Quelle: Garmin Aktienkurs
Obwohl es zuletzt einige Schwächen beim Wachstum gab, stehen aktuell die Zeichen auf Erholung. In der Levermann- und Dividendenanalyse haben sich Kaufen-Urteile gebildet. Der Aktienkurs hat eine Bodenbildung vollzogen, was für eine Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends spricht. Auch lädt die relativ moderate Bewertung mit einem erwarteten KGV von weniger als 20 zur weiteren Analyse der Garmin Aktie ein.
Diesen Schritt möchten auch wir heute mit der Garmin-Aktienanalyse einleiten. Ob die Aktie am Ende ein Kauf sein könnte?
- Gut positionierter Tech-Konzern im Bereich Navigation/Wearables
- Garmin scheint seine Wachstumsschwäche überwunden zu haben
- Die Bewertung ist möglicherweise fair, es locken attraktive Dividenden
- Die Risiken des Konsum-Zyklikers sollten nicht unterschätzt werden
Unternehmensprofil Garmin – Navigation und Wearables
Garmin ist ein global agierendes Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von Navigations- und Kommunikationsgeräten sowie Wearables spezialisiert hat. Das Unternehmen besitzt ein vielfältiges Geschäftsmodell, das von mehreren Säulen getragen wird.
Quelle: Garmin Quarterly and Annual Earnings
Consumer-Bereich (Fitness): Garmin bietet eine breite Palette von Produkten für Endverbraucher an, darunter Fitness-Tracker, Sportuhren und Smartwatches. Diese Produkte richten sich an Menschen, die ihre sportlichen Aktivitäten, Fitnessziele oder Reisen verfolgen und überwachen möchten.
Luftfahrt (Aviation): Garmin ist ein führender Anbieter von Avionik-Lösungen für die allgemeine Luftfahrt, einschließlich Flugsteuerungssysteme, Navigationssysteme, Kommunikationsgeräte und Cockpitdisplays. Das Unternehmen beliefert sowohl Privatpiloten als auch kommerzielle Flugzeughersteller mit innovativen Technologien.
Marine: Im Bereich der maritimen Navigation bietet Garmin GPS-Geräte, Echolote, Seekarten, Autopiloten und andere spezialisierte Geräte für die Schifffahrt an. Diese Produkte werden von Freizeitbootbesitzern, Profiseglern und Fischerbooten genutzt.
Outdoor: Garmin stellt robuste Navigationsgeräte für den Outdoor-Bereich her, die speziell für Wanderer, Bergsteiger, Geocacher und andere Abenteurer entwickelt wurden. Diese Geräte bieten präzise Positionierung, Kartenmaterial und spezielle Funktionen für die Navigation in abgelegenen Gegenden. Das Segment steht für die Haupteinnahmen und für rund die Hälfte des operativen Ergebnisses im Jahr 2022.
Auto: Im Bereich Auto bietet Garmin eine Vielzahl von Navigationslösungen an. Das Unternehmen entwickelt und produziert tragbare Navigationsgeräte sowie integrierte Navigations- und Infotainmentsysteme für Fahrzeuge.
Diese Geräte, die an der Windschutzscheibe oder dem Armaturenbrett eines Fahrzeugs angebracht werden, bieten detaillierte Karten, sprachgeführte Navigation, Verkehrsinformationen in Echtzeit, Points of Interest und andere Funktionen, um den Fahrern bei der sicheren und effizienten Navigation zu helfen.
Der Bereich stand früher für das Hauptgeschäft von Garmin, doch sorgten integrierte Navigationssysteme der Automobilhersteller für einen K.O.-Moment der Unternehmensgeschichte. Auch die immer stärkere Verbreitung von Smartphones mit zugehörigen Navigations-Apps machten die einst so populären Devices von Garmin nahezu obsolet.
Glücklicherweise entwickelte Garmin aus seiner Technologiekompetenz heraus neue Wachstumsperspektiven. Konkret handelte es sich um den Bereich Fitness. Fitness-Tracker waren in den letzten Jahren stark gefragt und erlebten sogar durch die Corona-Pandemie eine kleine Sonderkonjunktur. Jedoch steigt auch hier der Wettbewerbsdruck. Rivalen wie Alphabet (Fitbit) oder Apple (Apple Watch) kämpfen um einen attraktiven Markt, der ebenfalls von der kostengünstigen asiatischen Konkurrenz mit Billigprodukten geflutet wird.
Quelle: Finanzdaten von Garmin
Bis auf die Bereiche Fitness und Auto weisen die restlichen drei Segment ein solides Wachstum auf, bei einer angemessenen Profitabilität. Auch auf Konzernebene schlägt sich diese Schwäche nach Jahren steigender Umsätze und Gewinne mittlerweile durch. So war das Geschäftsjahr 2022 beispielsweise mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent belastet. Der Nettogewinn verringerte sich sogar um zehn Prozent.
Technologie- oder Elektronikkonzern?
