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Nutanix Aktienanalyse: Vom Hardwareanbieter zum Cloud-Software-Champion

Geschrieben von Lukas Langer | 23.9.2025
  1. Kurzprofil von Nutanix
    1.1 Warum ist Nutanix hier wichtig?
    1.2 Und wie macht Nutanix das? 
  2. Bewertung der Nutanix Aktie nach den Quartalszahlen
    2.1 Nutanix Gewinn- und Verlustrechnung
    2.2 Nutanix Free Cashflow
    2.3 Nutanix Bilanz
  3. Nutanix als High-Growth-Investing Topscorer

  4. Fazit zu Nutanix

Was für eine Achterbahnfahrt die vergangenen neun Jahre seit dem Börsengang für Nutanix-Aktionäre doch waren! Nach dem Börsengang im September 2016 stürzte die Aktie zunächst auf knapp 15 US-Dollar ab, um sich innerhalb eines Jahres auf 61 US-Dollar zu vervierfachen. Vom Hoch im Juni 2018 konnten Nutanix-Aktionäre in den folgenden fünf Jahren allerdings nur träumen, als sich die Aktie in einer sehr volatilen Seitwärtsbewegung zwischen 15 und 50 US-Dollar bewegte. Seit Sommer 2023 ist diese Bewegung jedoch Geschichte und die Nutanix-Aktie strebt mit Nachdruck nach oben.

Quelle: Aktienkursentwicklung von Nutanix

Grund hierfür ist der vermeintlich unaufhaltsame Siegeszug der künstlichen Intelligenz und allem, was dazugehört. Dazu gehört auch die Infrastruktur, auf der künstliche Intelligenz und deren Anwendungsfelder aufgebaut werden können. Genau diese Infrastruktur stellt das Unternehmen Nutanix bereit. 

Während sich die Aktionäre seit dem Börsengang über eine Rendite von knapp über 100% freuen konnten, erzielte Nutanix allein in den vergangenen drei Jahren – getrieben von stetig steigenden Umsätzen – knapp 250% Rendite für Investoren. Grund genug, einmal einen genaueren Blick auf die Aktie zu werfen. Ist die Nutanix-Story nach dem starken Anstieg der vergangenen Jahre auserzählt?

Kurzprofil von Nutanix

Durch die digitale Entwicklung entstehen ständig neue Anwendungen, vor allem im Bereich Künstliche Intelligenz und Cloud-Technologie. Das führt zu immer mehr Daten und macht IT-Systeme deutlich komplexer.

Warum ist Nutanix hier wichtig?

Alte, voneinander getrennte IT-Lösungen reichen nicht mehr aus, um mit dem Tempo der Innovation mitzuhalten. Unternehmen brauchen deshalb eine zentrale Plattform, die ihnen hilft, Anwendungen und Daten überall – im Rechenzentrum, in der Cloud oder an Außenstandorten – einfach zu verwalten.

Nutanix hat dafür eine Lösung: eine Infrastruktur, die Rechenleistung, Speicher und Netzwerk in einem System vereint. Heute geht Nutanix noch weiter und verbindet verschiedene IT-Standorte zu einer einheitlichen, hybriden Multi-Cloud-Plattform.

Und wie macht Nutanix das?

Die Nutanix Cloud Plattform (NCP) vereinfacht die Verwaltung und den Betrieb moderner IT-Infrastrukturen, indem sie Rechenleistung, Speicher und Steuerung in einer zentralen Lösung zusammenführt. Unternehmen können ihre Anwendungen – egal ob in virtuellen Maschinen (VMs), also simulierten Computersystemen innerhalb eines physischen Systems, oder in Containern, die einzelne Anwendungen samt ihrer Abhängigkeiten bündeln – sicher und flexibel ausführen. Beispielsweise ist bei dem Betrieb eines Onlineshops die Anzeige der Webseite, die Verarbeitung der Anfragen, die Zahlungsabwicklung etc. in verschiedene Container eingeteilt, sodass sie auf vielen verschiedenen Computern zeitgleich problemlos funktionieren. Daten lassen sich in der Nutanix Cloud also unabhängig vom Speicherort auch in großen Mengen effizient verwalten, zentral steuern und skalieren.

Früher wurden oft spezialisierte Netzwerke, die Speichergeräte mit Servern verbinden, genutzt. Diese lassen sich durch die Nutanix-Plattform ersetzen, da sie dieselbe Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit bietet, jedoch einfacher und flexibler aufgebaut ist. Die Architektur der Plattform ist von Grund auf dafür entwickelt, auch moderne Technologien wie künstliche Intelligenz oder Anwendungen, die nur noch cloud-basiert sind, also nicht mehr auf einem zentralen Computer laufen, optimal zu unterstützen. 

