Die Hapag-Lloyd gehört mit einer jährlichen Frachtkapazität von fast 12 Millionen TEU (Twenty-Foot Equivalent Unit) zu den fünf größten Container-Linienreedereien der Welt. Die Preisexplosion bei den Frachtraten sorgte für einen starken Mittelzufluss bei den Hamburgern. Mehr als 10 Milliarden US-Dollar Gewinn wurde im vergangenen Geschäftsjahr ausgewiesen – zehnmal mehr als noch im Vorjahr. Entsprechend gut entwickelte sich auch der Aktienkurs.
Die Preise für den Transport sowie auch die Nachfrage nach Standardcontainern ist weiterhin hoch, was die Aktie zu einem potenziell interessanten Investment machen könnte. In der Levermann-Analyse wie auch in der High-Growth-Investing-Analyse schneidet die Hapag-Lloyd Aktie äußerst gut ab. Ob sie auch ein Kauf ist, das soll die nachfolgende Hapag-Lloyd Aktienanalyse herausarbeiten.
Die Hapag-Lloyd AG ist ein deutsches Schifffahrtsunternehmen, welches sich auf den Transport von Containern auf dem Seeweg spezialisiert hat. Es handelt sich um eine weltweit aktive Linienreederei mit einem Portfolio von 248 Containerschiffen, die eine Schiffskapazität von insgesamt 1,8 Millionen TEU (Maß für einen 20-Fuß-Standardcontainer) sowie eine Containerkapazität von drei Millionen TEU besitzt. Das Unternehmen kommt auf ein jährliches Transportvolumen von 11,9 Millionen TEU. Darüber hinaus besitzt das Unternehmen eine der weltweit größten und modernsten Kühlcontainer-Flotten. Mit ihnen können temperatursensible Waren und Güter – wie Lebensmittel oder Medikamente – problemlos über längere Strecken transportiert werden. Fast die Hälfte der Schiffsflotte (116 Schiffe) ist im Eigenbesitz.
Gemessen an der Marktkapitalisierung von zuletzt rund 50 Milliarden US-Dollar liegt der Schiffsgigant vor Rivalen wie der dänischen AP Moller Maersk (46 Milliarden US-Dollar) oder den zwei chinesischen Reedereien Cosco Shipping (32 Milliarden US-Dollar) und Orient Overseas (21 Milliarden US-Dollar). Gemessen an der Frachtkapazität belegt Hapag-Lloyd weltweit den fünften Platz.
Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis in das 19. Jahrhundert, in dem die Hamburg-Amerikanische Paketfracht-Actien-Gesellschaft gegründet wurde. Sie fusionierte 1970 mit der Norddeutschen Lloyd, einer ebenfalls im 19. Jahrhundert gegründeten Linienreederei aus Bremen.
Quelle: Hapag Lloyd Geschäftsbericht 2021
Zusammen trieben sie das Zeitalter der Containerisierung des Seehandels voran. Als ein Massentransportunternehmen unterliegt Hapag-Lloyd den Gesetzen des Marktes, weshalb weitere Fusionen, Übernahmen und Allianzen mit internationalen Reedern ökonomisch sinnvoll sind. Und diese fanden tatsächlich statt:
Im Jahr 2005 übernahm Hapag-Lloyd die kanadische CP Ships. Im Jahr 2014 schloss man sich in Teilen mit der chilenischen Reederei CSAV zusammen. Mitte 2017 folgte der Zusammenschluss mit der arabischen Linienreederei UASC. Im selben Jahr wurde mit asiatischen Reedereien die Allianz THE Alliance gegründet. Mit ihr soll der Ost-West-Verkehr gestärkt und die Grundlage für einen boomenden Handel zwischen Asien und dem Rest der Welt geschaffen werden.
Als eine Linienreederei für Containerschiffe hängt die Profitabilität stark von den Preisen für die Transportrouten ab. Die Frachtraten unterliegen dabei starken Schwankungen und sind besonders von Zyklen sowie der Weltkonjunktur abhängig.
Im Jahresdurchschnitt 2021 konnte Hapag-Lloyd eine Frachtrate von rund 2.000 US-Dollar pro Standardcontainer realisieren – ein Wert, der rund 80 Prozent über dem Niveau des Vorjahres lag. Standardcontainer waren im Nach-Corona-Boom ein knappes Gut. Für zusätzliche Engpässe sorgten Covid-Lockdows in Häfen von China sowie die Blockade des Suezkanals durch die Ever Given.
