Die Air Products and Chemicals Aktie wird aktuell nach der Dividenden-Strategie mit 12 von 15 Punkten bewertet.
Diese Air Products & Chemicals Aktienanalyse behandelt folgende Themen:
Air Products wurde 1940 in Detroit, Michigan von Leonard Parker Pool gegründet. Er hatte als erster Unternehmer die Idee, die Versorgung mit Industriegasen durch das ,,On-Site-Konzept’’ zu verbessern. Dieser Vorgang ermöglicht die Herstellung von Industriegasen (zum Beispiel Sauerstoff oder Stickstoff) direkt beim produzierenden Industrieunternehmen.
Quelle: Air Products
Pool verkaufte in den Gründungsjahren Sauerstoff-Generatoren an regionale Stahlunternehmen. Außerdem versorgte er die US-Armee mit mobilen Sauerstoffgeneratoren, die für den Flugbetrieb benötigt wurden. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges verstärkte die Nachfrage zusätzlich. Pool schloss nach dem Krieg den ersten Langzeitvertrag für die On-Site-Versorgung mit Sauerstoff mit einem Stahlunternehmen in West Virginia ab. Nach diesem Prinzip verfahren die Hersteller von Industriegasen auch heute noch.
Ein Beispiel für den Abschluss eines solchen langfristigen Vertrages mit einem Großkunden konnte Air Products kürzlich bekannt geben. Für die Herstellung von Halbleitern müssen ebenfalls Industriegase eingesetzt werden. Air Products konnte nun einen neuen Großauftrag mit dem weltgrößten Hersteller von Halbleitern, Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), vermelden.
TSMC baut in Süd-Taiwan zwei neue Fabriken und Air Products wurde dafür als Lieferant für die On-Site-Versorgung ausgewählt. Um diese Versorgung gewährleisten zu können, wird Air Products & Chemicals circa 1,3 Mrd. Dollar in den Bau der Anlage investieren.
Einen weiteren langfristigen Deal konnte Air Products mit World Energy abschließen. World Energy hat sich auf die Herstellung von nachhaltigen Treibstoffen spezialisiert. Für World Energys Werk in Kalifornien wird Air Products seine Wasserstoff-Pipelines ausbauen und dafür weitere 2 Mrd. Dollar investieren. Ab 2025 will World Energy in diesem Werk aus verschiedenen Abfallprodukten Flugzeugkerosin herstellen.
Außerdem wurde Anfang April die Übernahme des Händlergeschäftes von Air Liquide in Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten vermeldet. Aus dieser Übernahme erhofft sich Air Products eine verbesserte Marktposition in der Golfregion.
Quelle: Air Products
Air Products and Chemicals kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von rund 54 Mrd. Dollar und ist damit hinter Linde und Air Liquide der drittgrößte Hersteller von Industriegasen weltweit. Der größte Hersteller Linde (ISIN IE00BZ12WP82) bringt circa 157 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung auf die Börsenwaage und Air Liquide (ISIN FR0000120073) kommt auf ungefähr 76 Mrd. Dollar.
Air Products investiert aktuell in neue Projekte, um sich auf die Nachfrage nach erneuerbaren Energien einzustellen. So wurde im Oktober 2021 ein neues Großprojekt bekanntgegeben. In Louisiana (USA) soll bis 2026 eine Anlage gebaut werden, die ,,blauen Wasserstoff’’ produziert.
Quelle: EWE
Das Besondere an dieser Herstellungsmethode ist, dass im Gegensatz zur Herstellung von ,,grauem Wasserstoff’’ der bei der Herstellung freigewordene Kohlenstoffdioxid (CO2) gespeichert (dafür steht das CCS ,,Carbon Capture Storage Technik’’) oder per Pipeline industriell weiterverarbeitet wird. Es kann somit nahezu völlig CO2-emissionsfreier Wasserstoff hergestellt werden. Dieses Projekt lässt sich Air Products & Chemicals 4,5 Mrd. Dollar kosten.
In Arizona (USA) baut Air Products eine neue Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Für die Herstellung von dieser Art von Wasserstoff wird ein Elektrolyse-Verfahren angewendet.
Quelle: gas.info
In dieser Anlage sind auch Produkte eines deutschen Unternehmens zu finden. ThyssenKrupp liefert die Elektrolyse-Geräte. Bereits im nächsten Jahr will Air Products den hergestellten Wasserstoff an den kalifornischen Personenverkehr liefern. Der Staat Kalifornien hat es sich zur Aufgabe gemacht bis 2035 seinen LKW-Nahverkehr und bis 2045 den Schwerlastverkehr vollständig emissionsfrei fahren zu lassen.