Nutanix ist also eine Plattform, mit der IT-Systeme zentral gesteuert werden können – egal ob sie in der Cloud wie auf Microsoft Azure oder Aamazon Web Services laufen oder in einem firmen-eigenen Rechenzentrum. Statt verschiedene Werkzeuge für jede Umgebung zu nutzen, nutzt Nutanix über alle IT-Systeme eine einheitliche Infrastruktur, sodass beispielsweise eine Webseite, die teils über die Cloud von Microsoft und teils über Amazon läuft, dennoch zentral und einheitlich gesteuert werden kann. Dadurch wird es einfacher, Abläufe zu automatisieren und alles übersichtlich im Griff zu behalten – ganz ohne ständig zwischen verschiedenen Systemen hin- und herzuspringen.

Die Nutanix Cloud-Plattform verfügt über integrierte Funktionen für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen. Sie helfen dabei, die Systemleistung zu optimieren, Ressourcen vorausschauend zu planen und potenzielle Probleme automatisch zu erkennen und zu beheben. Mithilfe von sogenannten One-Click-Upgrades wird das System zudem automatisch und ohne Ausfallzeiten aktualisiert. 

Ein großer Vorteil der Nutanix-Cloud ist, dass sie besonders ausfallsicher ist. Sie schützt Daten automatisch und stellt den Betrieb selbst bei Störungen sicher. Funktionen wie automatische Datenreplikation und die schnelle Wiederherstellung einzelner Systeme sorgen dafür, dass im Notfall alles schnell wieder verfügbar ist.

In den vergangenen Jahren hat sich Nutanix dabei komplett von einem Hardware-Anbieter für Speicher- und Rechenleistung zu einem reinen Softwareanbieter gewandelt. Die Softwarelösungen funktionieren mittlerweile auch auf Hardware, die nicht von Nutanix stammt. 

Allerdings ist Nutanix auch einem hohen Wettbewerb ausgesetzt. Dazu zählen traditionelle Anbieter von IT-Systemen wie Dell, HP oder IBM sowie Infrastrukturanbieter, die ähnliche Lösungen wie Nutanix bereitstellen, beispielsweise VMWare oder Broadcom. Auch Cloud-Anbieter wie Amazon (Amazon Web Services), Microsoft Azure oder Google Cloud bieten Infrastrukturleistungen in der Cloud an, die durch Nutanix-Produkte teilweise überflüssig werden. Sie sind daher Partner und mächtige Konkurrenten von Nutanix.

Bewertung der Nutanix Aktie nach den Quartalszahlen

Doch wie hat sich Nutanix im vergangenen Quartal geschlagen? Die Entwicklung des Aktienkurses in den vergangenen Wochen lässt es bereits erahnen: sehr gut. Nutanix konnte seine Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal um etwa 19 % steigern. Dies entspricht einer Beschleunigung des Umsatzwachstums gegenüber den vergangenen Quartalen. Auf Basis der letzten 12 Monate liegt das Umsatzwachstum mit 18 % leicht unter dem des vergangenen Quartals.

Nutanix Gewinn- und Verlustrechnung

Betrachtet man das Umsatzwachstum im aktien.guide über einen längeren Zeitraum (bis zu 20 Jahre Datenhistorie im aktien.guide möglich) so zeigt sich, dass es Nutanix nach einer langen Periode mit sich verlangsamendem Umsatzwachstum zwischen 2016 und 2020 zuletzt wieder gelungen ist, ein höheres Umsatzwachstum zu erzielen. Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass die Bruttomarge des Unternehmens in den vergangenen Jahren stetig angestiegen ist und aktuell mit fast 87 % einen neuen Höchststand erreicht hat.

Quelle: Umsatzwachstum & Bruttomarge

Dies zeigt, dass Nutanix die Umstellung von einem hauptsächlich auf dem Verkauf von Hardware basierenden Geschäftsmodell zu einem Fokus auf Software gelungen ist. Andererseits ist Nutanix in der Lage, seine Preise über die entstandenen Kostensteigerungen hinaus zu erhöhen und so seine Margen auszubauen. Dies spricht für einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. 

Auch die anderen operativen Kosten, wie die für Verkauf und Marketing, Forschung und Entwicklung sowie Verwaltung, stiegen mit knapp 11 % deutlich langsamer als der Bruttoertrag. Infolgedessen stieg das operative Ergebnis stark überproportional an. Allerdings muss ergänzt werden, dass das Unternehmen nach wie vor mehr als 300 Millionen US-Dollar oder 14 % des Umsatzes für aktienbasierte Vergütung ausgibt – eine Zahl, die weiterhin ansteigt. Hier ist die komplette Übersicht über die Zahlen des 4. Quartals.

