Es fokussiert sich darauf, die gewonnene Energie aus den Solarpanels mithilfe von Wechselrichtern in Strom umzuwandeln. Zudem hat das Unternehmen eine Software entwickelt, um die Energie zu speichern, effizient zu nutzen und transparent zu überwachen.
Quelle: aktien.guide
Dementsprechend positiv hat sich die Enphase Energy Aktie in den letzten 3 Jahren entwickelt. Am 19. November 2021 erreichte das an der Nasdaq gelistete Wertpapier ein neues Allzeithoch. Aber auch nach einem stärkeren Rücksetzer in den vergangenen Wochen hätten Anleger ihren Einsatz auf Basis der letzten 3 Jahre mehr als ver-37-facht.Im Jahr 2021 gönnte sich der Aktienkurs allerdings erstmal eine Auszeit von der beeindruckenden Rallye zuvor. Auf 1-Jahressicht blieb ein Plus von rund 8 Prozent übrig – eine vergleichsweise geringe Rendite für die verwöhnten Enphase Anleger.
Aufgrund des schwächelnden Kursmomentums befindet sich die Enphase Aktie nur noch an der Schwelle zu den Levermann Topscorern.
Ist die Enphase Aktie wegen immer stärkeren werdenden Trend in Richtung nachhaltiger Energiegewinnung jetzt eine lukrative Investition?
Wir sind dieser Frage in der folgenden Aktienanalyse nachgegangen. Zuvor aber möchten wir einen kurzen Einblick geben, wie genau das Geschäftsmodell von Enphase überhaupt funktioniert. Im Falle von Enphase ist es wichtig ein paar technische Details zum Produkt zu verstehen, bevor man über eine Investition nachdenkt.
Wie oben bereits kurz erwähnt, stellt Enphase Energy hauptsächlich Wechselrichter für Solarmodule her. Diese Wechselrichter sind notwendig, um die von den Solarzellen gewonnene Energie in nutzbaren Strom umzuwandeln. Man kann sich das folgendermaßen vorstellen:
Die Solarzellen sind zur Sonne ausgerichtet und zielen darauf ab, möglichst viel Sonnenlicht zu erhaschen und dessen gesamte Energie abzugreifen. Diese Energie wird als Gleichstrom (DC) aufgefangen.
Um sie nutzbar zu machen, muss der Gleichstrom allerdings in Wechselstrom umgewandelt werden. Dies geschieht mithilfe von Wechselrichtern, die folglich als “Gehirn” des Solarsystems gesehen werden können.
Nach der Umwandlung wird der Strom dann entweder direkt in den Haushalt gespeist oder mithilfe von Speichersystemen aufbewahrt.
Quelle: nrgcleanpower.com
Es gibt drei verschiedene Arten von Wechselrichtern:
Die versciedenen Systeme sind in der obigen Grafik zusammengestellt.
Enphase Energy nutzt mikro Wechselrichter, während die Mehrheit der Industrie (z. B. SolarEdge) auf zentrale Wechselrichter zurückgreift. Im Falle von SolarEdge sind es zentrale Wechselrichter in Kombination mit Leistungsoptimierern.
Enphase selbst führt an, dass die Installation von zentralen Systemen deutlich komplexer sei. Außerdem können Beschädigungen am Wechselrichter höhere Sicherheitsrisiken bergen, da hier mehr Energie komprimiert wird, als in den einzelnen mikro Wechselrichtern. Außerdem sind zentrale Wechselrichter groß und schwer. Mikro Wechselrichter sind klein und leicht unter den Solarzellen zu verstecken.
Nachteile der mikro Wechselrichter liegen in der Effizienz. Dies gilt allerdings nur bei voller Funktionsfähigkeit des Systems. Bei Ausfall einzelner Komponenten eignet sich wiederum das System der mikro Wechselrichter besser, da die einzelnen Wechselrichter autark arbeiten können.
Im Vergleich zu zentralen Wechselrichtern sind mikro Wechselrichter zudem anfälliger für Schäden. Enphase Energy ist hier allerdings einer der zuverlässigsten Dienstleister und versorgt Nutzer mit einer Garantiezeit von 25 Jahren. Aktuelle Wechselrichter von Enphase haben eine Ausfallrate von 0,05 Prozent.
Allerdings haben die Systeme des Unternehmens den Nachteil, dass neue Wechselrichter nicht kompatibel sind. Vereinfacht gesagt: Hat man einmal die dritte Generation von mikro Wechselrichtern, kann man keine Wechselrichter der vierten Generation hinzufügen, sondern muss alle Wechselrichter austauschen.
