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Es ist Dezember, wir nähern uns Weihnachten und die Schneeflocken fallen – aber nicht nur diese. Auch die Börsenkurse haben in diesem Dezember bisher ordentlich Federn gelassen. Besonders hat es dabei Wachstums- und Technologieaktien getroffen. Die Palantir Technologies Aktie (ISIN: US69608A1088) gehört zu den am heiß diskutiertesten Aktien 2021.
Palantir stellt Software Plattformen für Regierungen, Regierungsinstitutionen und große Unternehmen bereit. So werden Daten als Entscheidungshilfe und Informationsquelle nutzbar gemacht. Das Unternehmen stellt so sicher, dass Prozesse reibungslos ablaufen und Stabilität in Zeiten von Krisen und Unsicherheit gewährleistet ist.
Trotz des hohen Wachstums bei Umsatz und operativem Gewinn hat der Aktienkurs von Palantir auf 1-Jahressicht um knapp 30 Prozent korrigiert. Nach Bekanntgabe der letzten Quartalszahlen beschleunigte sich dieser Abwärtstrend nochmal. Der Kurs des Unternehmens fiel am Tag der Bekanntgabe und am Folgetag um insgesamt 16 Prozent.
Quelle: Palantir Aktienkurs
Den jüngsten Ausverkauf nutzte unter anderem die amerikanische Starinvestorin Cathie Wood, um ihren Anteil an Palantir um 1,25 Millionen Aktien zu erhöhen. Die Investorin zeigt sich überzeugt, dass Palantir laufend neue Kunden- und Umsatzpotenziale erschließt. Cathie Wood lobt die Haltung des Unternehmens, Investitionen in die Zukunft gegenüber aktuellen Gewinnen zu bevorzugen. Ein weiterer Verfechter von Palantir ist der in Deutschland bekannte Investor Frank Thelen, der erst kürzlich im Zusammenhang mit seinem neuen Fonds eine Lobeshymne auf Palantir verfasst hat.
Doch ist Cathie Woods und Frank Thelens Optimismus gerechtfertigt? Wie sieht die aktuelle Bewertung des Unternehmen aus? Und was verbirgt sich hinter dem kryptisch als Software Plattform für Institutionen und Unternehmen beschriebenen Geschäftsmodell? Die folgende Aktienanalyse soll darüber Aufschluss geben.
- Palantir hilft Unternehmen und Regierungsinstitutionen dabei Mehrwerte aus Ihren Daten zu generieren
- Zukunftsträchtiges Geschäftsmodell mit hohen Margen und prominenten Großkunden aus Wirtschaft sowie Politik
- Mit einem EV/Sales Verhältnis von 24 nicht günstig bewertet
Kurzprofil von Palantir Technologies
Palantir wurde im Jahr 2003 von Peter Thiel, Alex Karp, Joe Lonsdale, Stephen Cohen und Nathan Gettings gegründet. Das Unternehmen fokussierte sich in seinen ersten Jahren auf Software, die den Regierungsinstitutionen die Terrorismusbekämpfung erleichtern sollte. Erst in den letzten Jahren verlagerte Palantir sein Geschäftsmodell immer mehr auch auf Unternehmen. Somit hat das Unternehmen heute zwei unterschiedliche Plattformen: Palantir Gotham, das speziell für Regierungen und öffentliche Institutionen kreiert wurde und Palantir Foundry für Unternehmenskunden.
Das Unternehmen ist hierbei nicht in der Sammlung, Erstellung oder dem Verkauf von Daten aktiv. Vielmehr stellt Palantir die Plattform bereit, um die Daten seiner Kunden zu integrieren und analysieren.
Quelle: Palantir Q3 2021 Business Update
Die Stärke des Unternehmens liegt also darin, aus zahllosen und unverbundenen Datenpunkten ein reales und umfassendes Modell zu erstellen. Dadurch macht Palantir diese Datenpunkte nutz- und analysierbar. Entscheidend ist für Palantir-Kunden, dass die Daten sowohl überwacht als auch gesichert werden können. Außerdem kann deren Zugang eingeschränkt werden, da es sich häufig um sensible Daten handelt.
Dies ist besonders bei Regierungen und Geheimdiensten der Fall. Palantir beschreibt mehrere Situationen, in denen die Gotham Plattform Anwendung findet. So kann beispielsweise das US-Militär in Krisengebieten potenzielle Aufständische oder auch Terroristen digital überwachen. Die Gotham Plattform bringt hierbei eine deutlich höhere Effizienz mit sich, da dieser Prozess zuvor mit einem deutlich geringeren Automatisierungsgrad abgelaufen ist. Generell ist Palantir mithilfe seiner Plattform in die Koordination und Entscheidungsfindung des Militärs involviert.
