Diese Nachricht löste ein regelrechtes Kursfeuerwerk unter den Cybersecurity Aktien aus. Innerhalb einer Woche verzeichnete die Zscaler Aktie Kursgewinne von mehr als 30 Prozent.
Quelle: Cybersecurity Aktienkurs Vergleich
Das wiederum führte dazu, dass aus einem einstelligen EV/Sales Verhältnis schnell ein zweistelliges wurde und die Zscaler Aktie somit auf Basis der HGI-Analyse nur noch 9 von 18 möglichen Punkten erhielt.
Doch ist die Zscaler-Aktie durch die Rallye an der Börse unattraktiv geworden? Ist das Kurspotenzial mittlerweile mittel- bis langfristig sogar schon wieder ausgereizt? Und wie steht es um Zscaler im Wettbewerb mit weiteren Anbietern von Cyber Sicherheitslösungen wie Crowdstrike, Okta, Fortinet & Co.? Die folgende Analyse soll einen Überblick über unseren Kurzzeit-Topscorer geben.
Zscaler beschreibt sich selbst als Anbieter von Sicherheitslösungen für Cloud-Anwendungen. In der heutigen Arbeitswelt transferieren immer mehr Unternehmen ihre Anwendungen und Kollaborationssoftware von fest installierten Anwendungen auf jedem PC in die Cloud. Ein Beispiel hierfür sind die Office-365 Anwendungen, wonach nicht mehr auf jedem PC eine Lizenz installiert ist, sondern über die Cloud auf die Dateien zugegriffen werden kann.
Die Vorteile der Cloud-Strategie für die Unternehmen sowie für deren Anbieter liegen auf der Hand: Statt hohen Einmal-Investitionen fallen laufende Kosten ähnlich einem Abonnement an. Das sorgt für stabile und planbare Erlöse der Anbieter und meist deutlich günstigere Kosten für den Kunden. Zudem sind die Mitarbeiter der Kunden deutlich flexibler und die IT agiler. Updates können deutlich schneller durchgeführt werden.
Abseits der oben genannten Beispiele sind Unternehmen zudem mehr an Cloud-Dienstleistungen sowie Plattformen wie Amazon Web Services gebunden. Eine Cloud kann man sich dabei vorstellen wie eine große interaktive Plattform, die unabhängig von einzelnen Geräten oder Nutzern funktioniert. Dementsprechend ist es auch besonders schwierig, diese Plattform zu schützen. Zscaler hat hierfür das Produkt „Zero Trust Exchange“ geschaffen, was den Nutzer in drei verschiedenen Formen schützt:
Doch mit welchen Mitteln erreicht Zscaler dies? Im Gegensatz zu traditionellem Anti-Viren Schutz hat Zscaler nicht ein lokal fixiertes, sondern mehr als 150 weltweit verfügbare Datencenter, die alle miteinander verbunden sind. So können sie Nutzer ungebunden an Ort, Gerät oder Zeit schützen. Das Zscaler Zero Trust Exchange lernt dabei mit jeder eliminierten Bedrohung dazu. Das heißt, dass die Software pro Tag ungefähr 200.000 Updates durchläuft. Diese Zahl relativiert sich, wenn man sich die restlichen von Zscaler genannten Zahlen vor Augen führt:
Doch wie genau schützt Zscaler den Nutzer? Wir wollen uns einmal die Produktpalette von Zscaler genauer anschauen.
Zum einen hat Zscaler durch seine weltweit verteilten Datencenter und die Cloud-Architektur die Möglichkeit, den Kunden in Echtzeit zu schützen.
Besonders zwei Techniken nutzt Zscaler bei der Abwehr von Angriffen aus dem Web: Das Sandboxing und die Browser Isolation. Beim Sandboxing wird, wie der Name schon sagt, ein virtueller Sandkasten geschaffen. Das heißt, die Anwendung, die man nutzt, wird ähnlich einem Sandkasten komplett isoliert. Unbekannte Dateien oder verdächtige Dateien werden von der Zscaler Plattform in einer isolierten Umgebung gehalten und analysiert. Stellt sich eine verdächtige Datei als schädlich heraus, wird diese laut Zscaler „detoniert“. Diese Detonation, also das Löschen schädlicher Dateien, kann für jeden Nutzer, unabhängig von dessen Ort und Gerät, umgesetzt werden. Erst nach der Detonation und Analyse verdächtiger Dateien werden diese dem Nutzer zur Verfügung gestellt.
Ähnlich funktioniert die Browser-Isolation von Zscaler. Der Nutzer kann hierbei aktiv mit einem isolierten Internetzugang suchen und auf Webseiten zugreifen, ohne etwas herunterzuladen. Ruft ein Nutzer eine Webseite auf, lädt er damit normalerweise auch den sogenannten Web Content, also den Inhalt der Seite, herunter. Das Problem dabei ist, dass Webseiten infizierte oder bösartige Codes besitzen können, die dann, bei Öffnen der Webseite, automatisch heruntergeladen werden. Zscaler verhindert dies, indem es eine Webseite analysiert und diese dann überträgt.
