Die COVID-19 Krise sorgte bei den Düsseldorfern für einen deutlichen Einbruch der Geschäftsaktivität. Besonders im Klebstoff-Geschäft erlitt das Unternehmen starke Rückschläge. Mittlerweile zeichnen sich aber Erholungstendenzen ab, welche auch in einem Anstieg des Aktienkurses ablesbar sind. Seit drei Wochen befindet sich die Aktie zudem auf der Levermann-Topscorer-Liste für Deutschland.
Fundamentale Highlights sind die EBIT-Marge sowie die Eigenkapitalquote des Unternehmens. Aber auch ein erwartetes zweistelliges Gewinnwachstum könnte auf ein interessantes Investment hindeuten. Ob die Levermann-Analyse hier wirklich eine attraktive Aktie herausgefiltert hat, das möchten wir mit der nachfolgenden Analyse prüfen.
Henkel ist ein deutscher Konsumgüterhersteller, der in den drei Geschäftsfeldern Adhesive Technologies, Beauty Care und Laundry & Home Care tätig ist.
Während sich das erste Geschäftsfeld mit Klebstoff-Technologien auseinandersetzt und ein Zulieferer der Automobilindustrie ist, so beschäftigen sich die anderen beiden Segmente mit Schönheitspflegeprodukten sowie Wasch- und Reinigungsmitteln. Bekannte Marken wie Schwarzkopf, Syoss, Persil, Bref, Perwoll oder Loctite gehören zum Markenportfolio des Düsseldorfer Konsumgüterriesen.
Im Geschäftsjahr 2019 wurde mit Henkel-Produkten ein Umsatz von 20,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Gegenüber dem Vorjahr 2018 konnte dieser Rekordwert um 1,1 Prozent gesteigert werden. Beim bereinigten betrieblichen Ergebnis (EBIT) wurde jedoch ein Ergebnisrückgang von 7,9 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Die entsprechende Ergebnis-Marge belief sich auf 16 Prozent und blieb 1,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert von 17,6 Prozent.
Den größten Anteil am Konzernumsatz hatte das Klebstoff-Segment Adhesive Technologies mit 47 Prozent. Es folgten mit einem Anteil von 33 % die Wasch- und Reinigungsmittel aus dem Segment Laundry & Home Care. Das Schönheits-Segment Beauty Care erreichte einen Umsatzanteil von 19 Prozent.
Geographisch gesehen dominiert ein Fokus auf bedeutende Wachstumsregionen der Welt, den Emerging Markets. Diese sieht der Konzern mit Osteuropa, Afrika, den Nahen Osten, Lateinamerika sowie Asien ohne Japan. Rund 40 Prozent der Umsatzerlöse entstammten im Geschäftsjahr 2019 genau solchen Regionen.
Nach dem guten Geschäftsjahr 2019 kam im Folgejahr 2020 Gegenwind auf. Bereits im ersten Quartal 2020 verzeichnete der Konzern – bedingt durch die Effekte der Ausbreitung des Coronavirus – einen leichten Umsatzrückgang von 0,8 Prozent.
Mit dem zweiten Quartal 2020 verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage des Konsumgüterherstellers nochmals deutlich. So wurde im ersten Halbjahr 2020 ein Umsatzrückgang von 6 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Und auch beim bereinigten betrieblichen Ergebnis (EBIT) ging es abwärts: Es sank von 1,6 Milliarden Euro um 27,5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Besonders hart traf es das Klebstoff-Geschäft. Hier musste ein Umsatzrückgang von 12,2 Prozent hingenommen werden.
Die ursprüngliche Prognose für das Geschäftsjahr 2020, welche ein organisches Umsatzwachstum von 0 bis 2 Prozent sowie eine bereinigte EBIT-Marge von 15 % vorsah, konnte bereits im ersten Quartal 2020 nicht mehr gehalten werden. Bedingt durch die dynamischen Entwicklungen der COVID-19 Pandemie entschloss sich der Vorstand damals schon zu einer Rücknahme der Prognose. Gleichzeitig verzichtete er auf weitere Vorhersagen zur Henkel Aktie. An diesem Sachverhalt hat sich auch mit der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen 2020 nichts geändert. Investoren müssen sich folglich mit den Prognosen der Analysten begnügen.
Diese sehen gemäß S&P Global Market Intelligence den Umsatz durchschnittlich bei 18,97 Milliarden Euro. Im Folgejahr 2021 soll dieser dann auf 19,64 Milliarden Euro leicht (3,5 Prozent) steigen.