Kein Wunder also warum die Umsätze und Gewinne im Geschäftsjahr 2021 bei der Hapag-Lloyd explodierten. Der Jahresumsatz konnte um 80 Prozent auf 26,4 Milliarden US-Dollar gesteigert werden, während sich das EBITDA auf einen Wert von 12,8 Milliarden US-Dollar vervierfachte. Am Ende blieb ein Konzernergebnis nach Steuern von 10,8 Milliarden US-Dollar in den Büchern stehen. Der Wert liegt rund 10-Mal höher als im Vorjahr.
Die Preise schlagen dabei nahezu vollständig auf die Liquidität durch. Ein Free Cashflow von 10,9 Milliarden US-Dollar wurde ausgewiesen. Hapag-Lloyd präsentiert sich damit als eine echte Cash-Cow. Damit nicht genug: Zum Jahresende verfügte das Unternehmen über eine solide Netto-Finanzposition von 2,5 Milliarden US-Dollar.
Die Geschäfte der Hapag-Lloyd laufen weiter rund. Das kann man an den Zahlen des ersten Quartals 2022 gut erkennen. Im Durchschnitt lagen die Frachtraten zum 31.3.2021 bei 2.774 US-Dollar je TEU, was einem Anstieg von 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von 1.509 US-Dollar je TEU entspricht.
Quelle: Hapag Lloyd Quartalszahlen
Bei einer gleichbleibenden Transportmenge von knapp drei Millionen TEU konnten Umsatzerlöse von knapp neun Milliarden US-Dollar generiert werden. Im Vergleich zum Vorjahreswert von 4,9 Milliarden US-Dollar entsprach dies einem Anstieg von 83 Prozent.
Quelle: Hapag-Lloyd Kennzahlen Factsheet Q1/2022
Deutlich zulegen konnte auch das EBITDA. Es stieg von 1,9 Milliarden US-Dollar um 178 Prozent auf 5,3 Milliarden US-Dollar. Am Ende blieb ein Konzernergebnis von 4,7 Milliarden US-Dollar übrig – ein Plus von 223 Prozent.
Aufgrund des starken ersten Quartals 2022 erwartet der Vorstand ein über den Erwartungen liegendes zweites Quartal 2022. Die Nachfrage nach Containertransporten sowie die anhaltende Ausbreitung von Covid-19 beeinträchtigen weiterhin die Lieferketten, was die Transportkapazitäten knapp hält.
Quelle: Hapag-Lloyd Aktie Prognose
Am 28. April 2022 wurde daher vom Vorstand die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr angehoben. Erwartet wird ein Konzern-EBITDA in einer Bandbreite zwischen 14,5 und 16,5 Milliarden US-Dollar. Zuvor lag der Wert noch zwischen 12 und 14 Milliarden US-Dollar. Das Konzern-EBIT wird in einer Spanne zwischen 12,5 und 14,5 Milliarden US-Dollar erwartet – 2,5 Milliarden US-Dollar mehr als zuletzt erwartet. Die Annahmen gehen dabei schon von einer im Vergleich zum Vorjahr deutlich abkühlenden Weltkonjunktur aus.
Mit einem Gesamtscore von sieben Punkten gehört die Hapag-Lloyd Aktie zu den Topscorern der Levermann-Strategie. Fundamental kann die Aktie mit einer Eigenkapitalrendite (56 Prozent), einer EBIT-Marge (42 Prozent) sowie einer Eigenkapitalquote von über 60 Prozent im letzten Geschäftsjahr überzeugen. Gleichzeitig befindet sich die Bewertung, gemessen an dem KGV, auf einem niedrigen Niveau. Die günstige Bewertung könnte jedoch schon einen deutlichen Gewinneinbruch vorwegnehmen. Zumindest erwarten Analysten einen deutlichen Gewinnrückgang von 64 Prozent im Folgejahr 2023. In der Levermann-Analyse gab es entsprechend einen Punktabzug für diesen Wert.
Quelle: Levermann-Score der Hapag-Lloyd Aktie auf aktien.guide
Weitere Pluspunkte gab es für die gute Kursperformance über ein Jahr gesehen von 52 Prozent. Auch die Reaktion der Investoren auf die eine Veröffentlichung der Quartalszahlen sorgte für Pluspunkte.
Quelle: Hapag Lloyd Analystenschätzungen
Bei den Analystenschätzungen der Hapag-Lloyd Aktie überwiegt mit 6 Meinungen der “Verkaufen” Anteil. Aktuell empfiehlt ein Analyst den Kauf. Fünf Analysten liegen bei ihrer Einschätzung bei “Halten”.
Die Hapag-Lloyd Aktie blickt auf eine fünfjährige Dividendenhistorie zurück. Das Jahr 2021 war vermutlich ein Ausnahmejahr mit einer besonders hohen Dividende.
Quelle: aktien.guide
Die Ausschüttung der Hapag-Lloyd Aktie Dividende erfolgt einmal im Jahr. Um eine Dividende zu erhalten, sollte man in der Regel vor dem Ex-Tag die Hapag-Lloyd Aktie besitzen. Der Ex-Tag Termin lag zuletzt im Mai.