Zugleich sorgt Zscaler mit einer Reihe von Maßnahmen wie dem Verpacken und der Codierung von Dateien dafür, dass nur autorisierte Nutzer auf diese zugreifen können. Durch die Codierung ist einfach zu erkennen, welche Dateien interner und welche externer Natur sind. Durch Verpacken der Dateien wird ein sicherer Transfer ermöglicht.
Möchten Nutzer auf spezielle Anwendungen sowie Programme zugreifen, sorgt Zscaler immer dafür, dass diese innerhalb des eigenen Netzwerks stattfinden. Falls interne Nutzer eine externe Anwendung bedienen müssen, die ausschließlich im Internet zugänglich ist, baut Zscaler sogenannte Tunnel. Analog gilt das für interne Anwendungen, die durch externe Nutzer bedient werden müssen. Durch die Tunnels wird verhindert, dass der Nutzer sich ins Internet begibt. Externe Nutzer können außerdem nicht auf den Ort, die Quelle oder andere Identifikationsmöglichkeiten der internen Anwendungen zugreifen.
Was hebt Zscaler nun von Crowdstrike, Okta und all den jungen Cybersecurity-Aktien ab? Werden beim Wettbewerb unter diesen Anbietern nicht einige auf der Strecke bleiben?
An dieser Stelle möchte ich Stefan Waldhausers Artikel zum Vergleich von Zscaler und Crowdstrike, sowie die Aktienanalyse zu Okta, empfehlen. Tatsächlich sind Okta, Zscaler und Crowdstrike an vielen Stellen keine Wettbewerber, sondern komplementär zu sehen. Aus diesem Grund haben sich in den letzten Jahren auch Partnerschaften gebildet.
Crowdstrike und Zscaler haben beispielsweise im Bereich Zero Trust eine Kooperation geschlossen. Crowdstrike kümmert sich hauptsächlich um die einzelnen Geräte und Endpunkte. Die Falcon Plattform sorgt dafür, dass nur autorisierte und authentifizierte Geräte und Nutzer Zugang zur Zscaler Cloud bekommen. In der Zscaler Cloud können sich die Nutzer dann bewegen. Wird in der Cloud eine verdächtige Datei oder ein Code entdeckt, werden diese mit der bereits erwähnten Sandkastenmethode „detoniert“. Gleichzeitig wird die Crowdstrike Falcon Plattform verständigt, die die Bedrohung bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt. Dort wird sie dann isoliert. Dies sorgt dafür, dass keine weiteren Geräte infiziert werden können.
Sollte bereits bei der Falcon Plattform von Crowdstrike eine Bedrohung ermittelt werden, so wird diese mit anderen Bedrohungen aus dem Zscaler Archiv verglichen. Bedrohungen können aus IP-Adressen, URLs oder Domains bestehen und sind spezifisch für die Umgebung jedes Kunden. Zscaler und Crowdstrike sorgen gemeinsam dafür, dass diese automatisch blockiert werden.
Quelle: Crowdstrike Technology Partner Paper
Eine sehr ähnliche Partnerschaft besteht auch zwischen Zscaler und Okta
Als Wettbewerber hingegen sieht Zscaler eher Palo Alto Networks, Fortinet und Cisco Systems, die entsprechende Sicherheitssystems in ihre IT-Infrastrukturen einbauen, die sie Unternehmen zur Verfügung stellen.
Zscaler ist nach wie vor gründergeführt durch Jay Chaudhry. Bevor er Zscaler im Jahr 2008 gründete, war Jay bei diversen anderen Security-Unternehmen tätig und gründete einige davon, u.a. AirDefense (verkauft an Motorola im Jahr 2006), CipherTrust (Zusammenschluss mit Secure Computing) und Secure IT. Insgesamt besitzt Jay mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Sicherheitsbranche und war zuvor auch bei IBM in leitender Rolle tätig.
Unterstützt wird er von Dali Rajic als COO, der mehr als 25 Jahre Erfahrung im Bereich Cloud hat und ebenfalls in führenden Rollen aktiv war. Komplettiert wird die Führung von Remo Canessa als CFO, der seit 30 Jahren im Bereich der Finanzen aktiv ist. Die erweiterte Führung besteht aus acht weiteren Personen.
Wie bereits erwähnt, gab Zscaler kürzlich seine Prognose für das dritte Quartal und die angepasste Prognose des Jahres 2023 bekannt. Zscaler erwartet nun Umsätze von 415 bis 419 Millionen Dollar für das dritte Quartal. Für das Gesamtjahr werden knapp 1,6 Milliarden Dollar erwartet. Das entspricht sowohl für das dritte Quartal als auch für das Gesamtjahr 2023 einem Wachstum von 45 Prozent. Trotz der angehobenen Prognose zeigt das aber auch: Das Wachstum schwächt sich ab.
Im Vorquartal gab es noch ein Wachstum von 52 Prozent, zu Beginn des Jahres waren es noch 54 Prozent. Im letzten Jahr lagen die vierteljährlichen Wachstumsraten noch zwischen 61 Prozent und 63 Prozent. Allerdings ist es auch schwierig, über Jahre hinweg mit 50 Prozent oder mehr zu wachsen. Zscaler ist das in den vergangenen Jahren eindrucksvoll gelungen. Auch sequentiell, also von Quartal zu Quartal, herrscht nach wie vor Wachstum.
