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Affirm Aktienanalyse: Ist der Abwärtstrend vorbei?

Geschrieben von Lukas Langer | 17.9.2024

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Geschäftsmodell von Affirm
  2. Affirm Aktie Quartalszahlen Q2 2024

  3. Wie sieht die Affirm Zukunft aus?

  4. Wer führt Affirm?

  5. Bewertung der Affirm Aktie

  6. Fazit zur Affirm Aktie

An der Börse ist kurzfristig bekanntlich wenig vorhersehbar - doch eine Regel galt in den vergangenen Jahren als sicher: Aktien aus dem FinTech-Bereich haben es schwer. Die Aktie von Affirm (ISIN: US00827B1061), die zu den FinTechs gezählt werden muss, ist da keine Ausnahme. 

 

(Quelle: Aktienkurs Affirm)

Seit dem Börsengang von Affirm haben die Anleger damit trotz einer zwischenzeitlichen Verdreifachung des Investments insgesamt knapp 20 Prozent verloren. Damit reiht sich Affirm nahtlos in die Kursdesaster von Upstart, Block oder auch Paypal ein, deren Kurse immer noch zwischen 75 Prozent und 95 Prozent unter ihren Höchstständen liegen. 

Doch was ist ein FinTech überhaupt und was verbindet diese Unternehmen? Der Begriff "Fintech" steht für "Financial Technology". Er beschreibt technologische Innovationen in der Finanzbranche. Fintech-Unternehmen nutzen moderne Technologien, um Finanzdienstleistungen effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Häufig greifen FinTechs einzelne Teile der Wertschöpfungskette von Banken heraus und streben dort operative Verbesserungen an. Diese können auch in einem besseren, digitalen Kundenerlebnis bestehen. Beispiele hierfür sind mobile Zahlungsdienste, Online-Banking und Kryptowährungen.

FinTechs zeichnen sich aber nicht nur dadurch aus, dass sie bestehende Geschäftsmodelle disruptieren, sondern auch dadurch, dass sie neue Geschäftsmodelle schaffen. Ein Beispiel für ein neues Geschäftsmodell ist das sogenannte „Buy Now, Pay Later“. 

Das Geschäftsmodell "Buy Now, Pay Later" (BNPL) ermöglicht es Kunden, Produkte sofort zu kaufen und den Betrag später in Raten zu bezahlen. Es bietet flexible Zahlungsmöglichkeiten ohne sofortige Belastung des Kontos. Händler profitieren von höheren Umsätzen und Kunden von mehr finanzieller Flexibilität.

Diese Flexibilität scheinen die Kunden derzeit zu schätzen. Affirm konnte seinen Umsatz im letzten Quartal um 48 Prozent steigern und die Investoren geradezu begeistern. Der Aktienkurs stieg nach der Ankündigung um über 30 Prozent. 

Quelle:Quartalszahlenkalender

Doch war das Kursfeuerwerk nur ein kurzes Strohfeuer oder der Beginn einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung? Wie geht es mit Affirm und seinem Geschäftsmodell weiter? Und wie will Affirm es schaffen, weiterhin hohes Wachstum zu generieren?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Affirm ist in Nordamerika der führende Anbieter von der Vergabe von Ratenkrediten bei der Bezahlung im Online-Handel, was auch als Buy-Now-Pay-Later bezeichnet wird
  • Das Unternehmen verzeichnet hohes Umsatzwachstum und soll im 4. Quartal des kommenden Geschäftsjahres die Profitabilität erreichen
  • Affirm erhofft sich weiteres Wachstum durch die internationale Expansion

Das Geschäftsmodell von Affirm

Das Unternehmen Affirm wurde 2012 als klassischer Anbieter von Buy-Now-Pay-Later Zahlungslösungen gegründet. Diese Produkte bilden nach wie vor den Kern des Produktangebots. Unter den verschiedenen Möglichkeiten von Buy-Now-Pay-Later unterscheidet Affirm zwei Arten: 

  1. Pay-in-4
  2. Kern.

Pay-in-4 ist eine Sonderform von Buy-Now-Pay-Later, bei der der Kunde den Kaufpreis in vier Raten zurückzahlt. Die Zahlungen erfolgen alle zwei Wochen und es fallen keine Zinsen an. Diese Art der Ratenzahlung ist also sehr kurzfristig angelegt. 