Das Enphase Energy Produkt Portfolio umfasst jedoch nicht nur Wechselrichter, sondern auch Energiespeicher und -management rund um die Stromgewinnung. Das “IQ” genannte Angebot des Unternehmens ermöglicht folgendes:
Quelle: Investor Presentation 2021
Quelle: Investor Day Enphase 2021
Die drei Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz sind die Software zur Verwaltung, die Chips in den einzelnen Wechselrichtern und die Vernetzung des gesamten Systems.
Quelle: Investor Presentation 2021
Die genannten Chips werden es Enphase Nutzern des neuen Systems IQ8 ermöglichen, mikro Netze zu nutzen. So kann Strom sogar ohne Batterie oder bei kaputten Modulen produziert werden.
Dies ist eine Neuerungen, die so auf dem Markt noch nicht verfügbar ist. Zudem soll die neue Generation 1000-mal schneller auf Veränderungen im Netzwerk reagieren können und eine noch bessere Steuerung und Kontrolle ermöglichen als das aktuelle System IQ7.
Die Kundenzufriedenheit ist sehr hoch, obwohl die Enphase-Systeme hochpreisig sind. Ein weiterer Vorteil der Enphase-Technologie ist zudem, dass Energie auch während Sonnenauf- und -untergängen gewonnen wird. Diese Technologie kann von Konkurrenten derzeit noch nicht angewandt werden.
Enphase Energy ist derzeit mit 48 Prozent Markanteil Marktführer in den USA. Gemeinsam mit SolarEdge kontrolliert Enphase 95 Prozent des gesamten globalen Wechselrichter-Marktes.
Seit dem ersten Quartal 2019 konnten sich die Umsätze bis zum vergangenen Quartal von 100 Millionen Dollar auf 351 Millionen Dollar mehr als verdreifachen.
Im Vergleich zu Q2 bedeutet dies ein Wachstum von 11 Prozent, verglichen mit dem Vorjahresquartal sogar 97 Prozent. Gleichzeitig erreichte das Unternehmen eine Bruttomarge von knapp 41 Prozent.
Quelle: aktien.guide Finanzdaten
Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern ist Enphase außerdem seit mehreren Jahren profitabel. Seinen Nettogewinn konnte Enphase im Vergleich zum Vorjahresquartal sogar mehr als verdoppeln. Während das Unternehmen im dritten Quartal 2020 rund 42 Millionen verdiente, waren es 2021 schon 84 Millionen.
Quelle: aktien.guide Fundamental Charts
Blickt man zurück auf die Quartalszahlen der letzten Jahre, fällt einem das kontinuierliche und starke Umsatzwachstum des Unternehmens auf.
Seit dem ersten Quartal 2017 liefert das Unternehmen eine kontinuierliche jährliche Wachstumsrate von 48 Prozent. Nur während des Ausbruchs der COVID-19 Pandemie im zweiten und dritten Quartal des Vorjahres musste Enphase signifikante Umsatzeinbußen hinnehmen.
Eine Übersicht der Quartalsumsätze sieht man in der folgenden Grafik:
Quelle: Enphase Investor Day 2021
Seit 2018 ist Enphase operativ profitabel und weist einen positiven Cashflow aus. Im Jahr 2021 soll dieser voraussichtlich bei 283 Millionen Dollar liegen.
Für das vierte Quartal erwartet Enphase Energy einen Quartalsumsatz von 390 bis 410 Millionen Dollar. Dies entspräche einem sequentiellen Wachstum von 11-16 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal würde das Unternehmen um 47-55 Prozent wachsen. Gleichzeitig soll die Brutto-Marge, bereinigt um Effekte aus aktienbasierter Vergütung, stabil bei 38-41 Prozent verbleiben.
Die Zahlen zum vergangenen Quartal konnten die Anleger restlos überzeugen. Am Tag nach Bekanntgabe der Zahlen sprang der Kurs um mehr als 24 Prozent nach oben. Dieser Anstieg ist mittlerweile jedoch wieder komplett abgebaut.
Auf Sicht eines halben Jahres ist der Kurs somit praktisch gleich geblieben. Dadurch hat Enphase Energy laut der Levermann-Analyse sein positives Kursmomentum verloren und ist aus der Liste der Levermann-Topscorer gefallen. Die Aktie bleibt jedoch weiterhin ein heißer Anwärter, bald wieder in die Liste aufgenommen zu werden.
Neben dem hohen Umsatzwachstum ist die Eigenkapitalrendite des Unternehmens beeindruckend. Diese liegt aktuell bei rund 28 Prozent und ist somit aus Sicht der Levermann-Analyse positiv zu werden. Auch die EBIT-Marge konnte auch Sicht der letzten drei Jahre kontinuierlich zulegen und steht aktuell bei über 24 Prozent.
