Ein weiterer Faktor, der British American Tobacco als spannendes Investment erscheinen lässt, ist die günstige Bewertung der Aktie im Vergleich zu anderen Unternehmen des Tabaksektors und dem breiten Aktienmarkt. Sie könnte auf eine Unterbewertung hindeuten. Die günstige Bewertung ist jedoch ein Ausdruck der vorhandenen Risiken der Tabak-Aktie.
So ist die Tabakindustrie stark reguliert. Gesundheitsrisiken und ethische Bedenken belasten. Neue Gesetze und Vorschriften wirken negativ auf das Geschäft von British American Tobacco. Gesellschaftliche Veränderungen, strengere Vorschriften zum Konsum und der Vermarktung von Tabak sowie das zunehmende Gesundheitsbewusstsein sorgen zusätzlich für einen kontinuierlichen Rückgang des Absatzes. Die Umsätze und Gewinne konnten jedoch dank der starken Pricing-Power weiter gesteigert werden.
Auch am Aktienkurs kann man die Stimmung ablesen. Seit 2019 kennt die BAT-Aktie nur noch eine Seitwärtsbewegung auf reduziertem Niveau. Über zehn Jahre steht ein Kursplus von 31 Prozent. Die hohen Dividendenzahlungen kommen noch "on Top".
Welche Gründe hinter diesen Entwicklungen stehen und ob die Aktie tatsächlich ein Kauf sein könnte, das soll die nachfolgende BAT-Aktienanalyse näher behandeln.
British American Tobacco (BAT) ist ein multinationaler Tabakkonzern, das zweitgrößte Tabakunternehmen der Welt hinter Philip Morris. Der british-amerikanische Konzern deckt dabei die volle Wertschöpfung – von der Produktion bis zum Vertrieb und Verkauf – von Tabakprodukten ab. Zu den bekanntesten Marken von British American Tobacco gehören Dunhill, Lucky Strike, Pall Mall, HB oder Prince.
Die Geschichte von British American Tobacco begann 1902, als die Imperial Tobacco Company of Great Britain und die American Tobacco Company beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und ein internationales Tabakunternehmen zu gründen. Diese Fusion führte zur Gründung von "The British-American Tobacco Company Limited".
In den folgenden Jahrzehnten expandierte BAT aggressiv und erwarb zahlreiche Tabakunternehmen in verschiedenen Ländern. Das Unternehmen nutzte die steigende Popularität von Tabakprodukten auf der ganzen Welt und baute ein weitreichendes Vertriebsnetzwerk auf. Dabei wurden Marken wie Lucky Strike, Pall Mall, Dunhill und Prince zu bedeutenden Namen in der Tabakindustrie.
Im Jahr 2017 kaufte British American Tobacco mit Reynolds den amerikanischen Wettbewerber und US-Marktführer im Bereich Mentholzigaretten. Der Deal wurde für rund 49 Milliarden US-Dollar abgeschlossen und führte zur Schaffung eines neuen globalen Giganten neben Philip Morris. Der Deal galt als risikoreich, da Mentholzigaretten in der Kritik stehen, das Rauchen zu begünstigen. In den USA wird daher regelmäßig über ein Verbot diskutiert.
Durch den Zusammenschluss von BAT und Reynolds letztendlich entstand ein Unternehmen mit einer starken Präsenz in den USA und international. Die Akquisition ermöglichte es BAT, seine Position auf dem globalen Tabakmarkt zu stärken und von den verschiedenen Marken und Produkten von Reynolds zu profitieren. Allerdings befindet sich seither auch eine gigantische zusätzliche Schuldenlast auf den Büchern von British American Tobacco. Zum 30. Juni 2023 beliefen sich die Nettoschulden auf über 38 Milliarden britische Pfund.
Quelle: Tabak Aktien im Vergleich
Aus einem damals wettbewerbsintensiven Markt mit vielen Anbietern hat sich mittlerweile ein weltweites Oligopol mit nur wenigen Anbietern herauskristallisiert. Aufgrund des rückläufigen Volumens gilt der Markt als unattraktiv für Neueinsteiger, was prinzipiell eine komfortable Situation für die bestehenden Produzenten ist. Die hohe Pricing-Power aufgrund der Abhängigkeit der Raucher spricht für sich und lässt die Umsätze trotz rückläufiger Volumen weiter steigen.
