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Celsius Holdings Aktienanalyse: Hat das Unternehmen eine Monster-Zukunft?

Geschrieben von Lukas Langer | 31.7.2024
Inhaltsverzeichnis
Diese Frage stellen sich viele Aktionäre der Celsius Holdings Aktie (ISIN: US15118V2079). Schließlich ist Monster Beverage sowohl in Sachen Aktienkursentwicklung als auch in Sachen guter Energy Drinks der absolute Vorreiter der Branche. Und genau in dieser Branche ist auch Celsius unterwegs. Das Unternehmen beschreibt sich selbst als schnell wachsende Firma, die funktionale Energy Drinks herstellt.

Im Unterschied zu den meisten anderen auf dem Markt erhältlichen Marken wie Red Bull oder eben Monster richtet sich Celsius vor allem an aktive und fitte Menschen. Das gleichnamige Hauptprodukt von Celsius wird als Fitnessdrink vermarktet, um als Nahrungsergänzungsmittel während dem Training Energie bereitzustellen und die Fettverbrennung anzuregen.

Quelle: Celsius Holdings Aktienkurs

Celsius legt dabei Wert darauf zu betonen, dass die Formel der Energy-Drinks klinisch bestätigt ist und nur die besten Inhaltsstoffe enthält. So wird beispielsweise auf künstliche Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker verzichtet. Zudem wird der Zuckergehalt bewusst gering gehalten. Die Celsius Produkte gibt es auch in Pulverform mit identischen Inhaltsstoffen, die man einfach mit Wasser vermischen kann.

Vertrieb von Celsius - Deal mit PepsiCo

Im Jahr 2022 schloss Celsius einen großen Deal mit PepsiCo für die Vermarktung und den Vertrieb von Celsius Produkten in den USA. Im Zuge des Deals beteiligte sich Pepsi auch am Kauf von Wandelanleihen, die an bestimmte Meilensteine geknüpft sind und bis zu 8,5 Prozent der gesamten Aktien von Celsius ausmachen. Seit der Transaktion ist Pepsi in den USA der exklusive Partner von Celsius. Das heißt, dass sämtliche Celsius Produkte an Pepsi verkauft und von Pepsi dann direkt im Partnernetzwerk vertrieben werden. Im vierten Quartal 2023 wurde der Vertrag zudem auf Kanada ausgeweitet.

Der große Vorteil ist dabei das Distributionsnetzwerk von Pepsi. Während man bis zum Zeitpunkt des Exklusivvertrags auf viele verschiedene Einzelverträge mit lokalen Ketten setzen musste, ermöglicht das Pepsi Netzwerk den US-weiten Verkauf. Zuvor hatte man einen fragmentierten Kundenstamm mit mehr als 300 Einzelverträgen.

Der Vertrag ist so ausgestaltet, dass Pepsi eine bestimmte Menge an neuen Drinks ordert und diese dann an die Läden weiterverkauft. Das bedeutet auch, dass Celsius sehr abhängig von den Bestellungen von Pepsi ist. Zur Preisgestaltung, also wie viel pro Drink am Ende bei Pepsi hängen bleibt, wurden leider keine Angaben gemacht.

Der Exklusivvertrag hat eine Mindestlaufzeit von 19 Jahren, ist also mindestens bis in das Jahr 2041 gültig und kann mit einer Vorlaufzeit von 12 Monaten gekündigt werden. Falls dies nicht geschieht, hat eine der beiden Vertragsparteien alle 10 Jahre eine weitere Chance. Bei einer außerordentlichen Kündigung vor diesen Zeitpunkten würde hingegen eine Vertragsstrafe fällig.

Zum Deal gehört außerdem, dass Pepsi einen von 9 Sitzen im Aufsichtsrat von Celsius erhält.

Das Wichtigste in Kürze
  • Celsius Holdings ist einer der führenden Hersteller von Energy-Drinks und hat ein exklusives Abkommen mit PepsiCo zum Verkauf ihrer Produkte
  • Das Unternehmen hat mehrere Jahre mit spektakulärem Wachstum hinter sich – die letzten Quartalszahlen enttäuschten jedoch
  • Die ehemals sehr hohe Bewertung ist stark zurückgekommen

Die letzten Celsius Holdings Quartalszahlen von März 2024

Wie sich die Abhängigkeit von Pepsi in negativer Hinsicht zeigen kann, hat das erste Quartal 2024 unter Beweis gestellt. Nachdem im Jahr 2022 der Umsatz noch um mehr als 100 Prozent gewachsen war, veröffentlichte Celsius ein Quartalswachstum von 37 Prozent für das erste Quartal 2024. In seiner Mitteilung führte Celsius dieses schwächere Wachstum auf veränderte Vorräte von Pepsi zurück.

