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AMD Aktienanalyse: 30% Kurssturz als Kaufgelegenheit?

Geschrieben von Frank Seehawer | 3.4.2022
Inhaltsverzeichnis
Chips sind das neue Gold. Zu dem Schluss könnte man kommen, wenn man die Schlagzeilen der Wirtschaftspresse liest. Überall in der Wirtschaft fehlen sie und ganze Fertigungsstraßen müssen aufgrund des weltweiten Chip-Mangels ihre Auslastung herunterfahren.

Des einen Leid ist des anderen Freud. Besonders die Chip-Industrie kann sich über diese Situation freuen, denn ihre Verrechnungspreise und Volumenabsätze sehen gut aus. Zu einem dominierenden Player im Chip-Markt gehört auch die AMD Aktie (ISIN: US0079031078). Als direkter Kontrahent von Intel führte AMD lange Zeit ein Mauerblümchendasein.

Das Blatt scheint sich nun gewendet zu haben, denn AMD gewinnt immer mehr Marktanteile gegenüber Intel. Eine Übernahme sowie die starke Nachfrage nach Chips brachte AMD im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von fast 70 Prozent. Mit hohem Wachstum wird auch in den kommenden Quartalen gerechnet. Dennoch hat die Aktie seit Jahresbeginn 30 Prozent an Wert verloren:

AMD überzeugt darüber hinaus mit soliden fundamentalen Kennzahlen. In der Levermann-Analyse und der High-Growth-Investing-Analyse findet man die AMD Aktie unter den Topscorern wieder. Ob die Aktie aber auch tatsächlich ein Kauf ist? Die nachfolgende AMD Aktienanalyse gibt weitere Hinweise.

Das Wichtigste in Kürze
  • AMD gewinnt immer mehr Marktanteile gegenüber Intel
  • Gutes Produktportfolio sowie starke Nachfrage nach Halbleitern geben Rückenwind
  • Übernahmen heizen das Wachstum weiter an
  • Die Bewertung nimmt jedoch schon viel vorweg

Unternehmensprofil – führender Halbleiterhersteller

Advanced Micro Devices (AMD) ist ein führender Halbleiterhersteller aus Amerika. Gemessen an seiner Marktkapitalisierung von aktuell 176 Milliarden US-Dollar nimmt es hinter Unternehmensgrößen wie Nvidia, Taiwan Semiconductor, Broadcom und Intel den fünften Platz ein.

Quelle: Peer-Vergleich aktien.guide

AMD ist ein alter Hase im Technologiesektor. Gegründet wurde der Chip-Hersteller im Jahr 1969 unter den Namen eines seiner Gründer als Sanders Association. Die Geschäftsidee: die Entwicklung und Fertigung von integrierten Schaltkreisen.

 

Die Produkte von AMD

Das Produktspektrum von AMD ist mittlerweile vielseitig. Man konzentriert sich auf Computerchips für Laptops und Rechenzentren, Mikroprozessoren, Chipsätze, Grafikprozessoren sowie System-on-a-Chip-Lösungen (SoC). Damit ist AMD ähnlich aufgestellt wie Intel.

Lange Zeit konnte AMD der dominierenden Intel im Halbleitermarkt wenig entgegensetzten. Seit ein paar Jahren scheint sich hier das Blatt zu wenden: AMD gewinnt zusehends Marktanteile, während Intel ins Hintertreffen gelangt und immer mehr von seiner marktführenden Position abgeben muss.

Mit dem nach eigenen Aussagen besten Produktportfolio aller Zeiten sieht sich AMD nun auch als Performanceführer im Markt für PC, Rechenzentren und Gaming.

Quelle: AMD Q4’21 Financial Results Slides

Die zusehends vom Markt stärker gefragten Produkte in Kombination mit einem Chip-Engpass am Weltmarkt sorgten für eine gute Nachfragesituation im Geschäftsjahr 2021. Der Umsatz des in Santa Clara (Kalifornien) ansässigen Unternehmens explodierte förmlich, auch dank einer Übernahme des Rivalen Xilinx.

Ausgewiesen wurde ein Umsatzwachstum von 68 Prozent auf 16,4 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis erhöhte sich um 166 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar. Am Ende wurde ein Ergebnis je Aktie erreicht, welches mit 2,57 US-Dollar um 25 Prozent über dem Wert des Vorjahres lag. Mit einem operativen Cashflow von 3,5 Milliarden US-Dollar sowie einen Free Cashflow auf Rekordhöhe von 3,2 Milliarden US-Dollar gilt AMD als hochprofitabel.

Quelle: Finanzdaten AMD

Die Übernahme von Xilinx wurde im Jahr 2020 verkündet und fand zu einem Betrag von 35 Milliarden US-Dollar statt. Xilinx ist einer der Marktführer im Bereich von programmierbaren Logik-ICs. Mit der Übernahme stärkt AMD seine Position im Bereich von Datenzentren – eine direkte Kampfansage an den Marktführer Intel.