Beim Ergebnis je Aktie sehen Analysten gemäß der Datenbank des aktien.guide einen Wert von 4,11 Euro für das Geschäftsjahr 2020 als realistisch an. Im Folgejahr 2021 soll dieser Wert dann – gemäß der Analysten – auf 4,70 Euro ansteigen, was einem erwarteten Gewinnwachstum von 14,4 Prozent entspricht. Der Wert würde damit aber immer noch unterhalb des Gewinns je Aktie aus dem Geschäftsjahr 2019 von 4,81 Euro liegen.
Wichtige fundamentale Kennzahlen aus der Levermann-Analyse sind die EBIT-Marge sowie die Eigenkapitalquote.
Die EBIT-Marge der Henkel Aktie beläuft sich auf 14,2 Prozent und hat sich über die letzten zwei Jahre leicht abgeschwächt. Besser sah es bei der Eigenkapitalquote aus. Sie konnte über die letzten zwei Jahre stetig gesteigert werden – auf einen Wert von zuletzt 58,3 Prozent.
Auch wenn beide Werte gemäß den Levermann-Kriterien als gut klassifiziert werden können, für eine Top-Platzierung der Henkel Aktie reichte nur der Wert der Eigenkapitalquote.
Bei der Bewertung fällt die Henkel Aktie mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 21 als nicht besonders günstig auf. Der aktuelle Wert liegt nochmals deutlich über dem durchschnittlichen KGV der letzten fünf Jahre von 17,5 und stieg seit Mitte März 2020, an dem die Aktie mit einem KGV von 13,5 gehandelt wurde, deutlich an.
Gemessen am Free Cashflow (TTM) von 2,5 Milliarden Euro sowie einem Enterprise Value von 40,1 Milliarden Euro errechnet sich ein Multiplikator von 16,1. Der Wert liegt deutlich unter dem des aktuellen KGVs, jedoch kann auch hier noch nicht von einem günstigen Ergebnismultiplikator gesprochen werden.
Die Henkel Aktie ist unter konservativen Investoren ein Basisinvestment. Seit 2009 konnten Investoren mit der Aktie auch gutes Geld verdienen, denn der Aktienkurs hat sich von rund 14 Euro im Jahr 2009 auf zuletzt über 100 Euro im Jahr 2017 äußerst gut entwickelt.
Seither mussten Investoren bis zur Corona-Krise im März 2020 einen 20 prozentigen Rückgang der Henkel Aktie verkraften – und das, obwohl Henkel im Geschäftsjahr 2019 einen Rekordumsatz erwirtschaftet hat.
Die Ausbreitung des Virus sorgte schließlich für einen signifikanten Umsatz- und Ergebnisrückgang, wodurch der Aktienkurs nochmals deutlich absagte. Mutige Investoren konnten hier ein Schnäppchen schlagen, denn der Aktienkurs hat sich gut erholen können.
Ob die alten Rekord-Kursmarken jedoch wieder erreicht werden bleibt fraglich, denn Henkel verfügt schon seit einigen Jahren über ein latentes Problem: Wachstum. Die Umsätze wachsen nur noch schwach, sie gingen im Geschäftsjahr 2018 sogar zurück. Zuletzt lag die Prognose des Umsatzwachstums bei 0 bis 2 Prozent, durch das Coronavirus wird es wahrscheinlich deutlich negativ sein.
Auch wenn durch Erholungseffekte mittelfristig wieder ein zweistelliges Ergebniswachstum generiert werden könnte, es sollte maßgeblich durch Erholungseffekte erklärbar sein. Die aktuelle Bewertung ist damit für einen schwach wachsenden Großkonzern nicht gerade günstig.
Solange sich an den langfristigen Wachstumsperspektiven des Unternehmens nichts ändert, drängt sich ein Kauf für langfristige Anleger nicht unbedingt auf. Denn Wachstum ist am Ende das, was die Aktie für eine Neubewertung bräuchte. Aktuell gibt es für eine solche aber keine konkreten Anzeichen.
Wenn Du wöchentlich neue Investmentideen und kostenlose Aktienanalysen, die nach der Levermann-, High-Growth-Investing- oder Dividenden-Strategie ausgewählt wurden, per E-Mail bekommen möchtest, dann kannst Du jetzt unseren kostenlosen aktien.guide Newsletter abonnieren.
Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Henkel besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.