Noch größer und eines der größten Wasserstoff-Projekte der Welt entsteht in Saudi-Arabien. Neom ist der Name einer noch nicht erbauten Stadt an der Küste des Roten Meeres. Hier soll in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe NEOM, dem arabischen Energiehersteller Acwa Power und ThyssenKrupp eine Anlage entstehen, die Wasserstoff emissionsfrei in Ammoniak verwandelt. Air Products übernimmt dabei die Aufgabe der Distribution des hergestellten Ammoniak. Der Produktionsstart ist aber erst das Jahr 2026 vorgesehen.
Ein weiteres Projekt im Bereich Wasserstoff startet Air Products & Chemicals im nächsten Jahr in Europa. Im Hafen von Rotterdam wird dann die erste Tankstelle für Wasserstoff-LKW ans Netz gehen. Es konnten für diese Tankstelle auch bereits zwei Transportunternehmen als Partner gewonnen werden. Dieses Vorhaben wird zusätzlich von der niederländischen Regierung unterstützt.
Im Geschäftsjahr 2021 hat Air Products & Chemicals einen Umsatz von über 10 Mrd. Dollar erwirtschaftet. Der Großteil des Umsatzes wird aus langfristigen On-Site-Verträgen oder der Versorgung mit Pipelines erreicht. Sie machen fast die Hälfte des Umsatzes aus. Diese Verträge werden für 15-20 Jahre abgeschlossen. Diese langen Laufzeiten ermöglichen Air Products planbare Umsätze.
Quelle: Unternehmenspräsentation Air Products
Circa ein Drittel der Umsätze entfällt auf die lokale Gasversorgung durch Tank-Transporte. Hier werden ebenfalls Verträge mit mehreren Jahren Laufzeit vereinbart. 11 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet Air Products mit der Lieferung von Gasflaschen an regionale Kunden. 8 Prozent des Gesamtumsatzes macht Air Products mit dem Verkauf seines Equipments.
Schaut man sich die Verteilung der Umsätze auf die einzelnen Regionen an, dann ergibt sich folgendes Bild.
Quelle: Air Products & Chemicals Jahresbericht 2021
Den mit 41 Prozent größten Teil seiner Umsätze erwirtschaftet Air Products in den USA und Kanada. Asien ist der zweitgrößte Sektor und macht 29 Prozent aus. Davon entfallen 18 Prozent alleine auf China. Danach ist Europa, der Mittlere Osten und Afrika (EMEA) der wichtigste Markt für Air Products. Hier erzielt das Unternehmen circa ein Viertel des Gesamtumsatzes. Lateinamerika macht nur 4 Prozent aus.
In den Anfang Mai veröffentlichten Quartalszahlen konnte Air Products & Chemicals ein Umsatzwachstum von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal 2021 verzeichnen. Die Bruttomarge wurde um fünf Prozent gesteigert. Das operative Ergebnis wurde um 4 Prozent gesteigert und der Nettogewinn um 12 Prozent.
Quelle: Air Products and Chemicals (aktien.guide)
Die Umsatzsteigerung konnte Air Products auf verschiedenen Wegen erreichen:
Das Ergebnis vermindert sich um einen Währungseffekt von 2 Prozent.
Bei der Betrachtung der einzelnen Regionen fällt auf, dass der Umsatz in Europa mit 32 Prozent am meisten gesteigert werden konnte. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass nur 2 Prozent davon durch erhöhte Nachfrage entstand und 24 Prozent nur die Weitergabe von gesteigerten Energiekosten darstellt. 14 Prozent machten Preissteigerungen aus und vermindert wurde das Ergebnis um einen Währungseffekt von 8 Prozent. Die gestiegenen Energiekosten sind auch der Hintergrund für den Rückgang des EBITs um 12 Prozent. In den Sektoren Amerika und Asien konnte Air Products die Nachfrage um jeweils 6 Prozent steigern.
Eine Umsatzprognose für das weitere Geschäftsjahr gibt Air Products auch auf Nachfrage nicht heraus.
Air Products & Chemicals zahlt bereits seit 1980 eine Dividende. Diese wird seit über 25 Jahren kontinuierlich gesteigert, wofür es 3 Punkte in der Dividenden-Analyse des aktien.guide gibt. Für die durchschnittliche Dividendenrendite der letzten 10 Jahre können 2 und für die aktuelle Dividendenrendite 1 Punkt vergeben werden.
