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Inditex Aktienanalyse: Niemand kann Fast Fashion besser

Geschrieben von Frank Seehawer | 16.7.2024
Inhaltsverzeichnis
Die Inditex Aktie (ISIN: ES0148396007), der weltweit größte Akteur in Sachen Fast Fashion, hat sich über die Jahre eine unangefochtene Spitzenposition erarbeitet. Das familienkontrollierte Unternehmen profitiert von einer überwiegend regionalen Produktion, die durch kurze Lieferzeiten und flexibles Reagieren auf Modetrends starke Wettbewerbsvorteile bietet.

 

Quelle: Inditex Aktienkurs

Auch der Aktienkurs spricht eine deutliche Sprache: Auf Sicht von zehn Jahren ist eine Kursverdopplung zu verzeichnen. Eine besondere Dynamik war dabei in den letzten drei Jahren zu beobachten, auf die mehr als die Hälfte der Kursgewinne entfielen.

Das spanische Unternehmen hat sich nicht nur sichtbar von den Corona-Lockdowns erholt, sondern – trotz des zunehmenden Wettbewerbsdrucks durch neue Marktteilnehmer wie SHEIN, Temu oder Primark – auch zuletzt ein beeindruckendes Wachstum abgeliefert.

Die hohe Bewertung des Unternehmens erscheint angesichts der weiterhin robusten Wachstumsaussichten gerechtfertigt. Doch bleibt Inditex auch in Zukunft ein Vorreiter in der Modebranche? Die nachfolgende Inditex-Aktienanalyse soll näheres verraten.

Das Wichtigste in Kürze
  • Inditex ist der unangefochtene Marktführer im Bereich Fast Fashion
  • Eine überwiegend regionale Produktion sorgt für starke Wettbewerbsvorteile
  • Das letzte Wachstum überzeugte, obwohl der Wettbewerbsdruck zunimmt
  • Die Bewertung ist hoch, erscheint aber angesichts der Wachstumschancen fair

Unternehmensprofil – Fast Fashion Marktführer

Inditex ist eines der weltweit größten Modehandelsunternehmen. Um genau zu sein, ist es der Marktführer im Bereich Fast Fashion – das Geschäftsmodell der schnellen Mode und vertikalen Integration. Im Kern geht es darum, rasch auf Modetrends zu reagieren und die Produktion in geografische Nähe zu den Hauptmärkten zu verlagern, was kürzere Lieferzeiten zur Folge hat.

Das ganze natürlich zu äußerst attraktiven Kosten. Produziert wird bei Inditex überwiegend in der spanischen Provinz. Aber auch in nahegelegenen Niedriglohnländern wie Marokko oder Portugal wird Geschäft gemacht. Im Gegensatz zur Konkurrenz ist die asiatische Produktion deutlich niedriger ausgeprägt, was hinsichtlich Schnelligkeit ein entscheidender Vorteil ist und auch ein möglicher Grund für die seit Jahren unangefochtene Marktführerschaft.

Der Markt boomt. Vor allem die junge Generation ist die Zielgruppe von Fast Fashion. Die neuesten Trends zu erschwinglichen Preisen bietet kein anderes System besser.

Ein Geschäftsmodell, zahlreiche Store-Konzepte

Quelle: Inditex Pressemitteilung Jahreszahlen 2023

Zu den Hauptmarken von Inditex gehören u.a. Zara, Zara Home, Pull&Bear, Massimo Dutti, Bershka und Stradivarius, die jeweils unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und durch spezifische Store-Konzepte und Standortwahl gekennzeichnet sind. Zara zeichnet sich beispielsweise durch ein minimalistisches Store-Design aus und befindet sich häufig in Premium-Lagen, während Zara Home auf Heimtextilien und wohnliche Atmosphäre setzt und oft in der Nähe von Zara-Filialen platziert wird. Zuletzt konnte bei allen Store-Konzepten ein sichtbar zweistelliges Wachstum ausgewiesen werden, was auf ein durchweg intaktes Geschäftsmodell hindeutet.