Einfach erklärt: Pepsi kauft bei Celsius Produkte ein. Bis zum Weiterverkauf an die einzelnen Läden bzw. die Endkonsumenten tauchen diese Produkte bei Pepsi als Vorräte auf. Je nachdem, wie viele Produkte Pepsi kauft, schwanken auch die Vorräte. Im letzten Quartal hat Pepsi nun deutlich weniger Produkte bei Celsius geordert als zunächst erwartet. Dies hat zwei Implikationen:

  1. Pepsi möchte generell weniger Vorräte halten, da der Kauf von Vorräten Geld bindet, was sonst anderweitig genutzt werden kann. Daher schauen Unternehmen generell darauf, so wenig Kapital wie möglich in Form von Vorräten zu binden.
  2. Eine geringere Nachfrage der Endkunden führt zu weniger Bestellungen bei Pepsi. Pepsi wiederum bestellt weniger bei Celsius.

In seiner Mitteilung führte Celsius das geringe Wachstum darauf zurück, dass Pepsi seine Vorräte optimieren möchte. Zusätzlich gab das Unternehmen an, dass auch in den kommenden Quartalen die Bestellmengen von Pepsi schwanken können. Im ersten Quartal hatte es laut Celsius gegenteilige Effekte gegeben. Pepsi hatte hier seine Vorräte stärker aufgebaut.

Was eine solche Meldung mit dem Aktienkurs machen kann, sieht man im 1-Jahres Chart.

Quelle: Celsius Holdings Aktienchart

Vom Jahreshoch von knapp 96 US Dollar hat sich der Aktienkurs von Celsius in etwa 2 Monaten halbiert. Dies ist natürlich auch Ausdruck der hohen Bewertung und des steilen Wachstumspfads zuvor. Ein anhaltendes Wachstumsproblem wäre Gift für den Aktienkurs, der weiteres Wachstum voraussetzt. Daher sollten Aktionäre das Bestellvolumen von Pepsi im Auge behalten.

Was auf den ersten Blick sowohl auf die Zahlen als auch auf den Aktienkurs dramatisch aussieht, ist bei genauerem Hinsehen jedoch weit unproblematischer. Celsius gab das Wachstum an verkauften Produkten an Endkunden auf allen Vertriebskanälen in Nordamerika mit 72 Prozent an. Dazu gehört auch der Online-Handel, den Celsius direkt vertreibt, also nicht über Pepsi.

Da die Verkäufe von Celsius Produkten (die dann Pepsi zufließen) deutlich über den Bestellungen von Pepsi lagen, deutet das tatsächlich erstmal darauf hin, dass Pepsi lediglich seine Vorräte reduzieren wollte.

Dafür spricht auch, dass Celsius seine Marktanteile um 0,1 Prozent im Quartals- bzw. 0,4 Prozent im Jahresvergleich ausbauen konnte. Zudem stiegen die „total dose prices“, also die gesamten Dosenpreise, im Jahresvergleich um 55 Prozent(!). Welche Konsumenten würden bei solchen Preissteigerungen nicht zögerlicher zugreifen?

Insgesamt sieht die Gewinn- und Verlustrechnung wie folgt aus:

Quelle: Celsius Holdings GuV

Die gestiegenen Preise lassen sich auch sehr gut an den operativen Ergebnissen ablesen- Das EBIT und auch der Nettogewinn stiegen im Vergleich zum Umsatz deutlich überproportional.

Der Umsatz konnte also stärker als die Kosten steigen – ein Zeichen, dass Celsius über eine hohe Preissetzungsmacht verfügt und Kunden dennoch treu bleiben.

Quelle: Celsius Holdings EBIT- und Bruttomarge

Der obige Chart zeigt, dass die Margen von Celsius in den letzten beiden Jahren etwas stärker schwanken. Grundsätzlich gehen diese aber nach oben. Für Aktionäre sind das kritische Kennzahlen, um die Bewertung rechtzufertigen.

Wie gesund ist die Celsius Bilanz?

Auf der Aktivseite der Bilanz sticht der hohe Cashbestand heraus, der problemlos ausreicht, um die Verbindlichkeiten zu decken. Zusätzlich ist das Unternehmen bereits Cashflow positiv.

Quelle: Celsius Holdings Bilanz

Zudem hat Celsius nur geringe immaterielle Vermögensgegenstände. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit demnach nicht viele Akquisitionen getätigt. Das immaterielle Vermögen setzt sich daher vor allem aus Kundenbeziehungen (mit Pepsi) und dem Wert der Marke Celsius zusammen.

Weitere Wachstumschancen der Celsius Aktie

Durch die gestiegenen Marktanteile in den vergangenen Monaten sicherte sich Celsius zusätzliche Regal-Kapazitäten bei den Einzelhändlern. Das bedeutet, dass Celsius-Produkte auf einer größeren Verkaufsfläche angeboten werden. Laut Celsius ist diese Änderung zu etwa einem Drittel bereits umgesetzt. Das Celsius Management schätzt, dass diese Entwicklung im Juli vollendet ist. In der Quartalsmitteilung wurde dies als zentraler Wachstumstreiber erwähnt.

Die anderen beiden Wachstumstreiber fallen in die Kategorie Expansion. Im letzten Quartal verzeichnete Celsius ein Wachstum von 30 Prozent auf der Online-Plattform von Amazon. Auf Amazon ist Celsius bereits die Energy-Marke mit dem größten Marktanteil. Im Bereich der Essensdienstleistungen (u.a. Lieferungen) war das Wachstum im Jahresvergleich bei 186 Prozent. In beiden Kategorien soll Celsius weiter stark wachsen.