Quelle: aktien.guide
Jeweils dreifach punkten kann Air Products & Chemicals beim Payout Ratio der letzten 3 Jahre, das bei circa 61 Prozent liegt sowie beim Wachstum der letzten 5 Jahre, das fast 13 Prozent beträgt. Insgesamt kommt die Air Products & Chemicals Aktie auf 12 Punkte in der Dividenden-Analyse.
Quelle: Aktien.Guide
Kurzer Vergleich: Die beiden Hauptkonkurrenten Air Liquide und Linde kommen in der Dividenden-Analyse nur auf jeweils 9 Punkte, weil sie bei der aktuellen Dividendenrendite (Linde) oder bei den jährlichen Dividendensteigerungen (Air Liquide) nicht hoch punkten können.
Wie sicher ist die Air Products & Chemicals Dividende?
Die Dividende von Air Products & Chemicals kann als sicher eingestuft werden. Das Unternehmen konnte auch in den Krisenjahren 2000-2003 und 2007-2009 seine Dividenden steigern und das durchschnittliche Payout Ratio der letzten 3 Jahre von unter 61 Prozent bietet genügend Spielraum für Investitionen oder Dividendenerhöhungen.
Die Zahl der ausstehenden Aktien ist in den letzten Jahren um zwei Prozent leicht angestiegen. Deutlich gesteigert hat Air Products die Aktienvergütungen, die im gleichen Zeitraum um 37 Prozent gesteigert wurden.
Quelle: aktien.guide
Wann zahlt Air Products & Chemicals Dividende in 2022?
Air Products & Chemicals zahlt vierteljährlich Dividende. Im August erhalten Aktionäre dabei eine für das Geschäftsjahr 2022 um 8 Prozent gesteigerte Dividende von 1,62 Dollar. Air Products & Chemicals schüttet im Februar, Mai, August und November Dividende aus.
Die Aktie von Air Products wird mit einem KGV von 24 bewertet. Im aktuellen Umfeld Air Products zu bewerten, ist nicht einfach, da Air Products aktuell viel Geld investiert. Das Unternehmen plant langfristig, um für künftige Trends wie Antriebe mit Wasserstoff vorbereitet zu sein.
Betrachtet man das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der letzten 5 Jahre, dann liegt die Aktie bei einem Wert von circa 24 in der unteren Spanne dieses Zeitraums.
Quelle: aktien.guide
Beim Blick auf das EV/FCF-Verhältnis sieht die Betrachtung deutlich anders aus. Der aktuelle Wert von fast 145 liegt deutlich über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre und lassen die Aktie teuer erscheinen.
Die hohen Investitionen in den Ausbau von Pipelines, neuen On-Site-Verträgen oder Großprojekte in Louisiana, Saudi-Arabien und Arizona belasten aktuell den Free-Cashflow.
Quelle: aktien.guide
Im Zeitraum der letzten 5 Jahre konnte Air Products den Operativen Cashflow um 23 Prozent steigern, während die Investitionen mehr um mehr als 150 Prozent erhöht wurden. Zur Erinnerung: der Free-Cashflow wird ermittelt, in dem die Investitionsausgaben vom Operativen Cashflow abgezogen werden.
Air Products geht für das Geschäftsjahr 2022 (endet am 30.06.2022) von Investitionen in Höhe von 4,5 bis 5 Mrd. Dollar aus. Aus dieser hohen Differenz lässt sich ableiten, warum das EV/FCF-Verhältnis aktuell so hoch ist.
In den Jahren von 2017 bis Mitte 2018 lag das Verhältnis bei 20 bis 25 und es ist durchaus möglich, dass sich die Air Products Aktie wieder auf dieses Niveau einpendeln kann.
Wie kann die Air Products Aktie mit den beiden Hauptkonkurrenten Linde und Air Liquide eingeordnet werden?
Linde wurde durch die Fusion mit Praxair Ende 2018 zum Weltmarktführer in der Herstellung von Industriegasen. Aus diesem Grund heben sich die Gesamtzahlen deutlich von den Umsätzen der beiden Mitbewerber ab.
Schaut man auf die Kennzahlen Umsatzwachstum, EBIT-Wachstum, Brutto- und EBIT-Marge, dann muss die Air Products keinen Vergleich scheuen.