Die längerfristigen Ratenzahlungen fasst Affirm im Bereich Core zusammen. Diese Kredite sind zum Teil ebenfalls verzinslich und können vom Kunden sehr individuell gestaltet werden. Das bedeutet, dass sowohl die Kreditlaufzeit als auch die Verteilung der Rückzahlungen im Gegensatz zu den Wettbewerbern flexibel ist. Affirm selbst vergibt Kredite mit Laufzeiten zwischen 6 Wochen und 5 Jahren und einem Volumen von 50$ bis 30.000$.

Die Beantragung des Kredits erfolgt weitgehend automatisiert. Beim sogenannten „Check-out“, also dem Bezahlschritt bei einem Online-Kauf, werden dem Kunden mehrere Optionen angeboten. Neben den bekannten Methoden wie Bankeinzug, Sofortüberweisung oder auch Paypal erscheint bei Partnershops von Affirm auch die Option Buy-Now-Pay-Later. Hier gibt Affirm spezifische Empfehlungen zur Laufzeit und zum Rückzahlungsrhythmus des Kredits. Wählt ein Kunde diese Option, wird innerhalb weniger Sekunden eine Bonitätsanalyse durchgeführt. Dabei bestimmt der Algorithmus fünf übergeordnete Kriterien und unterteilt diese in rund 500 verschiedene Analysepunkte. In Kombination mit der Kaufsumme, der Laufzeit des Ratenkredits sowie dem Onlineshop und dem Produkt ermittelt Affirm einen Score. Dieser Score zeigt zum einen das Risiko und zum anderen den Preis des Kredits an. 

Möchte ein Kunde bei einem Shop einkaufen, der (noch) keine Affirm-Partnerschaft hat, kann er dies ebenfalls mit der Affirm App tun. Der Kunde muss dann sein Konto mit seinem Bankkonto verknüpfen. Nach dem Kauf kann der Kunde den Betrag sofort in einen Ratenkredit umwandeln lassen und in Raten bezahlen. Außerdem kann der Kunde bereits vor dem Kauf eines Produkts einen Kreditantrag stellen. Wird dieser bewilligt, kann er die Affirm-App online oder physisch im Einzelhandel mit einer eigens dafür ausgestellten „Affirm-Karte“ als Zahlungsmittel nutzen. 

Gleichzeitig dient die Affirm-App auch als Marktplatz, auf dem Partner maßgeschneiderte Angebote für Produkte einstellen. Möchte der Kunde eines dieser Produkte kaufen, funktioniert die Kreditanfrage analog zur obigen Kreditanfrage. Nach erfolgreicher Prüfung erhält er ebenfalls eine Affirm-Karte zur einmaligen Nutzung.

Abgerundet wird das Angebot durch ein Sparkonto, das Affirm mit einer Partnerbank führt.

Wie verdient Affirm Geld?

Jedes Mal, wenn ein Kauf über die Dienste von Affirm getätigt wird, erhält das Unternehmen vom Händler eine Provision. Diese ist in der Regel ein Prozentsatz des vermittelten Kaufvolumens. Dadurch erzielt Affirm den größten Teil seiner Einnahmen. 

Insbesondere bei längerfristigen Krediten verdient Affirm aber auch über Zinsen. Diese Einnahmen werden dann über die gesamte Laufzeit des Kredits verteilt. Darüber hinaus verdient Affirm noch Geld durch den Verkauf dieser Kredite an Partnerbanken. 

Darüber hinaus wirbt Affirm damit, nach erfolgreicher Kreditvergabe keine weiteren Gebühren zu erheben. Das heißt, selbst wenn ein Kunde seine Raten zu spät oder gar nicht zurückzahlt, werden keine Straf- oder Mahngebühren erhoben. Affirm warnt Anleger daher, dass das Unternehmen auf ein gutes Finanzmanagement seiner Kunden angewiesen ist. 

Was zeichnet Affirm aus?

Die Antwort ist kurz: Das automatisierte Kreditscoring-Modell in Verbindung mit der Software von Affirm. 

Beginnen wir mit der Software: Im Gegensatz zu Wettbewerbern ist die Affirm Softwareplattform so konzipiert, dass sie einer breiten Kundengruppe zugänglich ist. Sie eignet sich daher universell für kleine und große Shops, Bestellvolumina und Kundenprofile. Durch ihre hohe Belastbarkeit ist die Software zudem in der Lage, tausende von Zahlungsvorgängen gleichzeitig abzuwickeln. 