Quelle: Inditex Pressemitteilung Jahreszahlen 2023

Geografisch betrachtet hat Inditex weiterhin eine starke Präsenz in Europa, insbesondere in Spanien, seinem Heimatmarkt, sowie in Amerika und dem Rest der Welt. Die Anzahl der Geschäfte zeigt eine überwiegende Mehrheit an firmeneigenen Filialen im Vergleich zu Franchise-Filialen, was die Kontrolle über die Markenführung und Produktqualität unterstützt.

Aber auch im Online-Handel wächst der Fast-Fashion-Champion kräftig. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023 wurde mit 9,1 Milliarden Euro ein Wert erreicht, der rund einem Viertel des Gesamtumsatzes entspricht. Mit 16 Prozent wächst dieser Bereich sogar deutlich schneller als der Umsatz im stationären Handel. Dabei zieht das Unternehmen alle Register des Online-Marketings. Die eigene App hat mehr als 150 Millionen aktive Nutzer und eine Viertelmilliarde Menschen, die dem Konzern in den sozialen Medien folgen, sprechen für sich.

Durch seine Omnichannel-Strategie und das flexible Geschäftsmodell konnte Inditex in der Vergangenheit so seine führende Position im globalen Modeeinzelhandel recht gut erhalten. Vor allem der strikte Fokus darauf, dem Kunden aktuelle Mode zu erschwinglichen Preisen zu bieten und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit und Effizienz in der Lieferkette zu achten, ist als eines der entscheidenden Erfolgsgeheimnisse zu sehen. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

Neue Intensität des Wettbewerbs

In den letzten Jahren hat sich der Wettbewerb im Modeeinzelhandel durch aufstrebende Unternehmen wie SHEIN, Temu (Internationale Tochter von der chinesischen PDD Holding) und Primark (Tochterunternehmen von AB Foods) deutlich verschärft. Alle drei haben eigene Strategien entwickelt, um Marktanteile zu gewinnen und ihre Präsenz weltweit auszubauen. Sie stellen damit eine ernsthafte Herausforderung für etablierte Unternehmen wie Inditex dar.

SHEIN hat sich beispielsweise als ein chinesisches Online-Modeunternehmen durch seine aggressive Preisstrategie und seine Fähigkeit, noch schneller auf Modetrends zu reagieren, einen Namen gemacht. Es setzt dabei stark auf digitale Marketingstrategien und nutzt effektiv soziale Medien und Influencer-Kampagnen, um junge, trendbewusste Kunden anzusprechen. Dank umfassender Datenanalysen kann SHEIN am Ende schnell erkennen, welche Produkte gefragt sind, und diese in kürzester Zeit produzieren und anbieten. Das Unternehmen profitiert zudem von seiner schlanken, rein onlinebasierten Struktur, die es ermöglicht, die Betriebskosten niedrig zu halten und die Preise weiter zu senken.

Primark hingegen verfolgte wie Inditex ursprünglich ein Geschäftsmodell, das auf physischen Läden basiert, sich aber stärker auf niedrige Preise konzentrierte. Die irische Marke hat sich mit großflächigen Läden in zentralen Lagen und einem breiten Angebot an modischer und preisgünstiger Kleidung gut etablieren können.

Temu hingegen ist ein Gemischtwarenladen, der vor allem auch Dinge des täglichen Bedarfs und Lifehack-Produkte anbietet. Aber auch hier überzeugt die aggressive Expansion in Europa und Amerika. Wie lange der Erfolg anhält, dürfte auch eine Frage der Regulierer sein.

Doch der Kampf zwischen den Rivalen geht in erster Linie auf Kosten der kleineren Einzelhändler außerhalb des Fast Fashion. Am Beispiel Kaufhof/Karstadt kann man gut erkennen, wer am stärksten leidet. Inditex kommt hier aufgrund seiner starken Profilierung noch relativ gut weg. Vor allem bietet er Kunden Vorteile, die sich nach wie vor durch die regionale Produktion beschreiben lassen – Schnelle Modetrends und eine gute Qualität zu günstigen Preisen. Hier gibt es Unterschiede zu SHEIN, Temu und Primark, die nicht zwingend das gleiche Maß erreichen. Dennoch sollte man den Aufstieg dieser neuen Akteure genau beobachten.