Die Tabakindustrie ist historisch geprägt von Kontroversen und rechtlichen Auseinandersetzungen. Informationen über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens wurden lange zurückgehalten und Strategien zur Förderung des Tabakkonsums bei Jugendlichen fanden regelmäßig Anwendung.
Obwohl BAT weiterhin ein bedeutendes Unternehmen in der Tabakindustrie ist, spürt es in den letzten Jahren auch vermehrt Maßnahmen von Gesundheitsorganisationen und Regierungen konfrontiert, die für eine Eindämmung des Tabakkonsums kämpfen.
Mit der wachsenden Nachfrage nach rauchfreien Alternativen hat auch BAT jedoch früh in den Bereich der E-Zigaretten und anderer Tabakerhitzungsprodukte investiert, um mit den sich verändernden Verbrauchertrends Schritt zu halten.
Mittlerweile besitzt BAT ein spannendes und zugleich wachsendes Portfolio an zukunftsfähigen Rauchprodukten, die den Übergang zu einer neuen Ära des Rauchens erleichtern sollen. Frei von Kritik sind diese Produkte jedoch auch nicht.
Die letzten Halbjahreszahlen überzeugten dabei mit einem Umsatzanstieg von 4,4 Prozent. Währungsbereinigt lag das Plus zwar nur bei 2,6 Prozent. Dafür konnten die New Categories – wie die risikoreduzierten Alternativen erfasst werden – beim Umsatz währungsbereinigt um fast 27 Prozent zulegen.
Quelle: Pressemitteilung zu den Halbjahreszahlen von BAT
Beim bereinigten Nettoergebnis ging es währungsbereinigt und 3,6 Prozent nach oben. Die bereinigte operative Marge konnte um 40 Basispunkte auf 44,3 Prozent gesteigert werden.
In Summe präsentierte sich British American Tobacco damit wie gewohnt robust. Einzig könnte man kritisieren, dass in einem hoch inflationären Umfeld die Umsätze und Gewinne nicht stärker steigen. Dennoch zeigten sich die Investoren erfreut und schickten die BAT-Aktie zum Börsenstart um über zwei Prozent nach oben.
Auch für die Zukunft sieht sich British American Tobacco auf Kurs. Erwartet wird für das laufende Jahr 2023 eine rückläufige Tabakindustrie von 3 Prozent – teilweise bedingt durch starke Rückgänge in den USA, Pakistan sowie aufgrund von Unsicherheiten bezüglich Russland und der Ukraine.
Quelle: BAT Umsatzprognose
Demgegenüber präsentiert sich britische American Tobacco mit einem Volumenrückgang bei den traditionellen Zigaretten von fast fünf Prozent im ersten Halbjahr 2023 etwas schwächer. Der Umsatz mit brennbaren Zigaretten konnte jedoch am Ende aufgrund von Preissteigerungen um 0,4 Prozent organisch zulegen.
Bis zum Jahr 2025 soll der Gesamtumsatz auf Konzernebene jedoch zwischen 3 und 5 Prozent zulegen, was ein Resultat der starken New Categories ist. Zum Halbjahr 2023 musste British American Tobacco auf einen Umsatz der neuen Produktgeneration von 5,8 Milliarden britische Pfund aber noch 21 Millionen britische Pfund oben drauflegen. Das neue Geschäft ist zwar wachstumsstark, kostet jedoch vorerst Geld. Langfristig dürfte sich dieses Bild jedoch ändern.
In der Dividenden-Analyse überzeugt BAT mit einem Score von 10 Punkten. Dabei konnte in allen Kategorien – bis auf das Dividendenwachstum – die volle Punktzahl erreicht werden. Es handelt sich somit um eine High-Yield-Aktie mit solider Ausschüttungsquote und Verlässlichkeit.
Die hohe Dividendenrendite geht einher mit der günstigen Bewertung aufgrund der zuvor beschriebenen Sachverhalte. Das erwartete KGV beläuft sich beispielsweise bei gerade einmal 7,3.
Der größte Makel liegt beim nur einem moderaten Dividendenwachstum der letzten fünf Jahre von 2,1 Prozent. Der Wert ist keineswegs schlecht, weshalb es immer noch einen Punkt in der Dividenden-Analyse gab. Für die volle Punktzahl wäre jedoch ein Dividendenwachstum von mehr als 10 Prozent erforderlich.