Darüber hinaus bietet Affirm rund um Vorteile, die den Mitbewerbern (teilweise) fehlen. Händler können ihre Angebote direkt in der App platzieren, um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Gleichzeitig kann Affirm den Händlern durch die Auswertung der getätigten Transaktionen helfen, die Kunden gezielter und individueller anzusprechen. Das Händler-Dashboard kann mit relevanten KPIs konfiguriert werden, die der Händler dann auswerten kann, um höhere Ordergrößen oder mehr Käufe zu generieren.

Der zweite Punkt, den Affirm als Wettbewerbsvorteil sieht, ist der Algorithmus zur Kreditvergabe. Affirm gibt an, dass man bei der Kreditvergabe herkömmliche Verfahren durchweg übertroffen habe. So sei man in der Lage gewesen, deutlich mehr Kredite zu deutlich niedrigeren Zinssätzen zu vergeben. Gleichzeitig seien die Ausfallraten niedriger als bei der Konkurrenz. Grund dafür sei ein innovatives Vergabemodell, das mit Hilfe von maschinellem Lernen kontinuierlich verbessert werde. Mit über 132 Millionen vergebenen Krediten sei das Modell deutlich weiter als das der Konkurrenz. 

Darüber hinaus unterscheidet Affirm zwischen Transaktionen: Es wird also nicht bewertet, ob ein potenzieller Kunde an sich kreditwürdig ist, sondern ob der einzelne Kredit zurückgezahlt werden kann. 

Damit sieht sich Affirm den vielen Wettbewerbern rund um traditionelle Banken und FinTechs überlegen. Das Problem: Ob Upstart, LendingClub oder die Nubank - praktisch jedes FinTech behauptet, einen überlegenen Algorithmus zu haben. Genau mit diesen Vorteilen wird auch geworben. Woran kann der Anleger also erkennen, dass Affirm der Konkurrenz wirklich überlegen ist? 

Affirm hat eine Reihe von Statistiken, die die Überlegenheit belegen. So hat ein internes Pilotprojekt im Jahr 2021 bei knapp 3500 Kunden nach Angaben des Unternehmens gezeigt, dass 3 von 4 Kunden ihren Kauf ohne Affirm-Lösung verschoben oder sogar abgebrochen hätten. Zudem konnten laut internen und externen Statistiken die Kaufabbrüche, sobald sich etwas im Warenkorb befand, um 28 Prozent reduziert und der Bestellwert um 60 Prozent gesteigert werden. Zudem seien über 90 Prozent der Gutschriften an wiederkehrende Kunden vergeben worden. 

Viel wichtiger erscheinen jedoch die Händler, die in den letzten Monaten als Kunden gewonnen werden konnten: Hier finden sich unter anderem Booking, Temu, Shein sowie TikTok. Besonders interessant ist jedoch, dass nun auch Apple die Dienste von Affirm nutzt. Noch im März 2023 hatte Apple sein eigenes Angebot Buy Now Pay Later ausgerollt und seinen Kunden angeboten. Dass Apple nun die Dienste eines direkten Konkurrenten in sein Zahlungsökosystem integriert, widerspricht dem eigenen Handeln. Umso mehr zeigt es, dass Apple in diesem Schritt einen deutlichen Mehrwert für seine Kunden sieht. Nicht zuletzt das starke Umsatzwachstum spricht für Affirm... 

Affirm Aktie Quartalszahlen Q2 2024

Der Umsatz im vierten Quartal 2024 konnte um fast 50 Prozent gesteigert werden und setzte damit die Reihe der Quartale mit hohem Umsatzwachstum nahtlos fort. Das EBIT konnte deutlich überproportional gesteigert werden, so dass sich die operativen Margen deutlich verbessert haben.

Quelle: Gewinn- und Verlustrechnung Affirm

Das Nettoergebnis war im zweiten Quartal wie in den Vorquartalen negativ. Dies ist auch auf aktienbasierte Vergütungen zurückzuführen, die sich allein im vierten Quartal auf rund 65 Millionen US-Dollar beliefen. 

Gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Zahlen für das vierte Quartal kündigte Affirm an, im vierten Quartal des kommenden Jahres erstmals profitabel zu werden. Analysten hatten diesen Schritt deutlich später erwartet. 

