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Datadog Aktienanalyse: Wird der Aktienkurs endlich von der Leine gelassen?

Geschrieben von Lukas Langer | 20.5.2025
Inhaltsverzeichnis
  1. Was macht Datadog?
    1. Wie sieht die Anwendung der Datadog Plattform in der Praxis aus?
    2. Was sind die speziellen Stärken von Datadog?
    3. Das Management von Datadog
  2. Wie lief das letzte Quartal von Datadog?
  3. Aktuelle Bewertung der Datadog Aktie
  4. Fazit zu Datadog

„Auch wenn die Bewertung weniger überzeugt, so ist die Aktie gemäß der HGI-Kriterien ein potenzieller Kaufkandidat. Da der hohe HGI-Score aller Voraussicht nach auch im Jahr 2020 bestehen bleibt, könnte die Datadog Aktie (ISIN: US23804L1035) nach einem Kursrückschlag eine interessante Ergänzung im Depot sein. Voraussetzung ist natürlich, dass das organische Wachstum [von 50%] weiter überzeugend bleibt.“ Zu diesem Fazit kamen wir in unserer ersten Analyse des Unternehmens Datadog im Juli 2020.

Seitdem sind knapp fünf Jahre vergangen. Schaut man sich den Aktienkurs an, scheint jedoch wenig passiert zu sein. Bis vor Kurzem war Datadog nach wie vor ein Topscorer nach den HGI-Kriterien. Kurstechnisch hat sich jedoch – trotz vieler Höhen und Tiefen – netto nicht wirklich viel verändert. Stand die Aktie im Juli 2020 bei etwa 100 US-Dollar, sind es jetzt knapp 120 US-Dollar. Innerhalb von fünf Jahren hat die Aktie – natürlich abhängig vom Zeitpunkt der Analyse – Investoren wenig Freude bereitet.

Quelle: aktien.guide- Anmerkung: Zeitpunkt der ersten Analyse in rot markiert

Das Unternehmen hat sich jedoch in der Zwischenzeit massiv weiterentwickelt. Während zum Geschäftsjahresende 2019 noch Umsätze von 363 Millionen US-Dollar und ein Jahresverlust in den Büchern standen, erwirtschaftet Datadog mittlerweile 2,8 Milliarden Dollar Umsatz und ein – wenn auch geringes – positives EBIT von knapp 30 Millionen US-Dollar. Auch der freie Cashflow ist auf stattliche 900 Millionen Dollar angewachsen.

Dadurch hat sich natürlich einiges in der Bewertung verändert. Während wir die Aktie mit einem damaligen EV/Sales von deutlich über 60 noch als horrend teuer einstuften, haben sich die Kennzahlen deutlich normalisiert. Das EV/Sales beträgt mittlerweile etwa 13 und das Vielfache liegt – gemessen am Free Cashflow – nicht mehr bei knapp 1.000, sondern eben „nur noch“ bei knapp über 40.

Zeit, sich dem Unternehmen Datadog erneut zu widmen. Wie steht es heute im Vergleich zu 2020 da? Ist es nach wie vor ein HGI-Topscorer? Wie ist die aktuelle Bewertung einzuordnen und was können sich Aktionäre zukünftig von Datadog erhoffen? Schauen wir uns die Aktie an, die noch vor kurzem zu den HGI Topscorern zählte.

Was macht Datadog?

Das Geschäftsmodell von Datadog lässt sich als Überwachungssystem für Applikationen und Entwickler-Software beschreiben. Das bedeutet, dass Datadog eine Software bereitstellt, mit der sich die IT-Infrastruktur innerhalb des Konzerns überwachen, die Leistung bestimmter Anwendungen und deren Nutzerfreundlichkeit analysieren und die Zusammenarbeit verschiedener Teams sicherstellen lässt.

Historisch betrachtet liefen Softwareentwicklungen und -installationen immer in sogenannten Silos ab. Damit sind abgeschirmte Bereiche innerhalb des Konzerns gemeint, die von den anderen Abteilungen getrennt sind. In diesen Silos haben Entwickler individuell und abgeschottet von den sonstigen Operationen der Firma Software programmiert, die erst danach getestet werden konnte. Ein neues Verfahren namens DevOps versucht, diese Reihenfolge zu durchbrechen und es verschiedenen Teams zu ermöglichen, parallel zur Softwareentwicklung diese zu testen und zu implementieren. Probleme bei der Software können dabei auch direkt während der Anwendung gelöst werden.