Die letzten Inditex-Quartalszahlen von April 2024

Quelle: Finanzdaten von Inditex

Die Zahlen des ersten Quartals 2024, das am 30. April 2024 endete, sprechen eine deutliche Sprache. Der Umsatz stieg um 7 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Beim Nettogewinn gab es ein zweistelliges Plus von 11 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Die Filialexpansion läuft weiter auf Hochtouren. So wurde im Februar die erste Filiale in Usbekistan eröffnet. Zum Ende des ersten Quartals betrieben die Spanier 5.698 Filialen – 10,5 Prozent mehr als im Vorquartal. Damit ist ein wichtiger Grundstein für zukünftiges Wachstum gelegt.

Positiv zu vermerken ist auch, dass sich das Umsatzwachstum im ersten Monat nach Quartalsabschluss auf 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr beschleunigt hat. Damit hat sich die Wachstumsdynamik erhöht. Positive Impulse kommen auch aus dem Online-Geschäft sowie aus der Lagerhaltung.

Inditex Aktie Prognose 2024/2025

Auch Inditex geht von einem weiteren Wachstum aus, wobei im letzten Quartalsbericht keine konkreten Prognosen zu den Finanzkennzahlen 2024/2025 bekannt gegeben wurden. Es wird lediglich von einem jährlichen Flächenwachstum von 5 Prozent bis zum Ende des Geschäftsjahres 2026 gesprochen. Zudem soll ein negativer Währungseffekt von 2 Prozent die Umsatzbasis belasten.

Quelle: Umsatz- und Margenprognose 2025 bis 2029 der Inditex-Aktie

Die Analysten sind da schon konkreter. Sie sehen ein weiterhin zweistelliges Wachstum von 10,4 Prozent im Geschäftsjahr 2024. In den Folgejahren soll der Umsatz dann jährlich im hohen einstelligen Prozentbereich weiter steigen – auf über 50 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2029. Innerhalb von fünf Jahren würde sich der Umsatz um gut 15 Mrd. Euro bzw. knapp 42 Prozent erhöhen. Tritt dieser Fall ein, dürfte Inditex sein historisches Wachstum fortsetzen.

Quelle: Analystenschätzungen zur EPS-Entwicklung von Inditex

Die Erträge dürften sich dabei ähnlich positiv entwickeln, wobei eine leichte Margenausweitung absehbar wäre. Aber kommen wir zurück zu den aktuellen Prognosen. Auf EPS-Ebene wird für das Geschäftsjahr 2024 ein Wachstum von über 30 Prozent erwartet. Am Ende könnte so ein Gewinn je Aktie von 1,73 Euro erreicht werden. Das KGV läge dann bei 25,8. Bis zum Jahr 2029 könnte der Wert dann – so die Analysten – auf 2,83 Euro je Aktie steigen. Der Gesamtzuwachs würde mit 63,6 Prozent im Betrachtungszeitraum deutlich über dem Umsatzwachstum von 42 Prozent liegen.

Wichtige Kennzahlen der Inditex-Aktie aus der Levermann-Analyse

Auch in der Levermann-Analyse überzeugt die Inditex-Aktie. Mit sechs Punkten wird fast die Hälfte der 13 möglichen Punkte erreicht.