Die Bilanz ist, wie für Unternehmen des Finanzsektors typisch, durch einen hohen Bestand an Finanzanlagen und liquiden Mitteln sowie Verbindlichkeiten gekennzeichnet. 

Quelle: Bilanz Affirm Aktie

Bei den Finanzanlagen und Forderungen handelt es sich um ausgereichte Kredite mit ausstehenden Forderungen, während es sich bei den Verbindlichkeiten um Kundeneinlagen oder ausstehende Forderungen von Händlern handeln kann. Rückschlüsse auf den Stand der Bilanz sind daher nur schwer möglich. Die Summe der Forderungen, Finanzanlagen und liquiden Mittel reicht jedoch aus, um die Verbindlichkeiten zu decken.

Die immateriellen Vermögenswerte bestehen fast ausschließlich aus Goodwill. Dieser stammt aus einer Reihe kleinerer Akquisitionen der letzten Jahre. Diese wurden unter anderem für den Markteintritt in Großbritannien genutzt. 

Wie sieht die Affirm Zukunft aus?

Affirm selbst schätzt den derzeitigen amerikanischen E-Commerce-Markt auf eine Billion US-Dollar. Davon beträgt das Buy-Now-Pay-Later-Volumen ca. 60 Milliarden. Affirm bedient genau ein Drittel davon, also ca. 20 Milliarden. Um weiter zu wachsen, setzt Affirm auf 3 konkrete Schritte.

Mehr Partnerschaften mit Händlern: Die Integration von Affirm in weitere Online-Shops und Zahlungsanbieter soll das Wachstum vorantreiben. Im Jahr 2023 wird Affirm Partnerschaften mit 75 Händlern und 14 Zahlungsdienstleistern haben. Die Zahlungsdienstleister können mit Affirm ihr eigenes Angebot erweitern, ohne zusätzliche Risiken einzugehen. Für Affirm können zusätzliche Umsatzpotenziale erschlossen werden. 

Internationale Expansion: Derzeit ist Affirm ausschließlich in Nordamerika aktiv. Das Unternehmen plant in den kommenden Quartalen die Expansion nach Europa und zukünftig eventuell auch nach Asien. Den Markteintritt in Europa plant Affirm in Großbritannien. 

B2B: Bis vor kurzem richtete sich das Angebot von Affirm ausschließlich an Privatkunden. Tatsächlich aber schätzt Affirm den Finanzierungsbedarf kleiner und mittlerer Unternehmen auf 1,4 Billionen US-Dollar und damit größer als den gesamten E-Commerce-Markt (1,0 Billionen US-Dollar) in den USA. Bis zu 700 Milliarden US-Dollar davon sind potenziell erschließbar, rund 300 Milliarden US-Dollar deckt Affirm bereits mit bestehenden Produkten ab.

Dazu gehören Kreditkarten, Kredite mit festen Raten und Laufzeiten sowie Kreditlinien. Aus diesem Grund hat Affirm im November 2023 seine bestehende Kooperation mit Amazon um Amazon Business erweitert. Unternehmen, die bei Amazon Business einkaufen, haben nun auch die Möglichkeit, ihre Einkäufe über Buy-Now-Pay-Later zu bezahlen. 

Wer führt Affirm?

Viel im Unternehmen konzentriert sich auf den Gründer und CEO Max Levchin. Max Levchin war vor Affirm bereits im Gründerteam von Paypal und Yelp. Zusätzlich gründete Max noch zwei weitere Unternehmen und war von 2012 bis 2015 im Vorstand von Yahoo tätig. Im Jahr 2002 wurde Max als einer der Top 100 Innovatoren vom Technology Review TR100 ausgezeichnet. Wenn das kein beeindruckender Lebenslauf ist, was dann? 

Unterstützt wird er hauptsächlich von Michael Linford als CFO, der zuvor bei HP tätig war, und Catherine Abkins als Chief Compliance Officer. Diese Rolle ist aufgrund der verschärften Richtlinien im Bereich des Finanzwesens von besonderer Bedeutung. Von 2011 bis 2019 war Catherine bereits bei Toyota Financial Services als Vice President in ähnlichen Rollen tätig. Seit 2019 ist sie in verschiedenen Rollen im Compliance Bereich bei Affirm. 

Bewertung der Affirm Aktie

Der HGI-Score des aktien.guide gibt folgende Einschätzung: 

Quelle: HGI-Score Affirm Aktie 

Insbesondere das hohe Umsatzwachstum der letzten 12 Monate schlägt sich positiv im Score nieder. Dies hat auch den Score der Rule of 40 entscheidend nach oben getrieben. 