Datadog ist eines der Unternehmen, die diesen Fortschritt ermöglichen. Durch die Integration der vielen einzelnen Tools von Datadog in die Cloud hat das Unternehmen ein umfassendes Überwachungs- und Analysesystem geschaffen, das die Leistung einzelner Anwendungen und der gesamten Infrastruktur transparent, übersichtlich und in Echtzeit darstellt. Zugleich misst die Datenbank von Datadog die Nutzung der einzelnen Konten, deren Leistung und Aktivitäten. So hat sich Datadog über die Jahre auch eine Expertise in Cyber-Security angeeignet. Durch die konstante Überwachung der Leistung und die Nachvollziehbarkeit der Nutzung einer Anwendung können potenzielle Gefahren schnell identifiziert und beseitigt werden. Gleichzeitig kann bei bestehenden Problemen schnell gegengesteuert werden.

Wie sieht die Anwendung der Datadog Plattform in der Praxis aus?

Ein typisches Beispiel für den Einsatz von Datadog findet sich bei großen E-Commerce-Plattformen: Stellen wir uns vor, ein Online-Händler startet eine Rabattaktion mit stark erhöhtem Kundenandrang. Während der Aktion müssen Website, Datenbank und Bezahlsystem nahtlos funktionieren – jede Verzögerung oder Störung kann zu Umsatzeinbußen oder einem Reputationsschaden führen. Genau hier kommt Datadog ins Spiel: Die Plattform erfasst in Echtzeit Daten zu Serverauslastung, Ladezeiten, Nutzerinteraktionen und Fehlerquellen. Entwicklern und IT-Teams werden sofort Warnmeldungen angezeigt, sobald ein Teil der Infrastruktur von den Sollwerten abweicht – etwa wenn sich Anfragen an den Zahlungsdienstleister stauen oder ein Microservice langsamer als üblich reagiert.

Mit Hilfe von Dashboards, automatisierten Alerts und maschinellem Lernen kann das Team Ursachen analysieren, Engpässe beheben und die Stabilität der Systeme proaktiv sichern – noch bevor der Endnutzer etwas bemerkt. Durch diese Art von Echtzeit-Überwachung wird nicht nur die Verfügbarkeit der Anwendung gesteigert, sondern auch die Effizienz der Entwicklungsteams verbessert. Zudem lassen sich Rückschlüsse auf das Nutzerverhalten ziehen: Welcher Teil der Website wird stark frequentiert? Welche Funktion wird selten genutzt oder fällt durch Fehler auf?

Diese präzise Sicht auf das System ist für Unternehmen in einer zunehmend digitalisierten Welt geschäftskritisch – ob bei Cloud-Migrationen, App-Rollouts oder in sicherheitsrelevanten Bereichen. Datadog stellt so eine zentrale Schnittstelle zwischen Betrieb, Entwicklung und Sicherheit dar – und ist damit weit mehr als nur ein Monitoring-Tool.

Was sind die speziellen Stärken von Datadog?

Datadog wird von verschiedenen unabhängigen und renommierten Analysehäusern wie beispielsweise „Gartner“ oder „The Forrester Wave“ als Marktführer in den Bereichen Anwendungsüberwachung und KI-Anwendungen eingestuft. Eine ähnliche Marktposition hat nur ein weiteres Unternehmen inne: Dynatrace.

Doch was macht diese Unternehmen – und insbesondere Datadog – so besonders? Datadog ist ein cloud-natives Unternehmen, das heißt: Es wurde in der Cloud entwickelt und für die Cloud konzipiert. Dadurch ergeben sich für Datadog viele Vorteile. So kann es beispielsweise auf eine Vielzahl von Daten zugreifen und verwaltet eigenen Angaben zufolge Billionen verschiedener Vorfälle pro Stunde. Das hilft dem Unternehmen, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz einzusetzen und seine Software kontinuierlich zu optimieren. Zudem ist die Datadog-Software, die über 850 Anwendungen umfasst, individuell gestaltbar. Unternehmen können einzelne Anwendungen oder die gesamte Software über die Infrastruktur von Datadog ausrollen. Die Abrechnung dieser Softwaredienste erfolgt über einen monatlichen Beitrag pro Nutzungsleistung, beispielsweise pro Funktion, Host, Testlauf oder Speichereinheit.