Garmin unterscheidet sich von vielen Technologiekonzernen durch seine Spezialisierung auf Navigations- und Kommunikationsgeräte. Während Technologiekonzerne oft ein breites Produktportfolio haben und in verschiedenen Bereichen tätig sind, konzentriert sich Garmin auf seine Kernkompetenzen. Das Unternehmen hat sich einen Ruf als Experte auf dem Gebiet der GPS-Technologie und der Navigation erworben und baut kontinuierlich seine Fachkenntnisse aus.
Wachstumschancen sind intakt
Die Wachstumschancen für Garmin liegen in mehreren Bereichen: Zum einen wächst der Markt für Fitness-Tracker und Smartwatches stetig, da immer mehr Menschen ein bewusstes Interesse an ihrer Gesundheit und Fitness entwickeln. Garmin ist hier gut positioniert, um von diesem anhaltenden Trend zu profitieren, da das Unternehmen hochwertige Produkte anbietet, die speziell auf Sport und Fitness und Outdoor ausgerichtet sind.
Darüber hinaus bietet die Allgemeine Luftfahrt weiterhin Wachstumspotenzial, da sich die Technologie in diesem Bereich stetig weiterentwickelt. Garmin ist ein etablierter Akteur in der Luftfahrtindustrie und kann von der steigenden Nachfrage nach Avionik-Systemen und fortschrittlicher Navigationstechnologie profitieren.
Im Outdoor-Bereich gibt es ebenfalls Möglichkeiten für Wachstum, da immer mehr Menschen Aktivitäten im Freien unternehmen und dabei auf zuverlässige Navigationsgeräte angewiesen sind. Garmin hat eine starke Präsenz in diesem Marktsegment und kann seine Position durch innovative Produkte und erweiterte Funktionen weiter ausbauen.
Die letzten Garmin Quartalszahlen März 2023
Die Zahlen des ersten Quartals 2023 schlossen sich auf Konzernebene dort an, wo sie im Geschäftsjahr 2022 aufgehört haben. Der Umsatz sank um 2 Prozent, das EPS verringerte sich um 4 Prozent.
Quelle: Garmin Q1-2023 Press Release
Diesmal fiel auf, dass der Bereich Fitness wieder mit einem zweistelligen Umsatzwachstum (+11 Prozent) glänzte. Demgegenüber verzeichnete das umsatzstärkste Segment Outdoor einen herben Umsatzeinbruch von 27 Prozent auf 329 Millionen US-Dollar. Der starke Umsatzrückgang ist jedoch mit einem entsprechend starken Vorjahresquartal zu erklären. Aber auch die Konsumentenschwäche in den USA sorgt im Outdoor-Segment für schwache Zahlen. Alle anderen Segmente wuchsen zweistellig, was auf ein tendenziell intaktes Geschäftsmodell hindeutet.
Garmin-Aktie Prognose 2023
Für das Gesamtjahr 2023 wird ein Umsatz von rund 5,0 Milliarden US-Dollar bei einem EPS von 5,15 US-Dollar erwartet. Im Vergleich zu den Werten des Geschäftsjahres 2022, in dem ein Umsatz von 4,8 Milliarden US-Dollar und ein EPS von 5,04 US-Dollar erreicht wurden, stehen die Zeichen wieder auf Wachstum.
Quelle: Garmin Aktie Umsatz Prognose
Der Umsatz könnte somit nach Einschätzungen des Managements um 2,8 Prozent zulegen, das EPS um 2,2 Prozent. Große Umsatzsprünge sehen zwar anders aus, jedoch scheint die Richtung wieder zu stimmen. Sollte das derzeit gebeutelte Segment Outdoor wieder zu alter Stärke zurückfinden, so könnte die Dynamik ansteigen.
Auch Analysten halten diesen Sachverhalt für realistisch. Bis zum Jahr 2025 wird wieder mit einer Erholung auf ein zweistelliges Umsatzwachstum gerechnet.
Quelle: Garmin Umsatz & Wachstum
Ähnlich sieht es beim EPS aus: Die aktuellen Prognosen der Analysten sehen ein leicht höheres EPS für 2023 vor.
Quelle: Garmin Gewinn je Aktie & KGV
Wichtige Kennzahlen der Garmin-Aktie aus der Dividenden-Analyse
In der Dividendenanalyse überzeugt die Garmin-Aktie vor allem bei der durchschnittlichen Dividendenrendite der letzten 10 Jahre von 3 Prozent, der Ausschüttungsquote von durchschnittlich 50 Prozent sowie den ununterbrochenen Dividendenerhöhungen in den letzten 10 Jahren. Hier erreicht die Garmin-Aktie die volle Punktzahl.
Quelle: Garmin Dividendenhistorie
Überzeugend ist auch das durchschnittliche Wachstum der Dividende von fast 7 Prozent in den letzten fünf Jahren. Jedoch gab es für diesen Wert nur zwei von drei möglichen Punkten.
Einen weiteren Punkt gab es für die aktuelle Dividendenrendite von 2,7 Prozent. Der Wert ist an und für sich attraktiv, jedoch liegt er unterhalb des Durchschnittswertes der letzten zehn Jahre. Ab einem Wert von mehr als 5 Prozent hätte es die volle Punktzahl gegeben.
