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HelloFresh: Gewinner der Corona-Pandemie!

Geschrieben von Frank Seehawer | 20.5.2020
Der Online-Handel boomt und ein Teilbereich des Sektors wächst in diesem Zusammenhang ebenfalls stark: der Versand von Kochboxen.

Hierbei handelt es sich um einen Nischenmarkt, der eine ganz spezielle Klientel für sich entdeckt hat. Mittlerweile ist aus der kleinen Nische aber ein milliardenschweres Geschäft geworden, das in vielen Ländern auf der Welt ausgerollt wird.

Die deutsche HelloFresh Aktie ist ganz vorne mit dabei und überzeugt mit einem nachhaltig hohen Wachstum. Auch wurde im letzten Quartal auf bereinigter EBITDA-Ebene die Profitabilität erreicht. Die Corona-Pandemie sorgt zusätzlich für Wachstumsdynamik und bei der Bewertung scheint noch Luft nach oben zu sein.

Kein Wunder also, warum die Aktie auf der High-Growth-Investing Topscorer-Liste aufgetaucht ist. Ob die Aktie tatsächlich ein Kandidat für ein Investment nach der HGI-Strategie ist, wird im Folgenden erläutert.

Unternehmensprofil – Der Versand von Kochboxen

Bei HelloFresh handelt es sich um ein erst im Jahr 2011 gegründetes Unternehmen, das sich auf den Versand von Kochboxen spezialisiert hat und diese über Abonnements vermarktet.

Potenzielle Kunden suchen sich die Gerichte, die sie selbst zu Hause kochen möchten, über eine App aus. Sie bekommen dann eine Box mit frischen Zutaten und einer detaillierten Zubereitungsanleitung nach Hause geschickt.

Die Vorteile der Lebensmittellieferung liegen in einer Zeitersparnis bei der Zubereitung sowie dem Einkauf von Lebensmitteln. Weitere Vorteile sind ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sowie eine geringere Lebensmittelverschwendung.

Dabei ist HelloFresh kein regional tätiges Unternehmen, sondern wächst in vielen Regionen der Erde. Auch durch mehrere Akquisitionen fiel das Unternehmen auf. Besonders groß ist HelloFresh in den USA geworden. Im Geschäftsjahr 2019 wurden hier von den 1,8 Milliarden Euro Konzernumsatz knapp über eine Milliarde Euro erwirtschaftet.

Der Rest der Umsatzerlöse (785 Millionen Euro) wurde dem internationalen Segment zugeordnet. Beim Wachstum nehmen sich beide Segmente allerdings nicht viel. Das Wachstum in den USA betrug knapp 40 Prozent, während das internationale Segment mit 44 Prozent sogar noch etwas schneller gewachsen ist.

Die letzten Jahres- und Quartalszahlen

Dass Kochbox-Abos aktuell im Trend liegen, merkt man besonders an den Wachstumsraten des Unternehmens. So konnte im Geschäftsjahr 2019 die Anzahl der verschickten Gerichte von 198,4 Millionen um 41,7 Prozent auf 281,1 Millionen erhöht werden.

Die Umsatzerlöse wurden im Geschäftsjahr 2019 von 1,3 Milliarden Euro um 41,4 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gesteigert. Beim Ergebnis, dem bereinigten EBITDA, wurde mit 46,5 Millionen Euro sogar ein kleiner Gewinn ausgewiesen. Die entsprechende bereinigte EBITDA-Marge belief sich auf 2,6 Prozent. Im Vorjahr wurde hier noch mit -4,3 Prozent ein negativer Wert erreicht.

Noch besser entwickelte sich das erste Quartal 2020, in dem die Wachstumsdynamik nochmals an Fahrt gewinnen konnte. So wurde die Anzahl der Gerichte von 65,6 Millionen um 69,6 Prozent auf 111,3 Millionen Stück gesteigert.

Die Umsatzerlöse kletterten von 420 Millionen Euro um 66,4 Prozent auf 699 Millionen Euro. Gleichzeitig wurde das bereinigte EBITDA von -26 Millionen auf +63 Millionen Euro gesteigert. Die entsprechende bereinigte EBITDA-Marge beträgt nun 9,0 Prozent.

Das erstarkte Wachstum im ersten Quartal 2020 ist besonders auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Aufgrund der sozialen Isolation sowie den Kontaktbeschränkungen blieben viele Menschen zu Hause und ersetzten teilweise ihre Lebensmitteleinkäufe durch Kochboxen von HelloFresh.

