiegskurse zu warten.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Intuitive Surgical besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.