Das Management von Datadog

Die beiden Datadog-Gründer Olivier Pomel und Alexis Lê-Quôc führen das Unternehmen bereits seit 15 Jahren gemeinsam und erfolgreich: Pomel als CEO, Lê-Quôc als CTO (Technologie-Chef). Dass die beiden Gründer noch so aktiv an Bord sind und das Unternehmen weiterhin erfolgreich führen, ist äußerst positiv. Sie scheinen sowohl das Produkt weiterentwickeln als auch das Unternehmen skalieren zu können. Zuvor arbeiteten beide bei dem Start-up Wireless Generation, das erfolgreich von News Corp übernommen wurde. Somit hatten beide bereits vor Datadog einen erfolgreichen Werdegang vorzuweisen. Das Führungstrio wird durch David Obstler als CFO komplettiert, der zuvor als CFO von TravelClick tätig war. Er war in zahlreichen Positionen und Firmen im Bereich Investmentbanking tätig.

Wie lief das letzte Quartal von Datadog?

Schauen wir uns zunächst die Zahlen des vierten Quartals an. Datadog konnte seine Umsätze im ersten Quartal des Jahres 2025 um weitere 25 % steigern. Interessant ist jedoch, dass der Bruttoertrag weniger stark zulegen konnte. Das bedeutet, dass Datadog gestiegene Herstellungskosten nicht eins-zu-eins in Form von Preisanpassungen an die Kunden weitergeben konnte. Wenn ein Unternehmen seine Software günstiger anbieten muss oder Preissteigerungen nicht weitergeben kann, weil die Kunden nicht bereit sind, hierfür zu bezahlen, dann deutet dies in der Regel auf einen schrumpfenden Wettbewerbsvorteil hin.

Zudem ist zu beobachten, dass das EBIT von Datadog im ersten Quartal 2025 negativ war, während es noch vor einem Jahr positiv war. Dies ist hauptsächlich auf stark gestiegene Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung zurückzuführen. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass Datadog noch stärker investieren muss, um seine Marktstellung im aktuellen Wettbewerbsumfeld zu erhalten. Die gesamte Gewinn- und Verlustrechnung liest sich wie folgt:


Quelle: aktien.guide

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung spiegeln sich auch in der Übernahmetätigkeit von Datadog wider. So akquirierte das Unternehmen im ersten Quartal 2025 Eppo und Metaplane – zwei Firmen mit Fokus auf Fehlermeldung, Monitoring und maschinelles Lernen. Durch mehrere Zukäufe, insbesondere im Jahr 2022, hat Datadog inzwischen einen Goodwill in Höhe von rund 360 Millionen US-Dollar aufgebaut. Dieser wird in der Bilanz als separater Posten innerhalb der immateriellen Vermögenswerte ausgewiesen.

Der Goodwill entsteht, wenn ein Unternehmen beim Kauf eines anderen mehr bezahlt, als die Summe der identifizierbaren Vermögenswerte abzüglich der Schulden beträgt. Er spiegelt vor allem Erwartungen an Synergien, Markenwert oder Know-how wider. Ein hoher Goodwill kann ein Hinweis auf einen strategischen Zukauf sein – oder auf einen besonders hohen Kaufpreis, der sich erst noch rechtfertigen muss.

Abgesehen vom hohen Goodwill-Bestand sieht die Bilanz von Datadog jedoch sehr gesund aus. Allein der hohe Bestand an Barmitteln reicht aus, um alle kurz- und langfristigen Schulden des Unternehmens zu decken. Die Bilanz von Datadog sieht wie folgt aus:

Quelle: aktien.guide

Für das Gesamtjahr 2025 rechnet Datadog mit einem Umsatzwachstum zwischen 20% und 21%. Datadog erwartet also, dass sich im Jahresverlauf das Umsatzwachstum im Vergleich zum ersten Quartal weiter abschwächen wird. Erfreulich aus Sicht der Aktionäre ist hingegen, dass Datadog seine Anzahl an (verwässerten) ausstehenden Aktien gegenüber dem ersten Quartal 2025 sogar leicht senken will.