Hapag-Lloyd AG zahlte im Geschäftsjahr 2021 eine Dividende von 35,00 EUR je Aktie. Bei einem Kurs von 283,40 EUR am 22.07.2022 beträgt die aktuelle Dividendenrendite 12,35 Prozent. Eine Sonderdividende wurde nicht gezahlt.
Quelle: aktien.guide
Die durchschnittliche Hapag-Lloyd AG Dividendenrendite der letzten fünf Jahre liegt bei 11,50 Prozent und der Durchschnitt der letzten zehn Jahre beträgt 6,67 Prozent.
Die Hapag-Lloyd Aktie ist mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3,4 spottbillig. Ursache für die niedrige Bewertung ist ein extrem hohes Gewinnniveau, welches mit außerordentlich hohen Frachtraten erklärbar ist.
Quelle: Hapag-Lloyd AG Aktie Prognose 2022
Ob diese langfristig hoch bleiben, ist mehr als fraglich. Für das laufende Jahr rechnet das Management noch mit hohen Zuwächsen im Vergleich zum Vorjahr. Dabei handelt es sich auch um einen rollierenden Effekt. Die durchschnittliche Frachtrate für das Gesamtjahr soll ausgehend von den hohen 2.000 US-Dollar je TEU nur noch moderat ansteigen.
Quelle: aktien.guide
Damit könnte die Aktie zumindest kurzfristig weiterhin günstig sein. Sollten jedoch die Frachtraten wieder zurück auf ihre normalen Niveaus fallen, so dürfte auch der Gewinn je Aktie deutlich einbrechen. Von diesem Szenario gehen die Analysten aus:
Erwartet wird für das Geschäftsjahr 2023 nur noch ein Ergebnis je Aktie von 29,80 Euro. Gemessen an dem aktuellen Aktienkurs von 278 Euro würde dies aber immer noch einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für das Jahr 2023 von rund elf entsprechen. Damit zeigt sich, dass Hapag-Lloyd für ein zyklisches Unternehmen vielleicht eine faire Bewertung besitzen könnte. Anders der Buchwert je Aktie:
Hier zeigt sich, dass mit einem Wert von 2,4 für die Aktie schon ein deutlicher Aufschlag auf das bilanzierte Eigenkapital gezahlt wird.
Die Hapag-Lloyd hat sich zu einem weltweit führenden Player im internationalen Container-Linienverkehr entwickelt. Zahlreiche Fusionen, Übernahmen und Allianzen sorgten hierfür. Größe ist ein entscheidender Vorteil in einem Massenmarkt wie dem Seetransport von Standardcontainern. Dass ausgerechnet ein deutsches Unternehmen den asiatischen Reedern zeigt, wie man erfolgreich im Containermarkt agiert, ist schon außergewöhnlich.
Auch die Entwicklung der Hapag-Lloyd Aktie eine Erfolgsgeschichte. Sie unterliegt jedoch starken Schwankungen, genauso wie die Verrechnungseinheit der Frachtraten. Diese befinden sich derzeit auf einem zyklischen Hoch. Fast 2.800 US-Dollar nahm Hapag-Lloyd durchschnittlich im ersten Quartal 2022 je Standardcontainer ein. Trotz hoher Preise scheint die Nachfrage nicht einzubrechen, denn die Transportmenge bleibt auf einem hohen Niveau.
Ob diese guten Kennzahlen langfristig Bestand haben, ist zweifelhaft. Nicht nur Analysten rechnen mit sinkenden Frachtraten. Sollte sich das Wirtschaftswachstum weiter abflachen oder sogar eine Rezession einsetzen, so dürften die Frachtraten deutlich niedriger ausfallen. Die finanziellen Konsequenzen für ein Schifffahrtsunternehmen wie die Hapag-Lloyd wären hart. Für eine Reederei ist dies jedoch ein Alltagsgeschäft. In guten Jahren muss es für schlechte Jahre vorsorgen und Kapital zurücklegen.
Das gute ist aber: Hapag-Lloyd hat in der Vergangenheit bewiesen, dass es sich in dem dynamischen und stark zyklischen Markt behaupten kann.
In der Levermann-Analyse überzeugt die Aktie noch. Auch in der High-Growth-Investing-Strategie ist die Hapag-Lloyd Aktie ein Topscorer. Sollten sich die aktuell hohen Frachtraten wieder normalisieren, so könnte die Aktie aber schnell aus beiden Topscorer-Listen fallen. Anleger sollten daher gut überlegen, ob und wie diese zyklische Aktie in ihr Depot passt.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Hapag Lloyd besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.