In Unternehmen gibt es ebenfalls zahlreiche Anwendungsfälle für die Palantir Software. So kann Palantir dabei helfen, die Koordination beim Bau eines Airbus-Modells länderübergreifend zu ermöglichen und dabei Effizienzgewinne zu realisieren.
Zugleich arbeitet das Unternehmen mit Apollo, neben Gotham und Foundry, an einer dritten Plattform. Diese soll besonders auf Logistik und Infrastruktur zugeschnitten sein.
Aufgrund seiner umfassenden Plattform-Lösung ist Palantir abhängig von Großkunden. Im Jahr 2020 erzielte das Unternehmen 7,9 Millionen Dollar pro Kunde. Diese Kunden sind fast ausschließlich langfristig an die Plattformlösung von Palantir gebunden und liefern so wiederkehrende Erlöse. Umso wichtiger werden auch zukünftig Großaufträge von Regierungen und Unternehmen bleiben, wie der kürzlich gewonnene Auftrag des US-Militärs zeigt.
Was ist Palantirs Alleinstellungsmerkmal?
Mittlerweile sind viele Unternehmen im Bereich der Datenaufbereitung aktiv. Was kann also Palantir besonderes, was andere Unternehmen nicht können?
Das Alleinstellungsmerkmal wird vor dem Hintergrund klar, dass Palantirs Plattform Gotham, ausschließlich für die Verteidigungs- und Geheimdienste entwickelt wurde. Die Plattform ist entwickelt für Szenarien, in denen die Nutzer unter extremen Druck, mit hoher Effizienz und zusätzlich hohen Sicherheitsstandards handeln.
Palantir erkannte später, dass Konzerne in der Wirtschaft mit ähnlichen Problemstellungen rund um das Thema Datenverarbeitung und Analyse konfrontiert sind. Das Unternehmen nutzte seine Expertise und baute Foundry mit der bereits gesammelten Erfahrung auf.
Mit den beiden Plattformen von Palantir können Kunden Daten einfach integrieren und aufbereiten. Bestehende CRM- oder ERP-Systeme auf Kundenseite können innerhalb weniger Stunden oder Tage an die Palantir Plattformen angebunden werden. Dies ist relevant, da Unternehmen auf zunehmend großen Bergen an Daten sitzen, jedoch nicht ausreichend in der Lage sind diese zu analysieren, um konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Besonders die Datensicherheit, geprägt von der originären Zielgruppe der Sicherheitsdienste und Regierungen, ist für das Unternehmen ein Unterscheidungsmerkmal vom Wettbewerb. Daten, die die nationale Sicherheit bedrohen, bedürfen strengster Geheimhaltung.
Generell führt Palantir an, dass die kombinierten Erfahrungen aus beiden, institutionellen sowie wirtschaftlichen Zielgruppen die Produkte besonders macht. So ist Palantir beispielsweise in der Lage Kunden aus der Wirtschaft die Sicherheitsstandards des Geheimdienst- und Verteidigungssektors zu anzubieten.
Financials von Palantir Technologies
Mit den beschriebenen Produkten war das Unternehmen in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. So konnte das Unternehmen seine Umsätze in den vergangenen beiden Jahren insgesamt von 595 Millionen Dollar auf 1,1 Milliarden Dollar nahezu verdoppeln
Quelle: GuV Palantir
Palantir Quartalszahlen Q3 2021
Auch die letzten Quartalszahlen lesen sich beeindruckend: Palantir konnte seinen Umsatz um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal steigern und im Gegensatz zum Vorjahresquartal einen positiven Free Cashflow aufweisen.
Dieser bezeichnet die finanziellen Mittel, die nach Abzug aller Investitionen innerhalb einer Berichtsperiode im Unternehmen verbleiben. Der Free Cashflow wird deshalb von Investoren gerne dem Gewinn als Kriterium vorgezogen, der lediglich das Ergebnis nach Abzug der Kosten misst. Langfristige Investitionen werden in der Gewinn- und Verlustrechnung hierbei vernachlässigt.
Das operative Ergebnis konnte gegenüber dem Vorjahresquartal um 59 Prozent gesteigert werden, was einer operativen Marge von 30 Prozent entspricht.