Auf Basis der vorläufigen Zahlen des dritten Quartals wies Zscaler auch einen operativen Gewinn von 60 bis 64 Millionen aus. Allerdings gilt das nur für das non-GAAP Ergebnis, also das Ergebnis, was nicht nach dem amerikanischen Rechnungslegungsstandard bilanziert wird. Nach der Bilanzierung nach GAAP fällt erwartungsgemäß ein Verlust in selbiger Höhe an. Der Unterschied liegt hier im Zauberwort aktienbasierte Vergütung.
Schaut man in die Bilanz, fallen zwei Dinge besonders ins Auge. Zscaler hat auf der Aktivseite einen sehr hohen Cashbestand. Allerdings steht auf der anderen Seite auch ein hohes Fremdkapital im Vergleich zum Eigenkapital. Der Verschuldungsgrad ist also sehr hoch, wenngleich die Barmittel fast ausreichen, um die Schulden tilgen zu können.
Quelle: Zscaler Bilanz
Weiterhin fällt auf, dass Zscaler immaterielle Gegenstände in seiner Bilanz hat. Dies sind zum Teil akquirierte immaterielle Gegenstände, also z. B. Patente und intellektuelles Eigentum. Zu einem hohen Anteil bestehen die immateriellen Vermögensgegenstände aber auch aus Goodwill. Beide Posten sind klare Zeichen von Akquisitionen. Schaut man in die Vergangenheit, fällt auf, dass die immateriellen Vermögensgegenstände seit 2020 stetig wachsen:
Quelle: Verlauf Immaterielle Vermögensgegenstände Zscaler
Dies deutet zumindest darauf hin, dass sich Zscaler das Wachstum teils auch teuer erkauft, um die hohe Börsenbewertung zu rechtfertigen.
Und genau diese hohe Bewertung gab den Ausschlag dafür, dass Zscaler auch schnell wieder aus den HGI-Topscorern gerutscht ist. Durch den starken Anstieg der vergangenen Wochen steht das EV/Sales Verhältnis mittlerweile wieder bei mehr als 12. Dies ist kein Schnäppchen mehr. Allerdings muss hierzu gesagt werden, dass andere Unternehmen im Bereich Cybersicherheit ähnlich bewertet sind. Crowdstrike hat aktuell ein EV/Sales Verhältnis von 13, SentinelOne weist ebenfalls ein Verhältnis von 12 aus.
Noch kritischer sieht es bei den Gewinnen aus: Zscaler arbeitet noch defizitär und auch das erwartete KGV für das kommende Jahr ist negativ. Selbst wenn man zugunsten von Zscaler die aktienbasierte Vergütung ausklammert, erhält man bestenfalls ein hohes dreistelliges KGV.
Die Gross margin (Bruttomarge) von knapp 78 Prozent von Zscaler zeigt jedoch, dass das Kerngeschäft potenziell hoch profitabel betrieben werden kann, sobald man zugunsten der Profitabilität die Ausgaben verringert.
Die weiteren HGI-Kriterien lesen sich wie folgt:
Quelle: High-Growth-Investing Analyse Zscaler
Qualität hat ihren Preis – das war an der Börse schon immer so und das wird auch so bleiben. Klar ist, dass Anbietern von Cyber-Sicherheitslösungen goldene Zeiten mit langjährigem Wachstum bevorstehen. Nahezu jedes Unternehmen wird Opfer von Cyber-Angriffen und diese werden perspektivisch weiter stark zunehmen.
Es kristallisiert sich dabei immer mehr heraus, dass Crowdstrike und Zscaler zu den führenden Anbietern in diesem großen Markt gehören. Schon jetzt nutzt ein Großteil der Unternehmen Lösungen von Zscaler.
Ähnlich sehen das auch die Analysten, die trotz der hohen Bewertung die Aktie mehrheitlich zum Kauf empfehlen. Verkaufsempfehlungen sucht man vergebens. Das Kursziel liegt dabei bei 150$ und somit etwa 20 Prozent über dem aktuellen Kurs.
Quelle: Kursziel 2024 Zscaler Aktie
Anleger können hier, gerade aufgrund der dynamischen Entwicklung der vergangenen Wochen, auf günstigere Kurse hoffen. Ich habe mir beispielsweise einen Alarm gelegt, sollte die Zscaler Aktie auf ein EV/Sales unter 10 fallen.
Die Reise zum Allzeithoch ist bei der Aktie noch weit: Das Hoch liegt bei fast 370 US-Dollar. Wann die Aktie dieses Niveau wieder erreichen wird, bleibt fraglich. Sicher ist dagegen, dass Zscaler eine Firma mit einer tollen Technologie, einem erfahrenen und unaufgeregten CEO, einem hohen Wachstum und einem vielversprechenden Markt ist. Genügend Gründe, die Aktie oben auf der Watchlist zu platzieren.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Zscaler besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.