BYD Aktienanalyse: China’s bessere Tesla?

10.5.2023 | High-Growth-Investing BYD Aktienanalyse: China’s bessere Tesla?

BYD ist Chinas führender E-Autobauer und überzeugt durch enormes Wachstum. Dennoch besteht weiterhin ein hohes Expansionspotenzial und auch die...

Inhaltsverzeichnis
Die Elektromobilität boomt und einer der größten Profiteure hiervon sind zweifelsohne BYD und Tesla. Was dieser Boom mit der Tesla-Aktie letztendlich gemacht hat, ist in die Geschichtsbücher eingegangen. Viele Anleger der ersten Stunde wurden zu Millionären.

 

In China gibt es jedoch mit BYD (ISIN: CNE100000296) ein Unternehmen, das durch eine noch bessere Entwicklung im Heimatmarkt überzeugt. Erst kürzlich übernahm es die Marktführerschaft, was für eine Zeitenwende stehen könnte, sollten sich die Wettbewerbsvorteile auch auf dem Weltmarkt realisieren lassen.

BYD Aktienkurs

Quelle: BYD Aktienkurs

Die Aktie überzeugt in der High-Growth-Investing-Analyse durch einen hohen Score. Das Wachstumstempo könnte sich jedoch mittelfristig etwas abmildern. Wo die Chancen und Risiken der Aktie liegen und ob sie letztendlich auch ein Kauf sein kann, das soll die nachfolgende BYD-Aktienanalyse näher ausführen.

Das Wichtigste in Kürze
  • Chinas führender E-Autobauer überzeugt durch enormes Wachstum
  • Es besteht weiterhin ein hohes Expansionspotenzial
  • Auch die Bewertung ist vergleichsweise günstig
  • Die Risiken der China-Aktie sind nicht zu unterschätzen

 

Unternehmensprofil – Chinas führender E-Autobauer BYD

BYD steht als Abkürzung für Build Your Dreams und ist ein chinesisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen, Batterien, Energiespeicherlösungen sowie Elektrobussen und Schienenfahrzeugen spezialisiert hat. Gegründet wurde es bereits im Jahr 1995 als Mischkonzern.

Später, im Jahr 2008 investierte Warren Buffett sogar 230 Millionen US-Dollar in das chinesische Wachstumswunder und finanzierte so den Unternehmenserfolg mit. Sein Engagement fuhr er nach mehr als einem Jahrzehnt zuletzt aber wieder deutlich zurück – mit einem saftigen Gewinn von 10 Milliarden US-Dollar. Möglicherweise könnte hinter dieser Entscheidung das mittlerweile stärker gewordene politische Risiko stehen.

Annual Report 2022 BYD

Quelle: Annual Report 2022 BYD

Lange Zeit galt BYD als dominierender Player im Bereich Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Heute belegt es weltweit nur noch den dritten Platz hinter CATL und LG Energy Solution. Schwerpunkt des Geschäftsmodells von BYD ist aus strategischer Sicht aber die Herstellung und der Verkauf von umweltfreundlichen Automobilen. Sie stehen für über 70 Prozent der Umsätze.

BYD ist in China mittlerweile der unangefochtene Marktführer. Erst kürzlich löste es Volkswagen ab. Der Fokus wird dabei immer internationaler: So wurde bereits 2017 ein Montagewerk in Kalifornien eingeweiht. Hier liegt der Fokus jedoch noch auf kommerzielle Fahrzeuge.

 

Unterschiede zwischen BYD und Tesla

BYD und Tesla (ISIN: US88160R1014) haben beide ähnliche Geschäftsmodelle, die auf die Entwicklung und Herstellung von Elektrofahrzeugen und anderen umweltfreundlichen Produkten ausgerichtet sind. Es gibt jedoch einige wichtige Unterschiede zwischen den beiden Unternehmen.

Ein Hauptunterschied besteht darin, dass BYD ein chinesisches Unternehmen ist, während Tesla ein amerikanisches Unternehmen ist. Dies hat Auswirkungen auf die Art und Weise, wie die Unternehmen operieren und wie sie ihre Produkte auf verschiedenen Märkten vertreiben.

BYD hat dadurch eine starke Präsenz auf dem chinesischen Markt, konnte in den letzten Jahren aber auch auf anderen globalen Märkten Fuß fassen, wobei diese Märkte noch nicht im Fokus stehen. Tesla hingegen ist bekannt für seine starke Präsenz in den USA und Europa. Hier ist die Internationalisierung Teil der Unternehmenskultur. China ist aber schon heute ein wichtiger Markt für Tesla geworden, der für große Umsätze steht.