 

Die letzten Quartalszahlen von AMD und der Ausblick auf 2022

Das vierte Quartal 2021 verlor ein wenig an Dynamik. Der Umsatz konnte um 49 Prozent auf 4,8 Milliarden US-Dollar gesteigert werden. Das EBIT erhöhte sich jedoch um 113 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar.

Quelle: AMD Quartalszahlen

Beim Ausblick auf das Gesamtjahr 2022 wird vom Management mit Umsätzen von rund 21,5 Milliarden US-Dollar gerechnet, was am Ende immer noch einem hohen Wachstum von rund 31 Prozent entsprechen würde. Auch die Gross Margin wird mit 51 Prozent leicht höher erwartet. Konkrete Ertragszahlen wurden jedoch nicht prognostiziert.

 

Analysteneinschätzungen und AMD Aktie Prognose 2022

Analysten rechnen mit einem deutlich zweistelligen Ergebniswachstum. Erwartet wird ein EPS von 3,67 US-Dollar für 2022, welches im Folgejahr 2023 auf 4,43 US-Dollar ansteigen soll. Das erwartete Gewinnwachstum für 2022 beläuft sich damit auf fast 43 Prozent. Im Folgejahr 2023 könnte sich das Wachstum – gemäß Analysten – immer noch auf über 20 Prozent belaufen.

Quelle: Erwartetes Gewinnwachstum der AMD Aktie aktien.guide

 

Wichtige Kennzahlen der AMD Aktie aus der Levermann-Analyse

Für die guten Werte beim Gewinnwachstum gibt es in der Levermann-Analyse einen klaren Pluspunkt. Weitere Punkte konnte die AMD Aktie für den Wert der Eigenkapitalrendite (42,2 Prozent), die EBIT-Marge (22,4 Prozent) sowie für den Wert der Eigenkapitalquote (60,4 Prozent) sammeln.

Quelle: Levermann-Score der AMD Aktie aktien.guide

Für die Bewertungen im beim Kurs-Gewinn-Verhältnis gab es Punktabzüge. Dafür konnte der Halbleiterhersteller mit der Veröffentlichung der letzten Quartalszahlen überzeugen. Für die gute Reaktion der Aktie am Tag der Veröffentlichung gab es einen Punkt in der Levermann-Analyse. Gleiches gilt für die überzeugende Kursentwicklung über die letzten sechs bzw. zwölf Monate.

 

Bewertung der AMD Aktie

Die Bewertung der AMD Aktie sieht entsprechend ambitioniert aus. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beläuft sich auf Basis der Ergebnisse der letzten zwölf Monate auf über 40. Auch auf Ebene des Free Cashflows wird eine hohe Bewertung aufgerufen. So beläuft sich das EV/FCF-Verhältnis auf über 54.

Quelle: Bewertungen der AMD Aktie aktien.guide

Die hohe Bewertung wird gestützt von einem hohen Umsatzwachstum von fast 70 Prozent. In der High-Growth-Investing-Analyse gab es für diesen Umsatzanstieg entsprechend der Strategie drei Punkte. AMD wird in der HGI-Strategie als Topscorer geführt.

Bei der Bewertung als Wachstumsaktie wurde von der AMD Aktie jedoch nur ein Punkt erreicht, weil der Multiplikator EV/Sales die Marke von 10 überschritt. Mit Blick auf das erwartete KGV von 29 relativiert sich die Einschätzung ein wenig.

Als Value-Aktie könnte die AMD Aktie damit teuer sein. Aber auch als ein Wachstumsinvestment könnte sie ein faires Maß der Bewertung schon überschritten haben. Besonders trifft dies zu, wenn sich das Wachstum in den nächsten Quartalen weiter abschwächt.

Fazit zur AMD Aktie

Für den breit aufgestellten Chiphersteller AMD scheint derzeit vieles rund zu laufen. Es herrscht eine generell starke Nachfrage nach Rechenchips und auch das eigene AMD-Produktportfolio überzeugt gegenüber dem Dauer-Rivalen Intel zusehends. Intel musste zuletzt eigene Probleme bei der Weiterentwicklung von Chips einräumen.

Die relativ hohe Bewertung seiner Aktie nutzte AMD geschickt, um den Rivalen Xilinx zu kaufen und mit eigenen Aktien zu bezahlen. Bereits seit längerem herrscht ein Übernahmefieber im Halbleitermarkt, AMD spielt vorne mit.

Gemessen an der Bewertung erscheint die AMD Aktie teuer. Besonders deutlich wird dies, sofern man bedenkt, dass das Wachstum teilweise anorganisch verzehrt ist. Dennoch sollte die Übernahme von Xilinx Rückenwind für das eigene Geschäft bringen. Auch sollte der Abstand zum Marktführer Intel kleiner werden. Der Nachfrageüberhang nach Chips könnte dabei mittelfristig weiter bestehen bleiben, was ein gutes Momentum für die Aktie bedeuten würde.

Konservative Anleger sollten bei dem derzeitigen Bewertungsniveau jedoch vorsichtig sein. Schließlich könnte es gut möglich sein, dass in einigen Jahren ein Überfluss an Chips an den Weltmärkten vorliegt und die normale Zyklik des Geschäfts wieder in den Vordergrund rückt.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von AMD besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.