Besonders der Kundenstamm der Foundry Plattform konnte im Vergleich zur Gotham Plattform stark wachsen. Die Unternehmenskunden wuchsen während des letzten Quartals überproportional um 46 Prozent und deren Umsatz sogar um 101 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Das Unternehmen konnte während des letzten Quartals 34 neue Großkunden für sich gewinnen und schloss 54 Verträge mit Volumina von mindestens 1 Million Dollar. Hiervon enthielten 33 Verträge sogar mehr als 5 Millionen Dollar. Zu den gewonnenen Kunden zählen unter anderem der nationale britische Gesundheitsdienst NHS und das Defense Unternehmen L3Harris Technologies.
Quelle: aktien.guide Chart Tool
Auch die Bruttomarge konnte von 81 Prozent auf 82 Prozent leicht gesteigert werden. Die operative Marge von 25 Prozent auf 30 Prozent. Insgesamt ist jedoch auffällig, dass das Umsatzwachstum in vergangenen Quartal im Vergleich zu den Vorquartalen nachließ. Auch die langfristige Erwartung von 30 Prozent Umsatzwachstum liegt deutlich unter den historischen Raten.
Was ist der total remaining deal value?
Eine weitere interessante Kennzahl ist der total remaining deal value. Dieser bezeichnet die gesamten Umsätze der Verträge, die zwar geschlossen wurden, jedoch noch nicht verbucht und ggfs. an Bedingungen geknüpft sind.
Der total remaining deal value wuchs im letzten Quartal um 50 Prozent, während die tatsächlichen Umsätze nur um 36 Prozent stiegen. Dies kann ein Indiz dafür sein, dass zukünftige Quartalsumsätze wieder stärker steigen werden.
Ausblick 4. Quartal 2021
Für das 4. Quartal prognostiziert Palantir jedoch einen Quartalsumsatz von 418 Millionen Dollar, was einem Wachstum von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Dieses Ziel setzt sich das Unternehmen auch für die kommenden Jahre.
CEO Alex Karp kündigte dieses Wachstumsziel während eines recht ungewöhnlichen Videos aus dem Skiurlaub an. Im Video gibt er an bis einschließlich 2026 mit jährlich 30 Prozent im Umsatz wachsen zu wollen.
Wichtige Kennzahlen von Palantir Technologies
Palantir weist eine sehr gesunde Bilanz auf. Der Bestand an Barreserven stieg im Jahresvergleich von 2,0 auf 2,3 Milliarden US Dollar und macht 72 Prozent der gesamten Vermögenswerte aus. Das Unternehmen hat also genug Spielraum für größere Investitionen.
Demgegenüber stehen Schulden von 976 Millionen. Folglich kann Palantir jederzeit seine Schulden problemlos bezahlen, ohne neues Geld aufnehmen oder erwirtschaften zu müssen.
Quelle: Bilanz Palantir
Auch der Verschuldungsgrad, der kurz- und langfristige Schulden in Relation zum Eigenkapital des Unternehmens setzt, ist dementsprechend mit 0,12 sehr niedrig, wie der HGI-Score zeigt.
Beeindruckend ist außerdem die hohe Bruttomarge des Unternehmens, die sich im Durchschnitt der letzten 12 Monate auf 77,5 Prozent beläuft. Wie bereits erwähnt, konnte Palantir diese Marge in den letzten Quartalen noch weiter auf aktuell 82 Prozent steigern. Auch das Umsatzwachstum von von mehr als 43 Prozent und der Rule-of-40 Score von 62,5 Prozent stechen positiv hervor. Letzterer konnte sich positiv entwickeln, wie folgende Grafik zeigt.
Quelle: aktien.guide Chart Tool
Es wird spannend, zu sehen, wie das Unternehmen mit dem nachlassenden Umsatzwachstum im Vergleich zu den aktuellen Zahlen der letzten 12 Monate umgeht und ob das Unternehmen es durch höhere Free Cashflow Margen dennoch schafft, seinen hohen Rule-of-40 Score zu erhalten. Investoren sollten generell das Umsatzwachstum genauer im Blick behalten.
Quelle: HGI Kennzahlen
Palantir ist mit einem EV/Sales von 24 sehr hoch bewertet. Unabhängig davon, dass das Unternehmen fast 50 Prozent an EV/Sales seit dem IPO verloren hat.