Ein weiterer wichtiger Unterschied besteht darin, dass BYD sich auch auf die Produktion von Batterien und Energiespeicherlösungen konzentriert, während Tesla sich hauptsächlich auf Elektrofahrzeuge und Solarprodukte konzentriert. BYD hat auch eine breite Palette von Transportprodukten wie Busse und Schienenfahrzeuge im Angebot. Die E-Mobilität ist ebenfalls ein strategischer Fokus.

Schließlich haben BYD und Tesla unterschiedliche Ansätze bei der Technologieentwicklung: Während Tesla sich stark auf die Entwicklung von eigenen Technologien konzentriert, arbeitet BYD mit verschiedenen Partnern zusammen und hat eine Vielzahl von Technologien lizenziert und erworben, um seine Produktpalette zu erweitern. Aber auch BYD ist mit Tochterunternehmen in Bereichen wie der Halbleiterherstellung vertreten.

 

Die letzten BYD Quartalszahlen März 2023

Das erste Quartal 2023 des führenden chinesischen E-Automobilherstellers überzeugte durch ein enormes Wachstumstempo. So konnten beispielsweise die operativen Umsätze um knapp 80 Prozent auf 120 Milliarden Yuan gesteigert werden. Das bereinigte Nettoergebnis explodierte dabei regelrecht auf 3,6 Milliarden Yuan, was einer Versiebenfachung entspricht.

2023 BYD First Quarterly Report

Quelle: 2023 BYD First Quarterly Report

Erklärbar ist der Erfolg durch eine starke Produktion und Auslieferung von Fahrzeugen. So wurden im ersten Quartal über 550.000 Fahrzeuge ausgeliefert.

Das Wachstumstempo scheint sich dabei fortzusetzen, denn bereits im April 2023 wurden insgesamt über 210.295 Fahrzeuge verkauft (Vorjahr: 106.042). In den ersten vier Monaten des Jahres summieren sich die Verkäufe auf knapp 762.371 Stück. Verglichen mit dem Vorjahresvergleichswert von 397.420 Stück entspricht dies einer saftigen Steigerung von 91,8 Prozent.

 

BYD-Aktie Prognose 2023

Ein Ausblick auf das Gesamtjahr 2023 existiert nicht, jedoch gehen Analysten von einem weiterhin starken Wachstum aus. So sehen die Umsatzprognosen ein Umsatzwachstum von 33 Prozent im laufenden Jahr vor. Auch in den kommenden zwei Jahren wird mit deutlich zweistelligen Zuwächsen gerechnet.

BYD Umsatzprognose 2023

Quelle: BYD Umsatzprognose 2023

Trotz starker Umsatzzuwächse fällt auf, dass die Nettomarge nur unterdurchschnittlich ist und im Laufe der Zeit sogar leicht sinkt. Diesbezüglich gehen Analysten von einem harten Preiskampf in China aus. So hat der Marktführer Tesla bereits die Preise in China deutlich gesenkt, um den starken Verkäufen von BYD etwas entgegenzusetzen. Ziel von BYD ist es – ähnlich wie bei Volkswagen – dem Durchschnittsbürger einen bezahlbaren Zugang zu qualitativ hochwertigen E-Automobilien zu ermöglichen. Allein dieser Sachverhalt kostet Marge.

 

Wichtige Kennzahlen der BYD-Aktie aus der HGI-Analyse

Das zuletzt exklusive Wachstum sorgt auch in der HGI-Analyse für starke Impulse. Dabei ist nicht nur das beeindruckende Wachstumstempo ein Grund für die hohe Punktzahl von 15 Punkten. Die BYD-Aktie überzeugt auch in den Bereichen der Profitabilität und der Verschuldung. Auch gibt es die chinesische E-Auto-Aktie zu einem äußerst günstigen Preis.

BYD High-Growth-Investing Analyse

Quelle: BYD High-Growth-Investing Analyse

Einziger Makel bleibt in diesem Zusammenhang die schwache Gross Margin von weniger als 20 Prozent in den letzten zwölf Monaten (TTM). Blickt man jedoch auf den letzten Quartalsbericht des Unternehmens, so gab es auch hier deutliche Verbesserungen.

Der Wert bleibt jedoch aus perspektivischer Sicht niedrig, was sich auch mit dem Geschäftsmodell selbst erklären lässt. So werden – wie für die Automobilbranche üblich – sehr viele Bauteile von Automobilzulieferern zugekauft. Auch ein relativ profitabler Wettbewerber wie Tesla kann nur eine niedrige Gross Margin von 23 Prozent ausweisen.