Quelle: aktien.guide
Air Products hat das deutlich höhere Umsatzwachstum und die höchste EBIT-Marge. Das EBIT-Wachstum ist dafür deutlich hinter Linde und Air Liquide. Bei der Bruttomarge liegen Linde und Air Products gleich. Air Liquide kommt auf fast 32 Prozent.
Interessanter ist dagegen die Gegenüberstellung von Investitionen im Verhältnis zum Umsatz.
Quelle: aktien.guide
Die Höhe der Investitionen auf Basis der letzten 12 Monate (TTM) zeigt, dass Air Products & Chemicals mit 2,7 Mrd. Dollar nur geringfügig weniger investiert, als Linde und Air Liquide, die auf jeweils 2,9 Mrd. Dollar kommen. Air Products kommt aber nur 11,4 Mrd. Dollar Umsatz, was deutlich unter den Werten von Air Liquide (23 Mrd. Euro) und Linde (31,7 Mrd. Dollar) liegt.
Air Products investiert also fast 24 Prozent seines Umsatzes in neue Projekte. Air Liquide kommt auf 12,4 Prozent und Linde nur auf 9,3 Prozent.
Air Products investiert also aktuell viel Geld, um sich auf die Zukunft bestmöglich einzustellen und Marktanteile zu gewinnen.
Bei der Bewertung der Aktien ergibt sich folgendes Bild:
Quelle: aktien.guide
Linde weist mit circa 39 das höchste KGV aus, aber auch mit rund 25 das niedrigste EV/FCF-Verhältnis. Air Liquide steht in der Mitte mit einem KGV von 29 und einem EV/FCF-Verhältnis von 35. Air Products hat zwar das niedrigste KGV, aber mit fast 144 auch das mit Abstand höchste EV/FCF-Verhältnis. Gründe für diese hohe Divergenz sind die hohen Investitionsausgaben, die Air Products aktuell in den Ausbau seiner Pipelines und On-Site-Projekte steckt.
Die Investitionen von Air Products im Verhältnis zu seinen aktuellen Umsätzen sind hoch und damit auch die verbundenen Risiken bei einem Investment in die Aktie. Air Products muss aktuell viel Geld in die Hand nehmen und kann die erhofften Umsatzzuwächse erst in einigen Jahren in seiner Gewinn- und Verlustrechnung ausweisen.
Investoren sollten sich also bewusst sein, dass die aktuellen Investitionen in den Ausbau des Produktangebotes noch länger die Cashflow-Rechnung und die GuV-Rechnung belasten werden. Einen Teil der Investitionen kann Air Products & Chemicals in der Zukunft als sichere Umsätze verbuchen, wie das Beispiel des kürzlich abgeschlossenen Vertrages mit TSMC zeigt.
Welche Zuwächse aus dem Ausbau des Wasserstoff-Sektors erreicht werden können, ist aktuell noch unsicher, aber die Entwicklungen in diese Richtung können positiv bewertet werden, da das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Bei einem Investment in die Air Products & Chemicals Aktie können Investoren Anteile an einem Unternehmen erwerben, dass seit mehr als 25 Jahren steigende Dividenden zahlen kann.
Vor allem aber kann das Geschäftsmodell als krisensicher eingestuft werden und durch die mögliche Nachfrage nach erneuerbaren Energien hat das Unternehmen in wenigen Jahren noch deutliche Wachstumsmöglichkeiten zu bieten. Diese Chancen können aber zugleich auch als Risiken einzustufen, da die Umsatzentwicklung in diesem Bereich noch nicht als sicher bewertet werden kann. Die breite Produktpalette sorgt aber weiterhin für steigende Umsätze, wie die jüngsten Quartalszahlen gezeigt haben und wie der Abschluss des langfristigen Deals für das neue Werk von TSMC in Süd-Taiwan zukünftig ebenfalls beweisen wird.
Quelle: Unterwasserchart
Bei der Betrachtung des Unterwasser Chart zum All-Time-High (ATH) fällt auf, dass die Air Products Aktie in den letzten 5 Jahren nur im Corona-Crash im März 2020 so weit vom ATH entfernt war, wie im aktuellen Umfeld. Für Investoren, die noch auf der Suche nach einem Unternehmen aus diesem Sektor für ihr Portfolio sind, könnte daher ein erster Einstieg interessant sein. Die dargestellten Risiken sollten aber nicht außer Acht gelassen werden.
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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Air Products and Chemicals besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.