Quelle: aktien.guide

Dies ist insofern bemerkenswert, als dass Datadog in den vergangenen Jahren seine Anzahl an ausstehenden Aktien stetig gesteigert und somit bestehende Aktionäre verwässert hat.

Aktuelle Bewertung der Datadog Aktie

Bis vor Kurzem war Datadog ein echter HGI-Topscorer. Dieses Qualitätsmerkmal hat das Unternehmen jedoch durch die letzten Quartalszahlen eingebüßt und erreicht mittlerweile nur noch 10 von 18 möglichen Punkten. Das liegt einerseits an der relativ hohen Bewertung auf Basis des EV/Sales und andererseits an der schwachen operativen Profitabilität sowie dem sich abschwächenden Wachstum. Der gesamte HGI-Score liest sich wie folgt. 

Quelle: aktien.guide

Hierzu muss jedoch angemerkt werden, dass die PEG-Ratio aufgrund des hohen KGVs von Datadog nur bedingt aussagekräftig ist. Das Unternehmen scheint aktuell nicht daran interessiert zu sein, seine Profitabilität zu priorisieren, was auch die jüngsten Gewinnrückgänge in den Quartalszahlen zeigen.

Den Free Cashflow, für Aktionäre die wichtigere Kennzahl, welche alle finanziellen Mittel zusammenfasst, die dem Unternehmen aus seiner operativen Tätigkeit zufließen, konnte Datadog in den vergangenen Jahren deutlich steigern. Auch seine Free-Cashflow-Marge ist über die Zeit deutlich gewachsen, wie der folgende Chart zeigt:


Quelle: aktien.guide

Eine Free-Cashflow-Marge von über 30 % ist zwar sehr beeindruckend, aufgrund des hohen Niveaus lässt sie jedoch wenig Spielraum für starke Steigerungen in der Zukunft. Es ist daher davon auszugehen, dass sich das Wachstum des Free Cashflows dem Umsatzwachstum annähern wird. Vorausgesetzt, Datadog kann seine Margen trotz des hohen Wettbewerbs halten.

Fazit zu Datadog

Datadog ist ein Qualitätsunternehmen mit Führungsrolle in einem wachsenden Markt. Das Unternehmen selbst geht davon aus, dass seine Zielmärkte in den kommenden Jahren jährlich um 11 % bis 20 % wachsen werden. Und Qualität hat nun mal ihren Preis: Während Datadog 2020 mit einem EV/Sales von über 60 noch maßlos überteuert war, ist selbst das heutige Bewertungsniveau noch hoch. Ein EV/Sales-Verhältnis von knapp 15 lässt sich nur rechtfertigen, wenn Datadog seine Führungsrolle im Markt behauptet und es zudem schafft, seine hohen Free-Cashflow-Margen zu halten. Auch das EV/Free-Cashflow-Verhältnis von etwa 40 ist zwar historisch günstig für das Unternehmen, wie der folgende Chart zeigt. Absolut gesehen ist es jedoch immer noch nicht günstig.

Quelle: aktien.guide

Falls Datadog über Jahre ein deutlich zweistelliges Umsatzwachstum bei gleichzeitig hoher Free Cash-Flow Marge beibehalten kann, hat das Unternehmen Potenzial für weitere Kurssteigerungen. Aktuell ist das Kurspotenzial jedoch bei einer gleichzeitig hohen Gefahr für Rücksetzer begrenzt. Dies wird auch durch die Analystenschätzungen bestätigt, die dem Unternehmen zwar mehrheitlich ein „Kaufen“ Rating geben, allerdings auch „nur“ ein Kurspotenzial von 17% sehen.

Quelle: aktien.guide

Für den Moment lohnt es sich daher, sich für Datadog einen Kaufalarm einzustellen – beispielsweise für ein EV/Sales von 10. Oder ist vielleicht die Aktie vom Konkurrenten Dynatrace ohnehin viel spannender? Stay tuned 😉.

 

 

Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Datadog besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.