Somit sollte man hier auch in den folgenden Jahren keine Punkte aus der HGI-Analyse erwarten. Etwas schwieriger dürfte es jedoch bei dem zukünftigen Wachstum sein, sollte sich das Wachstum – wie von Analysten erwartet – auf rund 33 Prozent reduzieren. Dann nämlich würde es nur noch einen Punkt für das Umsatzwachstum geben. Entsprechend könnten sich weitere Kennzahlen ändern.

In Summe dürfte die Aktie vorerst aber ein Topscorer der HGI-Strategie bleiben.

 

Bewertung der BYD-Aktie

Mit Blick auf die Bewertung der BYD-Aktie lässt sich schlussfolgern, dass ein extrem niedriges Preisschild für einen zukunftsträchtigen E-Autobauer aufgerufen wird. So beläuft sich der Umsatzmultiplikator EV/Sales auf einen Wert von 1,2. Das KGV wird mit 26 erwartet, was zwar schon etwas hoch sein kann, aber durch das erwartete Wachstum jedoch schnell wieder reingeholt werden kann.

BYD Kennzahlen

Quelle: BYD Kennzahlen

Im Verhältnis zu klassischen Automobilherstellern liegt hier ein deutlicher Aufschlag vor. Die Aktien etablierter Verbrenner werden meist mit einem deutlich einstelligen KGV gehandelt bei einem Umsatz Multiplikator von wesentlich weniger als eins. Im Vergleich zum Marktführer Tesla, der mit einem EV/Sales-Ratio von 6 gehandelt wird bei einem zuletzt deutlich schwächeren Wachstum, dürfte jedoch noch einiges an Luft nach oben vorhanden sein.

Automobilhersteller Vergleich

Quelle: Automobilhersteller Vergleich

Jedoch muss man bei der China-Aktie das politische Risiko einpreisen. Und hier haben sich in der jüngsten Vergangenheit deutlich dunklere Wolken gebildet. In Summe könnte das aktuelle Preisschild somit fair sein, da viele Risiken bereits eingepreist sind.

 

Fazit zur BYD-Aktie

Die BYD-Aktie könnte aus Growth-Gesichtspunkten spannend sein, da sie auf einem stark wachsenden Markt mit viel Potenzial agiert und durch organisches Wachstum überzeugt.

Marktführer wie Tesla, Toyota oder Volkswagen hat das Unternehmen im letzten Quartal im Heimatmarkt hinter sich gelassen, was auf deutliche Wettbewerbsvorteile hindeutet.

Dabei ist die globale Expansion noch gar nicht vorangeschritten. Sollte der chinesische E-Autobauer in Europa oder dem Rest der Welt langfristig ähnliche Erfolge vorweisen können, so würde sich das Potenzial noch mal vervielfachen.

Überzeugend ist zudem auch die relativ günstige Bewertung. So gibt es die BYD-Aktie zu einem erwarteten KGV von gerade einmal 25. Wettbewerber Tesla kommt auf einen Wert von über 50.

Die niedrige Bewertung könnte jedoch auch einen Ausdruck der hohen Risiken der China-Aktie darstellen. Nicht nur, dass Aktionäre mit ständigen Einschränkungen des Handels rechnen müssen. Auch aus operativer Sicht könnte der chinesische Staat einen stärkeren Einfluss auf den Autobauer nehmen.

Zu guter Letzt sollte man bedenken, dass Elektroautobauer von einem enormen Rückenwind profitieren, der auch staatlich durch Subventionen und Steuervorteile befeuert wird. Noch besitzen sie einen Technologievorsprung. Langfristig könnte der Wettbewerb aber zunehmen und vor allem härter werden.

Die große Chance besteht jedoch darin, dass chinesische Automobilhersteller eine ähnliche globale Revolution starten, wie es die japanische Automobilindustrie in der Vergangenheit vorgemacht hat. Dies ist natürlich alles Spekulation.

BYD Kursziel

Quelle: BYD Kursziel

Konzentriert man sich auf die Fakten sowie die Analysten-Meinungen, so fällt das Urteil optimistisch aus. So empfehlen 93 Prozent der Analysten die Aktie zum Kauf. Dabei könnte ein durchschnittliches Kurspotenzial von fast 44 Prozent möglich sein. Die optimistischsten Schätzungen beim Kursziel liegen jedoch deutlich darüber.

Wer sich unsicher bei einem Investment in die BYD-Aktie ist, der könnte sich auch einen Alarm setzen. Hier könnte man beispielsweise eine Unterstützungslinie beim Aktienkurs von 165 HKD festsetzen, um sich die Aktie erneut anzuschauen.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von BYD besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Frank Seehawer

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.