Zusätzlich treibt Celsius die Internationalisierung seiner Marke voran. Neben Kanada möchte Celsius in 2024 auch die Märkte Australien, Frankreich, Irland, Neuseeland und das Vereinigte Königreich erschließen. Diese werden dann im Jahr 2025 erstmals voll im Umsatz reflektiert sein. Das Segment „International“, das alle Märkte außer den USA und Kanada bündelt, wird aktuell noch von Celsius selbst und nicht Pepsi bedient. Das Wachstum in diesem Bereich war im ersten Quartal mit 43 Prozent stärker als in Nordamerika (37 Prozent).

Darüber hinaus versucht Celsius, durch neue Geschmacksrichtungen, Influencer-Events, sowie neue Produkte innovativ zu bleiben. Die „on-the-go“ Energy Pulver Linie erreichte im vergangenen Quartal die Marktführerschaft bei Energy-Pulvern.

Management der Celsius Holdings

Celsius wird seit 2018 von John Fieldly geführt. Von 2012 bis 2017 war Fieldly bereits als CFO tätig und zwischen 2017 und 2018 war er zugleich CFO und interimsweise CEO. Als Fieldly als CEO übernahm, stand der Aktienkurs von Celsius Holdings knapp über einem Dollar. Innerhalb seiner Zeit als CEO hat sich der Kurs also selbst nach der jüngsten Halbierung mehr als verdreißigfacht. Allein dies sagt einiges über seine Fähigkeiten aus.

Seit 2022 wird er unterstützt Jarrod Langhans. Langhans begleitete den Deal mit Celsius und den folgenden starken Wachstumspfad. Komplettiert werden sie von Tony Guilfoyle als Chief Commercial Officer, der mehr als ein Jahrzehnt in ranghohen Positionen bei Rockstar Energy tätig war. Tony, genau wie Kyle Watson als Chief Marketing Officer, sind bereits mehrere Jahre an Bord und haben die Marketing und Sales Strategie des Unternehmens entscheidend mitgestaltet.

Bewertung Celsius Aktie 2024

Schaut man sich die Bewertung an, ist die Aktie selbst nach dem starken Kursverfall optisch noch teuer. Das KGV ist aktuell über 50, das Verhältnis von Unternehmenswert zu Free Cash-Flow über 40. Das wirkt hoch für ein Konsumgüterunternehmen– ist es aber auf den zweiten Blick nicht unbedingt. Falls das Umsatzwachstum anhalten sollte, werden sich die hohen Multiples in den kommenden Jahren stark relativieren.

Es lohnt sich zudem ein Vergleich mit dem Branchenprimus Monster.

Quelle: Celsius Holdings Vergleich

Celsius hat nur eine leicht höhere Bewertung als Monster, allerdings ein viel höheres Umsatzwachstum. Dazu kommt, dass Monster seit Jahrzehnten auf dem Markt ist und bereits sehr stabile Margen hat, während Celsius zeigt, dass es in den letzten Quartalen die operativen Margen noch deutlich ausweiten konnte.

Auch wenn man sich den HGI-Score ansieht, wird deutlich, dass Celsius nicht mehr übermäßig teuer ist angesichts der Kennzahlen:

Quelle: Celsius Holdings GHI-Kennzahlen

In den vergangenen drei Jahren betrug das Umsatzwachstum jeweils mehr als 100 Prozent und wurde auf Basis der letzten 12 Monate erst durch das „schwache“ erste Quartal von 37 Prozent Wachstum geschmälert. Hier wird auch deutlich, warum die Anleger so enttäuscht reagierten. Und dennoch ist der Rule-of-40 Score noch bei 100 Prozent - ein außerordentlich hoher Wert. Die Verschuldung ist nicht gegeben und auch die beiden hier ersichtlichen Bewertungskennzahlen (PEG, EV/Sales) ergeben die volle Punktzahl. Somit ist Celsius als Topscorer zu werten.

Fazit zur Celsius Holdings Aktie

Das Fazit vor den anstehenden Quartalszahlen ist klar: Die Bewertung der Aktie ist über die letzten Monate stark gefallen. Angesichts des hohen Wachstums und der Expansionsmöglichkeiten könnte die Bewertung aktuell durchaus auf einem interessanten Niveau liegen. Sollte sich das Umsatzwachstum wieder verstärken, könnte der Aktie ein spektakuläres Comeback bevorstehen.

Auf der anderen Seite wirkt das Risiko nach unten begrenzt. Der Meinung sind offenbar auch die Analysten – 70 Prozent empfehlen die Aktie zum Kauf. Selbst das niedrigste Kursziel lässt noch 25 Prozent Potenzial nach oben. Im Schnitt liegt das Kursziel ca. 65 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Quelle: Celsius Holdings Kursziel

Risikoaverse Anleger könnten sich einen Alarm im aktien.guide bei einem EV/Sales Verhältnis von 6 anlegen, um bei einem weiteren Bewertung Abfall benachrichtigt zu werden.

 

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Celsius besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.