Quelle: Garmin Dividendenstrategie
Mit insgesamt 12 von 15 möglichen Punkten belegt die Garmin-Aktie einen Topscorer-Platz in der Dividendenstrategie.
Wie sicher ist die Garmin-Dividende?
Aufgrund starker Free Cashflows und einer Wiederbelebung des Wachstums dürfte man angesichts einer Ausschüttungsquote von gerade einmal 50 Prozent zuversichtlich sein, dass die Dividende in der Zukunft mindestens gehalten wird. Zudem gab es in der Vergangenheit regelmäßig Aktienrückkäufe. Sie stellen eine weitere Ressource dar, die bei Bedarf gekürzt werden kann, um die Dividende zu halten.
Quelle: Garmin Free Cashflow und Anzahl Aktien
Bewertung der Garmin-Aktie
Die Bewertung der Garmin-Aktie fällt mit einem erwarteten KGV von 20 auf den ersten Blick schon ambitioniert aus, sofern man an das zuletzt abgelieferte Wachstum von gerade einmal 2 Prozent denkt.
Quelle: Garmin KGV Prognose
Jedoch besteht das Potenzial, dass das Wachstum in den nächsten Jahren wieder auf einen zweistelligen Wert ansteigt. Sollte dieser Fall tatsächlich eintreten, so könnte die Bewertung attraktiv sein. Das gleiche gilt für die Dividendenrendite von 2,8 Prozent, die im Idealfall weiter ansteigt.
Aufgrund eines zuletzt relativ schwachen Free Cashflows ist das Bewertungsniveau anhand der freien Mittelzuflüsse deutlich unattraktiver. So beläuft sich das EV/Free-Cashflow-Ratio auf 29. In den vergangenen Jahren gab es die Aktie jedoch häufiger für weniger als 20.
Quelle: Kennzahlen zur Bewertung der Garmin-Aktie
Fazit zur Garmin-Aktie
Die Garmin-Aktie könnte ein spannendes Technologie-Investment im Bereich von Navigations- und Kommunikationstechnologie sein. Garmin besitzt dabei eine sehr spezielle und fokussierte Ausrichtung, die der Markt tendenziell zu schätzen weiß.
Mit seinen fünf Sparten (Fitness, Outdoor, Aviation, Marine und Auto) deckt das Unternehmen zahlreiche Branchen ab. Auch geographisch liegt eine solide Diversifizierung vor. Rund die Hälfte der Umsätze werden außerhalb der USA generiert.
Überzeugend fiel dabei das Wachstum im ersten Quartal aus. Bis auf die Outdoor-Sparte konnten alle Bereiche zweistellig zulegen. Sollten auch die Wachstumsprobleme im Bereich Outdoor zukünftig gelöst werden, so könnte Garmin durchaus Potenzial besitzen, ein nachhaltig zweistelliges Wachstum zu erreichen.
Dieses könnte jedoch sehr fragil sein, denn das Unternehmen unterliegt Technologietrends, einem starken Wettbewerb – insbesondere aus Asien – und den Launen des zyklischen Konsumgütersektors. Auch wollen große Technologiekonzerne wie Apple oder Alphabet mit eigenen Hardware-Produkten immer mehr Nutzer an sich binden.
Umso erfreulicher ist es daher zu sehen, dass sich die Produkte der Marke Garmin in diesem hart umkämpften Markt durchaus behaupten können und für eine gute Profitabilität stehen. Ein großes Manko bleibt wahrscheinlich die zu starke Fokussierung auf Hardware. Hier müsste das Unternehmen seinen Fokus stärker auf Software und Services ausrichten, um ein neues Bewertungsniveau zu erreichen.
Aus heutiger Sicht wird jedoch für das 2-Prozentige Wachstum des laufenden Jahres schon recht viel verlangt. Auch liegt die aktuelle Dividendenrendite unterhalb des Durchschnitts der letzten 10 Jahre. In der Dividendenanalyse überzeugt das Navi- und Wearables-Unternehmen jedoch genauso wie in der Levermann-Analyse. Einzig in der HGI-Strategie gibt es noch einiges aufzuholen, um auch hier als Topscorer zur Geltung zu kommen.
Somit bleibt die Garmin-Aktie ein zweiseitiges Schwert, das vor allem durch Value als durch Growth überzeugt. Die Mehrheit der Analysten tendiert aktuell zu einem Halten (86 Prozent). Das durchschnittliche Kurspotenzial schätzen die Experten auf gerade einmal 2 Prozent.
Quelle: Garmin Analystenmeinungen
Wer von dem Potenzial der Aktie überzeugt ist, sich diese jedoch später noch einmal ansehen möchte, für den könnte ein Alarm interessant sein. Hier könnte sich beispielsweise ein Marker bei einer Dividendenrendite von 3 Prozent – dem Durchschnittswert der letzten 10 Jahre – anbieten. Aber auch ein Alarm bei einem KGV-Wert von 15 könnte spannend sein, um sich die Aktie noch einmal genauer anzuschauen.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Garmin besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.