Ausblick auf das Jahr 2020 – Deutliche Prognoseerhöhung

Beim Ausblick für das Gesamtjahr 2020 wurde entsprechend der Ausblick erhöht. Erwartet wird nun ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum in einer Spanne zwischen 40 und 55 Prozent. Ursprünglich wurde hier einen Wert von 22 bis 27 Prozent erwartet.

Weiter soll sich die bereinigte EBITDA-Marge zwischen 6 und 10 Prozent einpendeln. Zuvor war das Management von Werten zwischen 4,0 und 5,5 Prozent ausgegangen. Die Corona-Pandemie hatte also einen erheblichen positiven Einfluss auf die Geschäftsentwicklung.

Aktienkursentwicklung und Kennzahlen

In der High-Growth-Investing Analyse erzielte HelloFresh mit 13 Punkten einen Wert, der für eine Top-Platzierung auf der Topscorer Liste der HGI-Strategie gesorgt hat.

Besonders viele Punkte sammelte das Unternehmen bei den Kennzahlen EV/Sales, Umsatzwachstum, Verschuldungsgrad sowie dem Score der Rule-of-40.

Erfreulich ist, dass beim Umsatzwachstum noch drei Punkte eingesammelt werden konnten. Gemäß der ursprünglichen Prognose wären diese aber schnell wieder verloren gegangen, denn ursprünglich wurde hier mit einem Wachstum von 22 bis 27 % gerechnet. Für einen solchen Wert gebe es zukünftig gemäß den HGI-Kriterien gerade einmal einen Punkt.

Auch bei dem Score der Rule-of-40, der zum Umsatzwachstum die Free Cash Flow Marge addiert, hätte es gemäß der ursprünglichen Prognose wahrscheinlich keinen Punkt mehr gegeben.

Bewertung der HelloFresh Aktie

Gemessen an der Bewertungskennzahl EV/Sales, die den Enterprise Value in Relation zum Umsatz setzt und deren Wert aktuell bei drei liegt, erscheint die Aktie günstig, aber nicht mehr billig. Über das letzte Jahr hat sich dieser Wert verdreifacht. Historisch gesehen ist die Aktie damit teuer.

Gründe für diese Entwicklung können in einer besser als erwarteten Umsatz- und Ergebnisentwicklung der letzten Monate gesehen werden. Als ein Krisengewinner der Corona-Pandemie bekommt HelloFresh zusätzliche Aufmerksamkeit von Momentum-Investoren, die das Bewertungsniveau zusätzlich anheizen.

Analyse der HelloFresh Aktie - Fazit

Mit dem Versand von Lebensmitteln befindet sich HelloFresh in einem Markt mit tendenziell geringen Markteintrittsbarrieren. Aufgrund der wichtigen Netzwerkeffekte der Plattformen kommt es zu einem Kampf um Nutzer, bei dem es am Ende nur einen Gewinner gibt.

Das große Schlachtfeld scheint aktuell auf dem Markt für Essenslieferungen stattzufinden. Große Player wie Amazon, Uber oder Alibaba liefern sich hier starke Gefechte. Erst kürzlich wurde Grubhub von Uber Eats übernommen.

Die spezielle Nische, der Versand von Kochboxen mit Zubereitungsanleitung, scheint für HelloFresh aktuell noch sehr gut zu funktionieren. Besonders fällt dies auf, wenn man die Leistungen ins Verhältnis zu denen des US-Wettbewerber Blue Apron (ISIN Blue Apron Aktie: US09523Q1013) setzt.

Es ist aber keineswegs sicher, dass dies lange so bleibt. Denkbar wäre, dass auch hier sich die Konkurrenzsituation deutlich verschärft. So könnten Amazon und Co. jederzeit in den Markt eintreten. Ob HelloFresh dann gegen die großen finanzstarken Technologiekonzerne gut aufgestellt ist, bleibt abzuwarten.

Vor der Corona-Krise ging das Management von einem deutlich abgeschwächten Wachstum aus. Dieser Prozess scheint vorerst aufgeschoben. Die Corona-Pandemie hat dem Unternehmen eine einzigartige Sonderkonjunktur beschert. Aber was kommt danach?

Es ist aus unserer Sicht davon auszugehen, dass wichtige Kennzahlen der HGI-Strategie mittelfristig deutlich schwächer ausfallen werden. Besonders betreffen wird dies das Umsatzwachstum sowie dem Score der Rule-of-40. Aus diesen Gründen erscheint die Aktie zu Kursen von knapp 40 Euro für uns nicht interessant für die Watchlist der HGI-Strategie.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Hellofresh besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.