Quelle: Langfristige Dividendenentwicklung der British American Tobacco Aktie
Mit einer kontinuierlichen Erhöhung der Dividende von 23 Jahren gehört British American Tobacco zu den wenigen Dividenden Aristokraten in Europa.
British American Tobacco möchte auch zukünftig weiter die Dividenden erhöhen und eine Ausschüttungsquote von 65 Prozent beibehalten. Rückenwind geben die Planzahlen, die weiteres Wachstum vorsehen.
Auch Experten gehen von einem weiteren Anstieg der Dividende aus. Das größte Risiko könnte jedoch in der Verschuldung des Konzerns liegen. Sollten Probleme beim Wachstum oder der Profitabilität entstehen, könnte dies auch schnell Auswirkungen auf die zukünftigen Dividendenzahlungen haben.
Quelle: Finanzdaten von BAT
Einen kleinen Puffer scheint das Unternehmen aber zu besitzen, denn der starke Free Cashflow entspricht ungefähr dem Jahresüberschuss TTM von 8,7 Milliarden britische Pfund und übersteigt deutich den Wert der gezahlten Dividende von 4,9 Milliarden britische Pfund. Im Jahr 2022 wurden zusätzlich für zwei Milliarden britische Pfund eigene Aktien zurückgekauft. Für 2023 ist kein Rückkauf geplant.
Die Bewertung der British American Tobacco Aktie ist mit einem erwarteten KGV von 7,3 aus Sicht der Erträge überaus günstig. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,8 sowie der Umsatzmultiplikator von 2,2 deuten auf eine Value-Aktie hin.
Quelle: BAT Bewertung im Vergleich
Die günstige Bewertung ist jedoch ein Ausdruck der regulatorischen Risiken und ethnischen Zweifel der Investoren. Von operativer Seite präsentiert sich das Unternehmen robust. Einstellige Umsatzzuwächse sowie Ertragszuwächse im mittleren einstelligen Bereich gelten als realistisch.
Die British American Tobacco Aktie stellt zweifellos eine spannende Investmentmöglichkeit dar, die Investoren mit einem ausgewogenen Portfolio in Betracht ziehen könnten. Die Frage ist lediglich, ob sie zum Risikoprofil eines Investors passt.
Auf der Positivliste stehen die hohe Dividende und günstige Bewertung. Aber auch das robuste Geschäftsmodell mit starkem Free Cashflow und hoher Pricing-Power ist ein Argument für die Aktie.
Quelle: BAT Gewinn je Aktie KGV und EV/Sales Prognose
Neben den Chancen birgt die BAT-Aktie jedoch auch Risiken, die nicht übersehen werden sollten. Zu den größten gehört wohl das Kernprodukt, welches krank macht. Rückläufige Volumina stehen nicht gerade für die Attraktivität der Kernprodukte.
Seit Jahren steht die Tabakindustrie weltweit unter Druck, da immer mehr Länder strengere Vorschriften erlassen, um den Tabakkonsum einzuschränken. Dies könnte auch weiterhin zu einem rückläufigen Absatzvolumen und schwachen Umsätzen bei BAT führen. Wenn das Unternehmen Schwierigkeiten hat, diesen Rückgang auszugleichen, könnte dies langfristig die Rentabilität und Dividende beeinträchtigen.
Die Historie zeigte aber, dass BAT seine Risiken gut kompensieren kann. Neue Produktkategorien sorgen für Dynamik beim Umsatz. Preissteigerungen lassen sich gut umsetzen, wodurch stärkere Umsatzrückgänge vermieden werden. In Summe steigt der Umsatz.
Aufgrund der neuen Perspektiven zeigt sich die BAT-Aktie somit als eine spannende Möglichkeit, um von einer hohen Dividende und günstigen Bewertung zu profitieren. Auch Analysten sehen ein Investment in BAT als interessant und empfehlen die Aktie zum Kauf. Das durchschnittliche Kurspotenzial liegt hier bei 33 Prozent.
Quelle: BAT Kursziel
Investoren sollten jedoch die Herausforderungen und Risiken der Tabakindustrie nicht außer Acht lassen und prüfen, wie die Aktie in ihr Gesamtportfolio passt. Anleger, die sich noch nicht sicher sind und die Aktie auf weitere Kaufargumente hin beobachten, können sich auch im aktien.guide einen Alarm setzen. Ein Levermann-Score von 4 könnte hier z.B. hilfreich sein.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von British American Tobacco (BAT) besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.