Wie bei allen Fintechs ist der HGI-Score jedoch mit Vorsicht zu genießen. So ist beispielsweise die Bruttomarge bei FinTechs nur schwer zu ermitteln. Der Verschuldungsgrad wird durch die vergebenen Kredite beeinflusst, die auf der Aktivseite als Forderungen ausgewiesen werden. Sie gehen daher nur auf der Passivseite in die Bewertung ein. Auch die Bruttomarge wird bei FinTechs unterschiedlich berechnet. Affirm selbst verwendet beispielsweise die Metrik „Revenue less transaction costs“, also Umsatz abzüglich Transaktionskosten, und kommt hier sogar auf einen Wert von 91 Prozent. 

Wenden wir uns also der Bewertung zu: Ein EV/Sales von knapp über 7 erscheint im Rahmen, wenn man sich andere FinTechs mit ähnlichen Geschäftsmodellen anschaut. 

(Quelle: aktien.guide)

Affirm ist im Vergleich zu Upstart und der Nubank nicht nennenswert höher bewertet, hat jedoch weniger Länder- bzw. Währungsrisiken als die brasilianische Nubank. Auch Upstart ist in der Vergangenheit bereits negativ aufgefallen, als seine Algorithmen zwischenzeitlich nicht für ein höheres Zinsniveau geeignet schienen. 

Fazit zur Affirm Aktie 

Eine abschließende Bewertung der Affirm-Aktie ist äußerst schwierig. Affirm weist derzeit hohe Wachstumsraten auf und profitiert enorm vom Buy-Now-Pay-Later-Trend. Mit einem Marktanteil von einem Drittel scheint das Unternehmen auch unangefochtener Marktführer zu sein. Zudem nutzen selbst Unternehmen wie Apple, Amazon oder Google die Dienste von Affirm. 

Dagegen sprechen vor allem zwei Faktoren: 

Buy-Now-Pay-Later ist ein relativ neues Phänomen und Affirm hat bisher nur in wirtschaftlich guten Zeiten bewiesen, dass es funktioniert. Derzeit läuft die Wirtschaft und die amerikanischen Haushalte verschulden sich munter weiter, analog zur steigenden Staatsverschuldung. Allein die Gesamtverschuldung der Konsumenten beträgt mittlerweile 16,9 Billionen US-Dollar. Gleichzeitig steigen die Zahlungsausfälle. Es bleibt abzuwarten, wie sich Buy-Now-Pay-Later entwickeln wird, wenn sich diese Zahlen weiter verschlechtern. 

Derzeit scheint Affirm gegenüber seinen Konkurrenten die Nase vorn zu haben, bewegt sich aber in einem hart umkämpften Markt. Neben den oben genannten Konkurrenten nennt das Unternehmen selbst u.a. alle amerikanischen Großbanken, Visa und Mastercard als Wettbewerber. Gerade wenn der Markt finanziell noch lukrativer wird, wird es schwierig, dauerhaft an der Spitze zu bleiben. 

Ein weiterer Punkt, der gegen die Affirm-Aktie spricht, ist die aktuelle Verwässerung. Auf Sicht der letzten 3 Jahre ist die Anzahl der Aktien um mehr als 15 Prozent gestiegen. Auf Sicht von einem Jahr sind es immer noch knapp 10 Prozent. 

 

(Quelle: aktien.guide)

Viel wird davon abhängen, ob es gelingt, den Wettbewerbsvorteil dauerhaft zu verteidigen und ob Buy-Now-Pay-Later ein Wachstumsmarkt bleibt. Eine Einschätzung, die derzeit vielen schwer fällt, wie auch die Einschätzungen der Analysten zeigen.

 

(Quelle: aktien.guide)

Die Mehrheit rät zum Halten, das Kursziel liegt in etwa auf dem aktuellen Kursniveau. Bemerkenswert ist jedoch die Streuung der Kursziele. Während das niedrigste Kursziel bei etwa der Hälfte des aktuellen Kurses liegt, suggeriert das höchste Kursziel ein Aufwärtspotenzial von 60 Prozent. 

Ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis könnte sich bei einem weiteren Kursrückgang ergeben. Risikoaverse Anleger können sich bei einem EV/Sales von <5 einen Alarm setzen.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Affirm besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.