Quelle: aktien.guide Levermann Charts
Das Diagramm lässt erkennen, dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren die Profitabilität erreichen konnte und lässt zukünftig weiterhin steigende Margen vermuten.
Des Weiteren weist Enphase eine sehr solide Bilanz auf. Die Barreserven des Unternehmens wurden in den letzten Jahren kontinuierlich aufgebaut und reichen mittlerweile aus, um die Gesamtschuden des Unternehmens problemlos bedienen zu können.
Quelle: aktien.guide Finanzdaten
Da das Unternehmen bereits seit Längerem Cash-Flow positiv ist, ist hier zukünftig keine Verschlechterung des Verhältnisses von Barreserven zu Schulden zu erwarten.
Die Bewertung ist derzeit sehr hoch. Auf Basis des EV/Sales Verhältnisses wird die Enphase Energy Aktie mit knapp 20 bewertet. Für ein Unternehmen, dass seine Umsätze in erster Linie mit Hardware erzielt, ist dies sicherlich außergewöhnlich hoch.
Dementsprechend steht auch das geschätzte KGV der Analysten für das aktuelle Geschäftsjahr bei 227. Das aktuelle KGV von Enphase liegt jedoch bereits bei rund 155.
Quelle: aktien.guide Fundamental Charts
Daher ist davon auszugehen, dass die Analysten ihre Schätzungen noch nicht entsprechend angepasst haben oder zu konservativ sind. Dennoch ist eine deutliche Erhöhung der Bewertung zu erkennen:
Wurde Enphase 2020 noch mit dem 21-fachen des Gewinns bewertet, hat sich das Bewertungsniveau durch den Anstieg des Aktienkurses um mehr als 3800 Prozent mittlerweile mehr als versiebenfacht.
Dies ist sicherlich auch Ausdruck der deutlich verbesserten Aussichten und des rasanten Wachstums der letzten Jahre. Allerdings sind dreistellige KGVs selbst für Unternehmen mit diesen Aussichten sehr hoch.
Laut Angaben von Enphase soll der bedienbare Markt von 2020 bis 2023 von 4 Milliarden Dollar auf 14 Milliarden Dollar steigen.
Quelle: Enphase Investor Presentation 2021
Behält das Unternehmen seinen Marktanteil von 33 Prozent (Schätzung auf Basis des erwarteten Jahresumsatzes), sollte sich der Umsatz von für 2021 geschätzten 1,4 Milliarden Dollar auf 4,7 Milliarden Dollar mehr als verdreifachen.
Externe Prognosen zur Entwicklung der Solarindustrie sind deutlich konservativer. Der globale Solarmarkt soll in den kommenden Jahren um durchschnittlich 14,2 Prozent wachsen. Das ist konsistent mit der vergangenen Entwicklung der Jahre 2017 bis 2020, in denen der Markt durchschnittlich um 14,3 Prozent gewachsen ist.
Enphase konnte also das Wachstum des globalen Solarmarktes deutlich übertreffen. Vieles spricht dafür, dass dem Unternehmen dies auch zukünftig gelingen wird.
Die USA, der Heimatmarkt von Enphase Energy, werden einer der Haupttreiber des Solarbooms werden. Die Kapazität in Amerika soll von aktuell 100 Gigawatt bis 2026 auf 250 Gigawatt steigen. Bis 2030 soll sich die Kapazität vervierfachen. Präsident Bidens Plan sieht bis 2035 sogar eine Steigerung auf 1,2 Terrawatt vor. Das wäre eine Verzwölffachung vom aktuellen Niveau.
Enphase Energy ist in einem hochinteressanten und politisch geförderten Wachstumsmarkt aktiv. Das Unternehmen wird seit 2017 geführt von Badri Kothandaraman, der zuvor bei Cypress Semiconductor tätig war.
In dieser Zeit konnte Enphase hervorragende Zahlen und Wachstumsraten abliefern. Dazu liefern die ambitionierten Klimaziele und das Drängen der Politik gute Rahmenbedingungen für die kommenden Jahre.
Viele Punkte sprechen für Enphase – die aktuell hohe Bewertung gehört nicht dazu. Sollten die ambitionierten Wachstumsziele des Unternehmens allerdings erreicht oder übertroffen werden, könnte Enphase zukünftig in die hohe Bewertung reinwachsen.
Für Anleger, die die Risiken der aktuell hohen Bewertung nicht scheuen und an einen Siegeszug der Solarenergie glauben, könnte die Enphase Aktie interessant sein. Aktionäre sollten sich jedoch bewusst sein, dass ein Verfehlen der Erwartungen oder veränderte politische Rahmenbedingungen jederzeit für eine Korrektur der Aktie sorgen können.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Enphase besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.