Quelle: Levermann-Analyse der Inditex-Aktie

Dabei überzeugt die Aktie in allen fundamentalen Kennzahlen. Das erwartete Gewinnwachstum von 18,2 Prozent rundet das Profil der Aktie als profitabler Wachstumswert ab. Aber auch aus technischer Sicht gibt es viel Positives zu berichten. So überzeugt die Aktie mit einer guten kurz- und mittelfristigen Kursperformance von 21,1 bzw. 37,1 Prozent. Die Aktie notiert auf Allzeithoch. Auch die Gewinnrevision – also die Veränderung der Analystenerwartungen hinsichtlich der EPS-Entwicklung in den letzten vier Wochen – gibt positive Impulse. Der größte Schwachpunkt des Unternehmens dürfte derzeit die durchaus als hoch zu bezeichnende Bewertung sein. So liegt das erwartete KGV bei 24,6. Das KGV-5-Jahre, welches die letzten drei sowie die kommenden zwei Jahre als Berechnungsgrundlage heranzieht, liegt mit 28,5 deutlich höher. Das erwartete KGV zeigt dabei einen deutlichen Abwärtstrend auf. Und auch die Analystenmeinungen zum EPS im Jahr 2029 könnten für ein weiteres Absinken des KGVs auf einen Wert von 16 sorgen.

Bewertung der Inditex-Aktie

Quelle: Bewertungskennzahlen der Inditex-Aktie

Die Bewertung der Inditex-Aktie ist mit einem erwarteten KGV von 24,6 auf den ersten Blick nicht günstig. Berücksichtigt man jedoch das Umsatzwachstum der letzten zwölf Monate von 9,1 Prozent und das erwartete Gewinnwachstum von über 18 Prozent, relativiert sich diese Ansicht. Vor allem die historische Wachstumsentwicklung bestätigt diesen Eindruck. In den letzten zehn Jahren wurde ein hohes einstelliges Umsatzwachstum geliefert, das EPS stieg sogar etwas schneller.

Dabei zeigen die letzten Quartalszahlen eine positive Dynamik auf, die leicht über dem Durchschnitt der letzten Jahre liegt. Auch die Filialexpansion kommt gut voran. Der Aufstieg chinesischer Wettbewerber wie Temu oder SHEIN spiegelt sich derzeit in den Finanzkennzahlen nicht negativ wider. Diese Entwicklung gilt es jedoch weiter zu beobachten.

Fazit zur Inditex-Aktie

Die Inditex-Aktie könnte trotz erhöhter Bewertung nach wie vor eine attraktive Option für Anleger sein, die in den globalen Modeeinzelhandel investieren möchten. Vor allem die Positionierung als Marktführer und die Konzentration auf die Kernkompetenzen im Bereich Fast Fashion dürfte für Investoren ein überzeugendes Argument sein. Die Aussichten für das Gesamtjahr blieben zuletzt solide. Ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich wird erwartet – und das trotz des zunehmenden Wettbewerbsdrucks durch aufstrebende Konkurrenten wie SHEIN, Temu oder Primark. Dabei könnte auch in Europa die Konjunktur besser laufen.

Inditex zeigt damit, dass es in der Lage ist, sich schnell an veränderte Marktbedingungen anzupassen und Wettbewerbsvorteile durch seine überwiegend regionale Produktion für sich zu nutzen. Im Gegensatz zu H&M zahlt sich diese Strategie aus, wie man gut an der Aktienkursentwicklung sowie den operativen Kennzahlen erkennen kann.

Die Bewertung der Aktie ist zwar hoch, erscheint aber angesichts der robusten Wachstumsaussichten und der soliden Unternehmensstrategie gerechtfertigt. Langfristig orientierte Anleger könnten in der Inditex-Aktie also weiterhin eine vielversprechende Option sehen.

Quelle: Inditex Kursziel 2024 - Einstufung & Empfehlung von Analysten

Auch die Analysten sehen das Potenzial der Textil-Aktie ähnlich. Knapp die Hälfte rät zum Kauf, 41 Prozent zum Halten. Das durchschnittliche Kursziel von 47,43 Euro scheint jedoch bereits weitgehend ausgeschöpft zu sein. Neue Impulse dürften vor allem von der weiteren Filialexpansion sowie der Entwicklung der chinesischen Wettbewerber Temu oder SHEIN ausgehen.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Inditex besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.