Quelle: aktien.guide

Für das kommende Jahr stellt Nutanix ein Umsatzwachstum von etwa 15% in Aussicht.

Nutanix Free Cashflow

Betrachtet man die Cashflow-Rechnung von Nutanix, fällt auf, dass dieser trotz hoher operativer Gewinnzuwächse leicht rückläufig war. Auf den ersten Blick gelingt es dem Unternehmen also nicht, seine Gewinne in Cashflow-Steigerungen umzuwandeln.


Quelle: Free Cashflow

Dies ist allerdings nicht ganz korrekt, denn hier steckt der Teufel im Detail. Im vierten Quartal des Vorjahres wurde eine Wandelanleihe des Unternehmens – also ein Darlehen eines Kreditgebers, das in Aktien umgewandelt werden kann – in Aktien umgewandelt. Insgesamt lag der Wert dieser Umwandlung bei 108 Millionen Dollar. Dieser Betrag wurde in der Gewinn- und Verlustrechnung als Aufwand erfasst und minderte somit den Gewinn. Da es sich jedoch nicht um eine Zahlung handelt, ist dieser Betrag nicht zahlungswirksam. Daher wird der Aufwand in der Cashflow-Rechnung wieder addiert. Dies geschah bei Nutanix im operativen Cashflow – normalerweise ist eine solche Erfassung eher im Finanzierungs-Cashflow üblich. Ohne diesen Einmaleffekt im Jahr 2024 läge das Wachstum im freien Cashflow bei etwa 40 %. 

Für das kommende Jahr plant Nutanix mit einem Wachstum des Free Cashflows von etwa 8 % – dies liegt sowohl deutlich unter dem Vorjahreswachstum als auch unter dem erwarteten Umsatzwachstum. Schauen wir uns nun die Bilanz an, auch hier gibt es einige Punkte zu beachten.

Nutanix Bilanz

Quelle: Bilanz

Zum einen fällt das negative Eigenkapital ins Auge. Es ergibt sich aus den über die Jahre aufgelaufenen Verlusten, die das eingezahlte Kapital und die Rücklagen übersteigen. Da bei Nutanix in den vergangenen Jahren stets Verluste angefallen sind, hat sich das Eigenkapital negativ entwickelt. ür ein börsennotiertes Softwareunternehmen mit stabiler Liquidität ist das derzeit nicht kritisch.

Nutanix hat außerdem einen hohen Schuldenbestand von knapp 4 Milliarden US-Dollar, dem nur Cash und kurzfristige Wertpapiere von etwa 2 Milliarden US-Dollar gegenüberstehen. Allerdings entfallen 2,1 Milliarden US-Dollar hiervon auf Deferred Revenue, also auf einen Umsatz für Dienstleistungen, die Nutanix noch nicht erbracht hat, für die das Unternehmen jedoch bereits bezahlt wurde. Es handelt sich also streng genommen nicht um Schulden von Nutanix, sondern um noch zu erbringende Leistungen, die dann auch erst als Umsatz erfasst werden. Weitere 1,3 Milliarden US-Dollar entfallen auf Wandelanleihen. Bei einem weiterhin positiven Aktienverlauf ist zu erwarten, dass diese nicht zurückgezahlt werden müssen, sondern sich in Aktien umwandeln, wodurch bestehende Anleger verwässert werden. Interessant ist, dass Nutanix im vergangenen Jahr Wandelanleihen im Wert von knapp 850 Millionen Dollar ausgegeben hat. Verwässerung von Nutanix Aktionären.

Aufgrund der nach wie vor hohen aktienbasierten Vergütung und der hohen Ausgabe von Wandelanleihen stellt sich zwangsläufig die Frage der Verwässerung der Nutanix-Aktionäre. Zwar hat Nutanix im vergangenen Jahr fleißig für etwa 400 Millionen US-Dollar Aktien zurückgekauft (310 Millionen US-Dollar direkte Aktienrückkäufe sowie 95 Millionen US-Dollar vorzeitige Rückzahlung/Rückkauf der Wandelanleihe für 2027), jedoch reicht das bei weitem nicht aus, um die Ausgabe neuer Aktien und Wandelanleihen zu kompensieren. Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl der ausstehenden Aktien zwar nur um ein Prozent erhöht.