Quelle: aktien.guide Chart Tool
Neben der hohen Bewertung nach dem EV/Sales ist bei Palantir außerdem die hohe aktienbasierte Vergütung des Personals zu erwähnen. Dies hat für Aktionäre zwei negative Implikationen:
- Die aktienbasierte Vergütung in der Gewinn- und Verlustrechnung wie eine Barvergütung bewertet und schmälert so den in einer Periode anfallenden Gewinn. Wies das Unternehmen in Q3/2021 noch Verluste von 92 Millionen Dollar aus, liegt das um aktienbasierte Vergütung adjustierte Ergebnis bereits bei positiven 93 Millionen Dollar.
- Bestehende Aktionäre durch die Ausgabe neuer Aktien an Mitarbeiter verwässert. Bei gleichem Börsenwert sinkt folglich bei einer Erhöhung der Aktienanzahl der Wert einer einzelnen Aktie. Das Unternehmen musste in der Vergangenheit aufgrund dieser “stock based compensation” von Aktionären Kritik einstecken.
Im Vergleich zu den Vorjahren ist hier jedoch ein positiver Trend erkennbar: Während die aktienbasierte Vergütung von Mitarbeitern in Q3/2020 das Nettoergebnis noch mit 847 Millionen Dollar belastete, waren es dieses Jahr im Q3/2021 lediglich 185 Millionen Dollar.
Bewertung der Palantir Technologies Aktie
Beim Blick auf die Kennzahlen von Palantir ist bereits das hohe Verhältnis von Firmenwert zum Umsatz des Unternehmen aufgefallen (EV/Sales). Trotz der negativen Entwicklung des Aktienkurses auf 1-Jahressicht liegt dieses bei rund 24.
Vergleicht man das Unternehmen mithilfe des neuen Chart-Tools mit einem Wettbewerber wie C3.ai, fällt auf, dass das Unternehmen eine etwa doppelt so hohe Bewertung in Bezug auf das EV/Sales-Multiple aufweist.
Quelle: aktien.guide Chart Tool
Zwar ist Palantir bereits ein wenig länger an der Börse und auch profitabel, jedoch ist das Unternehmen auch im Vergleich zu anderen, stark gefallenen Technologiewerten wie Docusign oder Fiverr deutlich höher bewertet und bietet so auch eine hohe Fallhöhe.
Fazit zu Palantir Technologies
Palantir hat definitiv ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell mit hohen Margen und prominenten Großkunden aus Wirtschaft sowie Politik. Besonders diese Mischung macht das Unternehmen interessant und attraktiv, da Schwächen in einem der beiden Kundensegmente durch das andere wieder aufgefangen werden können.
Hoffnung macht außerdem die Entwicklung und der baldige Einsatz der dritten Plattform des Unternehmens, Apollo. Mit dieser sollen weitere Kunden akquiriert und bestehende Kunden weiterhin an Palantir gebunden werden.
Das Modell einer großen und für viele Prozesse einsetzbaren und integrierten Plattform macht es bestehenden Kunden extrem schwer, auf Wettbewerber umzusteigen. Sein großer Bestand an Barreserven ermöglicht es dem Unternehmen außerdem, weiterhin zu investieren und Know-How gegebenenfalls auch extern zuzukaufen, um seinen Wettbewerbsvorteil zu behalten.
Auf der anderen Seite ist es durch das etwas undurchsichtige Geschäftsmodell für einen Außenstehenden schwer einzuschätzen, ob überhaupt ein Wettbewerbsvorteil besteht und wie groß dieser ist.
Das Unternehmen ist nach wie vor gründergeführt von Alex Karp, der Palantir mit Silicon-Valley-Legende Peter Thiel bereits im Jahr 2003 gründete. Die rasante und positive Entwicklung spricht für die Expertise und die Erfahrung des Absolventen der Stanford University.
Auch zukünftig scheint das Unternehmen weiter wachsen und immer profitabler werden zu können. Die Bewertung scheint derzeit jedoch sehr ambitioniert.
Es werden Jahre vergehen, bevor das Unternehmen in akzeptable Bewertungsmaßstäbe auf Basis der erwirtschafteten Gewinne hineinwächst - selbst wenn das Unternehmen es schafft, seine hohen Margen beizubehalten und die aktienbasierte Vergütung weiter zurückfährt.
Im Gegensatz dazu bleibt das Rückschlagspotenzial bei operativen Schwächephasen hoch, sodass Palantir auf dem aktuellen Bewertungsniveau kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis aufweist. Anleger sollten die Bewertung und die Entwicklung der Palantir Technologies Aktie jedoch weiterhin im Auge behalten.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Palantir besitzen . Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.