Quelle: Anzahl ausstehender Aktien

Die hinterlegte Aktienanzahl von 269 Millionen Aktien reflektiert jedoch nur die tatsächlich ausstehenden Aktien und nicht die Optionen, die beispielsweise durch Wandelanleihen noch ausgeübt werden können. Die Anzahl der Aktien inklusive der ausübbaren Optionen liegt bei etwa 297 Millionen. Die „potenzielle” Aktienanzahl sowie die „potenzielle” Verwässerung der Aktionäre waren im vergangenen Jahr also deutlich höher.  Anleger sollten diese Entwicklung unbedingt im Blick behalten.

Nutanix als High-Growth-Investing Topscorer

Beim HGI-Score erreicht Nutanix insgesamt 11 von 18 möglichen Punkten. Die volle Punktzahl erreicht das Unternehmen bei der Bewertung auf Basis des Umsatzes sowie der hohen Bruttomarge. Der Rule-of-40-Score liegt über der entscheidenden Schwelle von 40 und erreicht 2 von 3 möglichen Punkten. Die volle Punktzahl bei der Bewertung auf Basis des KGV verglichen mit dem EBIT-Wachstum komplettiert den Score. Diese Bewertung ist im Fall von Nutanix jedoch mit Vorsicht zu genießen, da das EBIT-Wachstum – bedingt durch die teils fehlende Profitabilität im Vorjahr – bei über 600% liegt. 

Quelle: HGI Score

Zudem ist unklar, inwiefern der einmalige Aufwand durch die Umwandlung der Wandelanleihe hier reflektiert ist. Daher wird sich die PEG-Ratio in den kommenden Quartalen sicherlich relativieren.

Nutanix Leadership

Das Führungsteam von Nutanix wird von CEO Rajiv Ramaswami geleitet, der das Amt seit Ende 2020 innehat. Er übernahm die Führung von Nutanix in der bislang schwierigsten operativen Phase, die sich durch geringes Umsatzwachstum und einen niedrigen Aktienkurs auszeichnete. Ramaswami bringt langjährige Erfahrung aus führenden Technologieunternehmen wie VMware, Broadcom und Cisco, also direkten Wettbewerbern von Nutanix, mit. Unter seiner Leitung fokussiert sich Nutanix auf die Vereinfachung hybrider Multicloud-Infrastrukturen und legt großen Wert auf operative Effizienz. Unterstützt wird Ramaswami von CFO Rukmini Sivaraman, die seit 2022 das Finanzressort verantwortet. Sie kam aus dem Unternehmen selbst und bringt umfassende Erfahrung in Finanzplanung und strategischem Management mit.

Fazit zu Nutanix

In den vergangenen Jahren ist es Nutanix unter der Leitung des neuen CEOs erfolgreich gelungen, das Unternehmen von einem Hardware- zu einem Softwareanbieter zu transformieren. Es ist im Bereich der Infrastruktur für hybride Clouds führend und derzeit einer der Gewinner im Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Die Wachstumsraten können sich sehen lassen und haben sich zuletzt sogar leicht beschleunigt. Der Free Cashflow wächst aktuell zudem noch deutlich überproportional. Ein EV/FCF-Vielfaches von etwa 26 wirkt folglich nicht übermäßig hoch. Zudem relativiert sich das aktuell dreistellige KGV, wenn man bedenkt, dass Nutanix noch nicht lange profitabel ist. Die größte Unbekannte für Nutanix ist derzeit die hohe Verwässerung bestehender Aktionäre. Allein in den vergangenen drei Jahren ist die Anzahl der ausstehenden Aktien um knapp 20% gestiegen:

Quelle: Anzahl ausstehender Aktien

Das Unternehmen hat dieses Problem erkannt und tätigt verstärkt Aktienrückkäufe. Diese reichen aktuell jedoch nicht aus, um die Ausgabe von aktienbasierter Vergütung und die Emission von Wandelanleihen zu decken. Wenn es Nutanix in Zukunft gelingt, die Anzahl der ausstehenden Aktien nahezu konstant zu halten, stehen weiteren Kurssteigerungen nichts im Wege.


Quelle: Nutanix Prognose

Diese Meinung vertreten auch die Analysten, die die Aktie zwar überwiegend zum Kauf empfehlen, aufgrund der nachlassenden Wachstumsdynamik jedoch kein besonders hohes Kurspotenzial mehr sehen.

Lege Dir am besten einen EV/Sales Alarm im aktien.guide bei 6 an. Das könnte eine gute Schwelle sein, sich die Aktie erneut anzusehen. So wirst Du automatisch benachrichtigt, wenn die Bewertung von Nutanix wieder etwas gefallen ist.

 

 

Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Nutanix besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.